Mit einer Fläche von 6050 km2 besteht sie aus vielfältigen Landschaften: Von der Ebene des Pettauer Feldes über die Weinhügel der Windischen Büheln und der Kollos, über das 1500 m hohe Bacherngebirge bis zu den 2300 m hohen Sanntaler Alpen. Die größten Flüsse zwischen Mur und Sawe sind die Drau und die Sann, die größten deutschen Städte waren Marburg, Cilli und Pettau. Nach der amtlichen Volkszählung vom Jahre 1910 lebten in der Untersteiermark 74.000 Deutsche, vorwiegend in Städten und Märkten. Als Bauern lebten rund 6000 im deutschen Abstallerfeld südlich der Mur und rund 3000 im Drautal und in anderen Gegenden.
Das Kulturleben der Untersteiermark war jahrhundertelang durch seine deutschen Bewohner geprägt. In den Städten und Märkten blühten Handel und Gewerbe. Von hier ging auch der Aufbau der Industrie und des Bergbaues aus.
Das Land ist Heimat von Männern und Frauen, die weit über seine Grenzen hinaus wirkten: Admiral Wilhelm von Tegetthoff aus Marburg, der Sieger in den Seeschlachten von Helgoland und Lissa; der Liederfürst Hugo Wolf aus Windischgraz; die Dichter und Schriftsteller Ottokar Kernstock und Max Mell aus Marburg, Margarethe Weinhandl und Anna Wambrechtsamer aus Cilli; die Maler und Radierer Luigi Kasimir aus Pettau und Pipo Peteln aus Marburg; der Gründer der Grazer Puch-Werke, Johann Puch, aus Pettau.
Nach einem ersten Aderlaß nach der Abtrennung von Österreich 1919 wurde 1945 der überwiegende Rest der deutschen Untersteirer unter brutalen und inhumanen Bedingungen aus ihrer Heimat vertrieben.
Damals setzte die erste deutsche Besiedelung ein, gefördert durch Adel und Kirche. Im Jahre 811 legte Karl der Große die Drau als Grenze zwischen den kirchlichen Einflüssen des Erzbistums Salzburg und des Patriarchates Aquileia fest.
Die Karolingische Besiedlung wurde durch die Madjaren-Einfälle unterbrochen, und erst nach der Schlacht auf dem Lechfeld im Jahre 955 konnte Otto der Große die Madjaren in die Pannonische Ebene zurückdrängen und die zweite langandauernde deutsche Besiedlung einleiten. Zum Schutze des Reiches wurden in der Untersteiermark viele Burgen errichtet (insgesamt 96). Deutsche Städte, Märkte und Klöster wurden gegründet. Ebenso wurden deutsche Bauern ins Land gerufen.
Im 15. Jahrhundert erreichten die Grafen von Cilli eine sehr bedeutende Machtstellung. Hermann II, dem das Sanntal und über 70 andere Herrschaften gehörten, wurde 1437 sogar in den Reichsfürstenstand erhoben. Ein Erbvertrag mit dem Hause Habsburg trat 1456 nach dem Tod des letzten Cilliers in Kraft. Davor waren schon ein Teil der Besitzungen des letzten Pettauers an die Steiermark gefallen.
Zahlreiche Türkeneinfälle zwischen 1471 bis 1532 verheerten die Untersteiermark. Tausende Tote und in die Türkei verschleppte Kinder und Frauen waren jedesmal die furchtbaren Folgen. Die Bedrohung durch die Türken blieb ins 17.Jahrhundert bestehen.
Der slowenische Geistliche Primus Truber übersetzt 1535 die Bibel ins "Windische", weitere Übersetzungen und Wörterbücher folgten und standen damit am Anfang einer slowenischen Schriftsprache.
Erst im 19. Jahrhundert wurde das friedliche Zusammenleben der Deutschen und Windischen durch den aufkeimenden slowenischen Nationalismus gestört. Heftige Auseinandersetzungen um Schulen, Presse und politischen Einfluß zwischen den Nationalitäten prägten die zu Ende gehende Donaumonarchie. Die windische Landbevölkerung selbst hielt sich aus diesen Streitigkeiten eher heraus.
Am 27. Jänner 1919, als weit über 10.000 Deutsche auf dem Hauptplatz von Marburg für den Verbleib bei Deutsch-Österreich friedlich demonstrierten, um dem amerikanischen Abgesandten Oberstleutnant Miles zu beweisen, daß Marburg deutsch ist, ließ der zum General beförderte Majster Soldaten aufmarschieren und in die Menge schießen. 13 Tote und 60 Verwundete bedeckten den Platz. Die Menschen flohen in die Seitengassen und nach Hause.
Die damalige Steiermärkische Landesregierung verbot jedes militärische Eingreifen. So ging das schöne steirische Unterland ohne Volksabstimmung verloren. Tausende Deutsche verloren ihre Arbeitsplätze und Wohnungen und wurden ausgewiesen. Andere wichen freiwillig dem slowenischen Terror. Das Deutschtum wurde so auf die Hälfte verringert und mußte als Minderheit in der Zwischenkriegszeit manche Unterdrückung erleiden.
Wer nicht rechtzeitig geflohen war, wurde ins Gefängnis oder in eines der berüchtigten slowenischen Konzentrationslager getrieben. Rund 6000 Deutsch-Untersteirer wurden erschossen oder gingen in Gefängnissen und Konzentrationslagern an Mißhandlungen, Hunger und Seuchen zugrunde. Kaum ein Kind unter 3 Jahren überlebte diese grausamen Lager. Nach Einschaltung des Internationalen Roten Kreuzes wurden die noch am Leben Gebliebenen nach Österreich vertrieben. Jugoslawien enteignete entschädigungslos allen deutschen Besitz.
Zur Erinnerung an die alte Heimat wurde 1970 am Grazer Schloßberg neben der Kanonenbastei eine schöne Gedächtnisstätte errichtet, von der der Blick bis zu den heimatlichen Bergen in der Untersteiermark reicht. In der Totensäule ist unser Totenbuch eingemauert. Das Relief zeigt die vor 1918 mehrheitlich deutschen, verlorenen Städte Marburg, Pettau, Cilli und Rann.
2004 wurde das Regionalmuseum "Untersteiermark/Stajerska" in Ehrenhausen eröffnet, in dem an die gemeinsame Geschichte erinnert wird.
Bei der Volkszählung 2002 in Slowenien gaben mehr als 1600 Menschen Deutsch als Muttersprache an. Trotz der Vertreibung 1945 waren Reste der deutschen Volksgruppe im kommunistischen Jugoslawien verblieben, waren aber als Deutsche bis zum Gründung der Republik Slowenien 1991 völlig entrechtet.
Vereine in
Marburg, Cilli und Abstall kümmern sich heute um kulturelle Angelegenheiten.
Trotz eines Kulturabkommens zwischen Österreich und Slowenien konnte
jedoch noch keine verfassungsmäßige Gleichstellung mit den Minderheiten
der Italiener und Ungarn und damit eine adäquate Förderung für
die deutsche Volksgruppe erreicht werden. Positive Zeichen der Anerkennung
und alte Ressentiments zeichnen ein ambivalentes Bild, das Leben in einer
freien Gesellschaft und in einem gemeinsamen Europa ist jedoch ein Hoffnungsschimmer
für die kleine deutsche Volksgruppe.
Das Mießtal, mit dem Gebiet um Unterdrauburg, das seit der Gründung des Herzogtums Kärnten im Jahre 976 diesem angehörte, wurde im Jahre 1919 durch das Friedensdiktat von St. Germain ohne Volksabstimmung von Kärnten abgetrennt. Die Struktur dieses Gebietes (62% Wald, 13% Ackerboden, 22% Wiesen und Almen) verbunden mit den Bodenschätzen, wie Blei und Braunkohle, ließ eine blühende Industrie entstehen, in der im Jahre 1910 etwa 75% der Bewohner Beschäftigung fanden. Das Gebiet umfaßt 367 km2. Die bekanntesten Gemeinden sind Markt Gutenstein, Prävali, Mieß, Schwarzenbach und Markt Unterdrauburg.
Im 12. Jahrhundert scheinen urkundliche Belege über das Mießtal (Mießdorf) auf. Die Stifte St. Paul und Eberndorf waren für dessen Entwicklung ebenso von Bedeutung wie die in Kärnten begüterten Heunburger und Aufensteiner, bis das Gebiet im Jahre 1370 an die Habsburger kam. Schließlich gelangten durch Kauf im Jahre 1601 die Grafen von Thurn in den Besitz dieses Gebietes. Schon im 17. Jahrhundert erschlossen sie den Bergbau und gründeten in Streiteben bei Gutenstein ein großes Eisenwerk. Zusammen mit den Gebrüdern Rosthorn (in Prävali) und der Familie Dickmann-Secherau trugen sie wesentlich zur wirtschaftlichen Blüte des Mießtales im 19. Jahrhundert bei.
Die Bevölkerung des Mießtales und des Gebietes um Unterdrauburg bestand um 1910 mehrheitlich aus deutschfreundlichen Slowenen, die Märkte aber hatten eine deutsche Mehrheit, wie Unterdrauburg (91%) und Gutenstein (75%). Im Gesamtgebiet gaben bei der Volkszählung im Jahre 1910 rund 3000 Bewohner als Umgangssprache "Deutsch" an. Nach dem am 5./6. November 1918 erfolgten jugoslawischen Überfall auf das Mießtal, dem kärntnerischen Gegenangriff am 6. Mai 1919 und dem jugoslawischen Gegenschlag Ende Mai 1919 ging dieser Teil Kärntens verloren.
Das Schicksal, das die deutschen
Mießtaler als Minderheit in Jugoslawien nach 1918 und dann durch
die Vertreibung 1945 erlitten, glich in manchem dem der Deutschen in der
Untersteiermark. Im Jahre 1952 gründeten beide die "Landsmannschaft
der Untersteirer und Mießtaler in Kärnten".