04.09.2014, 08:25  von Günter Fritz

Die Nagelprobe kommt erst

Günter Fritz / Bild: WB/Eizinger

Es wird sich zeigen, ob Finanzminister Schelling den Vorschusslorbeeren gerecht wird.

Der neue Finanzminister Hans Jörg (laut Taufschein eigentlich Johann Georg) Schelling tritt sein Amt mit reichlich Vorschusslorbeeren an. Als promovierter Betriebswirt, erfolgreicher Manager in der Privatwirtschaft (Kika/Lutz) und Winzer, Wirtschaftskammer-Vize sowie Hauptverbandschef hat er sich einen guten Ruf als durchschlagskräftiger Macher erworben. Er gilt als jemand, der weiß, wovon er spricht - ein Eindruck, den man bei seinen Vorgängern nicht immer hatte. Auch bei seiner gestrigen Antrittspressekonferenz im ehemaligen Palais Prinz Eugen von Savoyen (sprich Finanzministerium) hinterließ er einen guten Eindruck: Selbstsicher, auskunftsfreudig und um keine Antwort verlegen gab er durchaus detailliert über die kommenden Herausforderungen - allen voran Steuerreform und Budgetdisziplin - Auskunft. Er nannte die Probleme beim Namen und gab sich optimistisch, dass diese zu lösen seien, aber auch pragmatisch - etwa in Sachen Hypo-Alpe-Adria-Sondergesetz. Er sparte Privates nicht aus, etwa, dass er seit Kindertagen Hans Jörg genannt wurde und er das beibehalten habe, seit 40 Jahren Schnurrbart trage, seine Frau zuerst wenig begeistert vom neuen Job gewesen sei und dass sein Vermögen seiner Unabhängigkeit und damit seiner Arbeit förderlich sei.

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Kurzum, er präsentierte sich offen, kompetent und zuversichtlich - und insgesamt durchaus anders, als man es von Berufspolitikern in der Regel gewöhnt ist. So weit, so gut: Jetzt bleibt zu hoffen, dass er diese Haltung und vor allem seinen ihm nachgesagten Veränderungswillen auch künftig beibehält. Die Nagelprobe kommt jedenfalls erst: Schelling mag die Mühen der politischen Ebenen aus den Verhandlungen zu Gesundheitsreform und Sanierung der Krankenkassen zwar kennen, die Herausforderungen in seinem neuen Amt werden aber um eine Potenz höher sein, wie er auch selbst zugibt. Auch wenn der neue Finanzminister eingestand, vor seiner Bestellung mit wichtigen Landeshauptmännern wie Erwin Pröll oder Josef Pühringer telefoniert zu haben, und von gutem Einvernehmen mit diesen sprach, wird sich erst zeigen, ob dem wirklich so ist. Nämlich wenn Schelling über den Finanzausgleich mit den Ländern verhandeln wird und wenn es um föderale Beiträge zur Steuerreform sowie Verwaltungsreform geht. Dann wird sich auch zeigen, wie es mit seinem Verhandlungsgeschick und seiner Durchschlagskraft tatsächlich bestellt ist.

 

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