Erdbeben in Haltern Wenn die Erde wackelt...

In Haltern und Dorsten hat am Wochenende die Erde ungewöhnlich stark gebebt. Die Ruhrkohle AG erklärte, die Erdstöße seien auf den Bergbau zurückzuführen. Es war das zweitstärkste Beben, das in diesem Jahr in Deutschland gemessen worden ist.


Es war im ganzen nördlichen Ruhrgebiet zu spüren: Um 12.35 Uhr am Samstag bebte die Erde, die Hauswände vibrierten, und in einigen Gebäuden bildeten sich Risse - wieder einmal. Speziell in Haltern-Lippramsdorf bebt sogar fast täglich die Erde, wenn aufgegebene Bergbaustollen einstürzen und Gestein nachrutscht. Doch selten mit dieser Heftigkeit. Kein Wunder, denn unter dem Ort, so die Auskunft der Bundesanstalt für Geowissenschaften, lag wohl wieder einmal das Epizentrum des Erdstoßes - mit einer Stärke von 3,5 auf der Richterskala.

Wackelnde Möbel


Alexandra Schulze aus Haltern hat das Beben am Samstag als heftig erlebt: "Die Möbel und die Lampen wackelten - und die Risse im Haus haben sich vergrößert." Sie wird den Schaden jetzt der Ruhrkohle AG melden.

Kohleabbau geht weiter

Die Ruhrkohle AG baut noch bis Ende des kommenden Jahres unter Haltern Kohle ab, in Tiefen von mehr als 1.000 Metern. Bis Ende 2014 sollen 1,08 Millionen Tonne Kohle aus diesem Betrieb gefördert werden. Das aktuelle Beben, so die RAG, sei durch den Abbau im Bergwerk Auguste Victoria ausgelöst worden. Der Flöz Zollverein liegt in etwa 1300 Metern Tiefe. Der Abbau in gleich mehreren Flözen verursacht Einbrüche im darüber liegenden Gebirge. Die sind dann oft als starke Erdstöße spürbar. Folge: Die Erdoberfläche senkt sich, Gebäude werden dadurch beschädigt.

Diesmal nur geringe Schäden?


Bei der Ruhrkohle AG gingen an den vergangenen Tagen zahlreiche Anrufe ein. Dort meldeten bis heute (17.11.2014) Mittag zehn Hauseigentümer neue Schäden, zum Beispiel Risse. Hauptsächlich hat es sich aber nach Unternehmens- angaben bei den meisten Telefonaten um Anfragen gehandelt, ob das Beben durch den Bergbau ausgelöst worden sei. Lippramsdorf ist diesbezüglich besonders betroffen: Hier ist die Erde durch den jahrzehntelangen Kohleabbau schon um mehr als 10 Meter abgesackt. Fast alle Häuser in dem Ort haben Bergschäden, über dreißig wurden in der Vergangenheit bereits abgerissen.

Bergwerk entschuldigt sich für Belästigungen


Ende des vergangenen Jahres hatte es am selben Ort ebenfalls Erderschütterungen gegeben. Derzeit laufen die detaillierten Auswertungen der seismischen Überwachungsstationen. Das Bergwerk bittet die Anwohner in einer offiziellen Mitteilung "um Verständnis für die aufgetretenen Belästigungen". Die Markscheiderei des Bergwerks steht für Rückfragen und weitergehende Informationen unter Tel. 02365/403601 zur Verfügung. Das Service-Center Bergschäden der RAG Deutsche Steinkohle ist unter der kostenlosen Hotline 0800/2727271 erreichbar.

Verband Bergbaugeschädigter Haus- und Grundeigentümer hilft

Mehr als 430 Mal haben Bürger im Münsterland zuletzt Hilfe gesucht, um Bergschäden an ihren Häusern regulieren zu lassen. Damit stieg diese Zahl leicht an, so der Verband Bergbaugeschädigter Haus- und Grundeigentümer. Als Verursacher haftet die Ruhrkohle AG für die Schäden. Die meisten Schäden meldeten im vergangenen Jahr Bürger aus Dorsten, gefolgt von Mettingen, Haltern am See und Ibbenbüren. Der Interessen-Verband schickt zunächst Ingenieure, die abklären, ob es sich tatsächlich um Schäden durch den Bergbau handelt. Wenn ja, dann helfen seine Anwälte den Bürgern, auch den strittigen Schadenersatz von der Ruhrkohle AG zu bekommen.



Stand: 17.11.2014, 14.15 Uhr