05.11.1998, 00:00  von Christian Drastil

Rieger Bank wollte ÖTOB-Player werden

Christian Drastil, Bettina Schragl

Der Pleitebanker Rieger war ein Fan hochriskanter Terminmarkttransaktionen. Neben Verlusten bei Devisengeschäften soll er sich auch an der ÖTOB verspekuliert haben.

Wien. Wolfgang Rieger hatte mit seiner nun im Konkurs befindlichen Bank anscheinend Großes vor. Im Frühjahr 1998 suchte der Pleitebankier um eine Konzession für die ÖTOB an. Freilich mit wenig Erfolg. Müssen doch Banken, die an der ÖTOB tätig sind, über eine fundierte Kapitalbasis verfügen. Auch wäre die Rieger Bank mit Abstand der kleinste ÖTOB-Player gewesen - laut getürkten Bilanzen kam sie auf eine Bilanzsumme von 600 Mio. S. Dem Vernehmen nach dürfte es Rieger aber nur auf einen leichteren Marktzugang zur ÖTOB angelegt haben.

Denn unter ÖTOB-Händlern ist Rieger kein Unbekannter. Laut Branchengerüchten wollte er Top-Leute abwerben, um sein eigenes ÖTOB-Team aufzubauen. Gerüchte, daß Rieger am Wiener Terminmarkt hohe Summen verloren hat, wollen ebenfalls nicht verstummen. So soll der starke ATX-Einbruch im September den letzten Kick für seine übereilte Flucht gegeben haben. Auch am Devisenmarkt griff der Banker daneben. In einem News-Interview behauptet er, "durch Spekulationen mit CA Global Futures habe ich zwischen 300 und 400 Mio. S verloren". Ende der 80er habe er sich auf das Spiel mit Devisenkontrakten eingelassen. "Ich bin immer tiefer in die Scheiße gekommen." Das erforderliche Spielkapital habe er sich stets von den kreditgebenden Banken geholt. "Ich habe einfach die Kassabestände immer höher gemacht und relativ hohe Gewinne ausgewiesen, damit ich zu frischem Kapital komme, um damit wieder zu spekulieren." Die Schuld an dieser Geldvernichtungsaktion versucht Rieger laut News dem früheren CA Global Futures-Vorstand Christian Floth in die Schuhe zu schieben. CA-Sprecher Reidlinger dazu: "Die Aussagen von Herrn Rieger sind im Hinblick auf seine Situation äußerst kritisch zu hinterfragen."

Rieger geht auch mit der OeNB, der Bankenaufsicht und Ex-Aufsichtsrat Androsch hart ins Gericht. Zu den Prüfern meint er: "Die Herren haben sich einfach nicht ausgekannt, eigentlich ein Skandal." Die Bankenaufsicht habe "offensichtlich ihre Aufsichtspflicht verletzt - wahrscheinlich tun sie das auch bei allen anderen Banken", holt er zum Rundumschlag aus. OeNB-Präsident Adolf Wala, dessen Institution damit auch angegriffen wird, bleibt ruhig: Er sei froh, daß ein Defraudant wie Rieger die OeNB nicht lobe.

>> Streit um Diskont-Status <<

Bei der Diskont Bank verzögert sich der Statusbericht weiter. Grund sind akute Differenzen zwischen dem Bankprüfer und dem vom Richter eingesetzten Aufseher Karl F. Engelhart über die Werthaltigkeit der Aktiven. Jetzt soll ein dritter Experte den Streit klären. (dra/bs)

Bildtext: Rieger holt zum verbalen Rundschlag aus

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