Historische Filmaufnahmen, insbesondere Dokumentarfilme, sind wertvolle, aussagkräftige und nicht zuletzt auch publikumswirksame und attraktive Quellen für die Darstellung vergangener Ereignisse. Im Gegensatz zu statischen Medien wie Bildern oder Texten, die punktuelle Zustände oder Ergebnisse wiedergeben, vermitteln Filmaufnahmen beim Publikum einen starken Eindruck von Authentizität, das Gefühl "dabei gewesen zu sein“.
Im Kanton Luzern wurden wie in anderen Kantonen schon seit den 1930er Jahren von Amateuren und professionellen Kameraleuten Filme in den gebräuchlichen Schmalspur-Formaten 8 mm, Super 8 und 16 mm gedreht. Ein guter Teil dieser Filme zeigt Familienfeste, Ferienaufnahmen oder spezielle Momente wie Einweihungen etc. Zum Teil wurden aber auch mit dokumentarischen Ansätzen Arbeitsprozesse, Alltagssituationen oder besondere Ereignisse (z. B. der Brand des Bahnhofs Luzern 1971) festgehalten – Inhalte von hohem kulturhistorischem Wert, die unbedingt erhalten werden sollten.
Filme stellen vom Trägermaterial her höhere Ansprüche an die Aufbewahrung und Benutzung als Papier und Fotografien: Mechanische Schrumpfung, Versäuerung oder Selbstentzündungsgefahr bei Nitratfilmen sind nur einige der Probleme bei der Filmkonservierung, ganz abgesehen einmal von der Schwierigkeit, die passenden Projektionsgeräte zu finden und funktionsfähig zu halten.
Das Historische Museum und das Staatsarchiv haben daher gemeinsam eine Aktion gestartet, die einerseits das Bewusstsein für den Wert der in vielen Haushalten noch vorhandenen (Amateur-)Filme stärken soll und anderseits konkrete Schritte einleitet, um wenigstens einen Teil des filmischen Kulturguts im Kanton Luzern dauerhaft zu sichern. Dauerhaft sichern bedeutet, die Originalfilme unter speziellen klimatischen Bedingungen zu lagern und Digitalisate davon herzustellen, die in einem gebräuchlichen digitalen Format betrachtet werden können.
Das Historische Museum führte dazu vom 17. September 2009 bis 28. Februar 2010 unter dem Titel Super 8 - Amateurfilme im Heimkinoeine Sonderausstellung zum Thema Amateurfilme durch, die ausgewählte Filme aus Luzerner Privatbesitz zeigt. Diese waren nach einem öffentlichen Aufruf zur Verfügung gestellt worden. Diese Ausstellung lebt hier weiter und wir zeigen Ihnen die im Historischen Museum aufgeführten, bearbeiteten (gekürzten, nachvertonten...) Filme und Filmausschnitte. Die vorhandenen Originalfilme wurden im Anschluss an die Ausstellung vom Staatsarchiv übernommen und sollen dauerhaft gelagert und benutzbar gemacht werden. Für die Benutzung der Filme wenden Sie sich bitte an das Staatsarchiv. Um in Zukunft mindestens einen Ausschnitt aus dem Luzerner Filmschaffen nachhaltig zu sichern, sollen auch nach der Ausstellung im Historischen Museum wertvolle Filmbestände erkannt, vom Staatsarchiv übernommen und dauerhaft gesichert werden können. |
Gesamthaft wurden ca. 2 Stunden Filme respektive Filmausschnitte gezeigt. Diese sind hier in 8 Blöcke aufgeteilt und sind - wo nicht speziell erwähnt - ohne Ton.
"Miss Putiphar", Dauer 3 Minuten
Ein melodramatisches, sehr amüsantes "Filmtheater" mit dem alttestamentlichen Titel "Miss Putiphar" von Willy Wyss, Luzern, um 1940.
Umzüge in Ausschnitten, Dauer 5 Minuten
Umzüge sind auf Amateurfilmen sehr häufig dargestellt worden. Hier eine typischeAuswahl: Luzerner Fasnacht, Festumzug 700 Jahre Sursee 1956 mit Bundesrat Philipp Etter, Säumerfest in Sursee 1949, der Zirkus Knie in der Stadt Luzern um1940, der Kinderumzug am Eidgenössischen Jodlerfest 1946.
Bauernalltag, Dauer 15 Minuten
Die Familie und der Bauernhof (Neuenkirch) von Albert Knüsel, Triengen, 1948, im Jahresrhythmus. Sehr schöne, ruhig gefilmte Szenen.
Das Flugmeeting in Emmen 1951, Dauer 3 Minuten
Es sind eigenartige Flugzeuge zu sehen, das Ambiente direkt am Pistenrand ist für heutige Begriffe höchst ungewöhnlich.
Eigenartige Autos im Dorf, Dauer 3 Minuten
Dies sind ganz besondere Fahrzeuge, die in der weit herum bekannten Adler-Garage der Familie Enzmann in Schüpfheim ca. 1940-1945 hergestellt worden sind.
Brand des Bahnhofs Luzern 1971, Tonfilm. Dauer 16 Minuten
Der Brand des Bahnhofes Luzern, 5. Februar 1971. Der Luzerner Journalist Peter A.Meyer produzierte diesen Film 1991 aus Originalmaterial von Hansjürg Stöckli, HansEggstein und Hermann Gächter und unterlegte die Bilder musikalisch mit dem Walkürenritt von Richard Wagner. Kommentiert wird der Film vom damaligen Feuerwehrkommandant Albert Ineichen. Der Film ist also ein gutes Beispiel für den Dokumentationswert des Mediums Film: das bewegte Bild, das von direkt Beteiligten kommentiert wird.
Kommentierter Film, Dauer 14 Minuten
Die Biographie eines typischen Amateurfilmers mit seinem filmischen Werk. Josef Roman Walthert (1900-1972), der Apotheker am Weinmarkt in Luzern, war in den Vierzigerjahren ein bekannter und begabter Amateurfilmer. Das Filmporträt erzählt von ihm und zeigt Ausschnitte aus seinen Filmen.
"Wohnzimmerfilme": Eine Zusammenstellung mit Ausschnitten aus 18 Filmen, für die Ausstellung mit "Zuschauerkommentaren" zusätzlich vertont. . Dauer 60 Minuten
Der Fototurm der Fotoausstellung Luzern, Dauer 3 Minuten
Die Weltausstellung der Photographie in Luzern dauerte vom 15. Mai bis zum 31. Juli1952. Sie fand im Kunst- und Kongresshaus Luzern statt. Ein 40 m hoher Holzturm, projektiert von Architekt August Boyer und Ingenieur Willy Dick, stand ganz vorne am See. Er war das Wahrzeichen der Ausstellung und wurde kurz nach dem Ende der Ausstellung wieder abgebrochen.
Weisser Sonntag in Triengen. Dauer 2 Minuten
Ein typischer Familienfilm mit einem typischen Thema, sowohl in 8 mm, wie auch in Super8 vielfach vorhanden. Dieses Beispiel wurde 1954 gedreht.
Weltausstellung in Brüssel, Dauer 3 Minuten
Private Filme dokumentieren häufig besondere Ereignisse wie die Weltausstellung in Brüssel 1958.
Sempacher Schlachtfeier, Dauer 2 Minuten
Die Sempacher Schlachtfeier wurde vielfach im Film festgehalten. Dieser Film ist besonders interessant, weil er 1945 General Henri Guisan in Uniform als Teilnehmer am Festumzug zeigt.
Zunft zu Safran Luzern, Dauer 4 Minuten
Dies ist der älteste hier präsentierte Film. Ein 35 mm Film, der am Schmutzigen Donnerstag 1921 aufgenommen worden ist.
Amerikanische Soldaten in Luzern, Dauer 3 Minuten
1946, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, weilten amerikanische Soldaten in Luzern.Sie wurden von der Bevölkerung sehr herzlich empfangen.
Werbefilm des Tourismusbüros Luzern. Dauer 2 Minuten
Die Touristenstadt Luzern ist immer wieder in Werbefilmen dargestellt worden.Unsere frühesten Beispiele datieren in die Dreissigerjahre. Wir zeigen eine jüngere Variante, einen professionellen, original vertonten Film von 1979.
Winter auf Rigi Kaltbad, 3 Minuten
Aus der Zeit der 16 mm Filme gibt es viele interessante Sujets, zum Beispiel diesen Winterfilm, der uns Rigi Kaltbad und die Rigi Kulm im Jahre 1937 zeigt.
Reise nach Tunesien, Dauer 3 Minuten
Reisefilme waren unter Amateurfilmern besonders beliebt. Hierein 1966 entstandenes Beispiel aus Nordafrika, ein farbiger 8 mm Film.
Hochzeitsfilm, Dauer 3 Minuten
Ein weiteres beliebtes Sujet unter Amateurfilmern waren Hochzeiten. Dieser Film wurde 1948 in Triengen gedreht.
Reisen nach München und Österreich, Dauer 5 Minuten
Zwei weitere Reisefilme führen uns 1953, einige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, auf der fast leeren Autobahn nach München und im Reisepanoramacar nach Österreich.
Hochgebirgsfilm, Dauer 4 Minuten
Von einem Alpinisten haben wir verschiedene Bergfilme erhalten. Hier der Aufstiegauf den Salbitschyn-Ostgrat um 1960.
Fahrt zur Insel Mainau, Dauer 4 Minuten
Der Film dokumentiert eine Vereinsreise mit dem Roten Pfeil von Luzern nach Konstanz, mit der Schiffüberfahrt auf die Insel Mainau, um 1960.
Seilziehen und Hochzeit, 2 Minuten
Aus der Super8 Epoche ist dieser 1965 entstandene, original vertonte Filmbesonders typisch.
Zentenarfeier Luzern 1932, Dauer 6 Minuten
Die würdige historische Feier „Luzern 600 Jahre bei der Eidgenossenschaft" ist mit professionellen Filmen, aber auch von Amateurfilmern dokumentiert worden. Wir zeigen Ausschnitte aus einem original vertonten 35 mm Film, zum Beispiel mit der Rede von Bundespräsident Giuseppe Motta.
Eidgenössisches Turnfest in Luzern, Dauer 4 Minuten
Dieser farbige 8 mm Film hält ein Grossereignis fest, das Eidgenössische Turnfest im Juni 1963 auf der Allmend.
Safranzunft, Bärteliessen, 2 Minuten
Nur Amateurfilme können ein solches Sujet (ein Männerballet) zeigen, denn fürprofessionelle Augen war dieses Ereignis nicht bestimmt. Der Film zeigt eineProduktion während des Bärteliessens der Safran-Zunft am 11. Januar 1953.
Eine Flugreise, Dauer 4 Minuten
Um 1950 war ein Flug ein ganz besonderes Ereignis. Der Flughafen Kloten wird gerade ausgebaut. Zu sehen ist die legendäre DC 3 HB-IRA, die als erste von vielen DC 3 von Swiss Air Lines 1937 in Dienst genommen wurde.
Einen grossen Fundus weiterer historischer Amateurfilme finden Sie auch auf youtube, z.B. zum Bau der Seebrücke 1934/35 oder zum Brand der Kapellbrücke 1993
Jegliche Weiterverwendung dieser Filme ist nicht gestattet und ist mit den Inhabern der Urherberrechte abzuklären.
Nachtrag: Konservatorische Tipps für Privatfilme, die von der Restauratorin/Konservatorin Brigitte Paulowitz verfasst und in Zusammenarbeit mit Memoriav herausgegeben wurden