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  • 16. August 2014 00:28 Uhr | Als Startseite
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    Traumberufe - Zwischen Illusion und Wirklichkeit Traumberufe - Zwischen Illusion und Wirklichkeit Voriger Artikel Meine Zukunft: 2/20 Nächster Artikel Arbeit im zweiten Anlauf Das demografische Dilemma
    Zuletzt aktualisiert: 11.08.2014 um 13:19 UhrKommentare

    "Wenn der Chef grantig ist, geht gar nichts"

    Raymond Maier hat einen Beruf, den man weder erlernen noch studieren kann - und ist dennoch bekannter als mancher Konzernchef. Teil XLVIII unserer Serie zu Traumberufen - zwischen Illusion und Wirklichkeit.

    Der Star ist das Produkt - und in dem Fall auch Betreiber Raymond Maier

    Foto © KKDer Star ist das Produkt - und in dem Fall auch Betreiber Raymond Maier

    Wie wird man Chef einer Würstelbude?

    RAYMOND MAIER: Meine Eltern hatten eine, am Universitätsplatz in Salzburg. Dort habe ich seit meinem neunten Lebensjahr ausgeholfen. Sommerferien gab es nicht. Da, wo ich jetzt bin, war einst der "Kräuterhof". Die Besitzer hatten meinen Eltern versprochen: Würden sie einmal aufhören, dann würden sie uns den Platz anbieten. So war es auch. Da war ich 22.

    Was haben Sie gelernt?

    MAIER: Ich war EDV-Techniker und habe als Elektriker der Firma Siemens beim Umbau des Hauses für Mozart mitgearbeitet.

    Wie war der Umstieg?

    MAIER: Die erste Frage war natürlich, wie ich es angehe. Ich entschloss mich, dass es nur gegrillte und nicht gekochte Würstel geben würde, weil ich selbst immer im Garten mit Begeisterung gegrillt hatte. Nun ist der Salzburger sehr skeptisch und stammkundenbewusst. Das war eine Barriere, doch es hat sich sehr positiv entwickelt.

    Warum Barriere?

    MAIER: Ich hab einen dunklen Teint. Meine Mutter ist zwar Tirolerin und der Vater Salzburger, doch die Vorfahren kamen aus Süditalien. Wegen meiner Hautfarbe hatte ich anfangs schon gegen Vorurteile zu kämpfen, mittlerweile sind sie aber überwunden.

    Was muss man als Würstelstandbetreiber besonders gut können?

    MAIER: Mit den Leuten umgehen. Man kann noch so gute Ware haben und sie noch so gut zubereiten - wenn der Chef ein "Grantscherm" ist, schmeckt es den Leuten nicht. Die Kundschaft muss überzeugt sein, dass es ihr bei mir gut geht. Die Leute kommen, um sich bei mir auszuweinen, erzählen von Liebeskummer, von Frust im Beruf. Ich muss sie überzeugen, dass sie alles haben und es anderen viel schlechter geht. Ich versuche, ihnen positive Energie zu geben, die ich selbst im Christentum gefunden habe. Ich hab einmal in Telfs sechs Wochen bei den Franziskanern gelebt.

    Sind Sie ein gläubiger Mensch?

    MAIER: Ja, ich gehe regelmäßig in die Kirche. Mein Stand ist direkt an der Universitätskirche und demnach ein nach außen verlegter Beichtstuhl. Die es nicht in die Kirche schaffen, beichten bei mir. Und das Beichtgeheimnis ist auch mir heilig. Im Übrigen weht bei mir eine kleine Vatikan-Fahne, weil es bei uns wie im Vatikan ist. Alle Informationsquellen fließen hier zusammen.

    Wie geht man mit Randalen um?

    MAIER: Schauen Sie mich an. 140 Kilo Lebendgewicht. Da traut sich keiner.

    Im Lauf der Jahre hatten Sie regen Zulauf von der Prominenz.

    MAIER: Da ist gut, dass ich meine Würstel-Papierteller habe. Darauf müssen sie alle unterschreiben. Einmal tauchte ein eleganter, weißhaariger Mann bei mir auf, ließ sich Bosna-Würstel mit Cola schmecken und legte dafür anstandslos 4,70 Euro auf den Tisch. Es handelte sich um Warren Buffett, den Großunternehmer und Großinvestor aus den USA. Sein geschätztes Vermögen beträgt über 50 Milliarden Dollar. Da wären sich noch einige Würstel ausgegangen.

    Waren auch andere Stars da?

    MAIER: 2007 kam Jack Nicholson mit zwei Bodyguards. Die hätte er nicht gebraucht, keiner der Passanten hätte geahnt, dass da ein Weltstar und Oscar-Preisträger von einer Bosna abbiss und ein Dosenbier dazu trank. Russell Crowe bestellte eine Würsteljause, plauderte über seine Arbeit und empfahl, dringend Robin Hood im Kino anzuschauen. Bundespräsident Heinz Fischer kommt auch jedes Jahr vorbei, da muss sein ganzer Tross stoppen, weil er immer mit uns plaudert.

    Dann gab's noch einen besonderen Gast. Er war mit'm Radl da, bestellte Currywurst mit Schärfegrad drei - insgesamt gibt es bei uns zwölf "Dienstgrade" - und er hielt auch sein Versprechen, als er sich mit den Worten "I'll be back" verabschiedete. Drei Mal dürfen Sie raten, wer das war.

    INTERVIEW: LUIGI HEINRICH

    Zur Person

    Raymond Maier (31) wurde im steirischen Rottenmann geboren.

    Stationen. Mehrsprachige Hauptschule im Salzburger Nonntal. Lehre als EDV-Techniker, Bundesheer in Tamsweg. Den Würstelstand "Grill Imbiss" in der Salzburger Philharmonikergasse 2a, nahe dem Festpielhaus, übernahm er von den Eltern und ist heute wohl Salzburgs bekanntester Würstelstandbetreiber.

    Familie. Seit 2006 mit Ehefrau Yvonne verheiratet, zwei Töchter. Seine Schwester Melanie studiert noch und arbeitet in einer Apotheke.

    Vorteile

    Krisensicher. Würstel werden immer gegessen.

    Kommunikation. Für Umgängliche ist der Beruf richtig.

    Nachteile

    Wetter. Der Platz unter dem Vordach wird bei Regen schnell zu klein.

    Präsenz. Der Chef sollte immer da sein.

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