Ferien für die Meere

 Geschrieben von Roman Kellner

Ferien für die Meere

Von Roman Kellner
Roman.Kellner at greenpeace.at

„Alles schlingert, schaukelt, rollt. Was nicht gesichert ist, gerät in Bewegung: Wasserflaschen, Kameraobjektive, Zahnpastatuben.“ Thilo Maack, 36, Meereskampagner von Greenpeace Deutschland, hat Probleme beim Tippen seines Online-Tagebuchs. Er befindet sich in der Zentralen Nordsee, genauer auf der „Esperanza“. Sie ist zwar das größte Schiff der Greenpeace-Flotte, aber bei Windstärke sieben wird selbst ein Ozeandampfer zum Spielball der Wellen.

Die Nordsee: Das weckt in den meisten Menschen Assoziationen an endlose Sandstrände, schreiende Möwen, Strandkörbe, die dem Wind trotzen, und rot-weiß gestreifte Leuchttürme. Doch da gibt es noch ein anderes Bild, weniger romantisch, aber nicht mehr zu übersehen: Das zeigt die Nordsee als Industriegebiet, als Region mit drängenden ökologischen Problemen.

Die außer Kontrolle geratene Fischereiindustrie droht das Meer im Norden Europas völlig auszuräumen. Der rasch zunehmende Schiffsverkehr und die wachsende Zahl an Ölbohrinseln überfordern die selbstreinigende Kraft des Meeres. Seismische Messungen zerfetzen Schweinswalen und Seehunden das Trommelfell. Der kleinen Schwester im Osten, der Ostsee, geht es nicht besser. Im Gegenteil: Als Binnenmeer mit geringem Wasseraustausch ist sie den zivilisatorischen Attacken noch hilfloser ausgeliefert. In das idyllische Bild ist Sand geraten – Sand mit kleinen Ölklümpchen.

Greenpeace - Fisch an der Angel
Fisch an der Angel

Die Lösung liegt auf der Hand. Die ökologisch wichtigsten Gebiete müssen zu Schutzzonen umgewidmet werden – und zwar rasch. Siebzehn solche Gebiete hat Greenpeace gemeinsam mit Meeresexperten ausgemacht, sie umfassen 40 Prozent der Meeresoberfläche. Derzeit stehen gerade einmal zwei Prozent der Nordsee und nur ein Prozent der Ostsee unter Schutz.

Von Juli bis Oktober kreuzten nun die beiden Greenpeace-Schiffe „Esperanza“ und „Beluga“ durch die beiden Meere, um für diese Schutzgebiete zu werben. Politiker, Fischer, Touristen – so zahlreich die betroffenen Gruppen sind, so vielfältig sind auch die Aktionen im Laufe des Sommers.

So legt die „Beluga“ in verschiedenen Hafenstädten an und präsentiert Interessierten in ihrem Inneren eine Ausstellung über den Zustand der Nordsee. Viele Tausend Menschen kommen und unterschreiben für die Schutzzonen.

Greenpeace - die Esperanza
Die „Esperanza“

Währenddessen dokumentieren Taucher der „Esperanza“ den Zustand des Meeresgrundes und entnehmen Proben. Aktivisten setzen riesige Bojen aus, um eines der geforderten Schutzgebiete, die Doggerbank, zu markieren. Andere Bojen verhindern das Absenken von Grundschleppnetzen. Die Fischer finden das natürlich nicht komisch: Immer wieder werden Greenpeacer mit Steinen, Kartoffeln und sogar Leuchtraketen beschossen.

Angriffe auf ein Greenpeace Boot
Mit Leuchtraketen feuern wütende Fischer in der Nordsee auf
Greenpeace-Aktivisten, die gegen deren Schleppnetze vorgehen.


Freilich, das Verhalten der Fischer ist mehr als kurzsichtig. Gehen die Fänge in Nord- und Ostsee so weiter, sind sie in wenigen Jahren ihre Jobs los. Typisch die Reaktion eines Skippers im Gespräch mit Greenpeace: Er bestätigt, wie schlecht die Fischerei sei und dass sich der Fischfang kaum noch lohnen würde. Auch Schutzgebiete und andere Fischereimethoden seien sicher nötig. Allerdings gelte das nicht für hier, nicht für sein Fanggebiet und nicht für seine Netze. Thilo Maack: „Manche Menschen sind unbelehrbar.“

Greenpeace - Aufnahme eines Fishtrawlers
Fischtrawler

Immer wieder lassen Fischer die Greenpeace-Leute aber auch an Bord, damit sie einen Blick in die Netze werfen können: „Es ist eine unglaublich traurige Geschichte“, erzählt der Aktivist Thomas, „wenn Leben zu Abfall degradiert wird. Besonders grausam ist der Beifang bei der Grundschleppnetzfischerei. Rund 80 Prozent des gesamten Fangs gehen wieder über Bord – tot oder tödlich verletzt. Jeder sollte sich bewusst sein, dass für jeden Fisch, den er isst, acht weitere maritime Lebewesen getötet wurden.“

Greenpeace - Fish im Netz
Fisch im Netz

Aber dafür ist Greenpeace ja unterwegs. Manche der Aktivisten sind ohnedies längst auf dem Wasser daheim. Chris Petts, 37, britischer Koch und Aktivist, auf die Frage, wie sich das Leben auf See von jenem an Land unterscheidet: „Alles ist permanent in Bewegung. Du lernst, Türen mit dem Rollen des Schiffes aufzumachen, Stiegen mit dem Fallen des Schiffes zu steigen und dass du keine Tasse mehr als zu zwei Drittel füllst.“

Im einen Fall wird wenig hineingegossen, im anderen zu viel entnommen: Mit 2,5 Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchten wird jedes Jahr viel mehr aus der Nordsee gefischt, als sie verkraften kann. Dabei ist sie eines der produktivsten Meeresgebiete überhaupt, mit sehr hoher Artenvielfalt und hohem Fischreichtum. Doch mittlerweile sind Kabeljau, Wittling, Scholle und Seezunge akut gefährdet. Noch in den späten 50ern waren Thunfische von drei Metern keine Seltenheit. Das gibt es heute nicht mehr. In der Ostsee wiederum sind Dorsch und Scholle extrem überfischt.


EIN Überlebender

Auch die Zahl der Schweinswale sinkt rapide. Den nur 1,5 bis zwei Meter langen Tieren wird ihr Habitat zunehmend zu eng. Nördlich der holländischen Insel Texel beobachtet Greenpeace seismische Untersuchungen. Dabei zieht ein Schiff von 100 Metern Länge mehrere rund sieben Kilometer lange Kabel hinter sich her. Daran sind Luftpistolen befestigt, die explosionsartige Geräusche von 200dB erzeugen, und Hydrophone, die die Reflexion aufzeichnen. Was dem Menschen Aufschluss über die geologische Struktur und damit Öl- und Gasvorkommen gibt, schlägt Seehunde und Wale in die Flucht oder zerstört ihre Gehörorgane.

Greenpeace - Aufnahme Delphine
Bald ein Bild der Vergangenheit?

Wie so oft ist auch hier Öl der Grund allen Übels. Die Nordsee ist das weltweit größte Fördergebiet der Offshore-Industrie. Sie muss fast 500 Ölplattformen verkraften, vergangenes Jahr kamen 32 neue Förderstätten dazu, heuer werden es noch mehr sein. Crewmitglied Andrea steht abends am Schiff und schüttelt ob des Ausmaßes nur den Kopf: „Es ist schon absurd, mitten in der Nordsee zu sein, nachts die Lichter der Plattform zu sehen und das Gefühl zu haben, auf eine Industriestadt an Land zu gucken.“ Kleine Ölteppiche rund um Ölplattformen sind nichts Ungewöhnliches. Jährlich gelangen mehr als 9.000 Tonnen Öl und 100.000 Tonnen Chemikalien in die Nordsee. Dazu kommen Tausende Kilometer Pipelines und Hunderttausende Schiffe pro Jahr.

Greenpeace - Aufnahme Plattfisch
Plattfisch

Nord- und Ostsee sollen wieder atmen dürfen. Am sinnvollsten wäre das mit Schutzgebieten herbeizuführen. Die zerstörerische Grundschleppnetzfischerei, neue Anlagen zur Öl- und Gasförderung, der Sand- und Kiesabbau, militärische Übungen, Aquakultur, künstliche Riffe, die Verklappung giftiger Substanzen – all das wäre dort verboten. Nutzbar könnten die Gebiete dennoch sein: Tourismus, Windparks, nicht-industrielle Fischerei und auch eingeschränkte Schifffahrt sind – sofern ökologisch verträglich durchgeführt – kein Problem.

Noch gibt es sie, die schönen Seiten der Nordsee und der Ostsee. Die Aktivisten von „Esperanza“ und „Beluga“ lernten sie im Laufe der Tour auch kennen, etwa die von der aufgehenden Sonne beleuchteten Hügel der Shetlandinseln oder die raue Lieblichkeit von Helgoland. Damit sie bleiben, darf die Forderung nach Schutzgebieten nicht verhallen und der Widerstand gegen die Zerstörung nicht abreißen.

Greenpeace - Aufnahme eines Tölpel
Papageientaucher

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© Bilder und Text by Greenpeace
Herzlichen Dank an Mag. Roman Kellner von Greenpeace Österreich , diese hier verwenden zu dürfen!


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