Was Sparprogramme wirklich leisten

26. Oktober 2013, 11:45 Uhr

Energiesparprogramme sparen Strom und Wasser. Ein Test zeigt jedoch: Einige Maschinen waschen statt bei 60 Grad lediglich bei 45 oder gar nur 35 Grad. Hygienisch ist das bedenklich.

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Energiesparprogramme: nicht immer die effizienteste und sauberste Art zu Waschen©

Wer beim Waschen Wasser und Strom sparen möchte, wählt die Energiesparprogramme seiner Waschmaschine. Ein aktueller Test der Stiftung Warentest hat einige Maschinen in diesem Punkt genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Das Einsparpotenzial dieser Programme ist mit durchschnittlich 15 Cent pro Waschgang nur gering. Geradezu erschreckend jedoch: Keine der getesteten zwölf Waschmaschinen hält im 60-Grad-Energiesparprogramm die Temperatur.

Die Panasonic NA-148VG4WDE wusch heimlich sogar nur bei 35,4 Grad, statt der angegebenen 60; die Maschine erzielte im Test ein mittleres Qualitätsurteil. Durch die mangelhafte Temperatur wird zwar weniger Energie für das Aufheizen des Wassers gebraucht – die Panasonic spart rund 30 Cent pro Wäsche –, die Kunden werden aber hinters Licht geführt. Um die Wäsche trotzdem sauber zu bekommen, waschen die Maschinen vielfach länger als drei Stunden. Problematisch: Das Textilgewebe leidet und die geringere Temperatur kann in einigen Fällen hygienisch bedenklich sein - beispielsweise werden bei Krankheiten in der Familie Keime kaum bekämpft.

Bei 35 Grad werden Erreger bebrütet

Für Familie Gontermann hätte das letzten März problematisch werden können: Als Sabrina Gontermann zur Geburt ihres Sohnes im Krankenhaus war, hatte sich Tochter Emilia im Kindergarten den Noro-Virus eingefangen – einen hochansteckenden und hartnäckigen Darmkeim. Als ihre Mutter mit dem Neugeborenen nach Hause kam, musste alles keimfrei sein – auch die Wäsche.

Bei der Panasonic hätte das Gegenteil der Fall sein können: "Wenn das Programm nur 40 Grad und weniger erreicht, dann haben wir eine Bebrütungstemperatur", sagt Biologe und Hygiene-Experte Franz Wille. Auch Hausstaubmilben oder Fußpilzsporen wären nach einer solchen Wäsche nicht bekämpft worden. Zudem verbleiben die Keime auch in den Maschinen, wenn diese nicht ab und zu bei mindestens 60 Grad laufen. Bei niedrigeren Temperaturen überleben Erreger im Restwasser und springen von Wäscheladung zu Wäscheladung – und verbreiten sich so über die gesamte Familienwäsche.

Wer sieben bis acht Euro pro Jahr sparen will, muss bei jedem Waschgang das Energiesparprogramm nutzen. Manch eine Maschine benötigt dann für eine mangelhaft temperierte Wäsche knapp vier Stunden. "Wenn man bedenkt, dass ein Energiesparprogramm 90 Minuten länger dauert, ist es schon enttäuschend, wie wenig Ersparnis das bringt. Aber für die Umwelt ist das natürlich eine Hilfe", sagt Werner Hinzpeter von der Stiftung Warentest. Im Normalprogramm erreichten fast alle Geräte die angegebenen 60 Grad. Und bei nur leicht verschmutzter Wäsche von gesunden Personen spielt die Waschtemperatur ohnehin kaum eine Rolle.

Die kleine Emilia hat den Infekt inzwischen ausgestanden und hilft ihrer Mutter fleißig im Haushalt – auch bei der Wäsche. Und wenn's losgehen soll mit dem Waschgang ruft sie "Stell den Ofen an!" Im Energiesparprogramm trifft das vermutlich nicht ganz zu. Aber bei den Gontermanns macht das jetzt erst mal nichts mehr.

Die ausführlichen Ergebnisse zu allen zwölf getesteten Waschmaschinen des Tests finden Sie unter:
www.test.de/waschmaschinen

Ergebnisse der Stiftung Warentest
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Ergebnisse von Stiftung Warentest Das sind die besten und schlechtesten Waschmaschinen Stiftung Warentest hat im aktuellen Test 12 Waschmaschinen auf Leistung, Handhabung und Sparpotenzial geprüft. Welche Modelle am meisten und welche am wenigsten überzeugten, sehen Sie hier.
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