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DWA - Deutsche Weinakademie

VERANSTALTUNGEN

Seminar WINEinMODERATION

6. November 2014, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, BBS Oppenheim


NACHGEFORSCHT

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Alkohol und Krebs - ein heikles Thema

Widersprüchliche Ergebnisse

Ist Alkohol gleich Alkohol?

Alkohol, genauer Ethanol, ist zwar kein Karzinogen im klassischen Sinne, wird aber als Krebs fördernde Substanz eingestuft (5). Vor allem die Kombination von zu viel Alkohol und Tabakkonsum erhöht das Risiko erheblich. Als - insgesamt seltene, aber typische "alkoholabhängige" Krebsarten gelten Erkrankungen der Speiseröhre, des Gaumens, Schlunds und Kehlkopfs.

Eine Assoziation zwischen jahrelangen und überhöhtem Alkoholkonsum und einem erhöhten Krebsrisiko im Bereich dieser Organe, wie auch der Leber, der Brust und des Dickdarms sind vielfach nachgewiesen worden.

Für leichten bis moderaten Konsum ist dies nicht belegt. Einige Studien zeigen sogar ein erniedrigtes Risiko bei diesen Mengen. Wie bei allen Risiken kommt es - ganz nach Paracelsus - auch hier auf die Dosis an.

Wein, Bier, Spirituosen:

Macht die Wirkung im Krebsgeschehen den Unterschied?

Einige exponierte Krebsexperten in Deutschland haben in den letzten Jahren häufiger die Botschaft verbreitet, dass "ein Glas Wein bereits eines zu viel sei". Dabei übersehen sie Entscheidendes: Alkohol ist ganz offensichtlich nicht gleich Alkohol! Beispielsweise wurde in einer Multizenterstudie des amerikanischen National Cancer Institute beobachtet, dass Bier- und Spirituosenkonsum mit einem deutlich erhöhten Risiko für Speiseröhrenkrebs, moderater Weinkonsum hingegen mit einem um 40 Prozent reduzierten Risiko im Vergleich zur Abstinenz assoziiert war (1).

Oder die berühmte Nancy-Studie von Professor Renaud: Bei seinen 34.000 Männern, die als Franzosen natürlich überwiegend dem Weingenuss fröhnten, war die Krebssterblichkeit bei einer täglichen Dosis von 22 bis 32 g Alkohol sogar signifikant gesenkt. Das Krebsrisiko erreichte bei Mengen zwischen 55 und 75 g/Tag das Risiko von Abstinenten, und erst bei höheren Dosen stieg es deutlich an (6).

In Dänemark wird zur Zeit an drei großen Kohorten der Zusammenhang zwischen Alkohol und Krebs eruiert. Jüngst konnte ein Pooling ihrer Daten bestätigen, dass moderater Weinkonsum (12 bis 36 g Alkohol pro Tag) mit einer reduzierten Rate an Mund-, Kehlkopf- und Speiseröhrenkrebs einherging, während bei Bier- und Spirituosenkonsum das Risiko signifikant erhöht war (3). In der neuesten Auswertung wurde weiterhin belegt, dass bei dieser Dosis auch die Sterblichkeit an Krebs insgesamt signifikant zurückging und erst bei höherer Dosis geringfügig anstieg (4).

Diese bedeutende Langzeitstudie an 11.500 Frauen und 13.000 Männern hat auf Grund der günstigen Ergebnisse im Krebsbereich ergeben, dass selbst bei fünf Drinks und mehr am Tag (mehr als 60 g Alkohol pro Tag) die Gesamtsterblichkeit bei Weintrinkern weit niedriger ist als bei Abstinenten und bei Bier- und Spirituosenliebhabern. Dabei kann diese dänische Studie als besonders aussagefähig gelten, da die Dänen alle Alkoholika mit gleicher Vorliebe trinken; somit kann man sicherstellen, dass nicht soziale Unterschiede und ein damit einhergehender gesünderer Lebensstil der Weintrinker für diesen Gesundheitseffekt verantwortlich sind. Außerdem hatte man alle bekannten Störvariablen statistisch mit einbezogen (multivariat adjustiert).

Alkohol ist nicht gleich Alkohol

Und selbst bei Brustkrebs ist Wein nicht mit anderen Alkoholika zu vergleichen. Kürzlich wurden in einer Meta-Analyse alle großen Langzeitstudien an Frauen zusammengefasst, um das Brustkrebsrisiko möglichst genau abzuschätzen (7). Pro zehn Gramm Alkohol steigt demnach das relative Risiko im Mittel um sieben Prozent. Der Effekt ist erst bei Dosen von über 30 g/Tag statistisch signifikant. Bei Differenzierung der verschiedenen Alkoholika zeigte sich, dass das Brustkrebsrisiko für Weinkonsum niedriger ausfällt (fünf Prozent Steigerung pro zehn Gramm Alkohol) und im Gegensatz zu Bier- und Spirituosenkonsum statistisch nicht signifikant ist.

In allen Studien gelangten die Autoren zu dem Schluss, dass gewisse Inhaltsstoffe des Weins für die Reduktion des Krebsrisikos verantwortlich sein könnten.

Quellen:

  1. Gammon MD, Schoenberg JB, Ahsan H, et al. Tobacco, alcohol, and socioeconomic status and adenocarcinomas of the esophagus and gastric cardia. J Natl Cancer Inst 1997;89:1277-84.
  2. German JB, Walzem RL. The health benefits of wine. Annu Rev Nutr 2000;20:561-93.
  3. Gronbaek M, Becker U, Johansen D, Tonnesen H, Jensen G, Sorensen TI. Population based cohort study of the association between alcohol intake and cancer of the upper digestive tract. BMJ 1998;317:844-7.
  4. Gronbaek M, Becker U, Johansen D, et al. Type of Alcohol Consumed and Mortality from All Causes, Coronary Heart Disease, and Cancer. Ann Intern Med 2000;133:411-419.
  5. Longnecker MP, Enger SM. Epidemiologic data on alcoholic beverage consumption and risk of cancer. Clin Chim Acta 1996;246:121-41.
  6. Renaud SC, Gueguen R, Siest G, Salamon R. Wine, beer, and mortality in middle-aged men from eastern France. Arch Intern Med 1999;159:1865-70.
  7. Smith-Warner SA, Spiegelman D, Yaun SS, et al. Alcohol and breast cancer in women: a pooled analysis of cohort studies. JAMA 1998;279:535-40.

Hinweis DWA: Verantwortungsvoller Weinkonsum

Das Thema Wein und Gesundheit bedarf einer durch Sachkenntnis, Ausgewogenheit und Verantwortung geprägter Präsentation. Obwohl zahlreiche wissenschaftliche Daten belegen, dass moderater Weinkonsum positive Effekte auf die Gesundheit hat, weisen wir darauf hin, dass exzessives Trinken aller alkoholischer Getränke sozialen und gesundheitlichen Schaden birgt.