Victor-Gollancz-Preisträger 2008
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Jovan Divjak, General a. D. der Armee Bosnien-Herzegowinas
Victor-Gollancz-Preisträger 2008
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  Jovan Divjak
Jovan Divjak wurde 1937 in Belgrad (Serbien) geboren. Nach einer militärischen Ausbildung in Belgrad unterrichtete er in der Militärschule von Sarajevo (Bosnien-Herzegowina, BiH). Nach Ausbruch des Krieges gegen Bosnien-Herzegowina (1992-1995) verließ er die Jugoslawische Volksarmee (JNA) aus Protest gegen die Aufrüstung der Soldaten, Freischärler und Paramilitärs gegen die eigene Bevölkerung. Er übergab die Waffenbestände der Stadt Kiseljak (Zentralbosnien) der Territorialverteidigung von Bosnien-Herzegowina. Ein jugoslawisches Militärgericht verurteilte ihn 1991 zu einer neunmonatigen Haftstrafe, der er durch seinen Übertritt in die Armee Bosnien-Herzegowinas entging.
Dort organisierte Divjak als Brigadegeneral und Assistent des Generalstabschefs die Verteidigung Sarajevos gegen die Truppen der bosnisch-serbischen Kriegsverbrecher Radovan Karadzic und Ratko Mladic. Europa sah der Belagerung Sarajevos 1.479 Tage lang tatenlos zu. Fast 11.000 Menschen fanden den Tod, darunter 1.572 Kinder.
Trotz des ständigen Granatbeschusses, trotz der Heckenschützen, trotz Hunger und Kälte blieb Divjak mit seiner Familie in Sarajevo. Auch seine beiden Söhne verteidigten die Stadt. Divjak war der einzige General, der Tag und Nacht an der Front verbrachte. Er fühlte sich den Menschen verpflichtet, die ohne jegliche Erfahrung kämpfen mussten.
Divjak handelte die Freilassung des damaligen Präsidenten Alija Izetbegovic aus, tröstete Flüchtlinge, Angehörige der Opfer und einfache Bürger und gab ihnen Kraft. Im Generalstab der Armee von BiH versammelte er Intellektuelle, um mit ihnen das Leben in Sarajevo zu planen. In den seltenen Momenten der "Freizeit" rezitierte er entweder Poesie in Sarajevos Theater oder spielte Schach mit seinen Mitkämpfern.
Seit seiner Pensionierung 1997 widmet sich Divjak seiner 1994 gegründeten Stiftung "Bildung baut Bosnien-Herzegowina auf". Diese hilft vor allem Waisenkindern und hat bis heute etwa 3.000 Stipendien vergeben. Oft besucht er sie, verfolgt ihre schulische Laufbahn und freut sich mit ihnen über ihre Erfolge. Jovan Divjak ist Ehrenbürger von Grenoble, Villerest, Saumur (Frankreich) sowie Padova und Montesilvano (Italien). Für seine Verdienste bei der Verteidigung Sarajevos erhielt Divjak die höchste Auszeichnung der französischen Ehrenlegion. Noch immer lebt er in Sarajevo. Für seinen mutigen Einsatz für seine Mitmenschen während der Belagerung Sarajevos, für seinen unvergleichlichen Einsatz für den Frieden und für sein beherztes Engagement für die Ausbildung von Kindern in Bosnien-Herzegowina verleiht ihm die Gesellschaft für bedrohte Völker den Victor-Gollancz-Preis für Menschenrechte 2008.
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