Gedächtnistheorien

Gedächtnis fungiert als einer der Schlüsselbegriffe der sich seit geraumer Zeit formierenden Kulturwissenschaften und gilt als Garant für eine fächerübergreifende Forschung. Besonders einflussreich war und ist dabei der Begriff "kulturelles Gedächtnis", eine von Jan und Aleida Assmann Ende der 1980er Jahre vorgenommene Neuprägung, aus dem sich der Begriff der "Erinnerungskulturen" entwickelt hat. Beide Begriffe stützen sich jedoch auf vorhergehende Konzeptualisierungen von Gedächtniskulturen, die im folgenden ebenfalls vorgestellt werden sollen.

Maurice Halbwachs: Das kollektive Gedächtnis
Aby Warburg: Das soziale Gedächtnis
Pierre Nora: Erinnerungsorte
Jan und Aleida Assmann: Das kulturelle Gedächtnis
Literaturwissenschaft: Vom kulturellen Gedächntis zu den Erinnerungskulturen


Maurice Halbwachs: Das kollektive Gedächtnis

Die in den zwanziger Jahren entstandenen Arbeiten des französischen Soziologen Maurice Halbwachs (1877-1945) zum kollektiven Gedächtnis thematisieren die soziale Bedingtheit von Erinnerungsleistungen; er sieht das Gedächtnis als erster konsequent als soziales Phänomen. Erinnerung ist laut Halbwachs ohne soziale Bezugsrahmen gar nicht möglich. Das bedeutet einerseits, dass sich ein individuelles Gedächtnis nur durch gesellschaftliche Interaktion herausbilden kann und andererseits, dass alle Individualgedächtnisse durch einen gesellschaftlichen Bezugsrahmen geprägt sind. Dieses kollektive Gedächtnis wird einerseits durch Interaktion (gemeinschaftliches Handeln und geteilte Erfahrungen) und andererseits durch Kommunikation (wiederholtes Vergegenwärtigen der Vergangenheit innerhalb der Gruppe) aufgebaut. Die sozialen Bezugsrahmen, die dann die Art der gruppenspezifischen Wahrnehmung und Erinnerung prägen, leiten sich ab aus dem Kern von Gedächtnisinhalten, die für das Kollektiv relevant sind. Die sozialen Bezugsrahmen regeln somit, was als erinnerungswürdig gilt, und die Individualgedächtnisse richten sich danach.
Jeder Mensch gehört verschiedenen sozialen Gruppen an: Familie, Religionsgemeinschaft, Kollegen am Arbeitsplatz, etc. Halbwachs konzeptualisiert die Begriffe "Individualität" und "Kollektivität" nicht als Gegensatz, sondern betont deren gegenseitige Abhängigkeit und Durchdringung bei der Gedächtnisbildung. Er weist darauf hin, "daß das Individuum sich erinnert, indem es sich auf den Standpunkt der Gruppe stellt, und daß das Gedächtnis der Gruppe sich verwirklicht und offenbart in den individuellen Gedächtnissen." (Halbwachs: Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen. Frankfurt/M. 1985, S. 23) Ein kollektives Gedächtnis ist also ohne die Aktualisierung seiner Inhalte im Individuum nicht denkbar. Umgekehrt werden individuelle Erinnerungen durch soziale Rahmen erst ermöglicht.

Die Begriffe "Geschichte" und "Gedächtnis" werden bei Halbwachs jedoch sehr wohl als Gegensatz konzeptualisiert. Geschichte fängt für ihn an dem Punkt in der Vergangenheit an, an dem das soziale Gedächtnis aufhört. Geschichte ist für Halbwachs universal, sie zeichnet sich durch eine unparteiische Gleichordnung aller vergangenen Ereignisse aus. Das kollektive Gedächtnis hingegen ist partikular, und seine Träger sind zeitlich und räumlich begrenzte Gruppen, deren Erinnerung stark wertend und hierarchisierend ist.
Es gibt somit für Halbwachs zwei Arten des Vergangenheitsbezugs: Die objektive, unbeteiligte Geschichte einerseits und das subjektive, lebendige kollektive Gedächtnis andererseits.

Für die Literaturwissenschaft ist Halbwachs' Theorie wie folgt fruchtbar: Halbwachs hat deutlich gemacht, dass soziale Gedächtnisbildung auf Kommunikation beruht. Gerade die spezifische Kommunikationsstruktur narrativ-fiktionaler Texte erlaubt es, die Entstehung und Wirkungsweise kollektiver Gedächtnisse auf verschiedenen textinternen und -externen Ebenen zu inszenieren: Literarische Figuren erleben und erinnern gemeinsam, Erzählinstanzen appellieren durch Leseanreden an fiktive Leser, Teil einer Erinnerungsgemeinschaft zu werden. Autor und Leserschaft bilden schließlich eine soziale Gruppe, die die Kenntnis eines bestimmten Textes verbindet, aus dem wiederum Schemata für die Rezeption weiterer Texte oder für die Wahrnehmung der außertextlichen Wirklichkeit abgeleitet werden.


Aby Warburg: Das soziale Gedächtnis

Der deutsche Kunsthistoriker und Völkerkundler Aby Warburg (1866-1929) lenkt den Blick auf die metaphorische Dimension kultureller Erinnerung. Warburg untersuchte vor allem Kunstwerke der bildenden Kunst und stellte fest, dass bestimmte Inhalte (z.B. Formen) immer wiederkehren, jedoch leicht variiert. Das Vorhandensein solcher wiederkehrenden Formeln bezeichnet Warburg als das "soziale Gedächtnis". Die wiederkehrenden Formeln, z.B. "Pathosformeln" (künstlerische Darstellung von Gebärden, die eine Erregung ausrücken), überdauern die Zeit als sogenannte "Energiekonserven", deren "mnemische Energien" sich unter veränderten historischen Umständen oder an weit entfernten Orten wieder zu entladen vermögen, also wieder auftauchen. Wichtig ist jedoch, dass dieses Wieder-Auftauchen nicht einfach als eine schlichte Wieder-Abbildung des Gleichen gesehen werden darf. Vielmehr schaffen diese Aktualisierungen Distanz zu den überkommenen alten Formen, da sie in historisch veränderten Mentalitäten wieder auftauchen und es immer zu zeitgemäßen Neuinterpretationen kommt. Warburg betont somit, dass es Veränderungen und Aktualisierungen der kulturellen Erinnerung gibt, die für jede Zeit und für jeden Ort typisch sind. Es kommt somit zu einem Spannungsverhältnis zwischen Kontinuität und Umdeutung der Vergangenheit bei ihrer Aneignung in einem neuen Kontext.

Literaturwissenschaftlich relevant ist Warburgs Konzept des "sozialen Gedächtnisses" vor allem, weil er auf das wiederholte Aufgreifen von Motiven und Strukturen in Kunstwerken fokussiert. Mit Blick auf literarische Werke und in Weiterentwicklung des Bachtinischen Dialogizitätsbegriffs hat Julia Kristeva einen analogen Mechanismus als "Intertextualität" bezeichnet. Bei Kristeva, und später vor allem in den Studien Renate Lachmanns, erscheint literarische Erinnerung als Aneignung, Transformation und Aktualisierung von Prätexten. Warburgs Konzept ist damit vor allem an literaturwissenschaftliche Theorien anschließbar, die Kultur zeichentheoretisch als fortlaufenden Prozess der De- und Re-Semiotisierung begreifen. Kulturelle Erinnerung bedeutet hier die Re-Semiotisierung von Zeichen, also ein Wieder-Aufladen von Elementen überlieferter Kunst mit Bedeutung, wie dies in literarischen Werken beispielsweise durch intertextuelle Bezüge, durch metatextuelle Reflexion oder Gattungsreferenzen geschieht.


Pierre Nora: Erinnerungsorte

Der französische Historiker Pierre Nora (1931-) problematisierte Ende der 1970er Jahre erneut das Verhältnis zwischen Gedächtnis und Geschichte und betont, dass diese beiden Vergangenheitsbezüge strikt getrennt werden müssten. Geschichte ist für Nora "die stets problematische und unvollständige Repräsentation dessen, was nicht mehr ist" (Nora: Zwischen Geschichte und Gedächtnis, Frankfurt/M. 1998, S. 13.). Das Gedächtnis hingegen ist für ihn "eine in ewiger Gegenwart erlebte Bindung" (ebd.). Seine Aufmerksamkeit richtet er nun auf sogenannte "Erinnerungsorte", die als künstliche Platzhalter für das nicht mehr vorhandene kollektive Gedächtnis fungieren. Laut Nora ist die heutige Gesellschaft nämlich im Begriff, den Bezug zu dem noch von Halbwachs postulierten kollektiven Gedächtnis zu verlieren. Zu den Erinnerungsorte, die an die Stelle eines nicht mehr vorhandenen kollektiven Gedächtnisses treten, können geographische Orte ebenso gehören wie historische Persönlichkeiten, Gebäude und Denkmäler, Kunstwerke, philosophische und wissenschaftliche Texte oder symbolische Handlungen. Diese Erinnerungsorte sind laut Nora immer Zeichen, die einerseits auf zu erinnernde Aspekte aus der Vergangenheit einer Gruppe verweisen, andererseits aber auch auf die Tatsache, dass das lebendige Gedächtnis abwesend ist.
Erinnerungsorte sind somit eine Form des Vergangenheitsbezugs, die sich zwischen Geschichte und Gedächtnis befindet. Noras Begriff der Erinnerungsorte hat eine (1) materielle, eine (2) funktionale und eine (3) symbolische Dimension. Erinnerungsorte sind somit (1) immer materiell erfassbar, jedoch nicht nur gegenständlich, sondern auch zeitlich. Eine Schweigeminute oder ein Ereignis ist ebenfalls ein materiell fassbarer Erinnerungsort, weil dieser zeitliche Ausschnitt, in dem dieser Erinnerungsort platziert wird, messbar ist. Diese materiell fassbaren Erinnerungsorte werden so zu eigentlichen Objekten, zu sogenannten kulturellen Objektivationen, und diese müssen in der Gesellschaft eine (2) Funktion erfüllen und eine (3) symbolische Bedeutung haben. Erst durch die intentionale symbolische Überhöhung – unabhängig davon ob diese der Objektivation schon zum Zeitpunkt ihrer Entstehung oder erst nachträglich zugesprochen wird – wird ein Gegenstand der Kultur zum Erinnerungsort. Diese symbolische Dimension und die Intentionalität unterscheiden Erinnerungsorte von anderen kulturellen Objektivationen.

Für die Literaturwissenschaft ist Noras Begriff des "Erinnerungsortes" fruchtbar, weil auch literarische Werke als Erinnerungsorte begriffen werden können. Das bedeutet, dass man den Blick auf einen wichtigen Aspekt der gesellschaftlichen Bedingtheit und auf Funktionalisierungen von Literatur richten kann. So kann man zu neuen Erkenntnissen über die gesellschaftliche Einbettung von Literatur gelangen.


Jan und Aleida Assmann: Das kulturelle Gedächtnis

Jan und Aleida Assmanns Leistung der Konzeptualisierung kultureller Erinnerung Ende der 1980er Jahre liegt darin, dass mit ihr ein begriffliches Feld entworfen wird, innerhalb dessen viele der zuvor als disparat erschienenen Phänomene und Begriffe verortet werden können: Halbwachs' Konzeption des "kollektiven Gedächtnisses", das von Warburg als "soziales Gedächtnis" bezeichnete Repertoire kultureller Symbolik und schließlich Noras zwischen Geschichte und Gedächtnis angesiedelte "Erinnerungsorte".

Die Assmanns trennen begrifflich zwischen zwei Formen der kollektiven Erinnerung: Einerseits gibt es ein (1) kollektives Gedächtnis, das auf Alltagskommunikation beruht, andererseits ein (2) kollektives Gedächtnis, das sich auf symbolträchtige kulturelle Objektivationen stützt. Zwischen diesen beiden kollektiven Gedächtnissen besteht ein grundlegender qualitativer Unterschied. (1) Mündliche Familiengedächtnisse einerseits und (2) das christliche Gedächtnis andererseits gehören demnach zwei fundamental verschiedenen "Gedächtnis-Rahmen" an. Somit wird unterschieden zwischen dem (1) kommunikativen Gedächtnis und dem (2) kulturellen Gedächtnis.

(1) Das kommunikative Gedächtnis entsteht durch Alltagsinteraktion, hat die Geschichtserfahrung der Zeitgenossen zum Inhalt und bezieht sich daher immer nur auf einen begrenzten Zeithorizont von ca. 80 bis 100 Jahren. Die Inhalte des kommunikativen Gedächtnisses sind veränderlich und erfahren keine feste Bedeutungszuschreibung. Es gehört zum Gegenstandbereich der "Oral History".
(2) Das kulturelle Gedächtnis hingegen ist eine Art der Erinnerung, die an feste Objektivationen gebunden, hochgradig gestiftet und zeremonialisiert ist. Ihr Gegenstand sind mythische Ereignisse einer mehr oder weniger fernen Vergangenheit, die als die Gemeinschaft fundierend interpretiert werden. Das kulturelle Gedächtnis transportiert einen festen Bestand an Inhalten und Sinnstiftungen, zu deren Kontinuierung und Intepretation Spezialisten ausgebildet werden.
Aleida Assmann unterscheidet innerhalb des kulturellen Gedächtnisses zwischen einem Funktionsbereich und einem Speicherbereich:
Das "Funktionsgedächtnis" besteht aus bedeutungsgeladenen Elementen, die zu einer kohärenten Geschichte konfiguriert werden können und die sich durch "Gruppenbezug, Selektivität, Wertbindung und Zukunftsorientierung" auszeichnen (A. Assmann: Funktionsgedächtnis und Speichergedächtnis – Zwei Modi der Erinnerung. In: Dies.: Erinnerungsräume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses. München 1999, S. 130-148). Das Funktionsgedächtnis ist somit ein "angeeignetes Gedächtnis, das aus einem Prozess der Auswahl, der Verknüpfung und der Sinnkonstitution [...] hervorgeht. Die strukturlosen, unzusammenhängenden Elemente treten ins Funktionsgedächtnis als komponiert, konstruiert, verbunden ein. Aus diesem konstruktiven Akt geht Sinn hervor, eine Qualität, die dem Speichergedächtnis grundsätzlich abgeht." (Ebd., S. 137)
Das "Speichergedächtnis" ist nämlich nur eine "amorphe Masse" ungebundener, "bedeutungsneutraler" Elemente, aber auch die Elemente, die man als verpasste Möglichkeiten, alternative Optionen und ungenutzte Chancen bezeichnen kann (Ebd., S. 134f. und S. 137).
Das Funktionsgedächtnis ist als Vordergrund zu denken, der sich vor dem Hintergrund des Speichergedächtnisses abhebt. Das Funktionsgedächtnis erfüllt dabei zentrale Funktionen wie Identitätskonstruktion oder die Legitimierung einer bestehenden Gesellschaftsform. Das Speichergedächtnis hingegen dient als Reservoir für zukünftige Funktionsgedächtnisse und ist deshalb nicht weniger relevant; es bedingt erst kulturellen Wandel, da es als Ressource der Erneuerung kulturellen Wissens dient. Alle Elemente des Speichergedächtnisses können, sobald sie für die Gesellschaft eine zusätzliche Sinndimension erhalten, in das Funktionsgedächtnis übergehen.


Literaturwissenschaft: Vom kulturellen Gedächtnis zu den Erinnerungskulturen

Die Antwort auf die Frage, ob literarische Texte in der Konzeption Aleida Assmanns eher dem Speicher- oder aber dem Funktionsgedächtnis zuzuordnen sind, hängt jeweils vom zeitgenössischen Rezpetionsverhalten ab, ist also jeweils variabel mit "ja" oder "nein" zu beantworten. Aleida Assmann unterscheidet zwischen zwei "Rezeptionsrahmen [...], in denen sich Texte entweder als 'literarische' oder als 'kulturelle' konstituieren" (A. Assmann: Was sind kulturelle Texte? In: Andreas Poltermann (Hg.): Literaturkanon – Medienereignis – kultureller Text. Formen interkultureller Kommunikation und Übersetzung. Berlin 1995, S. 232-244, hier: S. 234).
Kulturelle Texte sind dabei verbindliche Texte, die Elemente des Funktionsgedächtnisses darstellen. Sie werden anders angeeignet als literarische Texte und erleben eine andere Textexegese (Textauslegung): Wenn literarische Erzeugnisse als kulturelle Texte rezipiert werden, liegt der Fokus nicht auf Ästhetik und Geschichtlichkeit, sondern auf der Moral und überzeitlichen Bedeutung dieser Texte. Die Rezeption dieser Texte als kulturelle Texte wird bestimmt durch das Verlangen nach Aneignung von Wissen über Identität, Herkunft, Normen und Werte, durch die Suche nach Wahrheit und durch die Gewissheit, dass man durch die Lektüre ein Teil eines Kollektivs ist. Das Paradebeispiel für eine solche Rezeption eines Textes ist die Bibel. Die Zentrale Voraussetzung für die Rezeption literarischer Werke als kulturelle Texte ist laut Assmann deren Aufnahme in den Bildungskanon.

Das zentrale Problem bei der Konzeptionalisierung der Verbindung von Literatur und kulturellem Gedächtnis scheint zu sein, dass der Begriff des kulturellen Gedächtnisses nur zwei Möglichkeiten der Verortung kulturelles Objektivationen nahelegt: Entweder handelt es sich um Elemente des Funktions- oder aber des Speichergedächtnisses, erweisen sich also als entweder funktional für die ganze Gesellschaft oder aber als obsolet. Das resultiert daraus, dass das kulturelle Gedächtnis durch Aleida und Jan Assmann als ein kollektives Gedächtnis im Singular konzeptionalisiert wurde; es bezeichnet einen einzigen Vorrat gesellschaftlich dominanter und verbindlicher kultureller Erinnerung. Dieses Konzept hatte Jan Assmann in Bezug auf frühe Hochkulturen so entwickelt, wo es auch adäquat zu sein scheint. Für moderne Gesellschaften ist das Konzept aber problematisch.

Gesellschaftliche Ausdifferenzierung, Erhöhung der Speicherkapazitäten, Demokratisierung, das Zusammenleben unterschiedlicher Ethnien und die für die Identitätsbildung zunehmende Bedeutung der Populärkultur sind nur einige Stichworte, die verdeutlichen, dass das gesamte Spektrum kultureller Erinnerung nur schwer mit dem Begriff eines singulären (hoch-)kulturellen Gedächtnisses fassbar ist. Deswegen ist im diesem Zusammenhang der Begriff der Erinnerungskulturen angebrachter. Mit diesem Begriff kann der Tatsache Rechnung getragen werden, dass sich kulturelle Erinnerung historisch und geographisch höchst variabel gestaltet, sowie, dass innerhalb einer Gesellschaft meist mehrere Erinnerungskulturen gemeinsam exisitieren.
Der Begriff "Erinnerung" ist auch deshlab adäquater, weil damit die Prozesshaftigkeit von Vergangenheitskonstruktionen und damit ihre Kreativität und Veränderlichkeit akzentuiert wird, während mit "Gedächtnis" ein fester Vorrat an Gespeichertem assoziiert wird.

 

 

> Der größte Teil des Textes auf dieser Site ist – meist wörtlich – dem Artikel von Astrid Erll: Literatur und kulturelles Gedächtnis: Zur Begriffs- und Forschungsgeschichte, zum Leistungsvermögen und zur literaturwissenschaftlichen Relevanz eines neuen Paradigmas der Kulturwissenschaft. In: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch, Bd. 43, 2002, S. 249-276 entnommen, dessen Lektüre sehr zu empfehlen ist.