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energiesparlampen

30. September 2008

Das Ende einer Erfolgsgeschichte?

Energiesparlampen sparen Strom, schonen das Klima und den Geldbeutel. Das war bisher weitgehend Konsens, doch beim Magazin Öko-Test kommen die Konkurrenten der Glühbirne gar nicht gut weg – das „Ende einer Erfolgsgeschichte“ kündige sich an, so das Magazin, denn die Lampen hielten nicht, was sie versprechen und seien zudem gesundheitsschädlich. Fazit: „Das Testergebnis kann nicht überzeugen.“ Unter Experten ist die Untersuchung jedoch umstritten.

Öko-Test kaufte für den Test 16 verschiedene „warm-weiß“ leuchtende Energiesparlampen, die eine herkömmliche 60-Watt-Glühbirne ersetzen sollen. Davon schnitten sechs Lampen mit „befriedigend“ ab, vier mit „ausreichend“, zwei mit „mangelhaft“ und vier mit „ungenügend“. In punkto Helligkeit könnten es nur vier der verwendeten Energiesparleuchten mit den Glühlampen aufnehmen, so die Tester, zudem lasse die Anfangshelligkeit schnell nach – bereits nach 3125 Stunden Betriebsdauer seien entgegen der von den Herstellern versprochenen 8000 bis 10.000 Stunden zehn der Lampen ganz ausgefallen.

Ein großes Problem sei auch die Lichtqualität: „Immer mehr kritische Wissenschaftler und Ärzte warnen vor den gesundheitlichen Auswirkungen schlechten Lichts“, heißt es da – einen Quellennachweis oder eine Studie bleibt das Magazin jedoch schuldig. Energiesparlampen erzeugten in höheren Frequenzen ein gesundheitsschädliches „Blitzlichtgewitter“; neurologische Störungen, Hormonprobleme und ein erhöhtes Krebsrisiko könnten die Folge sein. Dazu gibt es ein Interview mit dem Arzt und „Lichtbiologen“ Alexander Wunsch, der warnt, der hohe Blauanteil würde „insbesondere langfristig die Entstehung einer Reihe von Zivilisationskrankheiten wie Herz- und Kreislauferkrankungen fördern“. Belegt ist dies nicht. Wunsch veröffentlicht seit Jahren esoterisch angehauchte Artikel zum Thema Licht und Gesundheit.

Neben Kritik an der Verwendung giftigen Quecksilbers in den Energiesparlampen wagt Öko-Test außerdem einen Frontalangriff auf deren Vorzüge: Die angeblichen 80 Prozent Energieersparnis gegenüber Glühlampen seien „ein frommer Wunsch“, die Mehrheit der Lampen bringe es „nur“ auf 50 bis 70 Prozent Ersparnis.

Ein herber Rückschlag für alle Energiesparfreunde? Nein, meint Maria Elander von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegenüber greenpeace-magazin.de. Das Testverfahren der Öko-Test-Redaktion sei „in einigen Punkten sehr fragwürdig“. Tatsächlich hatte das Magazin test der Stiftung Warentest erst im Februar 20 Energiesparlampen (Typ E27-Sockel) untersucht und siebenmal die Note gut vergeben. Keine der von der test-Redaktion mit „gut“ bewerteten Lampen findet sich in der Untersuchung von Öko-Test. Man habe dort vielmehr deutlich billigere Lampen getestet, die natürlich von minderer Qualität seien, so Elander. Für die billigste Energiesparlampe gibt Öko-Test einen Preis von 94 Cent an, für die teuerste 9,95 Euro. Bei der Stiftung Warentest bewegte sich die Preisspanne zwischen 1,33 und stolzen 30,00 Euro.

Besonders offensichtlich werden die unterschiedlichen Testergebnisse anhand der Lampe „Ikea Sparsam 11 Watt – 3er Pack“. Dieses Modell haben beide Magazine geprüft. Während Öko-Test für eine der drei identischen Lampen eine Brenndauer von unter 3125 Stunden angibt, betrug sie bei test mindestens 9200 Stunden – das führt im ersten Fall zur Haltbarkeitsnote „ungenügend“, im zweiten zur Note „sehr gut“. Auf Nachfrage erklärte Gabriele Achstetter von Öko-Test, insgesamt seien Abweichungen aufgrund verschiedener Messparameter entstanden. So genau, dass man exakt die Gründe für verschiedene Testergebnisse ausmachen könne, habe man sich die Untersuchung der Warentester vom März aber nicht angeschaut.

Lothar Beckmann, betreuender Redakteur der im test veröffentlichten Untersuchung, äußerte gegenüber greenpeace-magazin.de Bedenken zu den Testverfahren von Öko-Test. „Wir haben völlig andere Erfahrungen gemacht“, so Beckmann. Dies gelte zum Beispiel für die Elektrosmogbelastung. Diese sei mit der Weiterentwicklung der Lampen so gering geworden, dass man sie in der Untersuchung vom März gar nicht mehr erwähnt habe. Bei Öko-Test liest sich das anders: Dort wird der Baubiologe Wolfgang Maes mit der Aussage zitiert, die Energiesparlampe sei eine „schmutzige Lichtquelle“, die zu Elektrosmogbelastung führe. Der test-Redaktion, die bereits mehrere Untersuchungen zu Energiesparlampen durchgeführt hat, ist der zitierte Baubiologe als Experte nicht bekannt, die Formulierung ist laut Beckmann „völlig überzogen“. Laut Maria Elander von der DUH handelt es sich bei Maes um einen eingefleischten Energiesparlampen-Kritiker, dessen Aussage kaum verwundern könne.

Sicherlich gibt es an Energiesparlampen noch allerhand zu verbessern. Oft lässt die Lichtqualität zu wünschen übrig. Und obwohl die Lampen Quecksilber enthalten und deshalb auf keinen Fall in den Hausmüll gehören, wird nur ein kleiner Teil zum Recyclinghof gebracht. Kritische Untersuchungen wie die von Öko-Test können da für die nötige Aufmerksamkeit sorgen und zu einer Verbesserung der Produkte beitragen. Werden aber gesundheitliche Horrorszenarien entworfen, für die handfeste wissenschaftliche Belege fehlen, und deren Kronzeugen in der Fachwelt umstritten sind, so ist das mindestens fragwürdig.

 

Mehr Informationen zum Thema:

Sammelpappe "Wieso, weshalb, warum?" zu Energiesparlampen, Greenpeace Magazin 2.08

 

KURT STUKENBERG

 




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