Die STATT Partei, die 1993 ein Vierteljahr nach ihrer Gründung mit einem Stimmenanteü von 5,6 Prozent in das Hamburger Rathaus eingezogen war, will bei der Bürgerschaftswahl 1997 wieder antreten.

Diesen Beschluß faßte die Landesmitgüederversammlung nach langer Debatte einstimmig. Bis Mitte Dezember dieses Jahres schon sollen die Kandidaten aufgestellt sem.

Achim Reichert, Sprecher der fünf STATT-Abgeordneten in der Bürgerschaft, erklärte jedoch seinen Verzicht auf eme weitere Kandidatur.

"Ich bin müde", eröffnete Reichert am Sonnabend den Mitgüedern in einem Nebenraum des Cafe Kranzler im CCH. "Jede Feder hat eine begrenzte Spannkraft. Auch eine Feder kann überdehnt werden. Dann kann man den Wecker nicht mehr aufziehen." Der promovierte Physiker und Unternehmensberater steht seit November

1994 - nach dem Sturz von Parteigründer Markus Wegner - als Fraktionsvorsitzender und Gruppen-Sprecher an der Spitze der STATT-Abgeordneten.

Achim Reichert wies auf die familiäre und berufliche Belastung, aber auch auf viele Mißhelligkeiten in der STATT Partei hin. Seine

Aufzählung reichte vom "beträchtlichen Personalverschleiß im Landesvorstand" über den Verlust von 50 Prozent der Bezüksabgeordneten bis zum Mitgliederschwund, den er als "für das Erscheinungsbüd von STATT Partei ruinös" bezeichnete. Aktuell zählt die Partei 240 Mitgüeder, in besseren Zeiten waren es 400 mehr.

Der Parlaments-Vormann des kleinen Senats-Partners monierte auch mangelnde Präsenz auf der Mitgüederversammlung. Diese war erst nach zweieinhalb Stunden beschlußfähig und mußte am Abend wegen Beschlußunfähigkeit abgebrochen werden. Um beschlußfähig zu sein, braucht es 55 Mitgüeder.

Reichert sprach von der "Diskrepanz zwischen Erfolgsbilanz und öffentücher Darstellung". Die STATT Partei habe wesentüch zur Änderung des Ladenschlußgesetzes, zur Reform der Bezüksverwaltung, zum Kompromiß bei der Gewerbesteuer-Erhöhung und zur Konsoüdierung des Haushaltes beigetragen. Vieles, was SPD- Senatoren machten, sei von der STATT Partei gefordert worden. Reichert: "Wir haben etwas bewegt."

Mut machte der STATT Partei der parteilose, von ihr nominierte Wirtschaftssenator Erhard Rittershaus. "Sie brauchen sich nicht zu verstecken", rief er den zwischen Kleinmut und Optimismus

schwankenden Grauen zu. "Diese Stadt braucht diese STATT Partei in dieser Regierung. Für Wirtschaft und Wohlstand dieser Stadt steht überhaupt keine Alternative an." Wenn es die STATT Partei nicht gäbe, "wäre es in diesem Land anders besteht".

Partei-Chef

Siefke Kerwien erklärte: ?Wir treten auch in Zukunft für unabhängige

Senatoren und Abgeordnete ein." Die Wahlaussichten seiner Partei umschrieb er so: "Wü haben ein Potential, das über zehn Prozent hinausgeht. Das müssen wir ausnutzen."

Dagegen hielt der STATT-Abgeordnete Georg Berg seme Partei noch nicht für reif, um über die Wahlteünahme zu entscheiden. Erst müsse ein Konzept her, "um aus dem inneren Desaster herauszukommen". Anders sein Parlamentskollege Dieter Obermeier: ?Ich wollte 1993 Rot-Grün verhindern. Das gut für mich heute unverändert.

Unmutsäußerungen und eine distanzierende Erklärung von Landes-Chef Kerwien hatte vorher eine Rede des STATT-Bundesvorsitzenden Johannes Butcher ausgelöst. Der Lehrer aus Baden-Württemberg wandte sich gegen "den Zuzug von sogenannten Deutschen*. Die Frage sei, ob man bei Millionen Arbeitelosen Leute einbürgern solle, ?die vorgeben, mein Uropa oder meine Uroma war deutsch".