|
|
||||||||
Wegbeschreibung Via Salis Altaussee |
|
Wegverlauf:
Altaussee, Amts- und Kurhaus – Kurpark – Donisbrücke – Reith – Weg Nr. 11a –
Schlosswiese – Waldgraben – Steig zum Moosberg – Moosberg (Abstecher zum
Ahornberg-Stollen) – Sandlingberg-Stollen – Wegkreuzung am Sattel –
Breunerberg-Stollen – Forststraße Richtung Skilift - neu angelegter Steig –
Kriechbaumberg-Stollen – Schaubergwerk – Knappenhaus – Ferdinandberg-Stollen –
Sole-Messstation – Franzberg-Stollen – Wiesenweg – Scheiben – Thörl –
Donisbrücke – Kurpark – Altaussee, Amts- und Kurhaus.
Station 1: Vor dem Kur- und Amtshaus (1)
GLÜCK AUF!
Mit dem traditionellen Bergmannsgruß möchten wir Sie sehr
herzlich auf der Via Salis willkommen heißen. Dieser Rundwanderweg "entführt"
Sie auf eine faszinierende Zeitreise von den Ursprüngen des Salzbergwerks bis in
die Gegenwart des Ausseer Landes. 23 beschilderte Stationen weisen auf uralte
Stollen, die Saumpfade der Römer oder eine seltsame Burgruine hin: Diese leicht
begehbare und gut beschilderte Route ist nicht nur mit Salz, sondern mit so
mancher Überraschung "gewürzt". Nach vier Kilometern und einem gemütlichen
Anstieg von 300 Höhenmetern erreicht sie ihren höchsten Punkt – in der stillen,
unberührten Gebirgslandschaft am Fuß des Sandling-Massivs. Am ebenso langen,
aber stellenweise etwas steileren Abstiegsweg liegt schließlich – als Höhepunkt
der Wanderung - das Schaubergwerk mit dem Heimat-, Literatur- und Salzmuseum.
Dort können Sie sich im Salzbergstüberl erfrischen und stärken. Die Wanderung
auf der Via Salis nimmt – Rastzeiten, Museumsbesuch und Bergwerksführung nicht
eingerechnet - etwa drei Stunden in Anspruch. Zum ungetrübten Erlebnis wird sie
mit festen Wanderschuhen, einem kleinen Rucksack, etwas Proviant und einer
gefüllten Trinkflasche. Warme, regendichte Kleidung ist nicht nur bei
Schlechtwetter notwendig, sondern auch im sieben Grad kühlen Bergwerk.
Station 1: Vor dem Kur- und Amtshaus (2)
VIA SALIS – WANDERN "AUF DEN SPUREN DER BERGKNAPPEN"
Übersichtskarte der Via Salis, mit Positionspfeil
Station 1: Vor dem Kur- und Amtshaus (3)
SALZ IST LEBEN
Ohne Natrium und Chlor funktioniert der menschliche Organismus
nicht. Ohne Salz, der chemischen Verbindung aus den beiden Elementen, würde
unsere Nahrung auch recht fad schmecken und selbst die Konservierung von
Lebensmitteln wäre ohne das würzige Mineral nicht möglich.
Das Vieh der Bauern schätzt Steinsalz-Lecksteine ebenso wie das Wild und ohne
Streusalz wären im Winter viele Straßen unbefahrbar. Darüber hinaus hängen
unglaublich viele Dinge des täglichen Lebens vom Salz ab: die Kunstfasern, die
auf der Chlorchemie basieren, und viele Produkte der Glas-, Waschmittel-,
Leder-, Textil- und Zellstoffindustrie, die Natrium benötigen. Einen Ausschnitt
aus dieser Produktpalette können Sie in der Trinkhalle des Kurhauses
begutachten.
Die österreichischen Salzlagerstätten finden sich in einer 350 Kilometer langen
Zone der Nördlichen Kalkalpen zwischen dem Wienerwald und dem Karwendel. Viele
der historischen Salzgewinnungsstätten – z. B. Hall in Tirol, Hall bei Admont
oder um Mariazell – hat man längst aufgegeben. In Altaussee wird das "weiße
Gold" dagegen seit mindestens 850 Jahren kontinuierlich abgebaut. Wie dies im
Verlauf der Jahrhunderte vor sich ging – das erleben Sie auf den folgenden
Stationen der Via Salis.
Station
2: Im Bereich der Donisbrücke (1)
SALZWASSER AUS DEM SANDLING
Am Fuß des 1717 Meter hohen Sandlings, der das Ausseer Becken im
Nordosten begrenzt, sprudeln seit Urzeiten kleine salzhältige Quellen.
Trifft das in den Berg eingedrungene Regen- und Schmelzwasser auf seiner
unterirdischen Reise auf ein Salzlager, so löst es mehr oder weniger
Natriumchlorid und kommt schließlich meist als "ungesättigte" Quellsole (mit
geringem Salzgehalt) wieder ans Tageslicht. Diese "sauren Wasserl" haben schon
die ersten Siedler zur Speisezubereitung und zur Tränkung des Viehs genutzt. Gab
man erhitzte Steine in die Sole, dann bildeten sich rasch Kristalle, die man
trocknete und für den Winter aufbewahrte. Bei manchen Bauern, die in der Nähe
von Solequellen lebten, war das "Salz brenna" bis in die jüngere Vergangenheit
üblich.
Um mehr Salz versieden zu können, leitete man die natürliche Sole bald in
größere runde Metallpfannen, die man mit viel Holz befeuerte. Die ersten dieser
Anlagen waren hier in der Nähe am Augstbach in Betrieb: Der Flurname "Pfannhauswiesl"
erinnert noch heute an diese Urform der Salzgewinnung.
Station
2: Im Bereich der Donisbrücke (2)
Historische Darstellung Grabenfassung einer Solequelle
Grabenfassung einer Solequelle. Darstellung von Georg Agricola (1494 – 1555) in
seinen zwölf Büchern übers Berg- und Hüttenwesen.
Station 3: Straße zum Salzbergwerk, Abzweigung (1)
AHORN ODER ALTAUSSEE
Am 8. Juni 1147 schenkte der steirische Markgraf Otakar III. dem
Zisterzienserstift Rein bei Graz im Bereich von "Mahorn" (Ahorn) zwei
Salzpfannen. Damit dürfte das Gebiet um den 1126 Meter hohen Dietrichskogel im
Osten des Sandlings umrissen worden sein.
Dort sprudelten mehrere kleine Salzquellen (im Reiner Urbar ist von
"Salzbrunnen" die Rede); wahrscheinlich gab es auch schon einige
Bergwerksstollen. Zu den beiden Pfannen, die am Augstbach standen, gehörten wohl
auch Waldgebiete für die Bereitstellung von Holz sowie ein Grundstück für einen
landwirtschaftlichen Betrieb, der für die Versorgung der Salzarbeiter notwenig
war.
"Apud Mahorn" (bei Ahorn) lagen vermutlich auch die Wohnstätten der Bergleute.
Gemeinsam mit dem älteren, östlich des Augstbaches gelegenen Weiler Posern und
einigen Fischerhäusern am See (Fischerndorf) haben sie sich zur Ortschaft "Awsse
Interior" (Inneres Aussee) entwickelt. Zum "alten" Aussee wurde sie erst im 13.
Jahrhundert, als weiter unten am Zusammenfluss der Traun ein neuer Markt - das
heutige Bad Aussee – zum Mittelpunkt der Region wurde
Station 4: Reith, Abzweigung Weg Nr. 11a (1)
VON DER SOLEGEWINNUNG ZUM BERGBAU
Hinter dem Waldhang des Dietrichkogels, durch den Sie nun
ansteigen, hat der Salinenbaumeister und Heimatforscher Franz Stadler Pingen
(Mulden) von sechs eingestürzten Stollen sowie Halden von "taubem" (nicht
salzhältigem) Gestein gefunden.
Im 12. Jahrhundert nutzten der Landesherr und das Stift Rein also nicht nur die
austretende Quellsole, sondern auch schon leicht erreichbares "Kernsalz" aus dem
Bergesinneren. Die strengen Regeln des Zisterzienserordens ließen die
Beschäftigung von leibeigenen Knechten nicht zu, also arbeiteten Laienbrüder und
bezahlte Taglöhner, die wohl unter der Aufsicht von technisch geschulten Mönchen
standen.
Nach einem halben Jahrhundert war dieses "arme" (wenig ergiebige) Salzvorkommen
erschöpft. In der Folge ließ das Kloster den neuen Ahornberg-Stollen im
Nordwesten des Dietrichskogels aufschlagen und stieß dabei auf das
Hauptsalzlager des Sandlings.
Station 4: Reith, Abzweigung Weg Nr. 11a (2)
Zeichnung mittelalterliches Pfannhaus
Station 5: Im Graben unter dem Dietrichskogel, Abzweigung 1)
WEGE ZUM SALZ
In diesem Bereich betreten Sie eine historische Handels- und
Transportroute, deren Ursprung sich im Dunkel der Vorzeit verliert.
Neuen Funden zufolge marschierten jedenfalls schon die Römer auf der Südseite
des Sandlings ins Ausseer Gebiet. Im Mittelalter gewann vor allem der 1345
erstmals urkundlich erwähnte Salzweg, der über Aussee, den Radlingpass und
Mitterndorf ins Ennstal führte, große Bedeutung. Auf dieser Route hatte man das
"weiße Gold" auf Pferden zum Stift Rein transportiert und in späteren
Jahrhunderten dirigierten fluchende Fuhrleute ihre mit Salzfässern beladenen
Gespanne zu den Lagerhäusern in Schladming oder Bruck an der Mur bzw. zum
Hauptumschlagplatz in der Stadt Rottenmann.
Station 6: Schlosswiese (1)
DIE BURG DES BÖSEN BISCHOFS
Die nahen Mauerreste der Burg Pflindsberg gehen auf einen höchst
schillernden Mann zurück: Philipp von Sponheim (1220 – 1279) war zwar als
Erzbischof von Salzburg auserwählt, weigerte sich jedoch beharrlich, die
geistlichen Würden zu empfangen. Vielmehr ließ er das Ausseer Gebiet im Jahre
1246 mit Waffengewalt besetzen, um die Erträge aus der Saline zu kassieren.
Bevor er sich nach einigen Jahren wieder aus der Steiermark zurückziehen musste,
gründete er noch die Burg Vlinsperch (Pflindsberg)."Vlins" bedeutete im
Mittelhochdeutschen soviel wie "Fels". In dieser beherrschenden Lage war das
Bauwerk nie zur Hofhaltung, sondern als wehrhafte Befestigung zum Schutz der
Salinen und des alten Salzweges bestimmt. Bis 1395 war sie Sitz des Pflegamtes,
das die Salinen beaufsichtigte. Nachdem dieses nach Aussee übersiedelt war,
beherbergte das Gemäuer noch bis ins 16. Jahrhundert die "Gäuverwaltung" und ein
Gefängnis für "Malefizpersonen". Im Jahre 1780 war die Anlage schon verfallen.
Die Seele eines unschuldig Gefangenen, der im Turm gestorben ist, soll heute
noch als schwarzer Reiter über die Schlosswiese geistern.
Station 6: Schlosswiese (2)
Historische Darstellung der
Burg Pflindsberg
Station 7:
Forststraße Richtung Waldgraben, Abzweigung Steig zum Moosberg (1)
DIE RÖMER AM
SANDLING
Seit 1992 sind
Heimatforscher und Wissenschaftler mit elektronischen Hilfsmitteln den Römern auf
der Spur.
Sie folgten der teilweise noch gut sichtbaren römerzeitlichen Wegtrasse, die
sich von der Bad Goiserer Ortschaft Pichlern über den Michelhallbach (die
heutige Landesgrenze am Fuß des Sandlings) bis zur Fischerwiese, auf der sogar
ein mit Holzknüppeln befestigter Abschnitt aus dem zweiten nachchristlichen
Jahrhundert freigelegt wurde. Dabei entdeckte man nicht nur Münzen, Fibeln,
Gürtelschnallen und Werkzeugteile, sondern auch militärische Ausrüstungsteile
sowie mehr als 100 eiserne "Hipposandalen": Die Funddichte dieser Vorläufer der
Hufeisen ist einmalig im Bereich des einstigen Römerreiches!
Auf einem 10.000 Quadratmeter großen Areal am Scheitelpunkt des Römerweges kamen
schließlich Spuren einer Siedlung zu Tage. Wahrscheinlich handelte es sich dabei
um eine römische Saline – dies wäre jedenfalls die erste lokalisierte im
gesamten Alpenraum. Viele der römischen Fundstücke sind im Kammerhofmuseum von
Bad Aussee ausgestellt. Bild Hipposandale oder ähnliches Fundstück.
Station 8:
Forststraße am Waldrand vor dem Moosberg, mit Blick zum Sandling (1)
DIE SCHÖPFWERKE
IM SANDLING
Nachdem die Ergiebigkeit der Stollen im Osten des Dietrichskogels
immer mehr nachließ, beschloss das Stift Rein vermutlich zwischen 1190 und 1200,
einen neuen Stollen im mächtigen Sandling anzuschlagen.
Dieser 1052 Meter hoch gelegene Ahornbergstollen erschloss den höchsten
Abbauhorizont über Altaussee und traf bei Stollenmeter 207 auf die reiche
Hauptlagerstätte mit reinstem Kernsalz. Im Verlauf von vier Jahrhunderten
entstanden hier viele "Schöpfwerke": Man laugte im salzführenden Gestein
Hohlräume aus. Das dabei entstehende, hochprozentige Salzwasser – man spricht
von vollgrädiger Sole - wurde schließlich mit Handwinden - wie aus einem
Ziehbrunnen - abgeschöpft und nach Lupitsch geleitet: Dort bestand seit dem
Beginn des 13. Jahrhunderts eine neue Salzsiedeanlage.
Nach diesem Prinzip des "nassen Abbaus", das hier zum ersten Mal im gesamten
Alpenraum angewendet wurde, funktionieren bis heute weltweit die meisten
Salzbergwerke. Die Schöpfwerke im Ahornberg waren bis ins 17. Jahrhundert in
Betrieb. Danach schlug man noch bis 1830 Steinsalz im Trockenbau aus dem
Gestein; heute ist der Stollen aufgegeben.
Station
8: Forststraße am Waldrand vor dem Moosberg, mit Blick zum Sandling (2)
Foto eines Schöpfwerkes
Station 9: Moosberg (1)
DAS ALTE BERGBAUZENTRUM
Kaum zu glauben, aber auf dem 1011 Meter hoch gelegenen, heute so
einsamen Moosberg herrschte lange Zeit geschäftiges Treiben: Bis ins 19.
Jahrhundert befand sich hier das Zentrum des Altausseer Salzbergbaus.
Nachdem das Stift Rein im Ahornberg das reiche Hauptsalzlager entdeckt hatte,
ließ der Babenbergerherzog Leopold VI. ("der Glorreiche") 41 Meter tiefer den
Moosberg-Stollen anschlagen und begann eine eigene Salzerzeugung. Im Jahre 1211
löste er die Bergbaurechte des Stiftes mit einer jährlichen Geld- und Salzrente
ab und war damit Herr über das gesamte Ausseer Salinenwesen – die erste
Verstaatlichung des Salzwesens. Der Moosberg-Stollen stand als Abbauhorizont bis
zum Ende des 19. Jahrhunderts in Verwendung. Die auf der historischen Aufnahme
(um 1890) noch sichtbaren Gebäude sind längst abgerissen, der alte Stollen dient
aber nach wie vor zur Ausleitung von Grubenwässern.
Das namensgebende Niedermoor, das in einer Mulde auf wasserundurchlässigen
Gesteinsschichten liegt, entstand möglicherweise erst nach der Rodung des
Waldes. Es bildet heute ein stilles Biotop vor der unverwechselbaren Kulisse des
Losers.
Station 9: Moosberg (2)
Historische Aufnahme Moosberg
Station 10: Sandlingberg (1)
WIE DAS SALZ IN DEN SANDLING KAM
Der 1012 Meter hoch gelegene Sandlingberg-Stollen wurde im Jahre
1511 angeschlagen. Angesichts des sich darüber erhebenden gewaltigen Kalkmassivs
– die Ausseer nennen den Sandling schlicht und liebevoll den "Berig" – stellt
sich die Frage, wie so viel Salz eigentlich ins Gebirge hineinkommt. Die Antwort
stützt sich auf mehrere Theorien, reicht aber in jedem Fall unvorstellbare 250
Millionen Jahre bis zum Ende des Erdaltertums zurück.
Damals erstreckte sich über weiten Gebieten von Süd- und Osteuropa ein Ozean, an
dessen Rand sich riesige, nahezu abgeschlossene Flachmeerbecken ausbreiteten.
Über ihre Randschwellen strömten nur geringe Mengen an Meerwasser herein –
weniger als im damals herrschenden Trockenklima verdunstete. Aus diesem Grund
nahm die Konzentration der im Wasser gelösten Minerale bis zur Sättigung zu: Die
Salze kristallisierten aus und sanken zu Boden. Ähnliche Vorgänge finden heute
noch statt – in den Salzseen Amerikas oder Afrikas genauso wie in den zur
Salzgewinnung angelegten Salinenbecken des Mittelmeeres. Der durchschnittliche
Salzgehalt des Meeres liegt übrigens bei 3,5 Prozent.
Schließlich wurden die "Verdunstungsbecken" gänzlich vom Ozean abgeschnitten.
Vom Festland hereingewehter Staub überdeckte die Ablagerungen und schützte sie
auf Dauer vor der Auslaugung. Die Urkräfte der aufeinander prallenden
Kontinente, die vor etwa 100 bis 50 Millionen Jahre zur Hebung und Auffaltung
der Alpen führten, brachten auch das Salz ins heutige Salzkammergut – und zwar
vermischt mit Ton, Anhydrit und Gips. Die Geologen nennen dieses weiche Gemenge,
das einen Salzgehalt von 20 bis 70 Prozent aufweist, das "Haselgebirge". Davon
gibt es übrigens noch genug: Allein der Sandling birgt - nach heutigem
Forschungsstand - etwa 300 Millionen Kubikmeter Rotsalz: Das entspräche einem
Würfel von 650 Metern Seitenlänge.
Station 10: Sandlingberg (2)
Folien
Station 11: Sattel, Straßenkreuzung (1)
GENUG SALZ, ABER NICHT GENUG HOLZ
Neben allen technischen Fragen brachte die Salzgewinnung durch
all die Jahrhunderte ein entscheidendes Problem mit sich: Die Sudpfannen, aber
auch die Zimmerung (Abstützung) der Stollen "verschlangen" immer mehr Holz,
sodass die Waldbestände im Umkreis der Solequellen bald zur Neige gingen.
Im Jahre 1550 verbrauchten die Ausseer Salinen bereits 22.000 Kubikmeter Holz –
eine Menge, die man sich als 22 Kilometer langen Holzstoß von einem Meter Höhe
und einem Meter Breite vorstellen könnte. In den 700 Jahren, in denen sie mit
dem "grünen Gold" befeuert worden sind, müssen insgesamt 122.400 Tonnen Asche
angefallen sein: Da man sie kurzerhand in die Traun schüttete, muss das meiste
davon heute noch im Hallstätter See liegen.
Der Holzbedarf war auch der Grund dafür, dass die Salzpfannen schon im 13.
Jahrhundert ins heutige Bad Aussee übersiedelten: Die dort einmündenden
Wasserläufe erschlossen auch die ausgedehnten Waldgebiete um den Grundl- und
Ödensee. Die drei Quellflüsse der Traun ermöglichten die Trift (das Schwemmen)
der im Herbst und Winter geschlägerten Fichten- und Tannenstämme. Dazu
konstruierte man ausgeklügelte Transportanlagen wie Riesen (Holzrutschen),
Klausen (Stauwerke) und Rechen, an denen das Holz ans Ufer geholt wurde. Ein
Triftkanal aus den Jahren 1495 bis 1549 ist heute noch zwischen Toplitz- und
Kammersee zu sehen.
Station
11: Sattel, Straßenkreuzung (2)
Historische Aufnahme oder Zeichnung Triftanlage
Station 12: Breunerberg-Stollen (neue Aussichtsplattform neben
der Rampe) (1)
ÜBER ALLE BERGE
Vom Bräunerberg-Stollen aus bietet sich ein wunderbarer Rundblick
über die Altausseer Bergwelt. Bitte genießen Sie ihn nur vom eigens errichteten
Aussichtspunkt aus – das Betreten der Grubenrampe ist gefährlich und daher
verboten.
Im Mittelpunkt des Panoramas stehen der unverwechselbare Loser (1837 Meter) und
die rechts davon sichtbare, mehr als 600 Meter hohe Mauer der Trisselwand (1754
Meter). An ihrem Fuß erkennen Sie das dunkel erscheinende Wasser des Altausseer
Sees, den man wegen seiner schreibenden Sommergäste scherzhaft ein "Tintenfass"
nannte.
Links vom Loser breitet sich die Hochfläche des Toten Gebirge bis zum Schönberg
(2093 Meter) aus. Dazwischen erkennt man den Loser-Nachbarn Greimuth (1871
Meter), den rampenartigen Bräuningzinken (1899 Meter), den Grießkogel (2000
Meter) und den spitzen Wildkogel (1992 Meter). Rechts der Trisselwand ragen der
Türkenkogel (1756 Meter), der Rötelstein (1614 Meter) und der 1201 Meter hohe
Tressenstein in die Höhe. Dahinter lugt ein Stück des gezackten Grimming-Massivs
(2351 Meter) herüber und ganz rechts begrenzt der Ausseer Zinken (1854 Meter)
das Bild.
Station 12: Breunerberg-Stollen (neue Aussichtsplattform neben der Rampe) (2)
Station 13: Kriechbaumberg (1)
WASSER IN DEN STOLLEN
Mit dem 1625 angeschlagenen Kriechbaumberg-Stollen, an dessen
Mundloch Sie gerade vorbeiwandern, hat es eine besondere Bewandtnis:
Er dient ausschließlich zur Ableitung des Regen- und Schmelzwassers, das ins
poröse Kalkmassiv des Sandlings einsickert, und verhindert damit Schäden in den
tiefer gelegenen Abbauhorizonten. Der Plan dazu stammte von Kilian Kalss, der
schon 1603 alle Ausseer Stollen vermessen und 1611 eine erste genaue Grubenkarte
angefertigt hat: Als "Planungsgrundlage" diente ihm dabei der zugefrorene
Altausseer See, auf dem er die Längen und Winkel der Stollen im Maßstab 1 : 1 in
den Schnee zeichnete. Zwei Jahre später leitete der findige Bergmeister einen
Stollendurchschlag, nachdem plötzlich Wasser in den Moosberghorizont
eingebrochen war.
Kalss´ neuer Stollen funktionierte – benannt wurde er trotzdem nach Balthasar
von Kriechbaum auf Kriechbaum, Hohenberg und Schradorf, der damals als Verweser
(Verwalter) der Herrschaft Pflindsberg wirkte.
Station 14: Steinberg (1)
DER STEINBERG-STOLLEN
Der 945 Meter hoch gelegene und 1319 angeschlagene
Steinberg-Stollen dient heute noch als Eingang ins Schaubergwerk.
Das Steinberghaus und seine Nebengebäude stammen aus der Zeit zwischen 1839 und
1961. Sie beherbergten damals die zentralen "obertägigen" Einrichtungen des
Bergwerks: Betriebsleitung, Werkstätten und Wohngebäude, denn die Knappen
mussten früher während der ganzen Arbeitswoche am Berg bleiben.
Mit dem Steinberg-Stollen steht auch eine ganz besondere Episode der Ausseer
Bergwerksgeschichte in Verbindung: Ab 1943 ließen die Nationalsozialisten
Kunstwerke aus den Wiener Museen, aber auch viele geraubte Kunstschätze in den
bombensicheren Stollen lagern: Michelangelos Madonna, den Genter Altar,
Meisterwerke von Dürer, Rembrandt oder Breughel – insgesamt 6577 Gemälde, 230
Zeichnungen und Aquarelle, 954 Grafiken, 137 Plastiken, 122 Tapisserien sowie
nahezu 2000 Bücherkisten und Pakete mit kleineren Kunstgegenständen. Kurz vor
dem Ende des Zweiten Weltkrieges sollte dieser Schatz gesprengt werden, um nicht
in die Hände der anrückenden Amerikaner zu fallen – nur der entschlossene
Widerstand der Bergwerksleitung und der Belegschaft hat diese Wahnsinnstat im
letzten Augenblick verhindert.
Station 14: Steinberg (2)
REISE INS BERGESINNERE
Das Salzbergwerk von Altaussee blickt auf eine lange touristische
Tradition zurück: Schon 1797 ließ sich der gelehrte Weltreisende Alexander von
Humboldt durch seine Stollen führen: 1810 besichtigte es Erzherzog Johann zum
ersten Mal und für das Jahr 1814 vermerkt das Gästebuch den Besuch von Kaiser
Franz II. mit Gattin Maria Ludovica.
Die Anfänge des Schaubergwerks fallen vermutlich in die Zeit der Erhebung von
Aussee zum Kurort (1868) bzw. nach der Eröffnung der Bahnlinie durch das
Salzkammergut (1877). Heute erleben Sie die Faszination des unterirdischen
Salzbergbaus im Rahmen von Führungen – in traditioneller Schutzkleidung. Die
erlebnisreiche Wanderung durch das Labyrinth der Stollen führt Sie
zu einem
geheimnisvoll beleuchteten Salzsee mit einer einzigartigen Seebühne und der 1935 errichteten Barbarakapelle
mit ihrem Altar aus Steinsalzblöcken,
zu den Lagerräumen der Kunstgüterbergung während des Zweiten Weltkrieges und
nicht zuletzt über zwei Holzrutschen, auf denen man ebenso rasch wie vergnüglich
von einem Abbauhorizont in den nächsttieferen gelangt.
Vor oder nach der Wanderung ins Bergesinnere sollten Sie unbedingt das liebevoll
eingerichtete Heimat-, Literatur- und Salzmuseum im Steinberghaus besuchen
Station
14: Steinberg (3)
VIA SALIS – WANDERN "AUF DEN SPUREN DER BERGKNAPPEN"
Das Schaubergwerk liegt direkt an der Via Salis. Die Wanderung
auf diesem rund acht Kilometer langen und mit 23 beschilderten Stationen
ausgestatteten Rundweg empfiehlt sich für die ganze Familie. Sie nimmt –
Rastzeiten nicht eingerechnet - etwa drei Stunden in Anspruch. Zum ungetrübten
Erlebnis wird sie mit festen Wanderschuhen, einem kleinen Rucksack, etwas
Proviant und einer gefüllten Trinkflasche. Warme, regendichte Kleidung ist nicht
nur bei Schlechtwetter notwendig, sondern auch im sieben Grad kühlen Bergwerk.
Station
15: Ferdinandberg (1)
VOM SCHÖPF- ZUM ABLASSWERK
Dieser nach Kaiser Ferdinand II. (1578 – 1637) benannte Stollen
wurde im Jahre 1621 angeschlagen.
Er diente ursprünglich zur Ausleitung der Sole aus dem Steinberg-Horizont. Die
alten Schöpfwerke wurden nämlich im 17. Jahrhundert von sogenannten
"Ablasswerken" abgelöst, aus denen die Sole einfach in den nächsttieferen
Stollen und schließlich über die Soleleitung zur Ausseer Saline abfloss. Dieses
Verfahren, das damals zahlreiche Schöpfknechte "wegrationalisierte", wurde
technisch immer weiter verbessert und bis etwa 1980 angewendet.
Zwischen 1894 und 1911 surrte vom Mundloch des Stollens eine Seilbahn ins Tal,
mit der Lecksteine für das Vieh abtransportiert wurden. Um 1940 entwickelte sich
der Ferdinandberg zum Haupt-Abbauhorizont des Ausseer Bergbaus; 1975 verlor er
diese Bedeutung an den 40 Meter tiefer gelegenen Franzberg-Horizont und ist
seither ohne Funktion.
Station 16: Sole-Messstation (1)
DER "SALZSTRÄHN"
Hier in der Sole-Messstation beginnt die 1905/06 angelegte
Soleleitung, die auch "Salzsträhn" genannt wird. Sie führt über die Blaa-Alm und
durch das Rettenbachtal nach Bad Ischl - dort mündet sie in die historische
Soleleitung aus den Jahren 1595 bis 1607, die vom Hallstätter Salzbergwerk zur
heute noch aktiven Saline Ebensee führt.
Der Vorgänger der Ausseer "Sole-Pipeline" stammt aus dem 13. Jahrhundert und
wurde 1616 erneuert: Diese "Saltzrynn" zog fast sieben Kilometer lang in die
entgegengesetzte Richtung und verband das Bergwerk am Sandling mit den
Sudhäusern in Bad Aussee. Diese Leitung bestand – einschließlich der Nebenstränge
- aus 3784 Holzrohren, die jeweils drei Meter lang waren. Ersatz wurde in
etlichen "Röhrenbohrhütten" angefertigt und auf "Röhrenplätzen" entlang der
Strecke gelagert.
Weitaus primitiver waren die ältesten Leitungen, in denen das Salzwasser zu den
Sudpfannen am Augstbach oder in Lupitsch plätscherte: Diese bestanden bloß aus
halbierten Baumstämmen, die mit Holz abgedeckt waren.
Station 16: Sole-Messstation (2)
Im Winter musste die Sole auf ihrer Reise übrigens mehrmals
erhitzt werden, um nicht einzufrieren. Dazu dienten kleine "Sole-Wärmestuben",
in denen unter der Leitung ein Feuer entzündet wurde.
Station 17: Franzberg (1)
BERGBAU HEUTE
Der 877 Meter hoch gelegene, im Jahre 1756 angeschlagene und nach
Kaiser Franz I. (1708 – 1765) benannte Franzberg-Stollen bildet eine der
wichtigsten Lebensadern des heutigen Bergbaubetriebs.
Das Altausseer Bergwerk ist derzeit der größte produzierende Salzbergbau
Österreichs und zählt zu den am weitestgehend automatisierten untertägigen
Rohstoffproduzenten der Welt. Annähernd 50 Prozent der österreichischen
Salzerzeugung hat ihren Ursprung im Salzlager des Sandlings. In gesteuerter
Auslaugung des salzhaltigen "Haselgebirges" gewinnt man konzentrierte Salzsole,
und zwar großteils aus Bohrlochkavernen. Weiters wird Steinsalz in fester Form
abgebaut und als Lecksteine (Viehsalz) vertrieben.
Im heutigen Bergbaubetrieb finden etwa 60 Personen Beschäftigung. Ihre
wichtigsten Aufgaben sind
die Steuerung und Überwachung der Laugprozesse
zur Soleproduktion, die laufende Erkundung neuer Lagerstätten-Teile mit
modernsten Bohranlagen, der Vortrieb neuer Stollen mit Sprengarbeit oder
Vortriebsmaschinen sowie die Instandhaltung von Stollen und Rohrleitungen.
Station 18: Wiesenweg, Abzweigung (1)
LEBENSMITTEL FÜR DIE KNAPPEN
Der Wiesenweg führt – wie sein Name schon sagt – über die freien
"Rodungsinseln" zwischen dem Altausseer See und der 894 Meter hoch gelegenen
Blaa-Alm. Entstanden sind diese Waldlichtungen im Mittelalter, als die
bairischen Siedler entlang des Augstbaches neue Anwesen, Viehweiden und Almen
anlegten.
Für die Versorgung der immer zahlreicheren Bergleute reichten diese Flächen kaum
aus: So waren im Altausseer Bergwerk vermutlich seit dem 13. Jahrhundert stets
mehr als 100 Personen beschäftigt und auch deren Familien mussten mit
Lebensmitteln versorgt werden. So erhielten die Salzarbeiter z. T. Naturallohn
in Form von Schmalz oder Getreide ("Hofkorn"), das im Gegenzug zum Salz aus der
Südsteiermark oder aus Ungarn herantransportiert wurde. Trotzdem gab es immer
wieder Hungerzeiten – etwa im Jahre 1717, als in Aussee die Mangelkrankheit
Skorbut ausbrach.
Die Lebensmittelversorgung organisierte und kontrollierte – so wie alle
Wirtschaftsbereiche rund um die Salzbergwerke - die kaiserliche Hofkammer in
Wien: Ihr verdankt die Region bis heute den Namen "Salz-Kammergut".
Station 19: Scheiben (1)
HEILUNG AUS DER TIEFE
Der etwas unterhalb des Weges gelegene und erst 1918
angeschlagene Scheiben-Stollen führte nicht nur zum gesuchten Salz: Nach 20
Jahren und 1207 Metern Vortrieb stieß man auch auf eine
Natrium-Chlorid-Sulfatquelle.
1961 erhielt diese glaubersalzhaltige Sole offizielle Anerkennung als "Ausseer
Heilquelle". Seither bringt sie Linderung bei Verstopfung, Erkrankungen der
Gallenblase, bei Problemen mit Leber und Magen oder nach
Gallenstein-Operationen. Wer die Trinkkur zuhause machen möchte: Das heilsame
Wasser wird auch in Flaschen abgefüllt.
Die Ausseer Kurtradition geht bis ins 15. Jahrhundert zurück: Schon damals
setzte man die Sole bzw. den Soleschlamm in Badstuben gegen Rheuma,
Kreislaufstörungen oder Frauenkrankheiten ein. Zwischen 1897 und 1984 bot in
Altaussee eine medizinische Badeanstalt ihre Dienste an. 1956 entstand in der
Nähe der Seeklause eine Freiluft-Gradieranlage, in der Salzwasser über
Fichtenreisig tropft – die mit Soletröpfchen und ätherischen Ölen angereicherte
Luft labt die Atmungsorgane. 1989 wurde die Gemeinde zum Luftkurort erhoben und
seit 1996 stehen Kureinrichtungen im Amtshaus zur Verfügung.
Station 20: Thörl, am unteren Rand der Wiese (1)
DIE BERGE UND IHRE BESUCHER
Das fein verzierte Holzhaus auf der Thörl-Wiese, in deren Bereich
einst die Salzpfannen "im Moos" dampften, erinnert an den Beginn des Tourismus,
der sich im 19. Jahrhundert zum zweiten wirtschaftlichen Standbein der Region
entwickelte.
Damals rühmten wortgewaltige Reiseschriftsteller das Salzkammergut als
"Österreichische Schweiz", die ersten betuchten und berühmten Leute reisten zur
"Sommerfrische" an und ließen sich im Umkreis der Seen schließlich auch noble
Villen bauen. Auch der (hier etwas versteckte) Loser, der mit Mautstraße und
Sessellift erschlossene Haus- und Skiberg von Altaussee, steht mit den
touristischen Anfängen in Verbindung: 1882 entstand am Fuß seiner Gipfelfelsen
die erste Schutzhütte im Toten Gebirge. Die bergbegeisterte Kaiserin Elisabeth
erklomm den viel gerühmten Aussichtsgipfel gleich ein paar Mal und in der
ebenfalls von hier sichtbaren Trisselwand tummelten sich nicht nur die
waghalsigen Mannen der Gilde "Grober Kletterschuh", sondern auch Dr. Paul Preuß,
der – stets mit Stehkragen und Seidenkrawatte – schon um 1920 das heutige
Sportklettern vorwegnahm.
Behäbigere Damen und Herren der Gesellschaft ließen sich dagegen einst im
Tragsessel auf die Berge hieven: Immerhin brachte schon so ein Sänften-Ausflug
zur Ruine Pflindsberg den durchschnittlichen Wochenlohn eines Salinenarbeiters
ein.
Station
20: Thörl, am unteren Rand der Wiese (2)
Historisches Foto Sesselträger
Station 21: Knapp vor der Donisbrücke (1)
DAS SALZ DER ZUKUNFT
Salz ist von einem kostbaren, einst für die meisten Menschen kaum
erschwinglichen Gut zum billigen Massenprodukt geworden – aber es wird für immer
mehr Produktionsbereiche benötigt.
Die wechselhafte Geschichte des Altausseer Salzbergwerks spiegelt sich auch in
seinen Besitzverhältnissen wieder: Nach dem Stift Rein und den Babenbergern kam
es immer mehr in den Einflussbereich der Hallinger, der im 14. Jahrhundert zu
Besitz und Macht gekommenen Salinenbesitzer von Aussee. Seit ihrer Enteignung
durch den Habsburger Friedrich III. (1449) stand der Betrieb mehr als 500 Jahre
lang im Besitz des Staates. Heute ist er Teil einer privaten Unternehmensgruppe
um den ehemaligen Vizekanzler Dr. Hannes Androsch.
Die "Salinen Austria" stehen ganz im Zeichen der Produktionssteigerung und einer
damit verbundenen Investitionsphase mit zwei großen Schwerpunkten:
der
Ausweitung des Bergbaubetriebs und die Erweiterung der Saline, um den steigenden
Bedarf an Salz decken zu können, sowie der verstärkten Ausweitung und der
qualitativen Optimierung des touristischen Angebots rund um die Salzbergwerke,
die Dachsteinhöhlen und die Aufstiegshilfen der "Dachstein"-Fremdenverkehrs
AG.