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Elektroauto  | 09.02.2015  „Wucher“-Tarife beim Strom-Tanken

RWE und EnBW kündigen Verbesserungen an

Die Stromkosten für Elektrofahrzeuge übersteigen zum Teil die Kosten für Hausstrom um mehr als das Drei- bis Vierfache. Das ist das Ergebnis unseres Tests der Strom-Tarife für Elektroautos. 

E-Auto wird

„Wucher“-Tarife beim Strom-Tanken

Die Stromkosten für Elektrofahrzeuge übersteigen zum Teil die Kosten für Hausstrom um mehr als das Drei- bis Vierfache. Das ist das Ergebnis unseres Tests der Strom-Tarife für E-Autos.

(09.02.2015)

von Christian von Rechenberg

An rund 4800 Ladestationen können Fahrer von Elektrofahrzeugen in Deutschland tanken. Die Tarife sind nicht einheitlich. Zum Teil wird Strom noch kostenlos angeboten, zum Teil wird nach Kilowattstunde abgerechnet, zum Teil nach Zeit. Doch die Zeit-Tarife sind teilweise zu teuer, das hat das ZDF Verbrauchermagazin WISO herausgefunden.

WISO hat die Zeittarife von RWE, EnBW und E.On mit den Kosten von Hausstrom und Diesel verglichen. Resultat: Manche Tarife übersteigen Hausstrom und Diesel um mehr als das Drei- bis Vierfache. Der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR Institut der Universität Duisburg-Essen nennt die Tarife zum Teil Wucher: „Das ist das Gegenteil von Werbung, man schreckt Kunden ab, man gibt ihnen das Signal, dass man unter Umständen reingelegt wird, wenn man nicht permanent nachrechnet“. Das zerstöre die Ansätze der E-Mobilität.

Laden mit Wechselstrom

Es geht um Laden mit Wechselstrom am sogenannten Typ II Stecker, dem Standard-Stecker für Elektrofahrzeuge. Die meisten Ladesäulen, so der Fortschrittsbericht der Nationalen Plattform Elektromobilität, bieten Wechselstrom an und zwar mit 22 Kilowatt Ladeleistung. Damit kann, so Bernhard Tschenscher vom ADAC Technikzentrum Landsberg (Lech), ein Elektrofahrzeug am Typ II Stecker theoretisch in einer Stunde geladen sein.

Doch Fahrzeuge mit dieser Ladeleistung sind in Deutschland selten. Nur der Renault ZOE, der Smart ED (gegen Aufpreis) und der Tesla sind Schnell-Lader an der Wechselstrom-Tanksäule. Die „meisten Elektrofahrzeuge stehen deutlich länger beim Laden, denn die können nur einphasig laden und es sind mehrere Stunden, die dafür notwendig sind“, sagt Tschenscher.

So steht laut BMW das Basismodell des vollelektrischen i3 in der Regel sechs Stunden an der Ladesäule, um von null auf einhundert Prozent zu laden. Ähnlich verhält es sich mit den Stromfahrzeugen von VW oder Nissan.

Strom aus Prepaidtarif

Wenn diese Fahrzeuge bei EnBW laden, wird es teuer: Fünf Euro die Stunde kostet der Strom mit der Prepaidkarte, mit der Kundenkarte nur zwei Euro, dafür kommen 9,90 Euro Grundgebühr im Monat hinzu. Umgerechnet auf 100 Kilometer kostet der Strom den i3-Fahrer im Prepaidtarif 17,43 Euro. Gegenüber durchschnittlichem Hausstrom mehr als das Viereinhalbfache. Und auch ein vergleichbarer Verbrenner wäre viel günstiger. Der BMW Mini SD Diesel kostet auf einhundert Kilometer laut ADAC und BMW 4,51 Euro. Das wäre fast viermal günstiger als mit Strom aus dem Prepaidtarif.

RWE rechnet an seinen 1500 Ladesäulen in der Regel nach Verbrauch ab. Allerdings mit Vertrag. Für alle anderen Kunden bietet RWE zwei Zeittarife an, die entweder mit 4,95 oder 3,95 Euro die Stunde zu Buche schlagen. Gegenüber durchschnittlichem Hausstrom ist bereits der günstigere Zeittarif (SMS) auf 100 Kilometer gerechnet für einen i3-Fahrer dreieinhalb Mal teurer, gegenüber einem vergleichbaren Diesel zahlt er das Dreifache.

E.On bietet an den meisten seiner Ladestationen Strom noch gratis an. Als Projektpartner des Schaufensters Elektromobilität aber, rechnet E.On an den acht Schnell-Ladesäulen entlang der A9 nach Zeit ab. Wechselstrom kostet hier vier Euro die Stunde. Auf WISO-Anfrage erklärt E.On, man gehe davon aus, dass Kunden mit langsam ladenden Fahrzeugen diese Säulen nicht nutzen.

Zeitnahe Verbesserungen

EnBW und RWE bestätigen WISO, dass man die Kunden über maximale und tatsächliche Ladeleistung besser informieren und auf hohe Kosten aufmerksam machen müsse. Beide Konzerne kündigen zeitnah Verbesserungen an. RWE hat auf der Homepage bereits entsprechende Hinweise platziert.

Aus dem Bundeswirtschaftsministerium heißt es, der Markt für Elektrofahrzeuge laufe in diesem Jahr erst richtig hoch. Ein wichtiges Anliegen seien dabei auch verbraucherfreundliche Abrechnungsmöglichkeiten. Es gäbe derzeit „verschiedene Modelle verschiedener Anbieter im Markt, die sich derzeit noch in der Entwicklung befinden“. Klar sei, dass es eine „nachvollziehbare Preisfestsetzung geben muss, da andernfalls auch die Akzeptanz der Elektromobilität gefährdet werden könnte.“

 

09.02.2015

ZDFmediathek: WISO

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