Literarisches Leben

Jan BrandtJan Brandt© Cordula Giese

06.08.2014Hörtipp: Autor Jan Brandt im Deutschlandradio

Flatrates erhöhen Skandalfähigkeit der Literatur

In einem Interview mit Deutschlandradio Kultur spricht sich Schriftsteller Jan Brandt ("Gegen die Welt", DuMont Buchverlag) gegen die Verflachung der Literatur durch Bücherflatrates aus: Da Autoren nur Honorar erhielten, wenn mindestens zehn Prozent ihres Texts gelesen würden, "müssen Höhepunkte viel schneller gesetzt, die Skandalfähigkeit der Literatur erhöht werden, und dann zählt einfach nur noch Masse und Zahlen und Marktfähigkeit."

Langfristig sieht Brandt, zur Zeit Stipendiat in der Villa Aurora in Los Angeles, eine Entwicklung in zwei verschiedene Märkte: Mainstream und Nische. Wenn wie derzeit in Amerika "Autoren nur dann bezahlt werden, wenn zehn Prozent des Buches gelesen wurden", bedeutet das "eben bei sehr langen Texten, dass dann jetzt bei tausendseitigen Büchern schon fast hundert Seiten gelesen werden müssen, damit überhaupt ein Honorar gezahlt wird oder auch nur ein Mini-Honorar. Und das muss man ja erst mal schaffen. Und ich meine, mein Glaube ist, dass das zur Verflachung der Literatur führt, weil dann müssen Höhepunkte viel schneller gesetzt werden, dann muss sozusagen die Skandalfähigkeit der Literatur erhöht werden, und dann zählt einfach nur noch Masse und Zahlen und Marktfähigkeit, und das mündet in einen Mainstream."

Das Interview in Deutschlandradio Kultur finden Sie hier.

Schlagworte:
Bücherflatrates

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7 Kommentar/e

1. MarkS 06.08.2014 12:39h MarkS

Wenn es der Autor nicht schafft, mich auf den ersten hundert Seiten für den Fortgang seiner Geschichte zu interessieren, hat er doch etwas falsch gemacht, oder? Zehn Prozent eines Buches kann man bei E-Books übrigens schon heute als kostenlose Leseprobe bekommen - ein Service, den ich gern und häufig nutze, selbst wenn ich plane, das Buch später gedruckt zu erwerben.
Ich persönlich würde mit einer Flatrate vermutlich mehr lesen und könnte mehr neue Autoren kennenlernen.

2. buchhändlerin 06.08.2014 13:05h buchhändlerin

Der eigentliche Skandal bedeutet für mich, daß jemand Unbekanntes kontrolliert, was und wieviel ich lese.

3. Theo 06.08.2014 15:28h Theo

Vielleicht hat er ja einfach Angst, dass die Leser nach 10 Seiten merken was für einen Schrott er da geschrieben hat, und einfach nicht weiterlesen... dann ist seine Reaktion verständlich *g*

4. Mehrlich Heinz 07.08.2014 00:45h Mehrlich Heinz

Hallo!
Wie oft bin ich schon auf die Rezensionen in den Feuilletons herreingefallen. Da gibt es in Deutschland einen klaren Güte-Kanon: Aufarbeitung der NS-Vergangenheit, Ausbreitung der Depression des Autors/ Autorin oder die vergebliche Rettung der Welt… Hier hat endlich einmal die Vielfalt und Kreativität eine Chance, neue und unverbrauchte Themen gewinnen Aufmerksamkeit, und Leser und Leserinnen erhalten eine Stimme. Gerne würde ich es einmal erleben dass vermeintlich Intellektuelke dem technischen Fortschritt auch einmal etwas positives abgewinnen könnten. Diesr oberlehrerhafte Belehrung in diesem Ton kommt bei mir einfach nicht gut an. Da gab es ganz früher die Warnung vor Taschentüchern oder den schlimmen Comics.
Liebe wahre und vermeintlich Intellektuelle kommt doch irgendwann mal in der Gegenwart an.

5. Harry 07.08.2014 19:27h Harry

Soll das heißen, der Autor möchte auch Geld, wenn seine Leser nicht einmal 10 % seines Buches lesen wollen? Interessant.

6. Jens Bartsch 07.08.2014 20:18h Jens Bartsch

Ach Harry,

soll das heißen, Sie bringen 90% Ihres Joghurts zur Vollgutschrift in den Supermarkt zurück, weil Ihnen die ersten 10% nicht geschmeckt haben? Auch interessant!

7. Harry 08.08.2014 05:34h @Jens Bartsch Harry

Nein, aber die meisten Supermärkte bieten an, gekaufte Waren - auch Lebensmittel - fast uneingeschränkt zurückzugeben, wenn man nicht damit zufrieden ist.

Aber darum geht es ja nicht einmal. Hier regt sich Herr Brandt auf, wie schlimm doch Flatrates seien. Der Grund? Autoren wie er würden noch mehr nach dem Erfolgsprinzip bezahlt. Sie bekommen also nur dann Geld, wenn dem Kunden ihr Produkt auch einigermaßen gefällt. Und das kritisiert er. So etwas gehe ja gar nicht, wenn er und seine Kollegen doch tatsächlich das produzieren müssten, was den Kunden auch gefällt.

Fast so ein bisschen wie bei den öffentlich-rechtlichen Sendern: Man nimmt sich Steuern mit Gewalt vom Bürger, und kann danach damit tun und lassen was man will.

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