Das Philadelphia Experiment

                         Jacques F. Valle

  
 Beim so genannten "Philadelphia-Experiment" handelt es sich um das
 angeblich paranormale Verschwinden eines Zerstörers der US-Marine
 aus der Werft des Marinestützpunktes von Philadelphia im Spätsommer
 1943, mit darauf folgenden Hinweisen, dass es zu offiziellen Kontakten
 mit außerirdischen Mächten gekommen sei. Behauptungen eines ange-
 blichen Zeugen dieses Vorfalls, der ein von Albert Einstein über-
 wachter, geheimer Test der US-Marine gewesen sein soll, sind mehr-
 mals als Betrug entlarvt worden. Der Verfasser hat jetzt einen Mann
 interviewt, der damals auf einem Schwesterschiff des fraglichen
 Zerstörers diente, in der Nacht des angeblichen Verschwindens an Ort
 und Stelle war und für die Vorgänge des angeblichen Verschwindens
 eine bis ins kleinste Detail gehende Erklärung hat.

 Doch die Besonderheiten dieses Falles haben sich als zählebiger Be-
 standteil der UFO-Literatur erwiesen und werden nun für eine neue
 Generation von Lesern in neuer Fassung aufbereitet. Anhand dieses
 Vorfalls, ein Musterbeispiel erfolgreicher Irreführung, wird der
 folgende Artikel dreizehn Parameter aufzeigen, die ausschlaggebend
 waren für die verblüffende Zählebigkeit während der letzten fünfzig
 Jahre. Der Artikel vergleicht Besonderheiten dieser Machenschaften
 mit anderen fragwürdigen Episoden in UFO-Überlieferungen; ab-
 schließend folgen Vorschläge für geeignete Maßnahmen, um derartige
 Machenschaften zu erkennen, ihnen entgegenzutreten und als solche zu
 entlarven.


                 Die Häufigkeit gezielter Irreführungen

 Auffallend bei der Erforschung paranormaler Phänomene ist der damit
 einhergehende, schädliche Einfluss bewusster Irreführungen. Es geht
 dabei nicht nur um unauthentische Berichte, wie sie in jedem
 Forschungsbereich vorkommen, sondern darum, dass diese Berichte mit
 Übereifer sofort - ohne viele Bemühungen um Verifizierung - zum Gegen-
 stand von Betrachtungen gemacht werden, auch von ausgewiesenen
 Forschern.

 Offene Kritik an derartigem Verhalten bleibt nicht aus, wird jedoch
 meist fehl gedeutet als ein Angriff auf die Integrität oder Intelligenz
 der Befürworter des jeweils diskutierten Falles, die daraufhin natürlich
 defensiv reagieren, mit einer Verhärtung ihrer Position. Wer die vor-
 liegenden "Beweise" weiterhin in Frage stellt, wird dann zumeist als
 Skeptiker abgestempelt und seine Einwände werden nicht selten falsch
 dargestellt. Die Medien tragen dazu bei, dieser Art von Berichten den
 Anschein von Seriosität zu verleihen, so dass aufgebauschte Dar-
 stellungen im Endeffekt zum einzigen "Wissen" über paranormale
 Phänomene wird, das in der Öffentlichkeit diskutiert wird.

 Noch bemerkenswerter ist es, dass gezielte Irreführungen eine Art Eigen-
 leben entfalten. In der Öffentlichkeit schenkt man ihnen auch dann noch
 Glauben, wenn aufgrund überwältigender Daten sämtliche Fachleute über-
 einstimmend zu der Überzeugung gelangen, dass die ursprünglichen
 Argumente jeder Grundlage entbehren. Für die Arbeit der Forscher ist
 dies ein erhebliches Erschwernis, nicht nur, weil die Unzuverlässigkeit
 der Berichterstattung stark auf den Forschungsbereich abfärbt, sondern
 auch, weil viel Aufwand vonnöten ist, Außenseitern den wahren Sach-
 verhalt zu vermitteln und falsche Darstellungen zu korrigieren.

 Aus soziologischer Sicht sind Irreführungen allerdings von be-
 trächtlichem Interesse. Sie ermöglichen tiefe Einblicke in die vorge-
 fassten Meinungen von Anhängern und Skeptikern gleichermaßen. Sie er-
 hellen Beweggründe der Urheber von Machenschaften und die Aufnahme-
 bereitschaft der Zielgruppe. Wenn Irreführungen erfolgreich sein sollen,
 müssen sie glaubwürdig und relevant sein. Diejenigen, die Bestand haben,
 trotz klarer Gegenbeweise und trotz eindeutiger Entlarvung der Urheber
 und ihrer Methoden, weisen besondere Merkmale auf. Mit tief ver-
 wurzelten Bildnissen wird in der Köpfen der Massen und der gebildeten
 Schichten Resonanz erzeugt. Fernsehsendungen darüber erzielen dann
 stets hohe Einschaltquoten zu den besten Sendezeiten. Wir alle werden
 davon berührt, ob wir das nun zugeben wollen oder nicht. Zu den Opfern
 gehören Menschen mit höherer Bildung, sogar mit wissenschaftlicher Aus-
 bildung, ebenso wie die breite Masse. Norman Mailer brachte es auf die
 Formel:

               Wenn das Lügen eine Kunst ist, dann ist die
               raffinierte Lüge hohe Kunst.
               (Mailer, 1991)

 In der heutigen Ufologie wimmelt es von erwiesenen oder mutmaßlichen
 Irreführungen Die dramatischen Schilderungen von UMMO in Spanien sind
 typisch für die Art von Berichten, die einfach überwältigend sind, mit
 Implikationen, die so tiefgründig erscheinen, dass Anhänger durch keiner-
 lei vernünftige Argumente davon abzuhalten sind, an sie zu glauben.

 Eindeutigen Beweisen, dass Betrug im Spiel war, wird erfolgreich ent-
 gegengehalten, dass eine wahrhaft überlegene fremde Zivilisation ge-
 fälschte Fotos oder falsche Vorhersagen selbst in Umlauf gebracht haben
 könnte, um die Glaubensfestigkeit ihrer irdischen Gefolgschaft zu
 testen. Dieses Argument findet sich tatsächlich in einigen UMMO-
 Dokumenten, angeblich vorgebracht von den fremden Wesen selbst.

 Soziologen haben seit längerem festgestellt, dass eine Entlarvung in
 solchen Fällen sogar bewirken kann, den Kern eines Glaubenssystems zu
 stärken, auch wenn es der Vernunft Hohn spricht. Nur die äußere
 Anhängerschicht wird dadurch in der Regel abgesprengt.
 (Festinger, 1956)

 In dieser Hinsicht sind bewusste Irreführungen im paranormalen Bereich
 nichts anders als jene, die religiöse und politische Fragen betreffen.

 Die angeblichen Protokolle der Weisen von Zion, zurückgehend auf ein
 1905 gefälschtes Dokument der gefürchteten russischen Ochrana und in
 den dreißiger Jahren mit schrecklichem Erfolg von den Nazis zur
 Propagandawaffe gegen die Juden umgewandelt (Cohn, 1967), wurde zwar
 als üble Machenschaft entlarvt, ihre Wirkung aber hat sie dadurch
 nicht dauerhaft eingebüßt. Die Protokolle sind jetzt sogar als an-
 geblich durch "Channeling" von außerirdischen Wesen empfangenes
 Informationsmaterial neu aufgetaucht, nunmehr versehen mit dem Glanz
 einer allerhöchsten Autorität, die von vielen Anhängern der New-Age-
 Bewegung nicht so leicht angezweifelt wird wie ein Dokument, das sich
 "lediglich" auf historische Fakten berufen kann, wobei dem
 menschlichen Medium unbequeme Schuldgefühle erspart bleiben
 (Ecker, 1992).

 Falls es eines Anreizes bedarf, die Mechanismen bewusster Irreführung
 zu studieren, dann sollte dieses schreckliche Beispiel aus der
 jüngsten Geschichte ausreichender Anlass sein, in unserem eigenen
 Forschungsbereich große Anstrengungen zu unternehmen, derartigen
 Machenschaften auf den Grund zu gehen und sie zu entlarven.

 Im Mittelpunkt dieses Artikels steht ein besonders widerstandsfähiges
 Lügengespinst, das sämtliche wichtigen Merkmale einer erfolgreichen
 Irreführung aufweist, so dass wir alle Details analysieren können. Im
 Zuge dieser Untersuchung werden wir bestrebt sein, eventuelle
 Parallelen zu anderen UFO-Berichten bzw. zu Gerüchten mit ähnlichen
 Merkmalen aufzuzeigen.

 Wer in geselligem Beisammensein beiläufig UFOs ins Gespräch bringt,
 wird meist von anderen zu hören bekommen, welche "tatsächlichen Vor-
 kommnisse" im Fernsehen erörtert wurden, zum Beispiel in der Sendung
 'Sightings' oder in 'Unsolved Mysteries'. Der angebliche UFO-Absturz
 bei Roswell, die MJ-12-Dokumente (die von einer Behörde der
 US-Regierung stammen sollen, wo man alles über die Beschaffenheit
 sowie die Zielsetzung der UFOs und ihrer fremdartigen Insassen wisse),
 werden dabei vermutlich Erwähnung finden, außerdem diverse
 sensationelle Berichte über Entführungen. Dann, gewissermaßen als Nach-
 trag, kommt vielleicht die Frage: "Übrigens, gab es nicht mal, in der
 vierziger Jahren, einen geheimen Test der US-Marine, bei dem ein ganzer
 Zerstörer völlig verschwand?" Ein anderer mag ergänzend mitteilen, dass
 Einstein dabei seine Hand im Spiel gehabt habe, und dass viele seriöse
 Forscher dieses Ereignis für den Schlüssel zur Erklärung von UFOs
 hielten.

 So wird man einmal mehr mit der haarsträubenden Geschichte des
 "Philadelphia-Experiments" konfrontiert. Diese Geschichte, die gerade
 ihren 50. Geburtstag feiert, ist ein gutes Beispiel für gezielte
 Irreführung, die mittlerweile völlig aufgedeckt wurde, dank der sich
 über viele Jahre erstreckenden, unermüdlichen Nachforschungen jener
 Menschen, die zwar anfänglich von der Geschichte fasziniert waren,
 dann jedoch auf die außergewöhnlichen Behauptungen mit zunehmender
 Skepsis reagierten. Während der 50 Jahre, die seit dem vergangen sind,
 hatte die Geschichte enorme Auswirkungen in der Öffentlichkeit: Ein
 fest gebundenes Buch des viel gelesenen Autors Charles Berlitz und
 des altgedienten UFO-Forschers William L. Moore ist zum Standardwerk
 geworden (Berlitz und Moore, 1979). Gewidmet ist das Buch "Jenen
 Wegbereitern der Wissenschaft, deren Suche nach neuen Erkenntnissen
 sie zu den entferntesten Sternen und zu den innersten Welten führt".

 Ein Spielfilm des Regisseurs Stewart Raffill kam 1984 in die Kinos,
 mit Michael Pare in der Rolle des verschwundenen Matrosen. Der
 dramatische Inhalt der Handlung wurde noch gesteigert durch die
 Wirkung auf mehrere UFO-Forscher, darunter auch Morris K. Jessup. Zu-
 sätzliche Glaubwürdigkeit erhielt die Geschichte durch das offen-
 kundige anfängliche Interesse des "Office of Naval Research" (Büro für
 Marineforschung) und durch den Schleier der Geheimhaltung. Die Geheim-
 haltung von offizieller Seite, oft nur das Resultat bürokratischer
 Verfahrensweise, wird von Anhängern gern als Beweis dafür bewertet,
 dass etwas vertuscht werden soll, was wiederum die ins Kraut
 schießenden Spekulationen berechtigt erscheinen lässt. Vertieft wurde
 das Mysterium auch durch die rätselhafte Persönlichkeit des Mannes,
 der sich als Hauptzeuge ausgab, mit direktem Zugang zu außerirdischen
 Intelligenzen: Carl M. Allen alias Carlos Allende.

 Wir wollen hier nicht noch einmal den Betrug aufdecken, sondern ihn in
 seine wesentlichen Bestandteile zerlegen, durch die es über einen so
 langen Zeitraum gelang, den Betrug am Leben zu erhalten und die Gemüter
 so vieler Menschen zu bewegen. Wir wollen versuchen, den allerletzten
 Sargnagel einzuschlagen, indem wir die bisher unveröffentlichten Aus-
 sagen jenes Mannes zur Kenntnis geben, der im Juli und August 1943 an
 Ort und Stelle war und mit dem Verfasser Kontakt aufnahm, um die Sache
 richtig zu stellen. Wir werden aufzeigen, wie das "Philadelphia-
 Experiment", das von Ufologen heute als "Schnee von gestern" abgehakt
 wird, in aller Stille seine Wiederauferstehung feiert, und zwar als
 "Montauk-Projekt".

 Abschließend wollen wir untersuchen, welche Lehren sich aus der Tatsache
 ziehen lassen, dass sich dieser krasse Betrug ein halbes Jahrhundert lang
 am Leben erhalten konnte. Wir haben 13 Merkmale herausgearbeitet, die
 diese Geschichte glaubhaft erscheinen ließen. Wir hoffen, dass die aus
 dieser Studie abzuleitenden Warnsignale auf das Strickmuster dieser
 durch triebenen Machenschaft und anderer Phantasiegeschichten aufmerksam
 macht, die heute die mit paranormalen Fragen beschäftigten Forscher in
 ihren Bann schlagen.

 Merkmal Nr. 1: Eine sehr präzise und erstaunliche "Tatsache"
 
 Wage Geschichten über Ereignisse, die lediglich seltsam oder außerge-
 wöhnlich waren, sind verständlicherweise nicht von lang anhaltendem
 Interesse. Folklore-Experten, Spezialisten für psychologische Kriegs-
 führung und Geheimagenten wissen, dass solche vagen Geschichten oft
 konkrete Hinweise auf wichtige Tatsachen enthalten, aber sie wissen
 dann auch, wonach zu suchen ist.

 Die allgemeine Bevölkerung weiß das nicht. Soll eine bewusste Irre-
 führung also mythologische Ausmaße annehmen, wie im Falle des
 "Philadelphia-Experiments", muß der behauptete, unfassbare "Tatbestand"
 wahrhaftig umwerfend sein und außerdem räumlich sowie zeitlich klar
 definiert.

 In dieser Hinsicht war die Situation eindeutig: Der Hauptzeuge
 berichtete, ein großes Schiff, der Zerstörer DE-173, die
 "USS Eldridge", habe das scheinbare Unmögliche vollbracht und sei
 Ende Juli oder Anfang August 1943 aus dem Marinestützpunkt von
 Philadelphia verschwunden. Ein geheimes Experiment sei durchgeführt
 worden mit dem "Ergebnis, dass ein auf See befindliches Schiff, Typ
 Zerstörer, mitsamt seiner Besatzung völlig unsichtbar wurde"
 (Steiger und Bielek, 1990).

 In einem mir 1967 übersandten Brief schrieb der angebliche Haupt-
 zeuge: Ich war Zuschauer, ich sah es, ich beobachtete das Entstehen,
 das Anwachsen, die Aktion und die Reaktion des Vehikels, das dem
 Superfeld ausgesetzt war (Allende, 1967). Matrosen sollen durch das
 Feld in Mitleidenschaft gezogen worden sein, sodass einige wahnsinnig
 wurden, andere mysteriöse Krankheiten entwickelten. Zwei der Matrosen
 verschwanden sogar aus einer örtlichen Bar unter Begleitumständen,
 die die Serviererinnen zutiefst erschreckten und verwirrten. Das Schiff
 wurde nicht nur unsichtbar, es wurde außerdem räumlich nach Norfolk
 versetzt und fand sich dann in unmöglich kurzer Zeit wieder in
 Philadelphia ein. Während der Zeitspanne der Unsichtbarkeit, so
 behaupten manche Ufologen, gelang es dem US-Militär, fremde Wesen zu
 kontaktieren, und es sei zu einer Zusammenarbeit gekommen.
 (Berlitz und Moore 1979, Seite 159)


 Merkmal Nr. 2: Interessante Zeugen
 
 Die ersten Informationen über den verblüffenden "Test der Marine" in
 Philadelphia waren in einer Reihe von Briefen enthalten, die dem
 Schriftsteller Morris K. Jessup von einem Mann namens Carl M. Allen
 zugesandt wurden. Dieser Mr. Allen, der auch als Carlos Miguel Allende
 unterschrieb, verschickte seine Schreiben aus Gainesville, Texas, als
 seine Adresse aber gab er RD Nr. 1, Box 223, New Kensington,
 Pennsylvania, an. Er behauptete, über das fragliche Experiment aus
 erster Hand informiert zu sein. Von Jessup darüber in Kenntnis gesetzt,
 sollen Ermittler der US-Marine die angegebene Adresse aufgesucht haben,
 dort jedoch nur ein leer stehendes Farmgebäude vorgefunden haben.

 Wenn es keine Aufsehen erregende Hauptzeugen gibt, können Berichte über
 paranormale Ereignisse noch so sensationell sein, in der Öffentlichkeit
 und in den Medien werden sie kaum Beachtung finden. Aus diesem Grund
 werden zuverlässige UFO-Beobachtungen von der Presse oft nicht be-
 rücksichtigt. Der Hauptzeuge des bedeutsamen Vorfalls in Trans-en-
 Provence (Vallesco 1990) ist ein stiller, pensionierter Arbeiter, der
 Publizität meidet und Französisch mit einem derart starken
 italienischen Akzent spricht, dass er nur schwer zu verstehen ist. Er
 ist gastfreundlich und stellt sich seriösen Forschern (UFO-Anhängern
 ebenso wie Skeptikern) nach wie vor zur Verfügung, weigert sich jedoch,
 an Fernsehsendungen teilzunehmen. Presseinterviews lehnt er meist ab.

 Derartiger Stoff gibt für die Medien nicht viel her. Ganz anders sieht
 es aus, wenn ein Georg Adamski sich als Kontaktler hervortut, oder der
 Schweizer Abenteurer Billy Meier mit einer außergewöhnlichen Karriere
 als Gelegenheitsdieb, Rennfahrer und Söldner aufwartet. Hier zeigt
 sich der wesentliche Unterschied. Zeugen müssen eine interessante,
 schillernde Persönlichkeit haben, sie müssen uns begierig machen, mehr
 über sie zu erfahren. Entsprechend wirkungsvoll sind Andeutungen, dass
 ein Zeuge sich abgesetzt hat, vielleicht, weil er um sein Leben
 fürchtet oder wichtige Geheimnisse hütet. Der Reiz des Erzählstoffs
 wird dadurch beträchtlich erhöht.

 Carlos Allende hielt sich die meiste Zeit seines Lebens verborgen. Er
 korrespondierte zwar mit mehreren auf diesem Gebiet tätigen Personen,
 sein genauer Aufenthaltsort konnte jedoch nie ermittelt werden. Im Jahr
 1967 schrieb er mir aus Dallas, Texas, als Absender gab er jedoch eine
 Adresse in Minneapolis an. Andere Briefe wurden in Mexiko aufgegeben.

 Allende blieb bis zum Sommer 1969 eine schwer fassbare Persönlichkeit,
 doch dann erschien er in Tucson im Büro der "Aerial Phenomena Research
 Organisation" (APRO, Organisation zur Erforschung von Luftphänomenen)
 und gestand, dass alles eine gezielte Irreführung gewesen sei. Später
 widerrief er sein Geständnis. Bill Moore vertiefte die geheimnisum-
 witterte Angelegenheit, indem er einen großen Teil seines gemeinsam
 mit Berlitz verfassten Buches dem mysteriösen Allende widmete.

 Es ist noch immer so gut wie unmöglich, etwas Substantielles über ihn
 mit auch nur annähernder Gewissheit zu sagen schrieb er und deutete an,
 dass der Mann vielleicht unter die Zigeuner gegangen sei. Steiger und
 Whritenour gingen einen Schritt weiter und fragten unverblümt:

      Waren Carlos Allende und jene, mit denen er korrespondierte,
      Abgesandte einer außerirdischen Macht, die sich vor Jahr-
      hunderten auf der Erde niederließen und hier schon vor langer
      Zeit eine fortgeschrittene Untergrundkultur etablierten?
      (Steiger und Whritenour, op.cit.)

 Das ganze Geheimnis wurde schließlich mit ausgesprochen irdischen
 Mitteln gelüftet. Im Juli 1979 entdeckte der Regisseur Robert A.
 Goerman, der zufällig aus New Kensington, Pennsylvania, stammte, dass
 einer seiner Nachbarn, der 70 Jahre alte Harold Allen, der Vater von
 Carl war. Allende, am 31. Mai 1925 in Springdale, Pennsylvania,
 geboren, hatte keinerlei Zigeunerblut. Er hatte drei Brüder, Frank,
 Donald und Randolph, sowie eine Schwester, Sarah. Goermans Nach-
 forschungen werfen kein gutes Licht auf das Leben von Carl Allen.

 Obwohl er ein herausragender Schüler war, hat er seinen Verstand nie
 richtig genutzt und bei keiner Arbeit Ausdauer gezeigt, nur - so
 seine Brüder - wenn es darum ging, andere "reinzulegen". Goermans
 Bilanz:

 Carl Meredeth Allen wurde aus eigenem Antrieb zum Außenseiter. Er hat
 nichts vorzuweisen außer seiner famosen Geschichte von einem ver-
 schwindenden Schiff und dem "legendären Buch", von dem er sagt, dass
 er daran als Co-Autor beteiligt gewesen sei. Was das leer  stehende
 Farmgebäude mit der Adresse RD Nr. 1, Box 223, New Kensigton,
 betrifft: Es war nicht leer und die Familie Allen besitzt das Grund-
 stück noch heute. Die "Ermittler", die angeblich dort waren, haben
 vielleicht eine eigene kleine Lüge in die Welt gesetzt.

 Etwa im Jahr 1983 zeigte sich Carlos Allende in Denver, wo ihn die mit
 mir befreundete Wissenschaftsautorin Linda Strand interviewte und
 fotografierte. Sie beschreibt ihn als einen merkwürdigen Typen, der
 aus der Luft Gegriffenes von sich gab, einige Randnotizen in ihr
 Exemplar des Buchs von Berlitz-Moore kritzelte und sich dann aus dem
 Staub machte. Eine Erklärung für das, was er seinerzeit gesehen haben
 wollte, bot er nicht an.


 Merkmal Nr. 3: Angeblich nachprüfbare Beweise

 Der Anschein nachprüfbarer Beweise ist unabdingbar, wenn eine gezielte
 Irreführung glaubhaft wirken soll. Ich sage "Anschein", weil -
 merkwürdigerweise - das tatsächliche Vorhandensein von stofflichem
 Beweismaterial bei UFO-Anhängern nicht immer zur Erhärtung eines
 Berichts beiträgt, vielleicht, weil es den Reiz des Geheimnisvollen
 mindert. Niemand hat bisher Überreste des angeblich gewaltigen UFO-
 Absturzes bei Roswell vorweisen können, dennoch ist dies der am
 intensivsten untersuchte Einzelfall in der Geschichte der UFO-
 Forschung. Er wird heute am häufigsten im Fernsehen erwähnt, während
 andere Fälle, bei denen physikalische Beweise für Laboranalysen zur
 Verfügung stehen, bei den Medien und bei UFO-Gruppen nur flüchtiges
 Interesse wecken.

 Ähnlich ist es mit Robert Lazar, der noch immer keine Proben von
 "Element 115" vorgelegt hat, von dem er behauptet, es sei von
 zentraler Bedeutung für das Antriebssystem der erbeuteten fliegenden
 Untertassen, die - so Lazar - in einer geheim gehaltenen Halle des US -
 Luftwaffenstützpunktes Nellis untergebracht sind. Das Ausbleiben dieses
 Beweismaterials hat jedoch das Interesse in UFO-Kreisen eher gesteigert,
 während andere, mehr Erfolg versprechende Nachforschungen unterblieben.

 Nicht anders sieht es bei der Erforschung von Entführungen aus. Von
 angeblich abgebrochenen Schwangerschaften ist da viel die Rede, doch
 obwohl es dafür bis heute keinerlei physiologische Beweise gibt,
 werden diese angeblichen Vorfälle vom Gros der Ufologen nicht in
 Zweifel gezogen. Eine heute gängige Erklärung besagt, das Fehlen je-
 glicher physiologischer Spuren beweise einmal mehr die absolute
 technologische Überlegenheit der fremden Wesen. Im Fall von Carlos
 Allende sind es seine Briefe, die immer wieder verführerisch vor-
 gaukeln, dass Beweismaterial vorhanden sei, in Form von Eintragungen
 im Logbuch, Geheimberichten und Zeugenaussagen. Doch in der Praxis
 entzogen sich diese angeblichen Beweise dann immer wieder dem
 Zugriff unabhängiger Rechercheure.


 Merkmal Nr. 4: Dramatische Wendungen

 Die drei bereits erwähnten Merkmale - eine präzise ungewöhnliche
 Behauptung, ein interessanter Zeuge und die Verlockung nachprüfbarer
 Beweise - genügen für das Grundgerüst einer erfundenen Geschichte,
 aber wenn die Phantasie einer breiten Öffentlichkeit angeregt werden
 soll, sind weitere Zutaten vonnöten.

 Ohne sie bliebe die Geschichte eine von vielen, die in der Boulevard-
 presse und der Fachliteratur kurz auftauchen und wieder verschwinden.
 Das Publikum will aber wissen: "Und was geschah dann?" In dieser Hin-
 sicht ist die Philadelphia-Geschichte exemplarisch, denn sie bietet
 tragische Verwicklungen, merkwürdige Wendungen des Geschehens und
 Hinweise auf Einmischung von offizieller Seite. Es begann damit, dass
 Morris Jessup involviert wurde, ein Verkäufer von Auto-Ersatzteilen,
 der an der Universität von Michigan Astronomie studierte, sein
 Studium vor der Promotion jedoch abbrach. Jessup, ein engagierter und
 ehrlicher Rechercheur, veröffentlichte 1955 ein Buch mit dem Titel
 "The case for the UFO - (etwa: Argumente für die Existenz von UFOs).

 Am 13. Januar 1956 erhielt er von Carlos Allende den ersten von über
 50 Briefen mit Kritik an Jessup wegen dessen Spekulationen über die
 einheitliche Feldtheorie. In den Briefen wurden Einsteins physikalische
 Thesen als Grundlage für das Experiment der US-Marine interpretiert,
 einen Zerstörer unsichtbar zu machen. Jessup war beunruhigt, konnte
 aber keine konkreten Einzelheiten in Erfahrung bringen, so dass er die
 Angelegenheit schließlich auf sich beruhen ließ. Der einzige "Beweis",
 mit dem Allende aufwarten konnte, war eine Liste der Namen einiger
 Personen, die mit ihm an Bord des Liberty-Schiffs der Matson-Reederei,
 der "SS Andrew Furnseth", gewesen seien. An genaue Daten könne er sich
 nicht erinnern.

 Im Frühjahr 1957 aber wurde Jessup offiziell vom "Office of Naval
 research" (ONR Büro für Marineforschung) in Washington D.C.,
 kontaktiert. Dort hatte man ein Exemplar seines Buches in Händen, das
 postalisch aus Seminole, Texas, versandt worden war und offenbar von
 drei verschiedenen Personen mit vielen Anmerkungen versehen worden
 war. Verwendet wurden dabei unterschiedliche Farbstifte. Aus den
 Anmerkungen schien hervorzugehen, dass diese Personen über UFOs völlig
 im Bilde waren, einschließlich ihrer Herkunft und ihres geheimnis-
 vollen Antriebs. Major Darrell Ritter unterbreitete das mit Anmerkungen
 versehene Buch Captain Sidney Sherby und Commander George Hoover.

 Letzterer war der für Sonderprojekte zuständige Offizier. Diese Personen
 hatten daraufhin Jessup angerufen, der sein Erstaunen über die wissen-
 schaftlich anmutenden Formulierungen der Anmerkungen im Buch zum Aus-
 druck brachte. Sie erinnerten ihn an die Briefe von Allende. Er
 informierte die US-Marine über seine Korrespondenz mit dem Zeugen, der
 sich stets im Hintergrund hielt.

 Auf Anregung von Hoover und Sherby machte eine Vertragsfirma des
 Militärs, Varo Manufacturing in Garland, Texas, private Abdrucke des
 Jessup-Buches mitsamt der Anmerkungen. Angeblich wurden 127 Exemplare
 gedruckt, die rasch als Sammlerobjekte vergriffen waren. In den 60er
 und 70er Jahren spielte diese "Varo-Edition" für UFO-Enthusiasten
 dieselbe Rolle wie heute die MJ-12-Dokumente und die Dulce-Papiere:

 Sie enthalten angeblich die entscheidenden Erkenntnisse über fliegende
 Untertassen und das von der Regierung geheim gehaltene Wissen darüber.
 Die Allende-Offenbarungen beschäftigten Jessup bis zur Besessenheit.
 Vermischt mit den Auswirkungen eines Autounfalls und Eheproblemen
 trieben die dubiosen Anmerkungen, von der ONR offenbar sehr ernst ge-
 nommen, den seelisch angespannten Rechercheur immer tiefer in den
 inneren Aufruhr. Am 20. April 1959 beging Jessup Selbstmord. Der
 Beweis, dass alle Anmerkungen der vermeintlichen drei Personen von
 Carl Allen selbst stammen, gelang erst 1980, als Goerman die Ergebnisse
 seiner Interviews mit der Allen-Familie veröffentlichte.


 Merkmal Nr. 5: High-Tech-Glaubwürdigkeit

 Um den technisch interessierten Teil der Öffentlichkeit an sich zu
 binden, muß eine UFO-Fabel mit einer Aura hochgestochener Wissen-
 schaftlichkeit ausgestattet sein. Dementsprechend wird vom
 "Bereich 51" des US-Luftwaffenstützpunktes Nellis behauptet, dort
 seien Anti-Schwerkraft-Aggregate gelagert, die eindeutig jede
 irdische Technologie überträfen und ein Trans-Uran-Element ver-
 wendeten, das in der wissenschaftlichen Fachliteratur bisher keine
 Erwähnung fand. Die fremde Zivilisation auf UMMO verfügt angeblich
 über noch weitaus erstaunlicheres Wissen.

 Für die Ummiten mit ihrem überlegenen Zahlensystem, dem die 12 zu-
 grunde liege, seien sich selbst reparierende Raumschiffe ebenso
 selbstverständlich wie "Universen, die mit ihren eigenen Abbildern
 im Spiegel der Zeit in Wechselbeziehung treten" (Petit, 1991).

 In einem bemerkenswerten Brief mit 15 eng bekritzelten Seiten
 schilderte mir Allende ähnliche Auffassungen von Begriffen der
 modernen Physik:

 Eines Tages wird die Magnetodynamik sich derart umfassend weiter-
 entwickelt haben, dass notgedrungen die Erkenntnis um sich greift,
 hier nicht nur - wie heute - eine in der Entstehung begriffene
 Disziplin vor sich zu haben, sondern eine tatsächliche, totale
 Wissenschaft... wir werden dann, in ferner Zukunft, Dr. Einstein und
 seine "Kraftfeldphysik" eingeholt haben. Das Versuchsobjekt, wieder-
 holter Aktivierung des Apparates ausgesetzt, der ein großes Kraftfeld
 sowie damit einhergehendes UV-Licht ausstrahlte, (...) reagierte äußerst
 aufschlußreich: Es kehrte an seinen Ursprungsort zurück. Dabei bildete
 es ein super-dichtes Kraftfeld um sich herum (eine Hülle) und durch-
 querte -zeitlos- eine Entfernung von fast 225 Meilen.

 Ein der von Allende vorgebrachten Mutmaßungen lief darauf hinaus, dass
 auch das Universum eines Tages wieder schrumpfen und an seinen Ur-
 sprungsort zurückkehren werde, so wie die DE 173 vor seinen Augen.
 Nachdem Einstein die Varo-Ausgabe von Jessups Buch und die Offen-
 barungen in Allendes Briefen gelesen habe, habe seine Gesundheit
 Schaden genommen, so dass er kurz darauf starb.

 Andere Autoren haben durchblicken lassen, dass es an Bord der
 "Eldridge" komplizierte Geräte gegeben habe. In einem unlängst er-
 schienenen Buch heißt es, mehrere große Generatoren seien im Laderaum
 gewesen und ein vorne gelegener Geschützturm sei abmontiert worden.
 An Deck habe es vier Sendeanlagen gegeben, außerdem einen speziellen
 Sender und eine Antenne (Steiger und Bielek, op.cit.)


 Merkmal Nr. 6: Inanspruchnahme namhafter Wissenschaftler

 Die Inanspruchnahme von Wissenschaftlern mit hohem Bekanntheitsgrad
 oder von Persönlichkeiten wie Albert Einstein ist ein herausragendes
 Merkmal der gezielten Irreführung in der Ufologie. Die angeblichen
 Beziehungen zwischen Robert Lazar und Dr. Edward Teller auf dem Luft-
 waffenstützpunkt Nellis, zum Beispiel, werden immer wieder lautstark
 ins Feld geführt, obwohl Dr. Teller abstreitet, je mehr als nur bei-
 läufige Kontakte mit dem Betreffenden gehabt zu haben. Die Verbreiter
 der UMMO-Geschichte haben Kapital aus der Beteiligung von Dr. Jean-
 Pierre Petit geschlagen, einem französischen Astrophysiker, der zu
 einem standfesten Anhänger der Geschichte geworden ist (Petit,1991).

 Die Verbreiter der Geschichte vom Philadelphia-Experiment begnügten
 sich nicht damit, die Namen von Albert Einstein und John von Neumann
 für ihre Zwecke zu vereinnahmen. Das Buch von Berlitz-Moore zieht
 Dr. Townsend T. Brown mit hinein, von dem es heißt, er sei der
 akademische Zögling eines "Dr. Biefield", der angeblich mit ihm Anti-
 Schwerkraft-Experimente durchgeführt habe. Der mit mir
 korrespondierende Robert Mauser hat jedoch darauf hingewiesen, dass in
 der amerikanischen Ausgabe von "Who's Who in Science" nur zwei
 "Biefields" vorkommen. Einer von ihnen erhielt 1930 sein Abschluss-
 diplom in Chemie von der Denison Universität, der andere 1948 in
 physikalischer Chemie, ebenfalls von der Denison Universität.

 Dr. Brown studierte dort 1924-25, konnte also kein "Zögling" des einen
 oder des anderen sein (Mauser, 1987). Die Liste der angeblich am
 Philadelphia-Experiment beteiligten großen Wissenschaftler ist noch
 länger. John von Neumann nimmt in Bill Moores Darstellung einen heraus-
 gehobenen Platz ein. Später meldete sich ein Al Bielek mit Aufsehen
 erregenden Behauptungen: Er sei einer der Matrosen bei dem von Allende
 beschriebenen Experiment gewesen. Die maßgeblichen wissenschaftlichen
 Prinzipien seien von Nicolas Tesla, John Mutchinson, Rektor an der
 Universität von Chicago, und einem Österreicher, Dr. Emil Kurtenhauer,
 erarbeitet worden.

 Bielek hatte, nach eigenem Bekunden bei Vorträgen und Interviews, lange
 Zeit keine bewusste Erinnerung daran, da er einer Gehirnwäsche unter-
 zogen worden sei, um seine Beteiligung an dem Geheimprojekt aus seinem
 Gedächtnis zu löschen. Erst nachdem er 1988 den Spielfilm darüber
 gesehen habe, sei seine Erinnerung allmählich zurückgekehrt.


 Merkmal Nr. 7: Offizielle Geheimhaltung

 Das Aufdecken von Vorkommnissen, die uns die Obrigkeit vorenthalten
 will - seien es Eltern, Filmstars, das Militär, große Unternehmen oder
 Regierungen - ist zweifelsohne ein Nervenkitzel. Der Enthüllungs-
 journalismus, der in den siebziger Jahren, nach der Offenlegung des
 Watergate-Skandals, engagierte Reporter zu heroischen Figuren hoch-
 stiliserte, ist zum Vorbild für die eifrigen Rechercheure des UFO-
 Phänomens geworden, eines Bereichs, in dem Lügen der militärischen
 Obrigkeit besonders auffällig sind. Eingaben, gemäß dem Gesetz zur
 Informationsfreiheit geduldig vorangetrieben, haben in vielen Fällen
 Interessantes an Licht gebracht.

 Wer die Öffentlichkeit gekonnt irreführen will, kann sich diesen Sach-
 verhalt zunutze machen, indem er amtliche Stellen in seine Machen-
 schaften mit einbezieht. Die Urheber der UMMO-Fabel brachten sogar die
 CIA-Station in Madrid ins Spiel. In einem Schreiben an den Geheimdienst
 behaupteten sie, den Ermittlern des Dienstes beibringen zu können,
 woran man fremde Wesen, die unter uns auf der Erde weilen, erkennen
 könne. Dadurch ließen sie ihre eigene Tätigkeit sowohl bedeutungsvoll
 als auch gefährlich erscheinen und versorgten gleichzeitig ihre
 Anhänger mit nahezu unwiderstehlichem Nervenkitzel.

 Einer meiner Korrespondenten, der einst für die US-Marine (Naval Sea
 Systems Command) in der Forschungsabteilung für Sprengstoffe arbeitete,
 hatte Einblick in eine als geheim eingestufte Akte mit Schreiben der
 US-Marine an Albert Einstein über dessen Tätigkeit für sie während des
 Zweiten Weltkrieges. Als der Abteilungsleiter den Inhalt der Akte von
 der Geheimhaltung befreien wollte, um einen Artikel für die betriebs-
 interne Zeitschrift zu verfassen, wurde sein Antrag abgelehnt. Solche
 Vorkommnisse leisten denjenigen Vorschub, die ihre Fabeln mit der
 Feststellung untermauern, die Regierung wisse "mehr als sie uns sagt",
 was in der Tat zutrifft, und sie kennen auch die Antwort auf die UFO-
 Frage, was daraus nicht gefolgert werden darf.

 In einer Abfolge von Ereignissen, bei denen einige der Geheimhaltung
 unterliegen, können "Leerstellen" unter Hinweis darauf, dass die
 Regierung der Öffentlichkeit Informationen vorenthalte, beliebig ausge-
 füllt werden. Auf diese Weise erhält jede an den Haaren herbeigezogene
 Geschichte ein Maß an Glaubwürdigkeit. Durch die Einschaltung des ONR
 in die Jessup-Geschichte wurde der Anschein erweckt, die Behauptungen
 von Allende seien auch von Amts wegen auf Interesse gestoßen. Das be-
 reitete den Boden für Mutmaßungen über tiefer liegende, dunkle Beweg-
 gründe bei militärischen Ermittlungen auf höchster Ebene.


 Merkmal Nr 8: Bedeutung für die breite Öffentlichkeit

 Viele echte Aktivitäten im paranormalen Bereich sind so komplex und
 vielschichtig, dass sie beim allgemeinen Publikum keinen Widerhall
 finden. Dem interessierten Laien ist es kaum möglich, an derartigen
 Forschungsarbeiten teilzuhaben. Um beispielsweise die PK-Experimente
 an der Princeton-Universität auch nur annähernd zu verstehen, sind
 gründliche Kenntnisse von Statistik unabdingbar, von physikalischen
 Theorien ganz zu schweigen. Ähnlich sieht es bei Versuchen mit der
 Fernwahrnehmung aus. Dabei sind komplizierte Kontrollverfahren im
 Spiel, die nur selten in der Presse erwähnt werden, wenn von
 "paranormalen psychischen Leistungen" die Rede ist.

 Ganz anders steht es um die Behauptung von Carlos Allende, er habe
 miterlebt, wie ein großes Schiff von der Bildfläche verschwand. So
 etwas kann eine breite Öffentlichkeit auf Anhieb nachvollziehen. Die
 von ihm geschilderte Situation konnte jedermann leicht visualisieren:

 Ein Zerstörer befand sich im Hafen von Philadelphia und war im
 nächsten Moment spurlos verschwunden. Matrosen wurden einem un-
 glaublich starken "Kraftfeld" ausgesetzt. Einige erkrankten, andere
 wurden wahnsinnig. Mit einer solchen Geschichte konnten die meisten
 etwas anfangen: Teenager ebenso wie Science-Fiction-Enthusiasten,
 Militärangehörige ebenso wie Durchschnittsbürger am Stammtisch.

 Wichtiger noch: Eine solche Geschichte ließ sich leicht verfilmen, sie
 war faszinierend, dramatisch und optisch reizvoll, ganz anders also als
 die meisten wissenschaftlichen Untersuchungen, die entweder langweilig
 und kompliziert sind oder zu abstrakt für die breite Öffentlichkeit.


 Merkmal Nr. 9: Erhärtung durch glaubwürdige Forscher

 Viele tatkräftige UFO-Forscher nahmen sich nach Jessups Tod des
 Philadelphia-Themas an. Ivan T. Sanderson, ein bekannter Naturalist,
 Autor und Erforscher des Paranormalen, hatte sich aufgrund seiner
 Freundschaft zu Jessup schon seit langem für den Fall interessiert.

 Seine Korrespondenz mit anderen Autoren trug dazu bei, dass die Story
 weiterlebte. Forscher wie Stanton Friedman und Gray Barker
 kommentierten den Fall. Letzterer mutmaßte sogar, man habe Morris
 Jessup ermordet und sein Tod sei als Selbstmord getarnt worden.

 Der UFO-Autor Jerome Clark, heute Vizepräsident des Center for UFO-
 Studies (CUFOS), verfasste einen Artikel für eine Sammlung mit dem
 Titel "The Allende Letters"- die Allende-Briefe- (Steiger 1968). Er
 meinte, "wir können nicht länger die sich aufdrängende Vermutung von
 der Hand weisen, dass UFO-Wesen sich regelmäßig in unserer Mitte auf-
 halten, oft in Formen, die für das menschliche Auge unsichtbar sind"
 und er erwähnte die Allende-Briefe als Untermauerung seiner These.

 "Das besondere Interesse der US-Marine an den Briefen und das spätere
 Varo-Dokument", so stellte er fest, "sprechen für einen gewissen Wahr-
 heitsgehalt seiner Darlegungen." Clark spekulierte, "die Erzeugung von
 Unsichtbarkeitsstrahlen ist für die irdische Wissenschaft in greifbare
 Nähe gerückt."

               Und für die außerirdische Wissenschaft?

 Noch im Juni 1993 organisierte ein Gruppe hoch spezialisierter Para-
 psychologen aus der Gegend von San Francisco einen Vortrag von
 J.Randolph Winters, in dem das Philidelphia-Experiment herausragende
 Erwähnung fand. In einem Bericht ihres Mitteilungsblatts über den
 Vortrag hieß es, der Redner habe "Bereiche weit jenseits der üblichen
 Vorstellungswelten angesprochen: die Rolle reptilienförmiger fremder
 Wesen, Zeitreisen und die Vertuschung des berühmten Philadelphia-
 Experiments durch die Regierung, eines Anti-Radar-Unsichtbarkeits-
 projekts während des Zweiten Weltkriegs, in dessen Verlauf ein Kriegs-
 schiff der USA von der Bildfläche verschwand, an einen anderen Ort
 versetzt wurde und dann wieder an den Ausgangsort zurückkehrte"
 (Klimo, 1993).

 Sogar Carlos Allende hätte Schwierigkeiten, die von ihm selbst
 fabrizierte Geschichte wieder zu erkennen, derart verworren ist mittler-
 weile die bunte Mischung aus reptilien-förmigen Eindringlingen und
 fehlerhaften Radartests geworden, die unverhofft zu Unsichtbarkeit und
 Ortsversetzung geführt haben sollen. Mit Sicherheit ist dies eines der
 spektakulärsten Beispiele für Fehlkalkulationen in der Geschichte der
 Physik.


 Merkmal Nr. 10: Resonanz in den Medien

 Die meisten der wichtigen technologischen Entwicklungen bleiben geheim
 und werden aufdringlichen Reportern vorenthalten. Computer-Unternehmen
 sprechen nur selten vorzeitig über die Eigenschaften ihrer künftigen
 Produkte. Sie warten fast bis zur Vermarktung, und sei es nur, um den
 laufenden Verkauf ihrer etablierten Produkte nicht zu beeinträchtigen
 oder um Erschwernisse bei Patentanträgen zu vermeiden. Zentralbanken
 treffen strengste Vorkehrungen im Vorfeld von Zinsänderungen, und die
 beachtlichen Summen, die viele Prominente an PR-Firmen zahlen, dienen
 eher dazu, ihren Namen und Angelegenheiten aus den Schlagzeilen heraus-
 zuhalten, als dazu, ihre Aktivitäten an die große Glocke zu hängen,
 denn Vertrauen und Beständigkeit sind im Geschäftsleben wichtiger als
 Publicity und Selbstbeweihräucherung. Erst wenn das Geschäft abge-
 schlossen ist, kommt es zumeist routinemäßig zur öffentlichen
 Bekanntgabe.

 Anders sieht es bei den meisten UFO-Stories aus. Die einschlägigen
 Forscher nehmen sich kaum genügend Zeit, um einige grundlegende Fakten
 zu sammeln, ehe sie eiligst vor die Kameras treten und ihre atem-
 beraubende Botschaft verkünden. Ihre Informationen sind offenbar so
 gewichtig, dass die Welt unverzüglich unterrichtet werden muss. Merk-
 würdigerweise werden dabei meist jene Elemente der Story verschwiegen,
 die es anerkannten Wissenschaftlern ermöglichen würde, ihre Stich-
 haltigkeit zu überprüfen. Unabhängige Forscher sehen sich mit
 sensationellen Behauptungen konfrontiert, ohne eigene Nachforschungen
 anstellen zu können. Dies war der Fall bei den Fotos von Billy Meier
 in der Schweiz (Negative standen nie zur Verfügung, obwohl angeblich
 tausende von UFO-Aufnahmen gemacht wurden), und ebenso bei der nicht
 minder sensationellen Abduction von Linda Napolitano in New York.
 Namhafte Ufologen hatten diese Abduction als "Fall des Jahrhunderts"
 tituliert.

 Ein derartiger Umgang mit Informationen ist wie Gaukelei: Vor unseren
 Augen wird ein Vorgang präsentiert, den wir nicht hinterfragen können.
 Wir dürfen Zeugen nicht ins Kreuzverhör nehmen, können ihre Aussagen
 nicht überprüfen.

 Der amerikanischen Öffentlichkeit wurden im Fernsehen sogar angebliche
 Geheimagenten vorgeführt, die - verborgen hinter einer Abschirmung - mit
 verfremdeter Stimme über schockierende Geheimnisse plauderten, über die
 Echtheit der MJ-12-Dokumente, z.B., oder über die Physiologie von Außer-
 irdischen. Nur wenigen Menschen kam offenbar der Gedanke (die meisten
 wollten sicherlich gar nicht erst darüber nachdenken), dass für die Geheim-
 dienste die Identifizierung der Informanten, die angeblich bei ihnen
 beschäftigt waren, ein Kinderspiel gewesen wäre. Die auf der Hand liegende
 Schlussfolgerung, dass es sich auch hier wieder um eine bewusste Irreführung
 handelte, unterblieb.

 Ähnliche Resonanz erhielt das Philadelphia-Experiment durch ein Buch und
 durch einen Spielfilm, lange bevor die Fakten geprüft werden konnten und
 zu einer Zeit, als Carlos Allende noch behauptete, eine vollständige
 Offenlegung seiner Erlebnisse würde ihn in höchste Gefahr bringen.

 Die Beweggründe der Medien, derartigen Schilderungen breiten Raum zu
 geben, haben mit der Verpflichtung, die Öffentlichkeit über wichtige
 wissenschaftliche Entwicklungen zu unterrichten, nur wenig zu tun.

 Es geht dabei lediglich um die Erhöhung von Einschaltquoten mittels
 ständig erneuerter Darbietungen schillernder, umstrittener
 Persönlichkeiten für ein kapriziöses Publikum.

 Um eine Story an den Mann zu bringen, scheuen die Medien sich nicht,
 diese entsprechend den Erfordernissen eines dramatischen Drehbuchs
 oder einer eindrucksvollen Kameraeinstellung umzufrisieren. Wie mir
 einige meiner Leser mitteilten, begnügten sich manche publikums-
 wirksame Sendungen nicht damit, die "Eldridge" unsichtbar zu machen,
 sondern ließen das Schiff physikalisch ganz und gar verschwinden.

 Zwar hätte eine derartiges Verschwinden verhängnisvolle Folgen haben
 müssen, weil dann nämlich 1900 Tonnen Wasser in das so entstandene
 Nichts eingeströmt wären, was wiederum riesige Wellen im Marine-
 hafen verursacht hätte, aber diese unausweichliche Konsequenz des
 "Experiments" wird nirgends erörtert.

 Die Resonanz in den Medien bewirkt zweierlei: Zum einen wird die Story
 einer breiten Öffentlichkeit bekannt, zum andern wird sie zu einer
 dauerhaft zugänglichen Quelle. Wie Curtis-MacDougall feststellte,
 kommt eine gefälschte Story, "die in Buchform erscheint, in die
 Bibliotheken und bleibt dort unverändert, um Ahnungslose in ihren Bann
 zu schlagen, auch wenn noch so viele später erschienene Bücher die
 Fälschung entlarven" (MacDougall, 1958).

 Das gleiche gilt für Videokassetten und Computerbriefe, die zunehmend
 für die Verbreitung von unfundiertem, nicht überprüfbaren Gerüchten
 bevorzugt werden.


 Merkmal Nr. 11: Bedeutung für UFO-Gläubige

 Gläubige zu animieren, sich mit einem Thema zu beschäftigen, ist für
 den Erfolg einer bewussten Irreführung sehr wichtig, denn wir neigen
 eher dazu, einem Ereignis Glaubwürdigkeit zuzubilligen, wenn es sich
 mit unserem eigenen Aufwand an Zeit, Energie und Geld zur Deckung
 bringen lässt.

 "Wie kann ich mich einbringen?" ist eine von Möchtegern-Erforschern
 des Paranormalen oft gestellte Frage. Die auf der Hand liegende
 Antwort lautet, ein Wissenschaftsdiplom zu erwerben, und bereit zu
 sein, sich mit langwierigen, vielleicht mühevollen Analysen abzugeben,
 Aufzeichnungen zu studieren und Statistiken zu erstellen. Dies ist
 allerdings nicht die von den meisten UFO-Enthusiasten erhoffte
 Antwort. Sie wollen "Action", den Nervenkitzel der Jagd nach
 schnellen, sensationellen Entdeckungen. Aus diesem Grund fuhren
 hunderte von Neugierigen zu Orten wie Gulf Breeze oder zum US-
 Luftwaffenstützpunkt Nellis, in der Hoffnung, dort seltsame Lichter
 am Himmel zu erspähen. Doch nur sehr wenige Menschen leisteten die
 elementare Forschungsarbeit, die erforderlich ist, um die
 betreffenden Lichterscheinungen zu ergründen.

 Das Interesse an UFO-Stories erlischt sehr bald, wenn keine Seelen-
 gemeinschaft von Interessierten zustande kommt. Eine erfolgreiche
 Irreführung muß besondere Aufgaben oder Missionen verheißen, in die
 eine Schar von Gläubigen geistige Energie, körperliche Aktivität und
 Freizeit investieren kann. In einigen Fällen von angeblichen
 Begegnungen mit Außerirdischen, so zum Beispiel im "Pleijaden-Fall",
 gibt es sogar eine Kultbewegung, der man beitreten kann.

 Auch ohne so weit zu gehen, kann ein guter Fälscher von UFO-Stories
 für Aufregung sorgen, indem er konkrete Materialien in Umlauf bringt
 (Fotos, Briefe, Dokumente mit offiziellem Anstrich, Tonband-
 aufzeichnungen, Bruchstücke von Gegenständen), die allesamt zur
 zeitaufwendigen und mühevollen Analyse herausfordern. In dieser
 Hinsicht ist die UMMO-Fälschung ein Meisterwerk, denn es beinhaltet
 jedes der oben erwähnten Elemente, bizarre metallische Zylinder
 ebenso wie angebliche Landespuren, sowie Fotos und tausende von
 Blättern aus wissenschaftlich aussehenden Dokumenten. Viele Gläubige
 sind nach wie vor damit beschäftigt, diese überwältigende Fülle
 von "Beweismaterial" zu analysieren. Unentwegt reisen sie zu
 Tagungen, interviewen einander und führen wechselseitige Unter-
 suchungen durch, suchen die in den Dokumenten erwähnten Orte auf, um
 die Story zu erhärten.

 Das Philadelphia-Experiment kann in dieser Hinsicht fast genauso viel
 vorweisen. Viele Unterlagen bieten sich zur Prüfung an und viele schwer
 greifbare Zeugen sind dingfest zu machen. Wissenschaftlich klingende
 Feststellungen harren der Klärung und die offiziellen Archive der
 amerikanischen Kriegs- und Handelsmarine müssen durchstöbert werden, um
 die von Carlos Allende erwähnten Schiffe ausfindig zu machen. Von zu-
 sätzlichen Zeugen war die Rede und wilde Spekulationen schossen ins
 Kraut. Hunderte von Rechercheuren gingen an die Arbeit, kontaktierten
 das Nationalarchiv und andere Behörden auf der Suche nach Namenslisten
 und weiteren Dokumenten, um damit das offizielle Schicksal der
 Eldridge zu rekonstruieren. Viele neue Informationen kamen dabei zu
 Tage. Andere Rechercheure ergatterten Kopien der Varo-Edition,
 analysierten den Inhalt und tauschten Argumente aus über das Für
 und Wider eines extraterrestrischen Ursprungs der Autoren. Wieder
 andere versuchten, Carlos Allende einzufangen, ohne Erfolg. Nach-
 forschungen über das Philadelphia-Experiment wurden zu einem
 veritablen Industriezweig Marke Eigenbau.


 Merkmal Nr. 12: Günstige sozioökonomische Rahmenbedingungen

 Als gejagtes Opfer von Machenschaften erlangte Carlos Allende ein Maß
 an Glaubwürdigkeit, das man ihm nicht zugebilligt hätte, wäre er -
 beispielsweise - ein Drogeriebesitzer in Toledo oder Manager eines
 Supermarkts in Tucson gewesen. In den späten 50er und insbesondere in
 den 60er-Jahren begann die amerikanische Öffentlichkeit zu erkennen,
 dass Matrosen und andere Militärangehörige zuweilen als ahnungslose
 Testpersonen benutzt worden waren.

 Bei den breit gefächerten Experimenten ging es um Epidemiologie und die
 Erarbeitung bakteriologischer Modelle, sowie um die bewusst in Kauf
 genommenen Auswirkungen radioaktiver Strahlung und die Möglichkeiten
 geistiger Fernsteuerung. Der Vietnamkrieg, bei dem Entlaubungsmittel,
 Napalm und andere Chemikalien Verwendung fanden, warf ein Schlaglicht
 auf derartige Methoden.

 Als angebliches Opfer eines geheimen Experiments der US-Marine konnte
 Allende der Sympathie seiner Zuhörer gewiss sein. Jemand, der von sich
 behauptet, er sei mit knapper Not davon gekommen, während andere zu-
 grunde gingen, kann im Zweifelsfall darauf bauen, dass man eher ihm
 als seinen Kritikern Glauben schenkt.

 Die Beteiligung von Morris Jessup verlieh der Situation zusätzliche
 Glaubwürdigkeit. Auch Jessup war, wie Allende, ein Mann fernab der
 Obrigkeit, als Forscher zwar nur von marginaler Bedeutung, aber offen-
 kundig grundehrlich und zutiefst engagiert in einem schwierigen
 Forschungsgebiet.

 Zu einer Zeit, als der großzügige Verteidigungsetat von einem
 wachsenden Teil der Bevölkerung in Zweifel gezogen wurde, erschien es
 angebracht, danach zu fragen, wie das Verteidigungsministerium das
 Geld der Steuerzahler ausgab. Das Interesse am Philadelphia-Experiment
 erreichte seinen Höhepunkt, als die Regierung in den USA die
 "Great Society" anstrebte und Wohlfahrtsprogramme ins Gespräch brachte.

 Gleichzeitig wurde der schwarze (nicht-öffentliche) Etat gewaltig auf-
 gebläht, um damit die Entwicklung streng geheimer Überwachungs-
 satelliten zu finanzieren. Die Ahnung, dass Gelder in großen Mengen
 irgendwohin flossen, und dass Washington über den Verwendungszweck die
 Unwahrheit sagte, war weit verbreitet. Von dieser Ahnung war es kein
 sehr großer Gedankensprung zur Mutmaßung, Allende könnte mit seiner
 These von einer radikalen, geheimen Neuentwicklung in der Physik recht
 haben.

 Heute herrschen ähnliche Bedingungen wie damals, denn riesige, nicht
 näher aufgelistete Summen fließen in die Entwicklung und geheime Tests
 neuartiger Waffensysteme, schwebende Plattformen für nicht-tödliche
 Waffen, zum Beispiel, oder schwer zu ortende Trägersysteme. Das
 offizielle Washington spricht unterdessen von der Notwendigkeit, das
 Haushaltsdefizit zu verringern, von Geldknappheit, Verbesserungen des
 sozialen Netzes und niedrigeren Verteidigungsausgaben. Diese Wider-
 sprüchlichkeit erzeugt ideale Rahmenbedingungen für das Gedeihen
 glaubwürdiger neuer Täuschungsaktionen nach dem Vorbild des
 Philadelphia-Experiments.


 Merkmal Nr. 13: Hinweise auf geheime Kontakte

 UFO-Stories mit der stärksten Anziehungskraft auf breite Bevölkerungs-
 kreise beschränken sich nicht auf die Dokumentation eines einzelnen
 Phänomens, und sei es noch so bemerkenswert. Sie deuten an, dass es
 größere Zusammenhänge gibt und nennen als Anhaltspunkte dafür
 mysteriöse Telefonanrufe, Besuche von schwarz gekleideten Männern, das
 Auftauchen von Hubschraubern ohne Kennzeichen oder merkwürdige Autos,
 die Zeugen verfolgen. Auch von anonymen Briefen oder Päckchen ist in
 diesem Zusammenhang die Rede.

 Wir haben diese Methode bei der UMMO-Täuschungsaktion bereits kennen-
 gelernt. Manchmal findet der Rechercheur die Information in seinem
 Briefkasten, z.B. einen noch nicht entwickelten Film in einem unbe-
 schrifteten Behälter. Letzteres soll Bill Moore und dessen Freund
 Jaime Shandera auf die Spur der Majestic-12 Gruppe gebracht haben,
 auch dies eine Täuschung, die jahrelang in der amerikanischen Ufologie
 für Aufregung sorgte. Auf ähnliche Weise gelangte auch das
 "Beweismaterial" über das Philadelphia-Experiment in Bill Moores
 Briefkasten.

 Endlich ist es möglich, von einem Durchbruch der rätselhaften
 Angelegenheit zu sprechen, schrieb Moore in dem von ihm gemeinsam mit
 Berlitz verfassten Buch und fügte hinzu:

       In einem sicheren Schließfach befindet sich die Fotokopie
       eines Zeitungsausschnitts, die mir anonym zugesandt wurde.
       (Berlitz und Moore, 1979)

 Der Ausschnitt, undatiert und ohne Nennung der betreffenden Zeitung,
 trägt die Überschrift: "Merkwürdige Begleitumstände bei Kneipen-
 schlägereien". Wie es scheint, ist 1943, als in einer Kneipe in
 Philadelphia eine Schlägerei ausbrach, die Polizei von einer Hafen-
 patrouille der US-Marine zu Hilfe gerufen worden, doch die Beamten
 fanden in der Kneipe keinerlei Gäste.

 Zwei sehr nervöse Kellnerinnen sagten aus, die Hafenpatrouille sei
 zuerst eingetroffen und habe die Kneipe geräumt, doch zwei der
 beteiligten Matrosen hätten sich zuvor in Luft aufgelöst.

 "Sie sind einfach verschwunden... genau hier", berichtete eine der
 verängstigten Frauen, "und ich habe weiß Gott nichts getrunken!"

 Der in der Kneipe angerichtete Schaden wurde auf etwa 600 Dollar
 geschätzt. Hier wird ein größeres, nicht nachprüfbares, rätselhaftes
 Geschehen (ein Zerstörer wird unsichtbar) mit einem kleineren, merk-
 würdigen Zwischenfall in Verbindung gebracht, der zwar verifizierbar
 ist, dem Rechercheur jedoch anonym zugespielt wurde. Der ahnungslose
 Leser gewinnt den Eindruck, dass an der gesamten Geschichte etwas dran
 sein muss. Aber warum will der Übersender des Zeitungsausschnittes
 anonym bleiben? Soll man glauben, dass jedes Bekannt werden einer Ver-
 bindung mit dieser Episode für ihn so ungemein gefährlich ist, dass er
 um sein Leben bangen muß? Wenn ja, dann müssen alle Mitwisser unerkannt
 bleiben und können mutigen Rechercheuren nur helfen, indem sie ihnen
 Andeutungen und Beweisstücke zukommen lassen.

 Ich danke Mr. William Banks für die Hinweise auf die unübersehbaren
 Parallelen zur MJ-12 Legende, zum angeblichen UFO-Absturz bei Roswell
 und zur Entführung von Linda Napolitano.

 Weitere Nachforschungen sind geboten. Den willkürlichen Ausschmückungen
 einer Täuschung auf den Grund zu gehen, kann viel Zeit erfordern...

 Glück ist dabei so wichtig wie Ausdauer. Glück war im Spiel, als es mir
 gelang, einen Matrosen ausfindig zu machen, der im Herbst 1943 in der
 Kneipe dabei war und mir die ganze Geschichte erzählte.

                  Was tatsächlich in Philadelphia geschah

 In einer früheren Analyse der vorliegenden Informationen über das
 Philadelphia-Experiment kam der Autor zu dem vorläufigen Schluss, dass
 die Geschichte zum Teil auf Tatsachen beruht. Die US-Marine könnte im
 Herbst 1943 geheim gehaltene Tests mit damals hochmodernem Gerät durch-
 geführt haben. 

 Diese Erprobung könnte von Menschen wie Allende entweder falsch gedeutet
 oder vorsätzlich verbrämt worden sein, so wie heute die am US-
 Luftwaffenstützpunkt Nellis durchgeführten Tests mit neu entwickelten
 schwebenden Plattformen von UFO-Gläubigen fehl gedeutet werden. Außerdem,
 so seinerzeit meine Hypothese, galten die Experimente möglicherweise
 der Suche nach Methoden, das Aufspüren durch Radar zu vereiteln. Eine
 vor 13 Jahren veröffentlichte Raytheon-Werbung ließ in der Tat den
 Schluss zu, dass eine entsprechende Technologie nun der Allgemeinheit
 zugänglich war (Raytheon, 1980).

 Mit dieser Hypothese ließen sich allerdings einige wesentliche Aspekte
 der Angelegenheit nicht erklären. Dazu gehörten insbesondere das
 Verschwinden des Zerstörers aus dem Hafen, die geheimnisvollen
 Apparaturen, die unter strenger Geheimhaltung an Bord gebracht wurden,
 und das angebliche Verschwinden von zwei Matrosen aus einer nahe ge-
 legenen Kneipe.

 Ich rief meine Leser dazu auf, sich bei mir zu melden, falls sie zu-
 sätzliche Informationen hätten. So kam es zu einem Briefwechsel mit
 Mr. Edward Dudgeon und später zu einem persönlichen Treffen.

 "Ich bin ein 67 Jahre alter ehemaliger leitender Angestellter und lebe
 jetzt im Ruhestand. In der Marine habe ich von 1942 bis 1945 gedient."

 So begann Mr. Dudgeon seinen Brief an mich (Dudgeon, 1992), in dem er
 darlegte, warum er mich kontaktiert hatte. Er bestätigte, dass meine
 Vermutung, es habe sich in Philadelphia um eine geheime technische
 Neuentwicklung gehandelt, korrekt sei, dass es sich jedoch nicht um
 einen Radartest gehandelt habe. Die Wahrheit, so erläuterte er mir
 geduldig, sei einfacher.

 "Ich war auf einem Zerstörer, der zur gleichen Zeit wie die Eldrige
 DE 173 da war... Ich kann alle merkwürdigen Vorkommnisse erklären,
 denn wir hatten die gleichen geheimen Geräte an Bord. Wir waren mit
 zwei weiteren DEs und der Eldridge zur Umschulung auf die neuen
 Geräte in Bermuda und dann auf der Rückfahrt nach Philadelphia."

 Der Briefschreiber schlug ein Treffen vor und fügte hinzu:

 "Ich will nur, dass jemand erfährt, was ich weiß, ehe es zu spät ist."

 Einige Wochen später traf ich Mr. Dudgeon. Er zeigte mir seinen Ausweis
 und seine von der US-Marine ausgestellten Entlassungspapiere. Während
 der darauf folgenden zwei Stunden erzählte er mir die Einzelheiten seiner
 Geschichte und beantwortete meine Fragen.

 "Sie müssen wissen, dass im Jahr '43 die Deutschen unsere Schiffe ver-
 senkten, sobald sie aus den Häfen kamen und in den Atlantik vordrangen,
 der deshalb bei uns 'Friedhof' hieß. Ich war damals noch ein sehr
 junger Bursche. Ich fälschte meine Geburtsurkunde, um 1942 in die
 Marine aufgenommen zu werden. Ich war erst 16, wurde 17 im Dezember
 1942."

 "Wie war Ihre Ausbildung?" , fragte ich.

 "Ich hatte an der Staatsuniversität von Iowa Elektronik studiert. Nach
 der Grundausbildung schickte mich die Marine auf eine Elektronikschule.
 Ich erhielt meinen Abschluß als Electrician's Mate Third Class im
 Februar '43 und ging im Juni '43 an Bord."

 "Können Sie den Namen des Schiffes nennen?"

 "Ja, natürlich. Es war die DE 50, die USS Engstrom. Ihr Antrieb war
 Diesel-elektrisch, im Gegensatz zur DE 173, der Eldridge, die war
 Dampf-elektrisch. Unser Schiff wurde ins Trockendock gebracht, um
 Schiffschrauben mit hohem Drehmoment zu installieren."

 "Warum diese besondere Ausrüstung?"

 "Die neuen Schrauben machten andere Geräusche, so dass es für die
 U-Boote schwieriger war, uns zu hören. Außerdem wurde ein neues
 Sonargerät für Unterwasserortung eingebaut, und eine Apparatur, die
 wir "hedgehog" (Igel) nannten. Das Ding befand sich vor dem vorderen
 Geschütz am Bug und feuerte Breitseiten von je 24 - 30 Wasserbomben.
 Es konnte bis zu 180 Grad abdecken, in einer Entfernung von etwa einer
 Meile. Das war eine der geheimen Entwicklungen. Es stimmt nicht, dass
 - wie Sie in Ihrem Buch "Revelations" schreiben - das Schiff für Radar
 unsichtbar gemacht wurde. Die Deutschen hatten damals keinen Radar im
 Einsatz. Wir wollten unser Schiff für magnetische Torpedos unsichtbar
 machen, durch Reduzierung der magnetischen Induktion. Wir verfügten
 über die üblichen Radargeräte und außerdem "Mikro-Radar" von niedriger
 Frequenz. Damit konnten wir U-Boote orten, sobald sie ihre Periskope
 ausfuhren oder für Frischluft auftauchten. Das funktionierte auch im
 Dunkeln und im Nebel in ein bis zwei Meilen Entfernung. Danach
 begannen für die Deutschen die hohen U-Boot-Verluste."

 "Was hat das mit der Eldridge zu tun?" , fragte ich Mr. Dudgeon.

 "Die Eldrige und die Engstrom waren gleichzeitig im Hafen. Vier Schiffe
 wurden gleichzeitig ausgerüstet, die 48, die 49, die 50 und die
 Eldridge, im Juni und Juli 1943. Im Trockendock ließ die Marine bei
 allen Schiffen die magnetische Induktion verringern, auch bei Handels-
 schiffen, denn sonst hätten die Schiffe wie Magnetstäbe die Torpedos
 auf sich gezogen."

 "Wie lief die Umschulung auf die neue Ausrüstung ab?"

 "Alle vier Schiffe fuhren nach Bermuda, einer Zwischenstation für
 Konvois nach Nordafrika. Dort waren mehrere andere Zerstörer. Wir
 wurden auf See beordert, um das Fahren im Konvoi zu üben. Außerdem
 hatten wir einen Stützpunkt in den Azoren. Die Zerstörer kamen sich
 auf halbem Wege entgegen und kehrten dann in ihre jeweiligen Stütz-
 punkte zurück. Für die Ausbildung waren bis zu acht Wochen vorgesehen,
 aber wir waren schon nach fünf Wochen mit der Ausrüstung vertraut."

 "Was genau war Ihre Aufgabe an Bord?"

 "Mein Dienstgrad war Petty Officer, Electrician's Mate Third Class.
 Unsere Aufgabe war es, die Geschwindigkeit des Schiffes zu erhöhen
 bzw. zu verringern, oder auf Rückwärtsfahrt zu schalten, je nach den
 Signalen von der Brücke. Nach acht Monaten wurde ich zum Electrician's
 Mate Second Class befördert. Später wurden wir in den Pazifik beordert.
 Ich habe auf dem Schiff anderthalb Jahre gedient, vom Juni 1943 bis
 zum November 1944. Dann wurde ich zur Sonderausbildung nach Camp Perry
 in Virginia abkommandiert."

 "Was geschah mit der Eldridge?"

 "Wir haben uns von ihr nach den gemeinsamen Ausbildungswochen ge-
 trennt. Die DE 48 und die Eldridge blieben im Altantik, mit Stützpunkt
 in Bermuda, bis Anfang 1944, dann wurden auch sie zum Kriegsschauplatz
 im Pazifik beordert. Die DE 49, unser Schwesterschiff und die DE 50
 durchfuhren Mitte September 1943 den Panama-Kanal und operierten
 danach im Pazifik. An der Eldridge war absolut nichts Ungewöhnliches.
 Als wir 1944 Landgang hatten, trafen wir uns mit ihren Besatzungs-
 mitgliedern und feierten Parties zusammen. Nie war von irgendeinem
 außergewöhnlichen Vorgang die Rede. Allende hat das alles nur
 erfunden."

 "Was ist mit den Leuchtprozessen, die er beschrieben hat?"

 "Das sind typische Erscheinungen bei elektrischen Gewitterentladungen,
 sehr spektakulär. Auf See kommt es des öfteren zu diesem so genannten
 "St.-Elms-Feuer". Ich erinnere mich, dass während der Rückreise von
 Bermuda in einem Konvoi sämtliche Schiffe in ein Licht getaucht
 schienen, das wie grünes Feuer aussah. Als es zu regnen begann, ver-
 schwand das grüne Feuer."

 "Wie wurden die geheimen Geräte installiert?"

 "Nachdem die Marine die Schiffe in Dienst gestellt hatte und wir bereit
 waren, auszulaufen, ließ das National Bureau of Standards einen auf
 Genauigkeit geprüften Kompass in einer Kiste anliefern, die einem
 Überseekoffer glich. Wir sind mehrmals auf See in verschiedene
 Richtungen gefahren, um unseren Kompass anhand des angelieferten
 Kompasses zu kalibrieren. Das ist die geheimnisvolle "Box", die in
 verschiedenen Berichten auftaucht."

 "Wer war Allende? Sind Sie ihm begegnet?", fragte ich und zeigte
 Mr. Dudgeon verschiedene Briefe, die ich von Allende erhalten hatte.

 "Ich bin ihm nie begegnet. Aus seinen Texten schließe ich, dass er nicht
 in der Kriegsmarine war. Aber er könnte durchaus zu jener Zeit in
 Philadelphia gewesen sein, vielleicht in der Handelsmarine. Möglicher-
 weise war er an Bord des Handelsschiffes, das wir während eines Sturms
 in Richtung Philadelphia-Norfolk eskortierten."

 "Was ist mit der Behauptung, dass Generatoren im Laderaum verstaut
 wurden?"

 "Alle Zerstörer mit Diesel-elektrischem oder Dampfelektrischem Antrieb
 hatten zwei Maschinen, mit denen die Backbord- und Steuerbord-Schrauben
 angetrieben wurden, und jede Maschine brauchte einen Generator".

 "Wie war die Prozedur bei der Reduzierung der magnetischen Induktion
 durch die Marine?"

 "Die Mannschaft wurde an Land geschickt und das Schiff mit gewaltigen
 Kabeln umwickelt, durch die dann Hochspannungsstrom geleitet wurde, um
 die magnetische Struktur des Schiffs durcheinander zu wirbeln. Dafür
 wurden Vertragsarbeiter gebraucht und natürlich lagen auch Handels-
 schiffe in der Nähe. Es könnte also durchaus vorgekommen sein, dass
 zivile Matrosen Äußerungen von Militärs der US-Marine zu hören bekamen,
 die so etwas sagten wie: "Jetzt machen die uns unsichtbar!" Damit war
 natürlich die Unsichtbarkeit für magnetische Torpedos gemeint, ohne dass
 dies so konkret ausgesprochen wurde."

 "Wie erklärt sich der Ozongeruch?"

 "Das ist nichts Außergewöhnliches. Bei der Reduzierung der magnetischen
 Induktion konnte man das dabei entstehende Ozon riechen, sehr deutlich
 sogar."

 "Welche Sicherheitsvorkehrungen wurden getroffen?"

 "Unser Kapitän schärfte uns ein, über den Radar, das neue Sonargerät,
 den 'hedgehog' und die besonderen Schiffsschrauben Stillschweigen zu
 bewahren. Aber Sie wissen ja, wie das ist. Irgendetwas sickert immer
 durch. Ein weiteres geheimes Gerät, das wir an Bord hatten, war der
 'foxer'. Das Gerät wurde am Heck zu Wasser gelassen und in einer
 Entfernung von einer halben bis zu einer Meile hinter dem Zerstörer
 hergeschleppt. Es gab Geräusche wie von der Schraube eines Handels-
 schiffes von sich. Dies veranlasste deutsche U-Boote, auf Geräusch
 reagierende Torpedos abzuschießen, womit die U-Boote ihre Position
 preisgaben und außerdem Munition vergeudeten."

 "Wie lange gab es damals schon diese geheimen Geräte?"

 "Seit etwas sechs bis acht Monaten, soweit ich weiß. Als wir ausliefen,
 hatte sich beim U-Boot-Krieg an der Ostküste das Blatt zu unseren
 Gunsten gewendet."

 "All dies erklärt noch nicht, wie sich die Eldridge in Luft auflösen
 konnte oder was Anfang August 1943 in der Kneipe passierte."

 "Das ist der einfachste Teil der ganzen Geschichte", antwortete
 Mr. Dudgeon. "Ich war an jenem Abend in der Kneipe. Wir hatten zwei
 oder drei Bier getrunken und ich war einer der beiden Matrosen, von
 denen es heißt, sie seien auf mysteriöse Weise verschwunden. Der
 andere hieß Dave. Seinen Nachnamen habe ich vergessen, aber er war
 auf der DE 49. Die Schlägerei begann, als einige der Matrosen mit
 den geheimen Geräten prahlten und ihnen gesagt wurde, sie sollten den
 Mund halten. Zwei von uns waren noch minderjährig. Ich habe Ihnen ja
 schon erzählt, dass ich für meine Rekrutierungspapiere gemogelt habe.
 Die Kellnerinnen bugsierten uns daher durch die Hintertür ins Freie,
 sobald die Schlägerei losging und sie leugneten später, uns je
 gesehen zu haben. Wir brachen um zwei Uhr nachts auf. Die Eldridge
 hatte den Hafen schon um 23 Uhr verlassen. Wer in jener Nacht auf
 den Hafen blickte, konnte sehen, dass die Eldridge nicht mehr da war.
 In Norfolk wurde sie dann aber gesehen. Schon am nächsten Morgen war
 sie wieder im Hafen von Philadelphia, eine scheinbar unmögliche Sache.
 Wenn Sie die Landkarte betrachten, dann verstehen Sie, warum bei
 Handelsschiffen für eine derartige Reise zwei Tage vonnöten gewesen
 wären. Sie hätten Lotsen gebraucht, um den U-Boot-Netzen, den Minen
 usw. vor den Hafeneingängen am Atlantik auszuweichen. Die Kriegsmarine
 aber benutzte eine besondere Fahrrinne im Inland, und zwar den
 Chesapeake-Delaware-Kanal, der das alles umging. Wir brauchten für
 die Fahrt etwa sechs Stunden."

 "Warum mussten die Schiffe nach Norfolk?"

 "In Norfolk nahmen wir die Explosivkörper an Bord. Diese Docks, die
 Sie auf den Luftaufnahmen sehen, sind für Munitionsverladung ausgelegt.
 Die Marine hat hier rund um die Uhr Schiffe beladen. Einen Zerstörer
 konnte sie in vier Stunden oder weniger abfertigen. Ich weiß, dass die
 Eldridge dorthin gefahren ist, und dass sie keineswegs unsichtbar war,
 denn wir sind ihr in der Chesapeake-Bucht begegnet, als sie von
 Virginia kommend auf der Rückfahrt war."

 "Mit anderen Worten, das Ganze lief folgendermaßen ab: Nach Verlassen
 des Trockendocks Fahrt durch den Kanal, Munitionsbeladung in Norfolk,
 zurück nach Philadelphia und von dort Auslaufen für die Kompass-
 kalibrierung sowie die Radar- und Sonartests?"

 "Genau. Die Eldridge ist nie verschwunden. Alle vier Schiffe steuerten
 im Juli '43 Bermuda an und kamen Anfang August gemeinsam zurück.
 Während dieser Zeit gerieten wir in das Gewitter mit dem grünen Feuer,
 und der Ozongeruch kam dann hinzu. Das grüne Leuchten verblasste, als es
 zu regnen begann."

                           Das Montauk-Projekt

 Diejenigen, die sich dem Studium der Ufologie gewidmet haben (ein-
 schließlich der anfänglichen Fürsprecher der Allende-Briefe, wie
 Jerome Clark) sind sich heute weitgehend einig, dass die als
 Philadelphia-Experiment bekannt gewordene Täuschungsaktion, die sich
 von Anfang an auf äußerst dürftige Materialien stützte, längst hätte
 zu Grabe getragen werden müssen. Zudem gab es keinerlei Hinweise
 darauf, dass die Angelegenheit für die Ufologie überhaupt Relevanz hatte,
 denn keiner der Zeugen erwähnte außergewöhnliche Objekte am Himmel oder
 ungewöhnliche Wesen. Der Fall hätte eigentlich schon in den 60er Jahren
 eines friedlichen Todes sterben müssen. Dennoch hat die Story überlebt.
 Bis zum heutigen Tag gedeiht sie in einer kuriosen Nische des
 Paranormalen. Nach einem UFO-Vortrag oder in einer Talkshow kommt es
 immer wieder vor, dass jemand aus dem Publikum die Frage herausstößt:
 "Und was ist mit dem Philadelphia-Experiment?"

 Die ganze "rätselhafte Angelegenheit" kommt nun in neuer Form wieder
 hoch, und zwar als Montauk-Projekt, angeblich ein Experiment mit Reisen
 durch die Zeit. Auch hier gibt es wieder einen geheimen Ort der
 Handlung (diesmal ist es ein Stützpunkt der US-Luftwaffe in New York
 anstelle des Marine-Stützpunktes in Pennsylvania), und es gibt ein
 Buch, angebliche Zeugen und eine Video-Kassette. Geboten wird sogar
 ein Workshop über "Zeitreisen und die Präsenz fremder Wesen - ein
 Bericht über das Philadelphia-Experiment und das Montauk-Projekt von
 Al Bielek, Preston Nichols und Duncan Cameron" für eine Teilnehmer-
 gebühr von 150 Dollar, zuzüglich 100 Dollar für Mahlzeiten und
 Gemeinschaftsquartier, oder 70 Dollar für Camping.

 Im Katalog des Rim-Instituts ist zwischen den für 1993 geplanten
 Veranstaltungen auch eine Anzeige zu finden, die folgendes behauptet:

 Man nennt das Montauk - Projekt eines der größten Rätsel im heutigen
 Amerika. Die Story begann mit der Pionierarbeit von Wilhelm Reich und
 Nicola Tesla und konkretisierte sich dann durch die Anfang der 40er
 Jahre von der Regierung finanzierten Versuche, das Wetter unter
 Kontrolle zu bringen. Zum Kristallisationspunkt wurde das unglück-
 seelige Philadelphia-Experiment mit der Unsichtbarkeit während des
 Zweiten Weltkrieges. Die Akte des Philadelphia-Experiments ist abge-
 schlossen, aber langfristig angelegte Forschungsarbeit wurde auch
 danach fortgesetzt.

 Das Montauk - Projekt, das während der 70er und frühen 80er Jahre im
 US-Luftwaffenstützpunkt Montauk in New York durchgeführt wurde, war
 ein Versuch, den Fluss der Zeit zu erforschen mit dem Ziel, die Zeit
 zu manipulieren. Kronzeuge für diese neuen Offenbarungen ist Preston
 Nichols, der "erst nach jahrelangen Bemühungen in der Lage war, die
 ausgelöschten Erinnerungen an seine Rolle als Cheftechniker des
 Projekts wiederzuerlangen.

 Alfred Bielek, Mitautor des Philadelphia-Experiments (im Buch von Brad
 Steiger) behauptet, einer der zwei Matrosen zu sein, die "durch ein
 Zeitloch fielen", von den 40er Jahren ins Jahr 1983. Er sei später
 Berater für Montauk geworden. Duncan Cameron, "der renommierteste
 Seher, den das Projekt beschäftigte", sei ebenfalls durch ein Zeitloch
 gefallen. In einer sehr verworrenen Geschichte behauptet Al Bielek, er
 sei als Edward Cameron zur Welt gekommen, als Duncan Camerons Bruder.

 Mit Hilfe außerirdischer Technologie hätten geheime Regierungsstellen
 ihn dann aus seiner eigenen Zeitspur gelöscht und ihm den Körper und
 die Biographie von Alfred Bielek gegeben, geboren 1927. Als Werbung
 für das von Bielek und dessen Mitreisende durch die Zeit durchgeführte
 Seminar ist in der Broschüre des Rim-Instituts abschließend zu lesen:

 "Ihre Story, ob man sie nun glauben mag oder nicht, wird für Sie mit
 Sicherheit den Wirklichkeitsbegriff ausweiten."

 Diese Feststellung, das wenigstens lässt sich sagen, hat einen gewissen
 Wahrheitsgehalt.


                              Gegenmaßnahmen

 Was kann der einzelne Wissenschaftler tun, um vernünftiger Forschungs-
 arbeit Vorschub zu leisten in einem Gebiet, in dem die Literatur voll-
 gestopft ist mit Stories über das Philadelphia-Experiment und der-
 gleichen mehr, und in dem Entlarvungen nicht willkommen sind? Eine
 gesunde Skepsis ist zunächst einmal angebracht, aber wesentlich ist es
 auch, unvoreingenommen zu bleiben.

 Schließlich gehen manche Schilderungen auf Tatsachen zurück, auch wenn
 diese im Einzelnen nicht gesichert sind. Wie bereits geschildert,
 hatten die Ereignisse, um die es bei der Eldridge ging, mit hoch-
 moderner Technik zu tun, waren streng geheim und beinhalteten
 Entscheidungen über Leben und Tod, eine Mischung, die für Außenseiter,
 nur bruchstückhaft darüber informiert, sehr wohl faszinierende Anreize
 boten, sich Gedanken zu machen.

 Zusätzlich zur grundsätzlichen Unvoreingenommenheit und einer vernunft-
 betonten Grundhaltung möchte ich sechs Gesichtspunkte nennen, die für
 mich selbst hilfreich waren beim Umgang mit derartigen Stories.


 1. Mißtrauen gegenüber selbsternannten Experten

 Viele derjenigen, die in der UFOlogie das große Wort führen, nähren
 ihren fragwürdigen Ruf, indem sie sich gegenseitig Stichworte liefern
 und dem eingeschworenen Kreis einiger hundert Leser ihrer Zeitschriften
 nach dem Mund reden, sodass ein kleiner "harter Kern" entsteht. In
 solchen Gruppen, geprägt von wechselseitiger Bewunderung, gibt es nur
 sehr wenige wissenschaftlich ausgebildete Mitglieder, und die
 Soziologie dieser Szene stärkt die dort vorherrschende extra-
 terrestrische Hypothese, weil entsprechenden Diskussionsbeiträgen mehr
 Anerkennung gezollt wird, als Entlarvungen oder Hinweise auf neue
 Erkenntnisse und aufschlussreiche Widersprüche.


 2. Mißtrauen gegenüber den Medien

 Für Fernsehberichte über UFOs (in Sendungen wie Sighting, Hard Copy,
 Geraldo, Unsolved Mysteries) ist die Einschaltquote maßgeblich, nicht
 die Verbreitung von Wissen. Ausgewählt werden rätselhafte Vor-
 kommnisse, die beim Zuschauer Erstaunen wecken sollen. Die in Frage
 kommenden nüchternen Erklärungen werden heruntergespielt. Die vorge-
 tragenen Informationen sind so einseitig, dass sie wertlos sind, auch
 wenn es dabei um tatsächliche Ereignisse geht.


 3. Auf logische Fehlschlüsse achten

 Herausragendes Kennzeichen ist das gefährliche und oft missbrauchte
 Wörtchen "deswegen". Die meisten Irrtümer, die in der UFOlogie während
 der letzten 50 Jahre vorgekommen sind, beruhen auf Fehlschlüssen, die
 mit diesem einfachen Wort verknüpft sind. Es gibt viele Beispiele
 dafür:

 a) Bei Roswell ist etwas abgestürzt (richtig), und der Vorfall wurde
    ganz offensichtlich von der US-Luftwaffe vertuscht (richtig), des-
    wegen muss es eine fliegende Untertasse gewesen sein (falsche Schluss-
    folgerung).

 b) UFOs verhalten sich nicht so, wie wir es von irdischen Flugkörpern
    erwarten (richtig), deswegen müssen sie außerirdischen Ursprungs
    sein (falsche Schlussfolgerung).

 c) Der vorliegende Fall: Ein Zerstörer verlässt seinen Hafen unter
    geheimnisumwitterten Begleitumständen (richtig) und befindet sich
    nach einer "unmöglich" kurzen Zeitspanne an einem anderen Ort
    (richtig, in Anbetracht der begrenzten Kenntnisse der Zeugen), des-
    wegen muss das Schiff unsichtbar gemacht, bzw. entmaterialisiert
    worden sein oder eine Reise durch die Zeit gemacht haben (falsche
    Schlussfolgerung).

 Die Liste derartiger logischer Grundirrtümer ist endlos.


 4. Irrelevante Dramatik herausfiltern

 Das Bemerkenswerte an der hier erörterten Irreführung ist die Tatsache,
 dass die Hauptperson, Carl Allen, bei den Vorkommnissen, die er zur
 Sensation erhob, nur eine Randfigur war und von den Geräten, die er
 beschrieb, keine Kenntnisse aus erster Hand besaß. Dennoch gelang es
 ihm fast allein, die gesamte Legende ins Leben zu rufen. Er gab den
 Anstoß für Jessups Beteiligung und für die ONR-Untersuchung, er
 entfachte Faszination durch das Schattenhafte seiner eigenen Existenz.

 Der Tod Einsteins stand in keiner Beziehung zu den Briefen Allendes.
 Nicht eine dieser "Tatsachen" hatte etwas mit den tatsächlichen Vor-
 kommnissen in Philadelphia zu tun. Ähnlich war es bei Bill Moore, der
 für zusätzliche Dramatik sorgte, indem er einen Zeitungsausschnitt
 über die "Kneipenschlägerei" ins Gespräch brachte, der auf geheimnis-
 volle Weise in seinen Briefkasten gelangt sei und "sicher in einem
 Schließfach" verwahrt wäre - alles irrelevante Details, die mit dem
 zu untersuchenden Phänomen nichts zu tun hatten. Ein undatierter
 Zeitungsausschnitt, durch dunkle Kanäle zugespielt und an einem
 sicheren Ort aufbewahrt, ist um keinen Deut zuverlässiger oder
 bedeutungsschwerer als ein Zeitungsausschnitt gleichen Inhalte, den
 man an einer Pin-Wand vorfindet. Trotzdem lassen sich Viele ins
 Bockshorn jagen, wenn ihnen derartige Anhaltspunkte für ein sich
 entfaltendes Mysterium vorgegaukelt werden.


 5. Unabhängige Informationsquellen erschließen und auf
    Zuverlässigkeit abklopfen

 Gibt es Zeugen? In einem Hafen arbeiten hunderte von Menschen. Einige
 von ihnen müssten sich doch an die Ereignisse erinnern. Historische
 Unterlagen sind verfügbar und setzen Rahmenbedingungen für spätere
 Nachforschungen.


 6. Von Geheimhaltungsgerede nicht beirren lassen

 Einige der mit UFO-Forschung zusammenhängenden Tatsachen unterliegen
 der Geheimhaltung, nicht zuletzt, weil die mutmaßlichen Objekte in
 Wahrheit fehl gedeutete Signale sind, die von geheimen Sensoren aufge-
 spührt werden. Es mag durchaus sein, dass es eine breit angelegte
 Vertuschung relevanter Daten gibt, wie UFOlogen behaupten. Aber
 größtenteils ist die vermeintliche Geheimhaltung, wie im vorliegenden
 Fall, nur in den Köpfen derjenigen verankert, die wie bei einer Jagd
 den Nervenkitzel steigern wollen oder sich selbst romantisch als un-
 erschrockene Erforscher des Unbekannten erleben.

 Falls man auf tatsächliche Geheimhaltungsbarrieren stößt, findet sich
 immer genügend Zeit, Zweck und Ausmaß zu erkunden. In Philadelphia
 gab es wegen der auf dem Zerstörer installierten Geräte in der Tat
 geheim gehaltene Vorgänge, und nicht anders ist es heute in "Area 51"
 des US-Luftwaffenstützpunktes Nellis.

 Es fällt nicht schwer, sich die Situation dort und die sich daraus
 ergebenden Antworten auszumahlen, auch wenn konkrete technische
 Details im Dunkeln bleiben. Im vorliegenden Fall hat Vizeadmiral
 William D. Houser, ehemaliger Stellvertretender Flottenchef der US-
 Marine, die von Mr. Dudgeon beschriebene Prozedur der Umschulung auf
 neues Gerät und der Schiffsbeladung sowie die Benutzung des Kanals
 für uns bestätigt.

 Im Gespräch mit dem Autor verwies er darauf, dass keine der damals auf
 dem Zerstörer installierten elektronischen Systeme High-Tech-Geräte
 waren. Die US-Marine erprobte einfach alles, was geeignet erschien,
 sich gegenüber deutschen U-Booten Vorteile zu verschaffen. Der Grund
 für die ganze Geheimhaltung war lediglich, dass der Feind nicht er-
 fahren sollte, welche Versuche unternommen wurden, und nicht etwa,
 dass die erprobten Geräte etwas absolut Neuartiges waren. Bei der
 Erforschung echter UFO-Vorkommnisse sieht das Vorgehen gänzlich anders
 aus. Nach den Erfahrungen des Autors spielen sich viele der aussichts-
 reichsten Fälle auf offenem Gelände ab und es gibt keine Sicherheits-
 absperrungen, die zu überwinden wären. Der Ort des Geschehens, obwohl
 entlegen, ist allgemein zugänglich und Zeugen lassen sich ohne
 heroische Großtaten auftreiben.


                              Schlussbetrachtung

 Bei der Erforschung des Paranormalen sind nur wenige Aufgaben so
 wichtig wie das Aufdecken und die Eliminierung von bewussten Irre-
 führungen und Täuschungsaktionen. Wenn in einem Forschungsgebiet die
 freiwillige Selbstkontrolle fehlt, übernehmen Andere die Kontrolle
 mit verheerenden Konsequenzen, wie die jüngsten Beispiele von Betrug
 in der akademischen Forschung gezeigt haben. Nährboden für die
 populäre UFOlogie sind Gerüchte, schlecht recherchierte Berichte,
 dürftiger Wissensstand und regelrechte Betrügereien zum Nachteil
 echter Erkenntnisse, die für die Wissenschaft von Bedeutung sein
 könnten. Die bunte Folge nicht enden wollender Fälschungen ist in
 den Augen der breiten Masse kennzeichnend für die UFOlogie, und
 Wissenschaftler sowie gebildete Laien gewinnen dadurch ein
 negatives Bild von diesem Forschungsbereich. Problematisch sind
 derartige Fälschungen, weil sie sich ins Gemüt einschleichen, weil
 sie kribbelnd und unterhaltsam sind, und weil sie nicht selten etwas
 bieten, von dem wir wünschten, es wäre wahr, obwohl es eben nicht
 der Wahrheit entspricht.

 Wie geschildert, hatte das Philadelphia-Experiment alle diese
 Merkmale. Diese Irreführung, die aufgrund gemeinsamer Anstrengungen
 mehrerer Foscher längst tot und begraben sein sollte, ist beispielhaft
 für eine Story, die einfach nicht tot zu kriegen ist.

 Sie ist derart geheimnisumwittert, dass man aus ihr auch weiterhin Honig
 saugen kann. Ebenso wie einige völlig leer geräumte Goldminen in den
 Bergen von Colorado, aus denen schon im vorigen Jahrhundert das
 letzte Gold abtransportiert wurde, von Zeit zu Zeit in den Billig-
 angeboten skrupelloser Aktienhändler unter neuen, klangvollen Namen
 wieder angepriesen werden, finden sich für gewisse UFO-Stories immer
 wieder leichtgläubige Investoren. Auch im Jahr 1996 hat die Mär von
 der verschwundenen DE-173 nichts von ihrem originären Charme eingebüßt.

 Für das englische Wort "hoax", mit dem die Fälschungen, bewusste Irre-
 führungen und Täuschungsaktionen in der UFOlogie treffend gekenn-
 zeichenet sind, ist folgende Definition gegeben worden: "Eine
 absichtlich konstruierte Unwahrheit, durch die einer Tatsache ein
 anderes Aussehen verliehen werden soll" (MacDougall, 1958).

 In einem unlängst erschienenen theoretischen Artikel über dieses
 Phänomen schreibt Marcello Truzzi, "in den Geisteswissenschaften
 wurden bisher nur wenig deduktive Anstrengungen unternommen, einen
 "hoax" zu beschreiben und zu erklären" (Truzzi 1993).

 Er stellt fest, dass laut Curtis MacDougall der Erfolg einer der-
 artigen Irreführung aus zwei in den Opfern wirkenden psychologischen
 Kräften resultiert: In die Rubrik "warum wir nicht ungläubig sein
 wollen" gehört laut MacDougall Unwissen, Aberglauben, Suggestion und
 Prestige. Für die Rubrik "Anreize zu Glauben" nennt MacDougall
 finanzielle Vorteile, Eitelkeit, Chauvinismus, Vorurteile, Vorliebe
 für gewisse Theorien, Verlangen nach Nervenkitzel und kulturelles
 Klima.

 Wir haben gesehen, dass diese Faktoren in der Tat für die Infrastruktur
 des hier geschilderten Falles maßgeblich waren. Von MacDougall stammt
 auch der Satz: "Wenn ein 'hoax' so langlebig wird, dass er als Mythos
 oder Legende gelten kann, sollte man die Hoffnung auf Entlarvung
 vielleicht aufgeben." Nach 50 Jahren haben wir im Fall des
 Philadelphia-Experiments diesen Punkt möglicherweise erreicht.


                              Danksagung

 Der Autor dankt Mr. Edward Dudgeon für dessen unschätzbare Hilfe bei
 der Klärung des Geschehens in Philadelphia. Die Bereitschaft von
 Vizeadmiral William D. Houser, das Manuskript dieses Artikels gegenzu-
 lesen war ebenfalls von großem Wert. Zahlreiche Personen haben durch
 Korrespondenz mit uns wertvolle Unterstützung bei den Nachforschungen
 über verschiedenen Aspekte dieses Berichts geleistet, insbesondere
 William Banks, Gary Edwards, Allen Hovey, M. Troy, Heidi Streetman,
 David Edwards, Marshall Philyaw und Keith Sjosten.

 Wir bedanken uns recht herzlich für die Übersetzung dieses Artikels
 ins Deutsche bei Roderich H. Boes.


 Literatur- und Quellenverzeichnis

 Allende, Carlos (1967): Briefe an den Autor, persönliche Mitteilung.

 Berlitz, Charles und Moore, William L. (1979): The Philadelphia-
 Experiment: Project Invisibility. New York: Grosset & Dunlap 1979.

 Clark, Jerome (1968): The Invisible Visitors from Outer Space, in
 Steiger, Brad and Whritenour, Joan (1968): The Allende Letters.
 New York: Award Special.

 Cohn Norman (1967): Histoire d'un Mythe: La "Conspiration" Juive et
 les Protocoles des Sages de Sion. Paris: Gallimard. French translation
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 Dudgeon, Edward (1992): Brief vom 29.12.92. Private Mitteilung an
 den Autor.

 Festinger, Leon, Riecker, H.W. and Schachter, S. (1956): When Prophecy
 Fails: A social and psychological Study of a modern group that
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 Ecker, Don (1992): Hatonn's World: a neo-NAZI E.T.? UFO Magazine Vol. 7,
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 Klimo, Jon (1993): UFO's: Billy Meier and the Pleiadian Contact. IRIDIS
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 MacDougall, Curtis D. (1958): Hoaxes. New York: Dover. (erste
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 Rim Institute (1993): Catalog of Events, Phoenix, Arizona: The Rim
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 Steiger, Brad and Sherry, and Bielek, Alfred (1990): The
 Philadelphia-Experiment and other UFO-Conspiracies. New Brunswick,
 NJ: Inner Light Publications.

 Truzzi, Macello(1993): The sociology and Psychology of Hoaxes. In Gordon
 Stein, Encyclopedia of Hoaxes. Detroit, MI: Gale Research, S. 291-297.

 VallÚe, Jacques F. (1991): Revelations: Alien Contact and Human
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 Velasco, Jean-Jacques (1990): Report on the analysis of anomalous
 physical traces: the 1981 Trans-en-Provence UFO-case. JSE 4,1,
 Seiten 27-48.
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