EGERLÄNDERKRIPPE

im Volkskundemuseum 2340 Mödling, Klostergasse 16


 von Gudrun Foelsche

Die Egerländer Krippe, die seit 1979, nach umfangreichen, mühevollen Instandsetzungsarbeiten im Mödlinger Sakralmuseum in der Pfarrgasse 3, einem denkmalgeschützten Haus aus der Spätgotik, untergebracht war, hat seit 1994 ihren Standort im Volkskundemuseum Klostergasse 16. Hier ist sie in der Advent- und Weihnachtszeit ein Anziehungspunkt für Jung und Alt.

"Unter den Krippen nehmen die mechanischen einen besonderen Platz ein. Hier werden die Figuren auf Bändern, Ketten usw. bewegt. Vielfach wird nicht nur das Geschehen der Weihnacht, sondern des ganzen Festkreises gezeigt. Meist geschieht dies durch gleichzeitige Darstellung auf verschiedenen Ebenen und/oder in verschiedenen Sektoren.

Zu diesen Typen zählt auch die Egerländer Krippe in Mödling. Große mechanische Krippen, die auch noch andere Begebenheiten aus dem Leben Jesu zeigen, befinden sich z. B. in Maria Zell und Maria Taferl." schrieb der Volkskundler und Historiker Dr. Peter Zelfel, Obmann-Stellvertreter des Bezirks-Museums-Vereins.
Der Ursprung der weit über 100 Jahre alten Krippe liegt - wie schon der Name sagt - im Egerland im Nordwestböhmen. Um 1900 wurde sie von einem Eisenbahner aus dem Egerland nach Bischofshofen mitgenommen, wohl um die Trennung von der alten Heimat leichter zu ertragen. Im Missionsgymnasium der Gesellschaft des Göttlichen Wortes St. Rupert wurde die Krippe später aufgebaut und 1926 auf Betreiben von Pater Brodmüller SVD nach Mödling übersiedelt, um in der Herz Jesu-Pfarre aufgestellt zu werden.
In der Folge wechselten die Standorte mehrmals. So wurde die Krippe während der Kriegszeit abgebaut und deponiert. Pater Alexander Kienast SVD , Seelsorger der Marienkirche in der Kolonie - eine der ältesten Arbeitersiedlungen Österreichs - nahm sich um 1950 der Krippe an. Kienast kümmerte sich um die von bitterster Armut bedrohten Menschen dieses Stadtteils.
Der Kirche war eine Ausspeisung, eine Mutterberatung, eine Kinder- und Säuglingsstation sowie ein Hortraum angeschlossen. Kienast, künstlerisch hochbegabt, der die Herzen seiner Pfarrkinder durch Güte und Menschlichkeit gewann, fand noch Zeit, die Mechanik der Krippe völlig zu erneuern und zum Teil neue Figuren herzustellen. Auch wenn es ihm nicht gelang, die Schäden und Verluste, die in der Zwischenzeit durch "Stellungswechsel" aufgetreten waren, im alten Umfang wieder wettzumachen.
Bis um 1970 war die Krippe in einem Nebengebäude der Holzkirche während der Advent- und Weihnachtszeit zu besichtigen, wobei die Szenen dem Ablauf dieses Zeitraumes entsprechend gewechselt wurden.
Vor Abbruch der 1934 errichteten Marienkirche wurde die Krippe mit Zustimmung der Herz Jesu-Pfarre vom Bezirks-Museums-Vereins geborgen und ist nach umfangreichen Wiederherstellungsarbeiten seit 1979 wieder zu besichtigen. Die künstlerische Gestaltung besorgten Prof. Karl Matzner, der einen neuen Krippenberg schuf, Prof. Franz Leopold Kuthan, der den Krippenschrein gestaltete und - soweit notwendig - neue Krippenfiguren schnitzte.
Die Mechanik wurde von Prof. Kuthan, Prof. Matzner und Norbert Stock völlig erneuert. Obwohl das Trio unendlich viel Zeit und Kraft investierte, um die Egerländerkrippe im Sakralmuseum in der Pfarrgasse zu neuem Leben zu erwecken, mußte doch die alte Mechanik daran glauben. Für jene wie Dr. Peter Zelfel, der als Ministrant und Organist hautnah mit der alten "Handmechanik" vertraut war, ein unwiederbringlicher Verlust, der ihn mit Wehmut erfüllt. Und dennoch ein Gewinn, dass die alte Krippe neu aufgebaut wurde und weiterlebt, wenn sie auch an Originalität verloren hat.
Laut Feststellung der "Arbeitsgemeinschaft Sudetendeutscher Krippenfreunde", ist die Geburtsstätte bei Krippen aus dem Egerland nach alter Überlieferung immer in unteren Bereich des Krippenberges angesiedelt. Daher kam auch der Vorschlag, bei Aufstellung in der Klostergasse auf den möglichst ursprünglichen Zustand zurückzugreifen.
Für die Mödlinger ist die Krippe in der heutigen Form ein Anziehungspunkt im Advent. Sie trägt die Handschrift des Trios Prof. Matzner, Prof. Kuthan und Norbert Stock und vielleicht auch noch ein wenig die von Pater Kienast. Daher war es legitim, die Egerländer Krippe Mödlinger Prägung in die Klostergasse zu übersiedeln.
Bei den Figuren um die Geburtsstätte handelt es sich um "Grulicher Figuren". Das gleiche gilt für die meisten Schafe. Bemerkenswert die beweglichen Elemente, auch wenn heute die Elektronik die Mechanik, die zu betätigen eine Kunst für sich war, abgelöst hat.
Auf ihrem Standort im Volkskundemuseum ist die Egerländer Krippe das Zentrum eines kleinen Sakralmuseums, in dem Figuren und Mechanikteile der alten Krippe gezeigt werden. Sakrale Kunstgegenstände geben Zeugnis der Volksfrömmigkeit. Zu sehen sind auch originale Fresken des Mödlinger Karners.

Geöffnet in der Weihnachtszeit