Der Weg zum Gipfel des Mount Everest

Felix Berg am 09.07.2004 - 13:30 Uhr
Felix Berg ist mit gerade einmal 23 Jahren der jüngste von insgesamt 24 deutschen Bergsteigern, denen es bisher gelang, den Gipfel des höchsten Berges der Welt zu erreichen! Vom 29. März bis 7. Juni diesen Jahres leitete der junge Berliner - der zur Zeit in Freiburg Mathematik und Physik studiert - zusammen mit Daniel Mazur die 'International Everest Expedition 2004'. Die Expedition zum 8850 Meter hohen Gipfel umfasste insgesamt 27 Teilnehmer und eine 35-köpfige Begleitmannschaft mit Klettersherpas, tibetischen Kletterern und einer nepalisch-tibetischen Küchentruppe. Hier berichtet Felix Berg, wie er persönlich zu seinem Gipfelerfolg gelangte.

Ausreichend Zeit für die Akklimatisation
Die ersten 40 Tage der Expedition verbrachte ich mit dem Organisieren der Hochlager. Dabei waren mir unser starker Sherpa und die Begleitmannschaft eine große Hilfe. Dann galt es, Buch zu führen über all die Materialen unseres Teams, bevor ich auch beim Aufbau des zweiten Basislagers auf 6400 Meter Höhe half. Um mich auch richtig zu akklimatisieren, kletterte ich dreimal zum Lager I auf 7050 Meter Höhe und einmal zum Lager II auf 7600 Meter Höhe. Zwischenzeitlich stieg ich zur 'Erholung' dreimal zum Basislager (5100m).

Energie-Tanken in Shigar
Nachdem alle Vorbereitungen erledigt waren, ruhte ich mich mit einigen Expeditionsteilnehmern in Shigar aus. Shigar ist eine Stadt auf 4500 Meter Höhe, rund drei bis vier Stunden Fahrt vom Basislager entfernt, mit einer faszinierenden Vergangenheit. Sie verfügt über ein großteils zerstörtes Kloster, in dem einst 5000 Mönche lebten.

Der erste Gipfelversuch
Am 18. Mai bin ich schließlich mit fünf anderen Teilnehmern zum Lager I gestiegen und am Tag darauf direkt weiter zum Lager II, immer mit dem Plan vor Augen den Gipfel ohne Sauerstoff zu bezwingen. Am 20. Mai gab es dann einen Schlechtwettereinbruch, der einige unserer Teilnehmer zum Umkehren zwang und einen weiteren Aufstieg nicht sinnvoll erscheinen ließ. Wir blieben also drei Nächte auf 7600 Meter im Lager, was sich im Endeffekt als richtige Entscheidung erwies. (Bei dem Höhensturm kamen sieben Bergsteiger aus anderen Teams ums Leben. Anm. d. Red.) Wir kümmerten uns dort um die zurückkommenden Teilnehmer und waren dann wegen der Höhe so ausgelaugt, dass wir nicht mehr genug Kraft hatten für einen Gipfelversuch. Deswegen sind wir am 22. Mai wieder zum Basislager abgstiegen.

Kraft für einen erneuten Aufstieg
Nach drei Tagen Ruhe stieg ich am 26. Mai mit einem Teilnehmer und fünf Kletterern aus unserer Begleitmannschaft wieder auf. Nachmittags ging es 'gemütlich' in dreieinhalb Stunden zum Lager I auf 7050 Meter. Ich hatte geplant ohne Sauerstoff aufzusteigen, nahm aber diesmal zwei Flaschen Sauerstoff als Reserve mit. Am nächsten Tag gingen wir zum Lager II auf 7600 Meter und am Tag darauf direkt weiter zu dem, auf 8300 Meter Höhe gelegenen, Lager III. Weil dort das Wetter zwischen zwölf und zwei Uhr mittags immer schlechter wurde, es sich zuzog und stürmte, planten wir lieber am nächsten Tag ganz früh aufzusteigen.

Dem Gipfel des Mt. Everst ganz nah
Am 28. Mai um 12:15 Uhr nepalesischer Zeit sind der Assistenzleiter Arnold Coster aus Holland, drei unserer lokalen Bergsteiger aus Tibet - Awang Norbu, Purbu Tsering, Tashi Namgal -, zwei unserer Sherpas - Tenjen und Lakpah - und ich vom letzen Lager auf 8300 Meter in Richtung Gipfel aufgebrochen. Die ersten Stunden waren recht windig und kalt - um die minus 40 bis minus 50 Grad. Deshalb beschloss ich - wie alle anderen auch - mit Sauerstoff zu klettern. Die Kletterei durch das 'Gelbe Band' zum Gipfelgrat zog sich hin und wir hatten einiges an Neuschnee. Bis zur 'ersten Stufe', einem 30 Meter Steilabschnitt, spurte ich. Dann ueberholten mich unsere drei tibetischen Kletterer. Die 'zweite Stufe', eine 20 Meter Stufe mit einer sieben Meter Leiter, ereichte ich bald danach. Von dort an kletterte ich mit den Tibetern zusammen. Als wir die 'dritte Stufe' erreichten, ging schließlich die Sonne auf, es wurde wärmer und wir konnten das faszinierende Panorama genießen.

29. Mai 2004: Der Gipfeltag
Kurze Zeit später, nach einem mühsamen Schneefeld, einer kurzen Felspassage und dem Gipfelgrat standen wir schließlich um 5:45 Uhr auf dem Gipfel des Mount Everest. Die Ausicht war wunderbar mit Blick auf Lhotse, Makalu, Cho Oyu und das weite tibetische Plateau! Wir blieben rund 40 Minuten am Gipfel. Dort oben gab es erst einmal etwas zu Trinken und zu Essen etwas, wir funkten dem Basislager, das noch schlief und machten einige Fotos bevor es wieder hieß, Abschied zu nehmen von diesem faszinierenden Panorama.

Vorsicht geboten bis zum Schluss
Im Abstieg mussten wir nochmals aufpassen, da das Gelände an einigen Stellen sehr steil war. Wir trafen schließlich auch auf Arnold und die zwei Sherpas, die den Gipfel etwa gegen sieben Uhr erreichten. Nach einem rund dreistündigen Abstieg kamen Awang und ich wieder am Zelt an. Dort machte ich einige Stunden Rast und packte letztlich meine Sachen. Ich half den Sherpas und Tibetern mit dem Lagerabbau und machte mich dann auf den weiteren Abstieg. Er führtre mich vorbei an den halb abgebauten Lagern (7900m / 7600m), die ähnlich wie eine Geisterstadt wirkten, bis hin zum Nordsattel (7000m). Dort erwartete mich unser Sherpa Jangbu mit heissem 'Tea' und kurz später ging ich zum 'ABC', dem vorgeschobenen Basislager auf 6400 Meter, das ich gegen fünf Uhr erreichte. Bis spät in die Nacht trudelten dann alle Teilnehmer von unserer Gipfelpartie glücklich im 'ABC' ein.
Weiterführende Informationen:
Zur Alpingeschichte des Mount Everest
Everestnews

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