Kulturfuchs unter den Springern

Die styriarte ist zwar längst vorbei, aber der üppige Klassiksommer in der Steiermark geht freilich weiter. Ein Überblick über feine Hörplätze bis hin zum Festival St. Gallen.

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Summertime, and the livin' is easy? Nicht so für steirische Veranstalter. They are jumpin', und der Level ist high. Stadtauf, landab hauen sich Enthusiasten gerade jetzt für Theater, Musik & Co ins Zeug, damit der Sommer kein Loch hat. Die vorige Woche zu Ende gegangene styriarte ist natürlich das Flaggschiff auf den Klassikwellen, aber kleinere Musikfestivals sind auch gut auf Kurs, dank leidenschaftlicher Kulturmanager am Ruder.

Einer davon ist Erich Mitterbäck. Angesichts der 28. Ausgabe seines Festivals St. Gallen sieht er sich längst "als Gewohnheitstier". Ja, ganz zu Anfang habe auch er gebangt, ob mit der Organisation wohl alles klappe, "aber das Gefühl ist mir gänzlich abhanden gekommen". Sagt der alte Kulturfuchs, lehnt sich mit seinen jungen 75 Jahren zurück und freut sich auf Schuberts "Winterreise" mit Tenor Daniel Johanssen ebenso wie auf die Balkanfahrt mit dem heißen Elftett "Sandy Lopicic Superstvar".

Der ehemalige Gendarm setzt auf die Verführung zum Wertvollen: "Jede Kulturveranstaltung ist ja eine Impulsveranstaltung, von der alle profitieren sollen, auch der Tourismus - aber als schöner Nebeneffekt, nicht als Erstzweck". Im Winkel im Gesäuse will Mitterbäck mit seinen Angeboten weit ausstrahlend "Kreativität wecken und offene Ohren machen - dem Klassiker für den Jazz, dem Jazzer für die Klassik".

Und allen für die neue Musik. Darum gibt es in St. Gallen schon eine lange Tradition des "Composer in Residence", die heuer Richard Dünser fortsetzen wird. Der 55-jährige Bregenzer, der seit 2004 eine Kompositionsklasse an der Kunstuniversität Graz leitet, wird mit Orchesterstücken und Kammermusik, in einem Film und einem Publikumsgespräch porträtiert. Und beim Abschlusskonzert werden der Arnold Schoenberg Chor und das Festivalorchester St. Gallen unter Erwin Ortner die Auftragsarbeit des Vorarlbergers "In seiner Fülle ruhet der Herbsttag" nach einem Hölderlin-Gedicht uraufführen.

"Dünsers Musik macht keine Konzessionen, ist aber dennoch sinnlich erfahrbar", schwärmt Mitterbäck, dem der Bezug zur Gegenwart immer wichtig ist: "Das Zeitgenössische ist es wert, postuliert zu werden, nicht nur in Sandwich-Programmen, wir wollen einen Überblick schaffen".

Künstler bräuchten Raum für die spannenden Projekte, die sie entwickeln, "und den möchten wir ihnen geben", assistiert Wolfgang Mitterbäck dem Impresario in seiner Familie. Er hat die Leidenschaft für Kultur und Kulturarbeit mit der Vatermilch aufgesogen und erinnert sich auch an seine Anfänge: "Ich hatte gerade erst den Führerschein, da mussten wir mit einem Kastenwagen ein historisches Klavier aus Bamberg holen und gleich nach dem Konzert wieder retour führen, um Miete zu sparen". Heuer hat Stammgast Alexei Lubimov beschlossen, Mozart, Beethoven, Strawinsky & Co auf einem Bösendorfer und einem Hammerflügel von Jacob Bertsche (Wien, 1815) zu spielen. Who is jumpin'? Weil die Kosten sind high!