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Russischer Oligarch Beresowski gestorben

Bisher keine Hinweise auf ein Verbrechen

Nach dem Tod des russischen Milliardärs Beresowski wird weiter über die Todesursache des Kreml-Kritikers spekuliert. Hinweise auf ein Verbrechen gibt es laut Polizeiangaben aber nicht. Ermittler versuchen nun, den Tagesablauf von Beresowski zu rekonstruieren. Auch eine Obduktion soll Klarheit bringen.

Von Gabi Biesinger, SWR, ARD-Hörfunkstudio London

Boris Beresowski (Bildquelle: REUTERS)
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Beresowski starb in Großbritannien.

Die englische Polizei hat keine Hinweise darauf, dass der russische Oligarch Boris Beresowski Opfer eines Verbrechens geworden sein könnte. Der Putin-kritische Milliardär war am Samstag tot in seinem Haus westlich von London gefunden worden.

Die BBC zitierte einen Polizeisprecher, der erklärte, es gebe keine Anzeichen, dass Dritte etwas mit dem Tod des Kreml-kritischen Oligarchen zu tun gehabt hätten. Derweil suchen die Ermittler im Haus von Boris Beresowski, westlich von London, nach weiteren Hinweisen, was dort passiert sein könnte, schildert ein Reporter: "Die Polizei sagt, die Todesursache sei weiter unklar, und spekuliert auch nicht darüber. Zunächst soll es eine Obduktion geben. Und die Ermittler versuchen mit Hilfe von Freunden und Bekannten, Beresowskis Tagesablauf vom Samstag zu rekonstruieren."

"Nicht Verdächtiges gefunden"

Inzwischen hat die Polizei auch erklärt, warum Giftexperten das Anwesen von Beresowski durchsucht hatten. Ein Mitarbeiter hatte am Samstagnachmittag in einem Badezimmer des Hauses seinen Chef leblos auf dem Boden gefunden und den Rettungsdienst gerufen. Bei einem der Rettungssanitäter, die daraufhin ins Haus gekommen waren, hatte ein Warngerät angeschlagen, das radioaktive Strahlen misst. Später gab die Polizei dann aber Entwarnung. Es wurde nichts Verdächtiges gefunden.

Nach dem Tod von Beresowski hatte es sofort Spekulationen gegeben, dass ein ähnliches Verbrechen dahinter stecken könnte, wie bei dessen Freund Alexander Litwinenko. Der ehemalige KGB-Offizier war 2006 in London mit radioaktivem Polonium vergiftet worden.

Keine Hinweise auf Verbrechen bei Beresowski
G. Biesinger, ARD London
24.03.2013 19:45 Uhr

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Nicht mit Kritik an Putin gespart

Beresowski selbst hatte mehrere Mordanschläge überlebt, bevor er 2003 in Großbritannien Asyl bekommen hatte. Und er hatte nie ein Blatt vor den Mund genommen, dass er seinem Widersacher Wladimir Putin jede Art von Verbrechen zutraue. Sein einstiger Freund sei für viele hochkarätige Verbrechen verantwortlich, sagte Beresowski etwa im britischen Fernsehen.

Nachdem die Polizei Fremdverschulden ausschließt, verdichten sich Spekulationen, dass Beresowski sich das Leben genommen haben könnte. Sein Anwalt erklärte, Beresowski habe zuletzt Geldprobleme gehabt und seine heftige Kritik an Putin bereut. Auf der russischen Webseite des Magazins "Forbes" wurde Beresowski zitiert, dass er unterschätzt habe, was Russland ihm bedeutet habe.

Beresowski soll in einem informellen Interview vergangene Woche gesagt haben: "Ich habe meine Meinung in vielen Punkten geändert. Meine Vorstellungen, wie Demokratie in Russland funktionieren sollte, waren zu idealistisch. Und ich habe den Westen überschätzt." Ein Sprecher des Kremls hatte nach BBC-Angaben erklärt, dass Beresowski Putin in einem Brief gebeten haben soll, nach Russland zurückkehren zu dürfen.

Eigentlich ein "Kämpfertyp"

John O’Connor, ehemaliger Ermittler der Londoner Polizei, der früher eng mit Beresowski zusammengearbeitet hat, warnte in der BBC davor, diese Informationen für bare Münze zu nehmen. Gewisse Kreise in Russland hätten sicher Interesse daran, den Eindruck zu erwecken, Beresowski sei labil und vielleicht sogar selbstmordgefährdet gewesen. "Ich halte das alles für wenig glaubwürdig. Das Verhältnis zwischen Putin und Beresowski wäre nicht zu kitten gewesen." Er wisse zwar nicht, in welcher Verfassung Beresowksi zuletzt gewesen sei, so O’Connor. Er habe ihn aber immer als  Kämpfertyp erlebt: "Er hatte immer sehr viel Feuer. Er hat zwar inzwischen viel Geld verloren, im Prozess gegen Abramowitsch, aber ich kann das kaum glauben." 

2011 hatte Beresowski nach einer teuren Scheidung seiner Ex-Frau nach Medienberichten 100 Millionen Pfund zahlen müssen. Im vergangenen Jahr blieb er nach einem verlorenen Schadenersatz- Prozess gegen den Besitzer des Londoner Fußballvereins Chelsea, Roman Abramowitsch, auf Millionen-hohen Prozesskosten sitzen.

Stand: 24.03.2013 20:15 Uhr

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