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Energiewende: überhastet und "überfördert"?

Energiewende: überhastet und "überfördert"?

Wien, 17. September 2013 Weltweit steigt der CO2-Ausstoß weiter an. Als probates Gegenmittel werden zumeist der Verzicht auf fossile und der Umstieg auf erneuerbare Energien gehandelt. Deutschland gilt als Vorreiter in Sachen Energiewende und versucht mit hohen Förderungen für erneuerbare Energien und durch regulatorische Eingriffe in den Strommarkt zu zeigen, wie ein Umbau des Energie-systems funktionieren kann. Aufgrund aktueller Entwicklungen muss allerdings mehr und mehr angezweifelt werden, ob die „deutsche Energiewende“ tatsächlich als Vorbild für andere Länder in Europa oder global dienen kann. Besonders die Rolle der erneuerbaren Energien als wichtigster Hebel zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes und zur Steigerung der Versorgungssicherheit wird bezweifelt. Zu diesem Schluss kommt die Unternehmensberatung A.T. Kearney, die Fiktion und Fakten zur Energiewende untersucht hat.

Kann der weltweite CO2-Anstieg gebremst werden?

Auf globaler und europäischer Ebene gibt es einen weitgehenden Konsens über die Reduktion des globalen CO2-Ausstoßes als Ziel für die Klimapolitik. Dennoch steigt der weltweite CO2-Ausstoß weiter an. Allerdings wird er zwischen 2010 und 2030 nur mehr um 20 Prozent im Vergleich zu 44 Prozent im Zeitraum von 1990 bis 2010 steigen.

Den größten Anteil am CO2-Ausstoß hat, mit 40 Prozent weltweit, die Stromerzeugung. Global ist diese durch fossile Kraftwerke mit einem Anteil von fast 70 Prozent dominiert. Auch in Europa beträgt der Anteil etwa 60 Prozent. In den nächsten 20 Jahren wird Kohle durch Gas, Atomkraft und Erneuerbare teilweise ersetzt. Dadurch sinkt zwar der spezifische CO2-Ausstoß in der Stromerzeugung, absolut steigt er jedoch weiter an. In Europa ist ein stärkerer Anstieg von Erneuerbaren und kein Wachstum bei Atomkraft zu erwarten.

Dr. Florian Haslauer, Partner bei A.T. Kearney und Autor der Studie erklärt: „Der größte Hebel zur Reduktion des CO2-Ausstoßes in der Stromerzeugung besteht in der Umstellung von Kohle auf Gas und in der Erhöhung der Effizienz in älteren Kohlekraftwerken.“

Ist das Ende der fossilen Energien nah?

Auf Basis heute vorliegender Erkenntnisse reichen die Reserven von Öl knapp 100 Jahre und für Gas und Kohle deutlich über 100 Jahre. Berücksichtigt man auch die unkonventionellen Reserven für Öl und Gas dann reichen die Reserven sogar 200 Jahre. Die immer wieder angesprochenen hohen Förderungen für fossile Energie betreffen zu einem sehr hohen Anteil den Verkauf von Öl in Form von Benzin in den Förderländern unterhalb des Weltmarktpreises. Alleine die Öl- beziehungsweise Gasförderländer Iran, Saudi Arabien und Russland tragen damit zu 35 Prozent zu den globalen „Förderungen für fossile Energie“ bei.

Der Verbrauch von fossiler Energie bringt den EU-Staaten Steuereinnahmen in der Höhe von 303 Milliarden Euro und ist damit nicht nur für die Förder-, sondern auch für die Verbraucherländer eine wichtige Geldeinnahmequelle.

Die Energiewende in Deutschland – Vorbild oder Irrweg für Österreich?

Deutschland versucht mit der Energiewende, das heißt dem Atomausstieg und dem Ausbau der erneuerbaren Energie über Einspeiseförderungen, einen Weg zur ressourcenschonenden Energieerzeugung aufzuzeigen.

Immer stärker zu Tage tretende Probleme erzwingen aber eine Änderung der bisherigen Ausrichtung. So kämpft Deutschland mit ausufernden Erzeugungskosten und stark steigenden Strompreisen für die Verbraucher. Dies führt zwangsläufig zu einer sinkenden Akzeptanz in der Bevölkerung.

Durch die starken Erzeugungsschwankungen von erneuerbaren Energien wie Wind- und Sonnenenergie wird außerdem die Stabilität und Wirtschaftlichkeit des Energiesystems gefährdet. Flexible Kapazitäten, wie zum Beispiel Gaskraftwerke, fehlen.

Auch eine paradoxe Situation macht sich bemerkbar: Ein CO2-Anstieg in der Stromerzeugung durch verstärkten Einsatz von Kohlekraftwerken.

„Deutschland hat versucht sich mit der Förderung der Erneuerbaren gegen die globalen Marktpreise zu stemmen. Dieser Schuss ging aber nach hinten los: Da Kohle auf dem Commodity-Markt günstig zu haben ist und auch die CO2-Zertifikatspreise niedrig sind, gibt es in Deutschland trotz des Zubaus der Erneuerbaren eine steigende Kohleverstromung und somit erst recht einen höheren CO2-Ausstoß“, führt Haslauer aus.

Auch die positiven Beschäftigungseffekte bei „Green Jobs“ flachen langsam ab. In den letzten drei Jahren ist eine starke Verschiebung der Beschäftigung vor allem nach China eingetreten. Im Jahr 2012 sind - bis auf eine Ausnahme - alle namhaften deutschen Solarhersteller in die Insolvenz geschlittert. Aufgrund falscher Anreize hat es die deutsche Industrie nicht geschafft einen technologischen Vorteil gegenüber den chinesischen Herstellern herauszuarbeiten.

Wie kann das Energiesystem erfolgreich umgebaut werden?

„Nur marktwirtschaftliche Systeme sichern einen wirtschaftlich sinnvollen Umbau“, ist Florian Haslauer überzeugt. Konkret bedeutet das:

  • Reduzierung der Förderung beim Kunden beziehungsweise beim Investor hin zur Technologieentwicklung
  • Keine Einspeisförderung sondern Investitionsförderung auf Basis von Auktionierung
    • Zentrale Anlagen > europaweite Auktionierung
    • Dezentrale Anlagen > nationale/regionale Auktionierung
  • Integration der Erneuerbaren in den Markt durch Abschaffung des Einspeisevorrangs für Erneuerbare und Selbstvermarktungspflicht
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