Kurt Bauers Statement wurde von Monika Polzhofer zusammengefasst, die Q + A-Session von Dina el Massry.
Gastvortrag von Kurt Bauer
Leitung Produktmanagement & Adtechnologie des Online Vermarkters adworx
Werbeformen im digitalen Markt
Info zu adworx
Adworx ist Österreichs reichweitenstärkster Online Vermarkter im Bereich Online Advertising mit 7,58 Millionen Unique Clients und bietet darüber hinaus technische Dienstleistungen in den Bereichen Adserving und Adoperating an. Adworx ist für die Online Vermarktung für u.a. orf.at, kurier.at, gotv.at verantwortlich.
Adserving = Server der im Hintergrund läuft, damit die Werbung auf den Websites erscheint
Dienstleistungen = Kampagnen einbuchen, dafür Sorge tragen, dass die Werbung am richtigen Platz zur richtigen Zeit erscheint
Allgemeines zum österreichischen Online Werbemarkt
In Österreich gibt es ca. 600 vermarktbare Websites, wobei jene vom ORF, Standard und willhaben zu den wichtigsten zählen.
ÖWA = Österreichische Webanalyse erhebt Daten rund um die Nutzung österreichischer Internetangebote, dazu gehören Daten über Seitenaufrufe (Page Impressions), Einzelbesuche (Visits), Unique Clients und Verweildauer (Usetime).
Was will Werbung? – What is it all about?
AIDA-FORMEL
A… die Aufmerksamkeit wird angeregt
I…. Interesse für das Produkt liegt vor
D…Besitzwunsch wird geweckt
A…das Produkt wird gekauft
Desire – die Wünsche von Werbung
Werbung will Kampagnenziele erreichen. Der Vermarkter ist kampagnenbetrieben und hilft diese Ziele zu erreichen.
Unterscheidung zwischen Branding und Performance:
Branding wird gemessen anhand quantitativer Kennzahlen wie
TKP (Tausend-Kontakt-Preis)
AI’s (AdImpressions – Messgröße für die Anzahl der Werbemittel, die ausgespielt werden)
FC (Frequency Capping – Häufigkeit der Anzeige von Werbemitteln pro User)
und qualitativer Tools wie Uplift und Recognition – gestützt oder ungestützt.
Performance wird gemessen anhand von
clicks = Klick auf das Werbemittel
leads = die vollständigen Adress- bzw. Kontaktdaten oder die E-Mail-Adresse eines potenziellen Kunden
orders = Anzahl der Bestellungen
(CTR – Click Through Rate – Anzahl der Klicks auf Werbebanner im Verhältnis zu den gesamten Impressionen; cpx – kann entweder cpc – cost per click; cpo – costs-per-order oder cpl – cost-per-lead meinen)
Attention
Zu den Standardwerbeformen (UAPs – Universal Ad Package) zählen u.a. folgende Werbeformen: Banner, (Super)Banner, Skyscraper, (Medium) Rectangle.
Diese gehören zum Standardinventar und müssen angeboten werden und ohne Probleme laufen können. Der Zweck dieser Werbeformen geht weg vom Branding und bewegt sich hin zur Performance, wobei die technische Umsetzung möglich sein muss.
Der Trend geht jedoch in Richtung großflächiger Werbeformen. Der Vorteil davon ist eine höhere Interaktionsrate und mehr Platz für das Erzählen von Geschichten. Dazu werden weitere Formate wie z.B. Animationen, Sounds, Videos und Grafiken eingebunden – es werden also Werbeformen miteinander kombiniert und ineinander integriert.
Werbeformen im Detail
-Billboard
Sollte der Superbanner als Werbeform zu klein sein, bietet sich das Billboard als besonders großflächiger Banner mit den Maßen 960×250 Pixel an. Das Billboard wurde mittlerweile bereits in das Inventar der Standardwerbeformen aufgenommen.
-Branding – Take over (Bezeichnung in D + CH)
Hier wird die Werbeform in die Seite integriert und die Seite miteingefärbt. Das Branding muss auf die Website bereits im Vorhinein abgestimmt werden, weshalb es eine Vorlaufzeit von 2-4 Wochen gibt. Automarken arbeiten stark im Branding-Bereich.
-Banderole
Die Banderole „rollt“ sich über den gesamten Bildschirm wenn sie aufgerufen wird. Die Akzeptanz dieses Werbemittels ist allerdings nicht sehr hoch, weil sich die Werbung über den Content legt. Die hohen Klickraten lassen sich durch das Wegklicken der Banderole durch die User erklären.
-E-Tab
Das E-Tab ist ein exklusives Werbemittel, das adworx für den Kunden Kia das erste Mal in Österreich umgesetzt hat. Dabei kommen zwei Werbeformen zum Einsatz: Ein Skyscraper, der wrechts auf der Website im leeren Bereich mit einem kleinen Kia Symbol angezeigt wird und ein Video, das sich automatisch öffnet sobald der User auf das Symbol klickt. Der Vorteil davon ist, dass man durch das zusätzliche Video bessere Stories erzählen kann, wodurch das E-Tab als Werbeform für den Kunden interessanter und besser wird.
Kreative Vorschläge von Agenturen
-E-Footer
Funktioniert gleich wie das E-Tab, nur die Positionierung ist eine andere. Statt eines Videos kann auch eine kleine Microsite in die Werbung integriert werden.
-Battle-Tab
Hier werden anstatt einer Geschichte zwei Geschichten erzählt. Anstatt eines Symbols um bspw. ein Video aufzurufen, sind zwei Symbole links und rechts auf der Website positioniert.
-E-Flow
Dieses Werbemittel startet sobald die Website aufgerufen wird, es legt sich also von Vorherein über den Content.
→ Diese Werbemittel sind in der Zukunft stark im Kommen und sind kreative Vorschläge, die auch eine kreative Umsetzung ermöglichen.
Branding
am Beispiel Doodle + Dr. Oetker
Hier wird Branding mit Performance verbunden: Die Doodle-Website ist mit Dr.Oetker gebrandet und fordert zum Mitmachen auf. Klickt man auf eine der Botschaften (zB „Hol dir dein gratis Cupcake-Set!“) kommt man zum Performance-Teil bei dem der User am Zug ist und am Gewinnspiel teilnehmen kann.
Dadurch wird das Branding mit Interaktion verbunden und der Vorteil für den Werbekunden ist, dass so Adressen der User gesammelt werden können.
Die Kampagne konnte eine sehr hohe Klickrate von 1,8% vorweisen (im Vergleich dazu: Sitebar 0,45%, UAPs haben durchschnittlich eine Klickrate von ca. 0,14%)
Responsive Design
Darunter versteht man, dass ein Website-Layout technisch so umgesetzt wird, dass es sich an die Darstellung auf verschiedenen Endgeräten anpasst.
Wichtig dafür sind:
- dynamische Formate
- die Skalierbarkeit der Standardwerbemittel, also zB Darstellung im Hoch- oder Querformat
- HTML5
- Standards, wie Medium Rectangle oder Leaderboard, müssen einwandfrei funktionieren
Mobile
Der Mobile-Markt ist ein stetig wachsender Markt, da die User mit den Endgeräten „always on“ sind. Demnach werden auch die mobilen Käufe um 50% steigen. Auf diesem Markt ist also Handeln angesagt.
Immer wichtiger werden daher LBS und Werbung.
LBS = Location Based Service – dabei werden positionsabhängige Daten verwendet um dem Enduser selektive Informationen bereitzustellen.
Für die Vermarkter ist insofern schwierig zu sagen wo sich die User aufhalten, als sie keinen Zugang zu diesen Daten haben. Netzbetreiber sind hier also klar im Vorteil, weil sie auf diese Informationen Zugriff haben.
Mobile Couponing
Der Kunde erhält auf sein Handy einen Coupon und kann diesen im jeweiligen Geschäft einlösen. Um zum Coupon zu kommen, können bspw. Apps herangezogen werden. Diese kann dann feststellen, wo der Kunde ist und dementsprechend die passende Werbung ausspielen. Mobile Couponing wird bis dato noch nicht sehr häufig angewendet, ist aber im Steigen.
Video
In diesem Bereich gibt es einen Mitbewerb durch TV-Anbieter. Das Bewegtbild online gestaltet sich jedoch anders – es können nur kurze Stories erzählt werden, weshalb dies auch kurze und vor allem aktive Botschaften beinhalten müssen.
Unterscheidung zwischen Pre-Rolls, Mid-Rolls und Post-Rolls
Zurzeit sind jedoch nur Pre-Rolls interessant, da sich diese einfach technisch umsetzen lassen. Bei Mid-Rolls gestaltet sich die Umsetzung sehr schwierig. Post-Rolls werden kaum gebucht, da hier die Werbung nach dem Video aufscheint, es wird also meist als Goodie bei einer Buchung draufgelegt.
Layer-Ads: Werbung, die eine bestimmte Zeit lang den eigentlichen Inhalt der Website mit Werbeinhalten verdeckt.
Messung der Ausstiegspunkt + VAST 2.0 (Digital Video Ad Serving Template)
VAST 2.0 ermöglicht, inStream-Werbemittel in einen Videoplayer einzubetten. Nur wenige Website-Betreiber können von vorneherein mitzählen, wie oft das Video ausgespielt wurde. Hier ist es möglich mitzutracken, wann dies passiert ist.
Visability von Werbemitteln
Hier wird den Fragen nachgegangen wie lange die Werbebotschaft wahrgenommen wird, und ob der Banner vollständig angezeigt wird.
Die Visability-Messung kann feststellen, wie viel der Werbung vom User gesehen wurde. Damit das Werbemittel in die Zählung fällt, müssen allerdings mindestens 60% von der Fläche her gesehen werden, damit die gesamte Werbebotschaft als „gesehen“ gilt.
Visability einzelner Werbformen
Beispiel Superbanner: Da dieser am Seitenanfang prominent platziert ist, liegt die Visability bei 100% solange die Seite geladen wird.
Bedacht werden muss allerdings das Scrollen des Users auf der Website, dh ist das Werbemittel schlecht platziert, ist auch die Visability schlecht.
Targeting
Geotargeting bezeichnet die Anpassung nationaler Kampagnen auf regionale Gegebenheiten.
Unter Re-Targeting versteht man, dass ich den User wiederfinden kann, wenn er bereits auf einer Website war und z.B. den Bestellvorgang abgebrochen hat. Beim Abbruch wird er mit einem Cookie markiert und kann so wiedergefunden werden und bspw. aufgefordert werden den Bestellvorgang zu beenden. Auch die Auslieferung eines speziellen Banners an Gruppen, die den Bestellprozess abgebrochen haben zählt zum Re-Targeting.
OBA – Online Behavioural Advertising
Die Werbung basiert dabei auf dem vergangenen Surfverhalten des Users und wird dementsprechend ausgespielt. Websites, die OBA anwenden, müssen sich klar dazu bekennen (z.B. im Impressum).
Die EU hat eine Richtlinie gegen Third Party Cookies festgelegt. Den Usern soll mehr Aufklärung, Transparenz, Kontrolle und Einschränkung des Inhalts, den er tatsächlich sehen will, ermöglicht werden.
Real Time Bidding – RTB
Soll den Websites die Möglichkeit geben, das Werbeinventar auf den Markt zu bringen, da rund 60% des Inventars nicht verkauft werden. Wie an der Börse erhält der Höchstbietende den Zuschlag. Dabei ist das Umfeld in dem die Werbung geschalten wird interessant, der Content bzw die tatsächliche Website ist nachrangig. Die Agenturen müssen also wissen in welche Richtung sie wollen, denn es ist nicht bekannt auf welcher Seite genau die Werbung geschaltet wird, sondern lediglich im Nachrichtenbereich in Österreich beispielsweise.
RTB funktioniert allerdings nur im großen Stil. In Österreich gäbe es zwar fünf bis sechs Plattformen, die den Mindestwert von 50 Millionen AdImpressions als sogenanntes Leerinventar übrig haben um bei den internationalen Plattformen auch angenommen zu werden, die meisten österreichischen Seiten sind aber im allgemeinen zu klein dafür.
Bedürfnisse der Kunden
Die Werbebotschaft soll bestmöglich an den User übermittelt werden. Außerdem sollen bereits bestehende Konzepte übernommen werden können, sodass für den Online Markt nicht immer neue Konzepte entworfen werden müssen. Hier spielt die Konvergenz der Medien eine große Rolle, die zu einer medienübergreifenden Messung der Werbewirkung führt.
Multiscreen meint, dass dasselbe Werbemittel sowohl online, als auch auf Screens wie SmartTV, Infoscreens etc. ausgespielt werden kann (verschiedene Technologien stecken dahinter).
Es ist schwer zu sagen, was der Kunde will: Einen Branding-Effekt einerseits, oder Action in der Zielgruppe andererseits.
Daraus entsteht eine große Herausforderung für den Vermarkter der herausfinden muss, was das Ziel des Kunden ist und welche Medien eingesetzt werden sollen. Daher ist es von Vorteil, Wissen von mehreren Medienplattformen vorweisen zu können.
Anforderungen an den Werbeträger
Die Standardwerbeformen (UAPs) müssen abgedeckt werden, andernfalls ist das ein erheblicher Nachteil! Außerdem sollte Flexibilität bei Sonderwerbeformen möglich sein, wofür man gute Techniker braucht, die für die Umsetzbarkeit sorgen. Weiters gilt es, eine optimale Auslastung der Website zu schaffen. Dabei kann der Verkauf des Restinventars durch verschiedene Programme sehr hilfreich sein. Und schlussendlich muss auch die HTML5 Umsetzbarkeit gegeben sein.
Interesting figures
- Will ein Kunde auf der ORF-Startseite ein Werbemittel platzieren, kommt das auf € 24.000 pro Tag. Beim Standard beläuft sich der Preis auf einen Betrag zwischen € 10.000 – € 15.000 pro Tag.
- Der TKP bei klassischen Werbemitteln ist im Sinken. In Österreich beläuft sich der TKP eines UAPs auf ca. € 15,- in Deutschland liegt der Preis bei 2 – 3€.
Zum Vergleich der TKP einer Video Pre-Roll klein € 35-45.
Q + A-Session: Zusammenfassung von Dina El Massry
Wie stehen Sie generell zu Werbevermeidung? Gibt es hier Befürchtungen/Hoffnungen im Hinblick auf die Zukunft?
Was technisch angezeigt wird, kann mittels bestimmten Programmen evaluiert werden. Teilweise werden bei Klicks im Anschluss Fragebögen mitgeschickt, um die Resonanz der Kunden zu sehen. Es gibt immer wieder Studien, die sich mit solchen Sachen beschäftigen und versuchen herauszufinden, wie Werbung überhaupt ankommt.
Wie könnte in Zukunft darauf reagiert werden, dass die Generationen zunehmend immuner gegen Werbebotschaften werden?
Konnte der Gastvortragende nicht beantworten.
Add-Blocker: Sind Zahlen bekannt, wie viele Nutzer (zum Beispiel in Österreich) Add-Blocker verwenden?
Es ist nachvollziehbar. Auf einem großen Portal liegen die Zahlen bei ca. 12%, dies gilt auch für kleinere Portale.
Diese Zahlen sind relativ konstant. Sie steigen nicht viel weiter an. Pop-Ups werden vermehrt geblockt – sind aber auf seriösen Seiten ohnehin kaum zu finden. Die Botschaften werden im Großen und Ganzen schon ankommen und auch angenommen.
Add-Blocker: Gibt es hier Verluste oder werden diese nicht mit einberechnet? Gibt es überhaupt Zahlen dazu?
Der Gastvortragende vergleicht hier die Preise mit den TKP-Preisen von Zeitungen. Hier wären die errechneten Leser oft viel höher als die tatsächliche Auflage (Vergleich mit der Media Analyse). Entsprechend wissen die Werbekunden darüber Bescheid. D.h. leer ausgespielte Zahlen sind den Kunden bewusst.
Das heißt, der TKP rechnet solche Leer-Ausspielungen einfach mit?
Ja, der Kunde weiß nicht, wo seine Werbung tatsächlich ausgespielt wird.
Beispiel: Medium Rectangle
Wo der Kunde mit seiner Werbeform nun wirklich angezeigt wird, weiß er nicht – auch, wenn oben die Plätze wesentlich mehr wert wären.