Cannabis ist eine Gattung der Hanfgewächse
(Cannabaceae) mit psychoaktiven Wirkstoffen, die in Form von Haschisch (Dope,
Shit) oder Marihuana (Gras) als Rauschmittel konsumiert werden. Cannabis
bzw. Cannabisprodukte gehören nach dem deutschen Betäubungsmittelgesetz
zu den illegalen Suchtmitteln, deren Besitz und Anbau ebenso wie der Handel
damit verboten sind und strafrechtlich verfolgt werden.
Ein kurzer Blick in Geschichte und Herkunft
Cannabis besitzt eine Jahrtausende alte Tradition als Nutz- und Heilpflanze
und gehört zu den ältesten bekannten Rauschmitteln. Aus China ist bekannt,
dass dort bereits im frühen 3. Jahrtausend v. Chr. Hanf angebaut und für
die Herstellung von Kleidern und Seilen und - etwa seit 2.000 v.Chr. -
auch als Heilmittel verwendet wurde. Über Indien soll die Pflanze in den
Mittleren und Nahen Osten gelangt sein und sich schließlich über Europa
bis nach Nord- und Südamerika ausgebreitet haben. Die bedeutendsten Anbaugebiete
für die Haschischproduktion liegen heute im Nahen und Mittleren Osten
(Türkei, Libanon, Afghanistan, Pakistan) sowie in Thailand und Nepal,
während Marihuana überwiegend aus lateinamerikanischen und karibischen
Ländern, zum Teil auch aus Ghana stammt. Als Rauschmittel etablierte sich
Cannabis zunächst in Indien, wo die Pflanze aufgrund ihrer psychoaktiven
Wirkung in bestimmte kultische Handlungen einbezogen wurde. Als Heilmittel
wurde Cannabis gegen Lepra, Durchfall und Fieber sowie als Beruhigungs-
und Betäubungsmittel eingesetzt. Allerdings trat mit der weiteren Verbreitung
der Pflanze ihre Funktion als Rauschmittel immer mehr in den Vordergrund.
Die Verbreitung des Islams und das damit verbundene Alkoholverbot festigte
vor allem in den islamischen Ländern ihre Bedeutung als Rauschdroge, die
sie dort bis heute innehat. In Europa, wo Hanf lange Zeit als Kulturpflanze
eine wichtige Rolle zur Fasergewinnung spielte, wurde die Rauschwirkung
bestimmter Sorten im 19. Jahrhundert bekannt. Der Konsum breitete sich
hier jedoch vor allem in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts aus. So
wurde Haschisch in Deutschland das nach Alkohol und Nikotin am weitesten
verbreitete Rauschmittel.
Die Substanz ...
Hauptwirkstoff der Cannabispflanze ist das Tetrahydrocannabinol (THC),
dessen Gehalt jedoch je nach Pflanzensorte stark schwankt, so dass sich
nicht jede Cannabissorte für die Rauschmittelproduktion eignet. Der Wirkstoffgehalt
der in Deutschland gezogenen Nutzpflanzen beträgt beispielsweise nur etwa
1,5% THC, während orientalische Sorten durchschnittlich etwa 5% THC enthalten.
Speziell unter Gewächshausbedingungen herangezogene Sorten (Sinsemilla)
können bis zu 20% Wirkstoff enthalten. In den europäischen Ländern wird
Cannabis vorwiegend in Form von Haschisch oder Marihuana konsumiert, zuweilen
auch als Haschischöl. Für die Rauschmittelproduktion werden vor allem
die weiblichen Pflanzen verwendet, da sie einen höheren THC-Gehalt haben.
- Haschisch besteht im Wesentlichen aus dem Harz der Blütenstände der
weiblichen Hanfpflanze. Die dunkle, meist braunschwarze und zu Platten
oder Klumpen gepresste Substanz ist von fester, teils eher harziger, teils
eher bröckeliger Konsistenz. Häufig wird Haschisch mit anderen Substanzen
gestreckt, so dass sein Wirkstoffgehalt zwischen 5 und 12% schwanken kann.
- Bei Marihuana handelt es sich überwiegend um getrocknete und zerkleinerte
Pflanzenteile der weiblichen Cannabispflanze, vor allem der Stängel, Spitzen,
Blätter und Blüten. Es ist meist von grünlicher, teeähnlicher Beschaffenheit
und erweckt beim ersten Hinsehen den Eindruck eines groben Gewürzes, allerdings
mit einem ganz spezifischen Geruch. Der THC-Gehalt von Marihuana schwankt
zwischen 1-7%; niederländische Treibhauszüchtungen (Skunk) können jedoch
einen Wirkstoffgehalt von bis zu 15% erreichen. - Bei Haschischöl handelt
es sich um einen stark konzentrierten Auszug von Haschisch oder Marihuana,
der mit Hilfe organischer Lösungsmittel gewonnen wird. Aufgrund des Herstellungsverfahrens
besitzt Haschischöl eine hohe THC-Konzentration, die zwischen 12 und 60%
liegen kann.
... und ihre Konsumformen
Haschisch und Marihuana werden hierzulande meist geraucht, indem die zerkleinerten
Substanzen mit Tabak zu einem (größeren) Joint oder (kleineren) Stick
vermischt werden. Haschisch wird auch aus speziellen, im Handel erhältlichen
Haschischpfeifen geraucht. Beim Rauchen setzt die Wirkung meist unmittelbar
ein und dauert ein bis vier Stunden an - bei einer Dosis von etwa 10 mg
etwa drei bis vier Stunden. Das Wirkungsmaximum wird in der Regel nach
etwa 30 bis 60 Minuten erreicht, wobei das "High"-Gefühl erst allmählich
ausklingt. Gelegentlich wird Haschisch auch Getränken, z.B. Tee, zugegeben,
mit Joghurt gegessen oder in Kekse eingebacken. Hierbei tritt die Wirkung
verzögert und häufig sehr plötzlich ein und hält länger an - je nach Dosis
etwa fünf Stunden. Diese Konsumform gilt als besonders riskant, da die
Dosierung nur sehr schwierig zu beurteilen ist. Das eher selten gebrauchte
Haschischöl wird meist auf eine Zigarette geträufelt oder Speisen oder
Getränken hinzugefügt. Cannabis wird meist in der Gruppe konsumiert, wobei
der passive Konsum von Haschischrauch kaum einen relevanten Wirkstoffgehalt
im Blut erzeugt. Um einen Rauschzustand zu erreichen, müssen dem Körper
3-10 mg THC zugeführt werden. Beim Rauchen werden etwa 20-50% des enthaltenen
THC absorbiert. Cannabis mit einem THC-Gehalt unter 1% wird als unwirksam
bezeichnet.
Die Effekte ...
Der Cannabisrausch tritt meist relativ schnell ein und besteht vor allem
aus psychischen Wirkungen, die erheblich von der jeweiligen Grundstimmung
des Konsumenten beeinflusst werden. Grundsätzlich werden die bereits vorhandenen
Gefühle und Stimmungen - ob positiv oder negativ - durch den Wirkstoff
verstärkt. Weitere wichtige Einflussfaktoren sind die Situation und Umgebung
während des Konsums und die individuelle psychische Stabilität. Wie bei
jeder anderen Rauschdroge auch, hängt die Wirkung zusätzlich sowohl von
der Dosierung wie auch von der Qualität der Substanz ab, d.h. von der
Wirkstoffkonzentration und den streckenden Beimengungen. Auch das Alter
spielt eine Rolle, denn der Wirkstoffgehalt der Substanz nimmt mit längerer
Lagerung ab. Zu den akuten psychischen Wirkung gehört eine deutliche Anhebung
der Stimmungslage. Je nach Gefühlslage des Konsumenten tritt ein Gefühl
der Entspannung, der inneren Ruhe und Ausgeglichenheit ein. Wohlbefinden
und Wohlgestimmtheit gehen häufig einher mit einem verminderten Antrieb
und einer Tendenz zur Passivität. Möglich sind auch ein ausgesprochen
heiteres Gefühl, verbunden mit einer gesteigerten Kommunikationsfähigkeit.
Gelegentlich werden auch akustische und visuelle Sinneswahrnehmungen intensiviert
und das sexuelle Erleben verstärkt. Als eher unerwünschte Nebeneffekte
treten häufig Denkstörungen auf, die sich vor allem in einem bruchstückhaften,
nach assoziativen Gesichtspunkten geordneten, ideenflüchtigen Denken äußern.
Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit können vermindert werden, ebenso
die Leistung des Kurzzeitgedächtnisses. Die Konsumenten sind eher ablenkbar
und setzen in der Wahrnehmung ungewönliche Schwerpunkte. Dabei konzentrieren
sie sich auf Nebenreize. Häufig erleben sie Illusionen und Verkennungen
und verknüpfen auf eigenwillige Weise verschiedene Wahrnehmungsbereiche.
Als atypische Wirkungen gelten niedergedrückte Stimmung, gesteigerter
Antrieb, Unruhe, Angst und Panik. Desorientiertheit und Verwirrtheit sowie
alptraumartige Erlebnisse mit Verfolgungsphantasien bis hin zum Wahn sind
ebenfalls eher selten. An akuten körperlichen Effekten können u.a. ein
erhöhter Blutdruck, eine leichte Steigerung der Herzfrequenz, Augenrötung
und Übelkeit auftreten.
Wirkungsweise
In den letzten Jahren ist im Gehirn des Menschen ein Cannabisrezeptor
entdeckt worden, der in einer ganzen Reihe von Gehirnabschnitten wie auch
im Immunsystem zu finden ist und durch das THC bzw. seine Stoffwechselprodukte
aktiviert wird. THC verschwindet aus der Blutbahn relativ schnell; in
den Fettgeweben und in verschiedenen Organen wie Leber, Lunge, Milz und
Herzmuskel kommt es dagegen zu einer Ablagerung und Anreicherung der Substanz
bzw. ihrer Stoffwechselprodukte. Hierdurch kann der Abbau bis zu 30 Tagen
dauern. Die Ausscheidung erfolgt über den Stuhl und Urin.
... und die Risiken
Akute Risiken liegen - abgesehen von den eher selten auftretenden atypischen
Wirkungen - vor allem in den möglichen Folgen bestimmter Effekte. Während
der Wirkungsdauer sind u.a. das Konzentrations- und Reaktionsvermögen,
die Fähigkeit zur schnellen Informationsverarbeitung und die Fähigkeit
zum abstrakten Denken beeinträchtigt sowie die körperliche und psychische
Leistungsfähigkeit vermindert. Hierdurch kommt es beispielsweise zu einer
starken Einschränkung der Fahrtüchtigkeit, so dass neben Alkohol auch
Haschisch häufig eine ursächliche Rolle für Fehlverhalten im Straßenverkehr
spielt. Darüber hinaus hängen die mit dem Cannabiskonsum verbundenen Risiken
vor allem davon ab, ob es sich um Probier- und Gelegenheitskonsum oder
um dauerhaften und gewohnheitsmäßigen Konsum handelt. Von Bedeutung sind
auch die persönlichen und sozialen Risikofaktoren, welche die Gefahren
des Cannabiskonsums wie Abhängigkeit oder psychische Veränderungen vergrößern.
Solche Risikofaktoren sind beispielsweise ein frühzeitiger Konsumbeginn
(im Alter von unter 16 Jahren), mangelnde soziale Unterstützung in der
Familie und ein Freundeskreis, der sich vorwiegend auf Drogenkonsumenten
beschränkt. Allgemeine soziale Perspektivlosigkeit und eine labile psychische
Gesundheit verstärken ebenfalls eine Gefährdung. Zu den mittel- und langfristigen
Risiken eines hohen und dauerhaften Cannabiskonsums gehören die Möglichkeit
einer psychischen Abhängigkeit (s.u.) und das so genannte amotivationale
Syndrom, das bei chronischen Konsumenten häufig beobachtet wird. Kennzeichnend
hierfür sind vor allem zunehmende Teilnahmslosigkeit sowie ein Verlust
von Aktivität und Euphorie. In eher seltenen Fällen können im Zusammenhang
mit dem Konsum von Cannabis auch Psychosen mit Halluzinationen bzw. Wahnvorstellungen
ausgelöst werden, die im Erscheinungsbild und im Verlauf dem Bild der
Schizophrenie ähnlich sind.
Auf lange Sicht: Folgeschäden
Körperliche Folgen: Körperliche Auswirkungen des Cannabiskonsums sind
relativ selten und meist nicht stark ausgeprägt. Allerdings enthält der
Rauch von Cannabis zahlreiche Schadstoffe, die im Vergleich zum Tabak
um ein Vielfaches giftiger eingeschätzt werden und Lungen- und Bronchialerkrankungen
verursachen können. Hinzu kommt die dem Tabakkonsum eigene stark gesundheitsschädigende
Wirkung. In bestimmten Fällen kann es auch zu Herz-Kreislauf- und Hormonstörungen
kommen. Psychische und soziale Folgen: Als wesentlich schwerwiegender
werden die möglichen seelischen und sozialen Auswirkungen eines regelmäßigen
Cannabiskonsums eingeschätzt, die jedoch - wie bereits unter den Risiken
beschrieben - nicht zuletzt davon abhängen, ob und in welchem Maße persönliche
und soziale Risikofaktoren vorhanden sind. So können sich gerade im Bereich
des Denkens und Urteilens erhebliche Einschränkungen bemerkbar machen.
Zwar hat der Konsument selbst ein Gefühl erhöhter Leistungsfähigkeit,
die jedoch objektiv betrachtet immer mehr abnimmt. An die Stelle geordneten
Denkens und logischer Schlussfolgerungen tritt häufig eine Art Scheintiefsinn,
wovon vor allem Sorgfaltsleistungen betroffen sind. Im Zusammenhang mit
dem genannten Amotivationssyndrom zeigt sich ein zunehmendes allgemeines
Desinteresse, gepaart mit verminderter Belastbarkeit. Der Konsument zieht
sich immer mehr in sich zurück und wird sich selbst und den Aufgaben des
Alltags gegenüber immer gleichgültiger: Er fühlt sich den Anforderungen
der Leistungsgesellschaft allmählich immer weniger verpflichtet, aber
auch immer weniger gewachsen, und schert mehr und mehr aus seinem bisherigen
sozialen Gefüge aus.
Die Frage der Abhängigkeit
Regelmäßiger starker Konsum kann psychische Abhängigkeit erzeugen, die
an einer Reihe von Entzugserscheinungen deutlich wird. So können beispielsweise
Abstinenzsymptome in Gestalt von innerer Leere, Freudlosigkeit, Antriebsmangel,
Konzentrationsstörungen und Unruhe auftreten. Vegetative Symptome wie
Schlafstörungen und Appetitmangel sind ebenfalls möglich. Auch wenn mit
der Entwicklung einer Abhängigkeit gerechnet werden muss, so ist doch
nur ein geringer Teil der Cannabiskonsumenten davon betroffen. Ähnlich
dem Alkoholkonsum kann es auch beim Haschischkonsum über einen längeren
Zeitraum hinweg ein Missbrauchverhalten geben, ohne dass es zur Ausbildung
einer Abhängigkeit kommt. Das Risiko eines Mißbrauchs und einer Abhängigkeitsentwicklung
ist abhängig vom individuellen Konsummuster und den persönlichen und sozialen
Risikofaktoren eines Canabiskonsumenten und- mißbrauchers.
Gefährliche Mischungen
Verschiedene Risiken des Cannabiskonsums entstehen erst dadurch, dass
zusätzlich zum Haschisch oder Marihuana auch noch andere Drogen gleichzeitig
oder im Wechsel genommen werden. So ist das so genannte flash-back-Phänomen,
bei dem es zu rauschähnlichen Wahrnehmungsstörungen kommt, ohne dass man
- auch über längere Zeit hinweg - Drogen konsumiert hat, vermutlich auf
den zusätzlichen Konsum anderer Drogen, insbesondere LSD, zurückzuführen.
Da Alkohol ebenso wie Cannabisprodukte das Denken und die Reaktionsfähigkeit
einschränkt, werden diese Effekte bei einem gleichzeitigen Konsum beider
Substanzen zusätzlich verstärkt.
Quelle: DHS-Faltblattserie "Die Sucht
und ihre Stoffe - Eine Informationsreihe über die gebräuchlichen
Suchtstoffe
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