Hubert Neubacher : "Servus und Ahoi"
Vom Stoderzinken an die Landungsbrücken: Hubert Neubacher (42) aus Haus im Ennstal ist Inhaber eines Ur-Hamburger Schifffahrtsunternehmens.
Foto © STEPHAN BESTMANNUm diesen Arbeitsplatz könnte man ihn beneiden: Hubert Neubacher auf einer seiner Barkassen im Hamburger Hafen
Wie schnell Hubert Neubacher zwischen höchstem Hochdeutsch und tiefstem Ennstalerisch hin und her wechselt, ist beeindruckend: mehrmals im Satz. Dass ihm noch steirische Worte auskommen, passiert natürlich nur im Gespräch mit Österreichern - zum Beispiel "wenn die Mama anruft". Seit 1990 lebt der 42-Jährige in Hamburg, vor 20 Jahren heuerte er als Assistent bei Barkassen-Meyer an, heute ist er Geschäftsführer und Inhaber des hanseatischen Traditionsunternehmens, das seit 95 (!) Jahren Touristen durch den Hamburger Hafen schippert.
"Ich hatte viel Glück, habe das Glück aber auch erkannt", sagt Neubacher. Um zu erklären, wie es ihn vom Ennstal nach Hamburg verschlagen hat, muss er weit ausholen: Nach der Handelsschule ging er von Haus im Ennstal nach Bad Aussee und weiter nach Lech am Arlberg ins Hotel Gasthof Post, wo er von Hausgästen abgeworben wurde und im Sommer eine Bar an der Nordsee schupfte. Von dort aus war es ein vergleichsweise kleiner Weg nach Hamburg. Er arbeitete im Renaissance Hotel, setzte 1994 als Caterer erstmals einen Fuß auf eine Barkasse (kleines, motorisiertes Binnenschiff) des Unternehmens - und blieb.
Mitten im Herzstück
"Hamburg ist eine tolle, warme, offene Stadt" schwärmt er. Sein Büro hat er mitten in ihrem Herzstück, am Sehnsuchtsort Landungsbrücken, mit Blick auf Elbe und Hafen. Er ist der Chef von rund 30 Mitarbeitern, das Unternehmen läuft gut, "die Basis ist gesund". Neubacher sieht es als seine Aufgabe, "das, was da ist, noch besser zu machen".
"Das Portfolio füllen", nennt er es: Er erweiterte das Angebot der klassischen Hafenrundfahrten um ein vielfältiges kulturelles Programm mit schwimmendem Soul-Club oder Kult-Törns mit Drag-Ikone Olivia Jones. Der neueste Stolz in Neubachers Flotte wurde gerade auf den Namen "Lütte Deern" getauft, was er uns Steirern mit "Kloans Dirndl" übersetzt. Es handelt sich um ein Kunst-Boot, das seine Hafenrundfahrten zugunsten der Initiative "Viva con Agua" dreht.
In den inneren Kreisen
Nicht nur im Herzstück, auch in den inneren Kreisen der Hansestadt ist der "kleine Hubi" aus Haus angekommen: 2013 wählte ihn der Skål-Club, ein Zusammenschluss wichtiger Touristiker, zum Präsidenten. Und dennoch ist er aus Überzeugung österreichischer Staatsbürger geblieben. Er bewundere die Energie, die Österreich ausstrahlt, sagt er. Und kann durchaus Dinge aufzählen, die er vermisst: "Das Essen von Mama, auch wenn es hier einige gute österreichische Lokale gibt. Die Berge, vor allem die um meine Heimat herum." Es folgt ein Geständnis: "Ich schaue manchmal ?Die Bergretter'."
Dass er aus Österreich kommt, hören die meisten nicht sofort, "bewusst abgelegt" habe er den Akzent aber nicht. Per Mail gibt es diesbezüglich jedenfalls keinerlei Zweifel: Da grüßt er nämlich mit "Servus und Ahoi".
Features
Zur Person
Hubert Neubacher wurde 1972 in Voitsberg geboren. Er wuchs in Ennsling (Gemeinde Haus) auf, arbeitete als Kellner u. a. in Lech.
1994 heuerte er bei Barkassen-Meyer in Hamburg als Assistent der Geschäftsführung an. Seit zwölf Jahren führt er die Reederei, am 1. Januar 2013 übernahm er das Traditionsunternehmen.
2013 ernannte ihn der Skål-Club Hamburg, ein internationales Netzwerk von Entscheidern der Branche, zum Präsidenten.