FAQ

Fragen und Bedenken zur Technologie

Es funktioniert genau wie ein Kohle-Dampfkraftwerk, nur wird anstatt der Kohle konzentrierte Sonnenenergie zur Dampferzeugung genutzt. Zu diesem Zweck werden große Spiegel der Sonne nachgeführt, um das Sonnenlicht wie in einem Brennglas zu bündeln. Ein großer Vorteil dieser Technologie ist, dass man einen Teil der Sonnenwärme tagsüber in großen Wärmespeichern sammeln und dann nachts oder ganz gezielt bei Lastspitzen an den Dampfkreislauf abgeben kann. Damit kann erneuerbare Ausgleichs- und Regelenergie nach Bedarf im elektrischen Netz bereitgestellt werden.

Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenw%C3%A4rmekraftwerk

 

Ein paar Zahlen und Fakten:

  • Die DLR-Szenarien sprechen alleine in Nordafrika und dem Nahen Osten von bis zu 470.000 MW CSP bis 2050.
  • Die Investition in den Bau eines 250 MW Kraftwerks mit Luftkühlung beträgt derzeit rund 1 Milliarde Euro.
  • Das Kraftwerk kann an guten Standorten dank Wärmespeichern Tag und Nacht rein solar mit voller Leistung laufen und die Betriebsdauer beträgt mehr als 40 Jahre.
  • Es fallen keine Brennstoffkosten an. Das durch die Nutzung erneuerbarer Energien gesparte Erdöl oder Erdgas kann also im Boden verbleiben oder teuer auf dem Weltmarkt verkauft werden (anstatt es unter Wert im Standortland zu verbrennen).
  • Wenn man zur Kühlung in Küstennähe Meerwasser anstatt Trinkwasser nutzt, können mit einem Kollektorfeld das für 250 MW ausgelegt ist eine 200 MW Turbine betrieben und 100.000 m3 Trinkwasser am Tag (über 4 Millionen Liter pro Stunde) durch Entsalzung gewonnen werden.
  • Bei flachen Fresnel Spiegelfeldern bestünde sogar die Möglichkeit, den Schatten unter den Kollektorflächen für landwirtschaftliche Zwecke zu nutzen.

Die Kosten hängen von den Produktionsstandorten und der Länge der Leitungen ab. Genaue Zahlen für konkrete Projekte müssen einzeln ermittelt werden. Die Angaben zwischen 6,5 c/kWh (in konstantem Geldwert des Jahres 2000) aus der DLR-Studie und 16 c/kWh vom Industrieverband ESTELA SOLAR sind Vorabschätzungen und gar nicht unbedingt widersprüchlich, da sie sich auf unterschiedliche Marktsegmente beziehen: Die Industrie rechnet damit, vorrangig Spitzen- und Mittellaststrom bei etwa 2000 bis 4000 Volllaststunden Auslastung im Jahr zu liefern. Das ist heutiger Stand der Technik. Ausgleichs- und Regelenergie erzielt höhere Erlöse als Grundlaststrom und kostet auch mehr, aufgrund der geringen Auslastung der Turbinen. Das DLR rechnet in der TRANS-CSP Studie dagegen nach 2020 schon mit nennenswerten Solarstromanteilen an der Grundlast bei 5000 bis 7000 Volllaststunden, da auf diese Weise erheblich mehr Kohlendioxid vermieden werden kann. Grundlaststrom erzielt geringere Erlöse und kostet aufgrund der hohen Auslastung der Turbinen auch deutlich weniger.

In Trockenregionen werden konventionelle Öl-, Gas oder Kohlekraftwerke in der Regel luftgekühlt, und solarthermische Kraftwerke können ebenfalls so betrieben werden. Außerdem gibt es Reinigungsverfahren mit sehr geringem Wasserverbrauch. Dort wo die Standortbedingungen es erlauben, kommen Verdampfungskühltürme oder Meerwasserkühlung zum Einsatz, weil damit höhere Wirkungsgrade als bei Luftkühlung erreicht werden. Wenn man zur Kühlung in Küstennähe Meerwasser anstatt Trinkwasser nutzt, können mit einem Kollektorfeld das für 250 MW ausgelegt ist eine 200 MW Turbine betrieben und 100.000 m3 Trinkwasser am Tag (über 4 Millionen Liter pro Stunde) durch Entsalzung gewonnen werden.

Alle Details hierzu in der AQUA-CSP Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR):
www.dlr.de/tt/aqua-csp

Solarthermische Kraftwerke arbeiten seit über 20 Jahren in der Mojave Wüste in Kalifornien. Sie haben Hagel-, Sandstürme und Zyklone überstanden. Bei Gefahr gibt es eine Schutzposition der beweglichen Spiegel. Was trotzdem zu Bruch geht - etwa 0,4% pro Jahr - wird ersetzt und ist Teil der Betriebskosten. Abnutzungserscheinungen der Spiegel sind in Kramer Junction nach 20 Jahren noch nicht relevant. Die Kraftwerke arbeiten heute aufgrund verbesserter Betriebs- und Wartungsmethoden mit höherem Wirkungsgrad als bei ihrer Inbetriebnahme.

Bis 2050 könnten laut TRANS-CSP Studie etwa 17 % des europäischen Strombedarfs durch Solarimporte gedeckt werden. Dafür würden 2500 km² Wüstenfläche für die Solarkraftwerke und 3500 km² für die HGÜ-Leitungen benötigt, verteilt über die gesamte Region EU-MENA (Europe – Middle East – North Africa). Die Fläche von insgesamt 6000 km² entspräche der Fläche des Nasser Stausees bei Assuan in Ägypten. Dieser liefert aber weniger als 3 Gigawatt (GW) elektrische Leistung, während die Solarkraftwerke 100 GW liefern würden. Es handelt sich hierbei tatsächlich um die kompakteste und ergiebigste erneuerbare Energiequelle weltweit. Die MENA Region hat eine Fläche von 12 Millionen Quadratkilometern, davon werden nur 2500 km² (0,02%) für die Exportkraftwerke gebraucht.

Die elektrischen Verluste von Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen (HGÜ) betragen derzeit 4-5% pro 1000 km Länge und verteuern dadurch die ursprüngliche Energiequelle. Diese Kosten zuzüglich Kapital- und Betriebskosten der Leitungen machen einen Betrag von je nach Länge der Leitung etwa 1-2 c/kWh zusätzlich zu den Erzeugungskosten aus. Die 2-3fache Sonneneinstrahlung in Nordafrika gleicht die Transportkosten nach Europa jedoch mehr als aus. Die DLR-Studien kommen zu der Einschätzung dass die Kosten der Erzeugung inklusive Übertragung bei solarthermischen Kraftwerken zwischen 2020 und 2030 niedriger werden als die Kosten konventioneller Stromerzeugungstechnologien in Europa, die durch den Anstieg von Brennstoffpreisen und Umweltkosten immer weiter ansteigen. Planungs- und Genehmigungszeiten liegen im Ermessen der beteiligten Länder und könnten durch entsprechende Vorgaben der EU beschleunigt werden.

Wichtig für die Akzeptanz eines Netzausbaus in der Bevölkerung: Bei der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) können über weite Strecken (im Gegensatz zur Wechselstromtechnologie) nicht nur Überlandleitungen eingesetzt werden, sondern auch Erdkabel. Fließt zudem anstelle von Kohle- oder Atomstrom Solarstrom durch eine Leitung, ist deren Notwendigkeit den Bürgern einfacher zu vermitteln. Es ist ähnlich wie bei Autobahnen: natürlich handelt es sich um einen Eingriff in die Umwelt, der nur dann gerechtfertigt ist, wenn auf der anderen Seite nennenswerte Entlastungen und Vorteile entstehen. Dies ist bei DESERTEC der Fall.

 

Eine DLR-Analyse der Umweltauswirkungen (Ecobalance) der Leitungstrassen: 

www.dlr.de/tt/desktopdefault.aspx/tabid-2885/4422_read-6587/

 

Zu HGÜ siehe auch:

http://de.wikipedia.org/wiki/Hochspannungs-Gleichstrom-%C3%9Cbertragung

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_HG%C3%9C-Anlagen

Im Prinzip wäre Wasserstoff als speicherbarer Energieträger vorteilhaft gegenüber Strom. Bei der Umwandlung von Solarstrom in Wasserstoff und bei der Rückwandlung von Wasserstoff in Strom zur Netzeinspeisung würden allerdings 50% der ursprünglich eingesetzten Energie verloren gehen, bei der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) nur 10-15%. Hinzu kämen Pumpverluste, um das Wasserstoff-Gas nach Europa zu transportieren. Wasserstoff müsste in der Wüste aus Wasser erzeugt werden, wo es keines gibt. Wenn Wasserstoff gebraucht wird ist es deshalb sinnvoller, Solarstrom mit niedrigen Verlusten per HGÜ nach Europa zu transportieren und dort Wasserstoff zu erzeugen.

Der Stromverbrauch in MENA (the Middle East und North Africa) wird im Jahr 2050 voraussichtlich ebenso hoch sein wie der europäische; der Eigenbedarf wächst dort sehr schnell. Man kann den Ausbau erneuerbarer Energien für den Eigenbedarf in MENA ggf. durch Zertifikathandel verstärken, aber man ersetzt damit nicht die notwendigen Solarstromimporte nach Europa. Klimawandel lässt sich letztendlich nur durch die tatsächliche physische Vermeidung von CO2-Emissionen stoppen. Wir brauchen gut regelbaren Solarstrom für MENA und für Europa.

Elektroautos sind in erster Linie zusätzliche Stromverbraucher, für die zusätzliche nachhaltige Energiequellen erschlossen werden müssen. Sie verstärken damit die Nachfrage nach heimischen Quellen und nach Solarstromimporten. Sie stellen neben ihrer großen Bedeutung  für den Verkehrssektor eine wichtige Option für das elektrische Lastmanagement dar, aber können nicht die erhöhten Erfordernisse der saisonalen Speicherung von Elektrizität erfüllen, die ein Verzicht auf Solarimporte zur Folge hätte. Export-Solarkraftwerke müssen nicht saisonal speichern, weil die Sonnenenergie in Nordafrika und dem Nahen Osten relativ gleichmäßig über das ganze Jahr verfügbar ist.

Importe von Strom aus Windkraft oder auch Photovoltaik werden nicht ausgeschlossen, aber sie haben deutliche Nachteile gegenüber Importen aus solarthermischen Kraftwerken. Die Windenergiepotenziale in der Sahara, vor allem an den Küsten des Atlantiks und des Roten Meers, sind in der Tat sehr groß und kostengünstig, aber nicht nach Bedarf regelbar und deshalb auch weniger wertvoll als Solarstrom. Sie sind nicht annähernd so groß wie die verfügbaren Solarenergiepotenziale, so dass sie weitgehend als kostengünstige Energiequelle für den lokalen Eigenbedarf in MENA gebraucht werden. Fluktuierenden Windstrom in großen Mengen in eine Region zu exportieren, die über zu wenig regelbare Energiequellen verfügt, wäre aus Sicht der europäischen Stromkunden und Energieversorger kaum wünschenswert. Die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen (HGÜ) würden schlechter (ca. zu 50% ihrer Kapazität) ausgelastet und ihr Betrieb damit teurer, und die erreichbaren zeitlichen Ausgleichseffekte wären nicht annähernd so groß wie beim gezielten Import von Regelenergie aus solarthermischen Kraftwerken. Dasselbe gilt auch für die Photovoltaik als Exportstromquelle: die Auslastung der Leitungen wäre dann sogar nur 25%. Solarthermische Kraftwerke können dagegen im Zusammenspiel mit Europas heimischen Quellen sowohl die benötigte Regelleistung als auch Grundlast für eine hohe Auslastung der HGÜ-Leitungen liefern. Im TRANS-CSP Szenario liegt die Auslastung bei anfangs 60% im Jahr 2020 und steigt dann bis 2050 auf 80%.

Internationale Vernetzung vs. Dezentralisierung

Die Studie TRANS-CSP aus dem Jahr 2006 beschreibt den Übergang zu einer sicheren, kostengünstigen und umweltkompatiblen – kurz: nachhaltigen – Stromversorgung Europas zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2050:

 

Ressourcenanteile im europäischen Strommix des TRANS-CSP Szenarios 

Jahr

2000

2010

2020

2030

2040

2050

Erneuerbare in EU

2%

8%

20%

27%

35%

46%

Wasserkraft

18%

18%

17%

16%

17%

18%

Erdöl und Erdgas

21%

24%

22%

23%

18%

9%

Kohle

30%

28%

26%

23%

17%

9%

Atomenergie

29%

22%

14%

6%

1%

0%

Solarstromimporte

0%

0%

2%

5%

11%

17%

Gesamt

100%

100%

100%

100%

100%

100%

Quelle: www.dlr.de/tt/trans-csp

 

Der Übergang zu Nachhaltigkeit basiert vorrangig auf heimischen, erneuerbaren Energiequellen. Da der Großteil der heimischen Quellen fluktuierender Natur ist (Photovoltaik und Windkraft) wird kurzfristig Ausgleichs- und Regelkapazität auf der Basis schnell regelbarer Gaskraftwerke erforderlich, die erst mittel- und langfristig durch gut regelbare Solarstromimporte und heimische, regelbare Quellen wie Biomasse und Geothermie ersetzt werden kann. Durch eine deutliche Senkung des Anteils konventioneller Kraftwerke kann CO2-Abscheidung, trotz der recht begrenzten Endlagerkapazitäten, sinnvoll eingesetzt werden. Da die heimischen, regelbaren erneuerbaren Energiequellen begrenzt sind, ist der Import von gut speicher- und regelbarem Solarstrom (“Strom nach Bedarf“) eine ideale Ergänzung zum heimischen Energiemix.

Pro Quadratkilometer Landfläche kann die folgende Strommenge pro Jahr produziert werden:

Biomassekraftwerk

1-2 GWh/km²/a

(Mitteleuropa)

Geothermiekraftwerk

1-2 GWh/km²/a

(Türkei, Italien, Elsas)

Windpark

5-50 GWh/km²/a

(Küste und Offshore)

Wasserkraftwerk

5-50 GWh/km²/a

(Norwegen, Alpen)

Photovoltaik

10-100 GWh/km²/a

(Südeuropa)

Solarthermisches Kraftwerk

100-250 GWh/km²/a

(Nordafrika)

Die besten typischen Standorte sind in der Tabelle genannt, für sie gelten jeweils die höheren Werte. Eine Gigawattstunde pro Jahr (GWh/a) bedeutet eine Million Kilowattstunden pro Jahr. Man sieht deutlich, dass Wüstenstrom die kompakteste und nebenbei auch die größte verfügbare Energiequelle der Menschheit ist. Die Gesamtpotenziale weltweit in den Wüsten und Halbwüsten wurden vom DLR auf 3.000.000 Terawattstunden pro Jahr ermittelt (TWh = Mrd. kWh). Das ist ein Vielfaches des derzeitigen globalen Stromverbrauchs von etwa 18.000 TWh/a

Solarthermische Kraftwerke können dank ihrer thermischen Energiespeicher an Standorten in Nordafrika rund um die Uhr und über das ganze Jahr günstigen Strom nach Bedarf liefern, sei es zum Ausgleich von Bedarfsschwankungen oder zur Deckung der Grundlast. Diese Regelbarkeit macht Solarstromimporte zu einer wertvolleren Energiequelle, die durchaus höhere Preise als z.B. fluktuierende Quellen wie Wind- und Photovoltaik-Generatoren erzielen kann. Unsere heimischen regelbaren und erneuerbaren Quellen Geothermie, Biomasse und Wasserkraft reichen allein nicht aus, um die gesamte notwendige Ausgleichs- und Regelenergie in dem aus Klimaschutzgründen gebotenen Zeitrahmen kostengünstig bereitzustellen.

Im Kampf gegen Klimawandel und Preislawinen ergänzen sich dezentrale und international vernetzte Erneuerbare Energien ideal: Während Wasserkraft, Offshore-Windkraft und Wüstenstrom die Stromerzeugungskosten der Energieversorger nachhaltig stabil halten und senken, wird in 5-10 Jahren die Photovoltaik tagsüber mit den Endkundenstrompreisen der Energieversorger konkurrieren können und damit die Strompreise niedrig halten. Denn jeder Kunde wird selbst entscheiden können, ob er tagsüber Strom kauft oder selber produziert.

Großkonzerne vom Klimaschutz auszuschließen ist kein wirklich sinnvolles Ziel. Monopolistische Strukturen sind für DESERTEC nicht zwingend erforderlich. Die nachhaltige Versorgung der weltweit schnell wachsenden Großstädte ist mit kleinteiliger, dezentraler Versorgung und Effizienz allein nicht erreichbar. Vielmehr geht es um eine sinnvolle und notwendige Ergänzung derselben. Hier findet die Großindustrie ein sinnvolles Einsatzgebiet. Photovoltaik kann in 5-10 Jahren tagsüber voraussichtlich mit den Privatkundenstrompreisen der Energieversorger konkurrieren und sie damit senken. Weil die Stromerzeugungskosten der Energieversorger jedoch deutlich geringer sind, als die Privatkundenstrompreise, haben sie auch in Zukunft genügend Spielraum um am Markt bestehen zu können (insbesondere wenn sie rechtzeitig auf preisstabile erneuerbare Energien setzen). Wenn Energieversorger wirklich bereit sind, massiv in erneuerbare Energien zu investieren ist es aus Sicht des Klimaschutzes nur zu begrüßen.

Solarthermische Stromerzeugung wird in vielen Projekten, verteilt über die gesamte Region realisiert werden, nicht in einem einzigen Mega-Projekt. Die Stromerzeugung aus heimischen Quellen wird jederzeit in allen Ländern den Vorrang haben. In den DLR-Szenarien stammen bis 2050 etwa 65% des europäischen Stroms aus heimischen erneuerbaren Quellen und 17% aus Solarstromimporten. Als erneuerbare, aber gut regelbare Energiequelle ergänzen Solarstromimporte den heimischen Mix aus überwiegend fluktuierenden Energiequellen ideal. Dezentrale Strukturen von Skandinavien bis Nordafrika erfordern eine leistungsfähige Vernetzung. Die Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas können langfristig, ebenso wie Europa, ihre Versorgung auf erneuerbare Quellen ausrichten. Solarstromexporte sind eine sinnvolle Einkommensquelle für diese Länder.

 

Statements von Experten aus Nordafrika und dem Nahen Osten finden Sie in unserem Whitebook

Abhängigkeit und Versorgungssicherheit

Wir bitten arabische Leser um Verständnis für die Art der Fragestellungen und Formulierungen. Solche Fragen und Bedenken werden tatsächlich häufig an uns gerichtet.

  • Für Europa macht es Sinn Solarstrom aus Nordafrika und dem Nahen Osten zu kaufen, weil er dort billiger produziert werden kann und weil solarthermische Kraftwerke zuverlässig Strom liefern können und damit Vorteile gegenüber den überwiegend fluktuierenden regenerativen Quellen in Europa bieten bzw. diese effizient ergänzen. Würden höhere Preise z.B. durch Lieferunterbrechungen erzwungen, gingen beide Marktvorteile und somit mittelfristig auch die europäischen Kunden verloren. Denn hier liegt der große Unterschied zur Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen: regenerativer Strom kann genauso, wenn auch teurer und aufwändiger, in Europa gewonnen werden. Es liegt also im Eigeninteresse der stromexportierenden Länder, ein günstiges und zuverlässiges Produkt anzubieten, da andernfalls die Nachfrage sinkt und mit dem Ausfall von weiteren Investitionen, Exporterlösen und Arbeitsplätzen zu rechnen ist. Angesichts einer derartigen Selbstschädigung macht eine (Strom-)Kartellbildung nach dem Vorbild der OPEC wenig Sinn. Nicht gelieferter Solarstrom ist verloren und kann nicht wie Öl oder Gas später teurer verkauft werden.
  • Der Stromerzeugungsmix des TRANS-CSP Szenarios sieht für Europa im Jahr 2050 vor: 65% eigene Erneuerbare Energien, 17% Solarstromimporte und 18% fossile Backup- und Spitzenlastkraftwerke. Der Ausfall von Kraftwerken und Leitungen kann also problemlos bis zu deren Reparatur oder einer politischen Lösung durch bereitstehende Gaskraftwerke kompensiert werden. Es wird auch weder eine große Leitung noch ein großes solarthermisches Kraftwerk geben, sondern hunderte Kraftwerke in einem Netz von Erneuerbaren Energien, verteilt auf mehrere Kontinente. Sowohl staatliche als auch private Klein- und Großinvestoren können / sollten / wollen sich an den Kraftwerken und Leitungen beteiligen. Für die Finanzierung der Leitungen bieten sich z.B. auch Pensionsfonds an, die langfristige sichere Investition suchen, die nachhaltig und friedenssichernd sind. Gerade Pensionsfonds haben Interesse an einer günstigen funktionierenden Stromversorgung, da auch ihre Investitionen in Europa diese benötigen. 
  • Solarenergie ist praktisch unbegrenzt. Durch eine verstärkte Nutzung von Solartechnologien werden diese günstiger. Das bedeutet, es gibt bei wachsender Nachfrage keine Konkurrenz und Konflikte um regional und mengenmäßig begrenzte Ressourcen, wie bei Öl, Gas oder Uran, sondern es werden einfach weitere Kraftwerke und Leitungen gebaut. Die Möglichkeit, durch sauberen Strom Batterien zu laden oder günstigen Wasserstoff zu produzieren, könnte zudem den Verkehrssektor von fossilen Brennstoffen unabhängiger machen. Außerdem wäre nachhaltig erzeugte Biomasse im Verkehrssektor sinnvoller einsetzbar, als im Stromsektor. 
  • Wie man in Europa sieht, sichert gegenseitige Verflechtung Frieden und Zusammenhalt. Durch die Schaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen sowie besserer Lebensbedingungen, ist DESERTEC ein ideales Anti-Terrorprogramm.

Nein, sondern wir erweitern die Zahl der Anbieter und verringern damit das Versorgungsrisiko, da die Anzahl der Ausweichmöglichkeiten mit jeder neuen Handelsverbindung steigt.

Konflikte zwischen Parteien, die keine gegenseitigen Abhängigkeiten haben, sind wesentlich wahrscheinlicher als zwischen solchen mit Interdependenzen. Südlich des Mittelmeers wächst eine Region heran, die 2050 ebenso viele Einwohner und ähnliche Wirtschaftskraft und damit ähnlichen Energiebedarf haben wird wie Europa. Eine Abschottung von dieser Region wäre für Europa wesentlich gefährlicher als eine gemeinsame Anstrengung in Richtung nachhaltiger Energieversorgung. Sicherheitspolitisch ist weltweit der Paradigmenwechsel zu vollziehen, die global zunehmenden Konflikte um begrenzte Ressourcen durch die gemeinsame internationale Erschließung erneuerbarer Ressourcen zu ersetzen.

Solarstromimporte aus der gesamten MENA-Region (the Middle East und North Africa) könnten laut der TRANS-CSP Studie des DLR bis 2050 etwa 17% der europäischen Stromversorgung abdecken. Der zukünftige Energiemix ist - wie heute auch - auf etwa 125% der Spitzenlast ausgelegt, beinhaltet also 25% Reservekapazität für Notfälle. Ausreichend Energie wäre also auch bei einem sehr unwahrscheinlichen gleichzeitigen Totalausfall aller Solarkraftwerke und Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen (HGÜ) noch verfügbar, allerdings dann zum großen Teil aus gespeicherten fossilen Brennstoffen und Reservekraftwerken. Ein starker EU-MENA Verbund mit HGÜ-Stromautobahnen könnte größere Ausfälle dieser Art verkraften als das heutige Wechselstromnetz.

 

Siehe auch: www.dlr.de/tt/trans-csp

In vielen Staaten der MENA Region ist die derzeitige politische Lage von Unsicherheit geprägt. Durch die Umwälzungen im Zuge des arabischen Frühlings wurden alte Machtstrukturen aufgebrochen; manche politische Akteure können sich erstmalig frei artikulieren und in den politischen Beteiligungsprozess einbringen. Die DESERTEC Foundation glaubt, dass durch Investitionen in erneuerbare Technologien viele Arbeitsplätze geschaffen, wirtschaftliche Entwicklung und in der Konsequenz auch Wohlstand gefördert werden.
Die Stimmen die dieses Argument vorbringen, vergessen, dass trotz der vorgetragenen, eventuellen Sicherheitsbedenken hohe Investitionen auf dem Ölsektor getätigt wurden und auch immer noch getätigt werden.
Durch beidseitige Kooperation und eine Beteiligung der Länder in denen die Technologien aufgebaut werden, kann außerdem ein intrinsisches Interesse innerhalb der Länder geschaffen werden die Anlagen vertragsgemäß zu betreiben.

Nutzen für den Nahen Osten und Nord-Afrika (MENA)

  • Der jetzige Zustand ist eine Ausbeutung von Gas und Öl, aber Solarenergie ist praktisch unbegrenzt; ihre Erschließung kann zur technologischen Entwicklung der Länder beitragen.
  • MENA wird 2050 den gleichen Bedarf an Strom und Trinkwasser haben wie Europa und benötigt dringend Erneuerbare Energien zu dessen Erzeugung. Dieser Eigenbedarf war Ausgangspunkt der Studien ‘MED-CSP’, ‘TRANS-CSP’ und `AQUA-CSP´.
  • Eine Einsparung fossiler Brennstoffe in der (subventionierten) Energieversorgung MENAs und lukrativer Verkauf auf dem Weltmarkt ist möglich. Zudem entstehen Strom-Exporterlöse durch die Nutzung ungenutzter Erneuerbarer Energiepotenziale. 
  • Die Folgen des von Europa erzeugten Klimawandels treffen zuerst MENA, also ist es nur fair wenn Europa die Einführung von Erneuerbaren Energien in MENA fördert. Technologietransfer sowie Ausbildungs- & Studienprogrammen werden im Rahmen der Union für das Mittelmeer explizit gefordert. 
  • Es entstehen Arbeitsplätze in MENA für Ingenieure und Jobs im Kollektorbau.
  • Es liegt in der Hoheit der Standortländer, ob sie den sauberen Strom zuerst lieber selbst nutzen und ihn z.B. durch die Gewinne des Verkaufs/Verzichts von dadurch gesparten Brennstoffen finanzieren, oder ob sie den Strom lieber gewinnbringend nach Europa verkaufen und warten bis die Technologie günstiger wird. Angesichts des riesigen Potenzials an Solarenergie, kann auch beides gleichzeitig geschehen.

Statements von Experten aus Nordafrika und dem Nahen Osten finden Sie in unserem WhiteBook.

Wenn man Öl und Gas selbst verbraucht, kann man es nicht verkaufen. Als der Ölpreis im Sommer 2008 bei 150 Dollar pro Barrel lag, war er etwa doppelt so hoch wie die Kosten für Wärme aus einem konzentrierenden Solarkollektorfeld. Gas- und Ölförderländer können so ihre wertvollen fossilen Energieträger schonen. Beim Klimaschutz geht es vor allem darum, die Verbrennung fossiler Energieträger zu vermeiden. Das heißt zwingend, den globalen Verbrauch und damit die Förderung und den Export von Kohle, Öl und Gas ebenfalls zu verringern. Solarstromexporte eröffnen für viele Förder- und Exportländer von Öl, Gas und Kohle eine echte wirtschaftliche Alternative. Zunehmende Trinkwasserverknappung in Nordafrika, dem Mittleren Osten und weltweit wird mittelfristig riesige zusätzliche Energiemengen für die Meerwasserentsalzung erfordern. Diese können nur durch solarthermische Kraftwerke sicher, kostengünstig und umweltfreundlich bereitgestellt werden.

  • Für eine Kooperation und Integration ins europäische Leitungsnetz bieten sich Nordafrika und der Nahe Osten – wegen der Nähe – natürlich besser an, als Süd-/Zentral-Afrika
  • Erneuerbare Energien allgemein und solarthermische Kraftwerke im Besonderen eignen sich für das übrige Afrika genauso und es wird von den Kostenreduktionen im Norden profitieren.
  • Wir werben auch dort sowie in China, Australien, Amerika und Indien für eine Realisierung von DESERTEC “Sauberer Strom aus den Wüsten”, doch unsere Mittel sind begrenzt. 
  • Deshalb bauen wir weltweit regionale DESERTEC-Netzwerke auf, die von unserem Know-How und den Studien profitieren.

Eine Investitionsbeihilfe für CSP in einer Gesamthöhe eines einstelligen Milliardenbetrags, die diese Technologie konkurrenzfägig zu fossilen Brennstoffen macht, sollte als Investition in eine sichere und unerschöpfliche zukünftige Energiequelle betrachtet werden. Für die Atmosphäre und den Klimaschutz ist es zudem unerheblich, ob die CO2-Emissionen in Europa oder im MENA-Raum entstehen bzw. vermieden werden. Letztlich ist die Geschwindigkeit der CO2-Reduktion ausschlaggebend.

Solarenergie in den Wüsten und Windkraft im Westen Nordafrikas sind zusammen im Überfluss vorhanden. Hiermit könnte nicht nur der Bedarf dieser Länder an Strom und entsalztem Wasser gedeckt werden, sondern auch Europa könnte einen Teil seines Energiebedarfs durch importierten sauberen Strom decken. Neben einer Reduzierung zukünftiger Konflikte um Wasser- und Energieressourcen, würden sich hierbei noch viele weitere Vorteile für die Bürger aller beteiligten Staaten ergeben:

  • Vermeidung von menschlichen und finanziellen Verlusten durch Umweltkatastrophen, die durch die weitere Verbrennung von fossilen und nuklearen Brennstoffen zur Energiegewinnung ausgelöst werden 
  • Aufwertung von Wüstenflächen und Küstenstreifen hin zu unerschöpflichen Strom- und Wasserquellen 
  • Entwicklung einer auf Wissen und Technologiekompetenz gestützten Wirtschaft im MENA-Raum, was diese Länder dazu befähigen wird, Unterentwicklung und Armut mittel- und langfristig aus eigener Kraft zu überwinden 
  • Ein großes Auftragsvolumen für die beim Aufbau der Solarthermischen Kraftwerke, Windparks und HGÜ-Leitungen beteiligten Unternehmen sowie hunderttausende von Arbeitsplätzen in der Industrie (siehe Studie des Wuppertaler Institutshttp://www.wupperinst.org/uploads/tx_wiprojekt/Chancen_Verbreitung_CSP.pdf). 
  • Durch technische Verbesserungen und sinkende Kosten bei der Massenproduktion der Solarthermischen Kraftwerke, Windparks und HGÜ-Leitungen kann innerhalb von wenigen Jahren preislich konkurrenzfähiger Strom produziert werden 
  • Die Möglichkeit, günstigen Wasserstoff durch sauberen Strom zu produzieren oder mit diesem Batterien zu laden, würde den Verkehrssektor langfristig von schwindenden fossilen Brennstoffen unabhängiger machen. Außerdem wäre der Bedarf an Biomasse in der Stromerzeugung geringer, was ihren verstärkten Einsatz auf dem Verkehrssektor ermöglichen würde. 
  • Vorbildfunktion für andere Industriestaaten, wie den USA, Indien, Australien und China.

Quellen und weiterführende Links

Studien und Datenmaterial des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR):

www.dlr.de/tt/trans-csp

www.dlr.de/tt/med-csp

www.dlr.de/tt/aqua-csp

www.dlr.de/tt/csp-resources

www.dlr.de/tt/wuestenstrom (Originalfassung des hier vorliegenden FAQ)

 

Die Studie des Wuppertal Instituts zu den Arbeitsplatzeffekten durch das DESERTEC Konzept finden Sie hier.

 

Antworten von Greenpeace auf häufige Fragen (FAQ) zu DESERTEC finden Sie hier.