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Aurobindo Gebser Wilber


Die göttliche Shakti und ihr Stellenwert
im Yoga Sri Aurobindos


Vortrag in der indischen Botschaft Berlin am 3. Mai 2002

Dr. Ananda Reddy

Übersetzung: Dr. Savitri Braeucker
Redaktion: Carla Geerdes

Sri Aurobindo Online Biographie Literatur Die Mutter S.A.C.A.R.
Das Konzept der Shakti oder Bewusstseinskraft ist der Dreh- und Angelpunkt in Sri Aurobindos Philosophie. Die Manifestation der Shakti in Form der göttlichen Mutter ist das Herzstück von Sri Aurobindos Yoga.

I. Die metaphysische Ebene

Auf der metaphysischen Ebene ist Sri Aurobindos Philosophie integral oder Purna Advaita, ähnlich der vedischen Philosophie. Sie geht davon aus, dass
    'die Welt eine Manifestation der Wirklichkeit und deshalb auch real ist. Die Wirklichkeit ist unendlich und ewig göttlich, unbegrenztes und ewiges Sein, Bewusstsein und Seligkeit. Dieses Göttliche hat durch seine Macht die Welt erschaffen, beziehungsweise sie in ihrem unbegrenzten Sein offenbart.' (SABCL 22, S.44)
    'Eine absolute, ewige und unendliche Existenz des Selbst, ein Selbst-Gewahrsein und Selbst-Entzücken des Seins, das im Verborgenen das Universum trägt und mit ihm verwoben ist, selbst wenn es ebenso jenseits davon existiert, ist die erste Wahrheit spiritueller Erfahrung', schreibt Sri Aurobindo (SABCL, 18, S. 325).
    'Diese Wahrheit des Seins hat einen unpersönlichen und gleichzeitig persönlichen Aspekt: es ist nicht nur Vorhandensein, es ist das Eine Sein, absolut ewig und unendlich. Da es drei grundlegende Aspekte gibt, durch die wir dieser Wirklichkeit begegnen - das Selbst, das Bewusstseins-Wesen oder Geist und Gott, das göttliche Wesen, oder, um die indische Formulierung zu gebrauchen, die absolute und allgegenwärtige Wirklichkeit Brahman, der sich vor uns als Atman, Purusha, Ishvara manifestiert - so zeigt sich uns seine Bewusstseinskraft ebenso in drei Aspekten. Es ist die Selbststärke dieses Bewusstseins, die ursprünglich kreative Kraft aller Dinge, Maya, es ist Prakriti, die Natur oder die dynamische, ausführende Kraft, die alle Dinge ausführt unter dem Auge des Zeugen, des bewussten Wesens, dem Geist des Selbst, es ist die Bewusstseinskraft des göttlichen Wesens, Shakti, die kreativ und gleichzeitig dynamisch ist, ausführende Kraft aller göttlichen Ausarbeitungen. Diese drei Aspekte und ihre Mächte gründen sich auf der allumfassenden Einheit von Existenz und der gesamten Natur, und - als Ganzes betrachtet - versöhnen sie die offensichtlichen Unvereinbarkeiten und Unverträglichkeiten der suprakosmischen Transzendenz, die kosmische Universalität und das Abgesondertsein individueller Existenz; das Absolute, die kosmische Natur und wir sind mit dieser Einheit durch den dreieinigen Aspekt der einen Wirklichkeit verbunden.'
Der spirituelle Sucher findet in dieser dreifachen Dualität von Brahman-Maya, Purusha-Prakriti und Ishvara-Shakti -
    'die tiefste Wurzel des Rätsels dieses Universums" eine Trennung zwischen zwei Existenz-Bedingungen, die als Gegensatz ihrer Opposition erscheinen.' ( Synthesis of Yoga, 1965, S. 106).
Ein geeignetes Verständnis und eine tiefere Erfahrung dieser Dualitäten wäre ein sicheres Fundament für die Versöhnung mit den Unstimmigkeiten und Disharmonien des Lebens.

[Brahman-Maya]

Der spirituelle Sucher kann das Absolute, das Selbst, die ewige Geist-Substanz - Brahman -überwältigend auf vierfache Weise erfahren:
    'Er ist sich der unausdrückbaren Selbst-Existenz gewiss, die seine und aller Dinge Essenz ist; er ist sich eines wesentlichen Bewusstseins ganz genau gewärtig, dessen denkender Geist, dessen Lebens- und Körper-Gefühl nur partielle und unbedeutende Rollen spielen, ein Bewusstsein mit unbegrenzter Kraft in sich, aus dem alle Energien entströmen, das jedoch noch nicht durch die Summe oder Macht oder Natur all dieser Energien zusammen erklärt oder ausgewiesen werden kann, er fühlt, er lebt in einer unveräußerlichen, selbst gegenwärtigen Wonne, die nicht mit vergänglicher Freude oder Glück oder Vergnügen verglichen werden kann. Beständige, unvergängliche Unendlichkeit, zeitlose Ewigkeit, Selbst-Gewahrsein, nicht das empfängliche, rückwirkend agierende oder tentakelartige mentale Bewusstsein, sondern dahinter liegend und darüber hinaus gehend und auch gegenwärtig, selbst in dem 'Unbewusstes' Genannten, eine Einheit, in der keine andere Existenz möglich ist, sind die vierfachen Kennzeichen dieser beständigen Erfahrung.' (Synthesis of Yoga, S. 106-107)
Im Ergebnis dieser überwältigenden Erfahrung des Brahman empfindet der Sucher sich und die Welt als
    'Widerspruch des Göttlichen, unverständliches Mysterienspiel, Maskerade oder Travestie des Unendlichen - und so erweckt seine Erfahrung zeitweise unwiderstehlich den Anschein, auf der einen Seite die leuchtende Wahrheit des Brahman, auf der anderen Seite eine dunkle Illusion der Maya.' (Ibid, S. 108).
Infolgedessen existiert für ihn allein das Brahman, und die Welt ist eine Illusion.

[Purusha-Prakriti]

Nähert der Sucher sich der Purusha-Prakriti Dualität, erfährt er eine andere Art von Trennung:
    'Einerseits wird er sich eines Zeugen gewahr, der das wahrnehmende Bewusstsein beobachtet, das als Handelnder nicht in Erscheinung tritt, sondern für das wir all diese inneren und äußeren Aktivitäten auszuführen und fortzuführen scheinen. Andererseits ist er gleichzeitig einer ausführenden Kraft oder eines energetischen Prozesses gewärtig, der als Richtschnur angesehen wird, alle denkbaren Handlungen zu begründen und zu steuern und Myriaden von für uns sichtbare und unsichtbare Formen zu schaffen und als dauerhafte Unterstützung zu verwenden für seinen unablässigen Kraftfluss aus Handlung und Schöpfung..' (Ibid, S. 108-109)
In dieser Erfahrung mag der Sucher schwelgen, denn er entdeckt, dass die Trennung zwischen Purusha und Prakriti befreiend ist
    'denn sie befreit ihn vom Zwang der Identifikation mit den unzulänglichen Ausarbeitungen der Natur aus der Unwissenheit.' (Ibid, S. 110)
[Ishvara-Shakti]

Bei der dritten Dualität, Ishvara-Shakti, ist sich der Sucher einerseits gewahr
    'einer unendlichen und aus sich selbst existierenden Gottheit im Sein, in der alle Dinge im unbeschreiblichen Potential des Vorhandenseins enthalten sind, ein Selbst aller Selbste, eine Seele aller Seelen, eine spirituelle Substanz aller Substanzen, eine unpersönliche, unausdrückbare Existenz, aber gleichzeitig eine unbegrenzte Person, die sich hier in zahllosen Persönlichkeiten selbst darstellt, Meister des Wissens, Meister der Mächte, Herr der Liebe, Glückseligkeit und Schönheit, einziger Ursprung der Welten, sich selbst manifestierend und sich selbst erschaffend, ein kosmischer Geist, ein universaler Verstand, universales Leben, bewusste und lebendige Gegebenheit, das die Erscheinungsformen fördert, die wir als unbewusste und unbeseelte Materie wahrnehmen. Auf der anderen Seite wird er sich der gleichen Gottheit gewärtig durch Herbeiführen von Bewusstsein und Hervorbringen von Macht als ihrer selbst gewärtigen Kraft, die alles enthält und in sich trägt und die Manifestation in universaler Zeit und Raum verantwortet.' (Ibid, S 110 - 111)
In diesem Erlebnis gibt es eine übergreifende Erfahrung
    'der Ishvari Shakti, der göttlichen Bewusstseinskraft und Welten-Mutter', die 'eine Mediatorin zwischen dem Ewigen Einen und den manifestierten Vielen wird. Einerseits manifestiert sie durch das Spiel der Energien, die sie von dem Einen bringt, das vielfältige Göttliche im Universum, indem sie die endlosen Erscheinungsformen aus ihrer preisgebenden Substanz umfasst und entfaltet; andererseits führt sie durch den neu aufsteigenden Strom der gleichen Energien alles zu Dem, von Dem es hervorgebracht worden ist, so dass die Seele in ihrer evolutionären Manifestation immer mehr zum Göttlichen zurückkehren kann, hier oder dort ihren göttlichen Charakter annehmend. Obgleich sie einen kosmischen Mechanismus ausarbeitet, gibt es in ihr kein Merkmal unbewussten mechanischen Ausführens, wie wir es in der ersten Physiognomie der Naturkraft Prakriti entdecken, noch ist dies die Wahrnehmung einer Unwirklichkeit, Schöpferin von Illusionen oder Trugbildern, wie sie unserer anfänglichen Betrachtung der Maya anhängen. Der experimentierenden Seele ist sofort klar, dass hier die bewusste Macht von derselben Substanz und Natur des Höchsten ist, von dem sie kam. (Ibid, S. 111)
In der ersten der dreifachen Dualität Brahman-Maya wird die Welt als Illusion betrachtet. In der zweiten Purusha-Prakriti Dualität wird die äußere Welt als entfremdet empfunden und zurückgewiesen. Allein in der dritten Ishvara-Shakti Dualität werden Welt und Individuum nicht nur als wirklich, sondern als Aspekte des Göttlichen betrachtet. Und diese - Individuum und Welt - durchlaufen einen evolutionären Prozess.
    'Grundsätzlich ist es diese Shakti, die in der Materie verborgene Bewusstseinskraft des Göttlichen, die sich im Leben zu offenbaren beginnt, die etwas mehr von sich im Geist und ihr wahres Selbst in einem spirituellen Bewusstsein und schließlich in einem supramentalen Bewusstsein findet, durch das wir uns der Wirklichkeit bewusst werden, in sie eintreten und uns mit ihr vereinen. Das nennen wir Evolution, eine Evolution des Bewusstseins und eine Evolution des Geistes in den Dingen und nur äußerlich eine Evolution der Spezies'. (vgl. dazu SABCL 22, S. 44)
Sri Aurobindos zentraler Fokus liegt auf der völligen und integralen Transformation des Menschen und der Erde, er gründet sich auf das duale Prinzip von Ishvara-Shakti. Er nimmt sie jedoch nicht als getrennte Grundsätze, sondern zusammengefasst und zwei-einig in der Manifestation. Für Sri Aurobindo ist die Welt-Schöpfung
    'keine Illusion mehr, ein zufälliger Mechanismus, ein Spiel, das nicht hätte stattfinden müssen, eine Strömung ohne Konsequenzen; sie ist eine vertraute dynamische Kraft des bewussten und lebendigen Ewigen.' (Synthesis of Yoga, 1965, S. 114)
II. Der Integrale Yoga: Pro Tantrisch

In seiner metaphysischen Herangehensweise neigt Sri Aurobindo mehr dem Vedanta zu, während er auf dem Yoga-Pfad mehr den Tantra-Weg einbezieht. Zur Hervorhebung der Unterschiede zwischen diesen beiden Vorgehensweisen können wir sagen:
    'Die vedantische Disziplin ist in gewissem Sinne verhältnismäßig einfach und leicht. Denn sie nimmt einen unmittelbaren Weg zu den Gipfeln, indem sie alles mit ihrer Formulierung nicht dieses, nicht jenes, neti, neti, zurückweist, ihre Methode ist, das Bewusstsein im Kopf zu fixieren, im Zentrum des Wissens, und sich von dort aus mit dem Purusha-Bewusstsein als Hauptstütze in die Höhe zu bewegen. Tantra klammerte sich an Mutter Natur, was bedeutet, dass es das Vorhandensein des Vitalen und der physischen Regungen nicht zurückzuweisen suchte. Sein Ziel war es, für die sogenannten niedrigeren, aber mächtigeren Regungen eine einwandfreie Basis zu errichten, um sie zu beherrschen und in ihren wahren Ursprüngen zu läutern. Der Durchschnittsmensch, eigentlich jeder Mensch, muss mit seinem Körper und seinem vitalen Sein leben, mit dem physischen Leben und der Lebenskraft als seinen wichtigsten Stützen. Da diese Dinge ja vorhanden sind, müssen sie einem Zweck dienen. Nur wer das gewöhnliche Leben auch lebt, kann sich in seine Mysterien vertiefen. Deshalb wird diese Richtung der Disziplin als Wegstrecke des natürlichen Menschen dargestellt; dies ist der Natürliche Pfad, der Weg des Sagajiya. Dieser Pfad hatte für den einfachen Menschen immer mehr Anziehungskraft als für den gebildeten Intellektuellen mit seiner Erziehung und Kultur. Unter den niedrigsten Klassen fand er die meisten Verehrer; dort verbreitete sich sein Einfluss, dort war er am bekanntesten.' (Nolini Kanta Gupta, Vol. 7, S. 116-117)
III. Die Mutter im Integralen Yoga

Während Sri Aurobindo das Fundament der Tantriker übernahm, suchte er den einfachen mit dem supramentalen Menschen zu verflechten. Und in dieser Vernetzung - die durch Emporheben und Transformation der niederen Natur des Menschen geschehen kann und gleichzeitig durch Herunterbringen der die Transsubstantiation des Physischen bewirkenden Wahrheits-Kraft des Supramentalen - hat die Göttliche Shakti die Schlüsselrolle inne. Sri Aurobindo brachte die ursprüngliche Göttliche Shakti herunter, die Bewusstseinskraft Aditi, im Namen und in Form der Göttlichen Mutter, die von ihren Kindern ganz unterschiedlich genannt wird. Einige nennen sie Douce Mère, andere Mutter, während wiederum Andere sie schlicht und einfach Ma nennen.

Sri Aurobindo beschreibt sie folgendermaßen:
    'Die Eine, die wir als die Mutter verehren, ist die göttliche Bewusstseinskraft, die alles Dasein beherrscht... Die Mutter ist das Bewusstsein und die Kraft des Höchsten und von oben erschafft sie alles...

    Das Höchste ist in ihr ewig als das immer währende Sat-Chit-Ananda offenbar, es manifestiert sich durch sie in den Welten als das eine und duale Bewusstsein der Ishvara-Shakti und als dualer Grundsatz Purusha-Prakriti... Alles ist ihr Spiel mit dem Höchsten; alles ist ihre Offenbarung der Geheimnisse des Ewigen, der Wunder des Unendlichen. Alles ist sie, denn alles ist Teil und Anteil der göttlichen Bewusstseinskraft...' (Die Mutter, S 37)
Vielleicht wundern wir uns, warum Sri Aurobindo die Bedeutung der Mutter aufs Neue begründet hat. David Frawley merkt dazu an:
    'Gemäß dem Hinduismus ist die tiefste Beziehung, die wir mit Gott haben können, die der Mutter. Es gibt keine engere menschliche Beziehung als die zwischen Mutter und Kind. Sie spiegelt am besten unsere Beziehung zu Gott...

    In der heutigen Zeit, in der wir die Gleichheit der Geschlechter anerkennen, können wir nicht länger den weiblichen Aspekt der Gottheit zurückweisen. Die Unterdrückung des weiblichen Aspektes des Göttlichen - der liebende Freundlichkeit, Toleranz und nährende Pflege ist - und die Propagierung des strengen, allein männlichen Vater-im-Himmel-Gottes hat zu religiösen Animositäten und heiligen Kriegen geführt, welche die Menschheit während der letzten zweitausend Jahre verwüsteten...

    Welche Religion hat schon einen Gauben an die göttliche Mutter vorangetrieben? Welche Form religiösen Fundamentalismus oder Exklusivität wurde je im Namen der Göttin fabriziert? Wer könnte Menschen im Namen eines Gottes töten, der Mutter heißt? Welche Mutter würde es zulassen, dass ihre Kinder verletzt oder getötet werden, ganz gleich, wie tief sie auch gefallen sein mögen? Welche Mutter würde ihre Kinder als Sünder verdammen? Wer könnte sagen: "Glaube an die Göttliche Mutter oder du wirst getötet oder fährst hinunter zur Hölle?" Es erstaunt nicht, dass die größte Religion der Welt, in der die Göttin verehrt wird - der Hinduismus - selten religiöse Feindseligkeiten begünstigt und niemals die Idee der ewigen Verdammnis hervorgebracht hat.

    Das Weibliche ist die Formkraft des Göttlichen. Die Frau verkörpert das Göttliche. Ihre Verehrung verlangt die Schaffung angemessener Formen, in denen wir zu ihr umkehren können. Wir müssen noch einmal Metaphern der göttlichen Mutter schaffen, um ihrer heilenden Gnade, die für den Weltfrieden von fundamentaler Bedeutung ist, das Herabsteigen zu ermöglichen. Ohne die Anerkennung der Formen der Göttlichen Mutter müssen unsere Religionen unausgewogen bleiben und zu verschiedenen Exzessen im menschlichen Verhalten führen.'
Daher hat Sri Aurobindos Neueinsetzung der Mutter als Zentrum des Integralen Yoga entscheidende Auswirkungen. Dadurch wird sein Yoga unversehens vom individuellen Bemühen zur Leistung der Göttlichen selbst gemacht. Nur sie allein kann die Früchte des Integralen Yoga bescheren.

In der Arbeit mit ihren Schülern, ihren 'Kindern' und den Sadhaks kommt sie ursprünglich in einem ihrer vier Aspekte:

Maheshwari, Mahakali, Mahalakshmi und Mahasarawati. Dies sind ihre vier Aspekte von Weisheit, Macht, Harmonie und Vollkommenheit in der Arbeit. Diese Aspekte repräsentieren ebenso die Bestrebungen der verschiedenen Bestandteile des menschlichen Wesens: den Geist, das Vitale, das Seelische und das Körperliche. Diese vier Aspekte umfassen unser gesamtes Sein und all unsere individuellen und kollektiven Aktivitäten.

Eines der wesentlichen Ziele des Integralen Yoga als integraler Verwirklichung des Göttlichen besteht darin, dass die Mutter allein die verschiedenen Facetten des Sat-Chid-Ananda (auch: sacchidananda) enthüllen kann, denn sie allein ist die Bewusstseinskraft des Höchsten. Der Integrale Yoga zielt auf die völlige Transformation des Menschen und der Menschheit, diese Veränderung kann nur durch die Mutter herbeigeführt werden, einzig sie kann Unsterblichkeit, Licht und Freiheit herbeibringen, weil sie selbst die Supramentale Mahashakti, das Bewusstsein und die Kraft des Höchsten ist, das allein diese Aufgabe erfolgreich durchführen kann, die Menschheit zu einer höheren Stufe der Evolution zu führen - die des Supermind.

Angesichts der gegenwärtigen Verhältnisse in der Welt können wir der Ansicht sein, dass das Ideal Sri Aurobindos mehr einer Utopie gleicht. Die Wahrheit ist jedoch, wie Nolini Kanta Gupta erklärt,
    'Zu allen Zeiten ging einer neuen Schöpfung auf Erden oder der Manifestation eines neuen Bewusstseins in der irdischen Atmosphäre eine Phase der Zerstörung oder Auflösung des Alten voraus. Der Tanz des Shiva hat seine zwei Aspekte - die Wonne der Schöpfung und ebenso die Freude an der Zerstörung - läsya und tändava - beide waren bisher komplementär zueinander nötig. Zerstörung bedeutet die Zerstörung des Überflüssigen, Ungeeigneten, all dessen, das sich weigert, den Neubeginn zu akzeptieren, das ihn hemmt, das versucht, ihn in Abrede zu stellen - alles, was nicht mit der unabwendbaren neuen Zukunft übereinstimmt. Die irdische Evolution marschiert vorwärts - wer nicht mithalten kann, sollte lieber für die kommende Stufe Platz machen als aus dem Weg geräumt zu werden. Wer sich in der älteren Schöpfung befindet oder zumindest in sie verliebt, ihr zugetan ist, dem wird die Zerstörung weh tun oder sogar Furcht einflössen und widerwärtig sein. Doch wessen Hoffnung sich auf das neue gründet und wer an der aufdämmernden Zukunft teilhaben, schon dazugehören möchte, fühlt die Notwendigkeit dieser Zerstörung und begrüßt sie, das Werk zu pressieren, und erfreut sich sogar daran. Erfreut sich an der Zerstörung - zumindest Shiva tut es, die göttliche Kraft tut es, wie es scheint...' (NGK: vol. 6, p. 256-57)
Hier können wir uns daran erinnern, was Sri Aurobindo in 'Die Stunde Gottes' schrieb:
    '...die Stunde ist oft schrecklich, ein Feuer und ein Wirbelwind und ein Orkan, ein Treten der Kelter des göttlichen Zornes; doch wer darin aufrecht stehen kann aufgrund der Wahrhaftigkeit seines Trachtens, wird bestehen; selbst wenn er fiele, würde er sich wieder erheben; selbst wenn es so aussähe, als trügen ihn die Schwingen des Windes hinweg, würde er wiederkehren. Doch lass weltliche Klugheit dir nicht allzu nahe ins Ohr flüstern, denn es ist die Stunde des Unerwarteten... des Unberechenbaren, des Unermesslichen.' (Sri Aurobindo Ashram, Pondicherry, S.4)
Doch wenn wir uns erheben können und uns wagemutig dieser göttlichen Shakti überlassen, der göttlichen Mutter, werden wir 'auf den Flügeln des Windes getragen werden'. Je mehr Menschen Zuflucht in ihr Bewusstsein nehmen - das transformatorisch und befreiend wirkt - desto besser für die Welt. Denn die Mutter ist gewiss dieses höchste Bewusstsein wo
    'There in a body made of spirit stuff
    The hearth-stone of the everlasting Fire,
    Action translate the movements of the soul,
    Thought steps infallible and absolute
    And life is a continual worship's rite,
    A sacrifice of rapture to the One.'

(Savitri, BXCIV, p.743)

    'In einem Körper, der aus Geistes-Stoff geschaffen
    und der der Herd für jenes Feuer ist, das immer lebt und brennt,
    übersetzt Handeln dort die Bewegungen der Seele,
    das Denken schreitet unfehlbar und absolut einher,
    das Leben ist ein Ritus ständiger Anbetung,
    ein Opfer von Verzückung an den Einen.'

Savitri, Buch 19, Canto 4, S. 676,
Verlag Hinder und Deelmann

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