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Karl-Heinz Appelt

 

Appelt, Karl-Heinz   
"Großer Wechseltorso", 2005, Bronze   

 

Vita 

1940            geboren in Radebeul
1955-58 Lehre als Steinmetz und Steinbildhauer im VEB Elbenaturstein Dresden
1958-60 Tätigkeit als Steinbildhauer
1960-65 Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, Fachrichtung Plastik bei Prof. Walter Arnold, Prof. Gerd Jaeger, Prof. Hans Steger, Prof. Herbert Naumann
1965-78 freiberuflich tätig in Jena
ab 1978 tätig in Kahla
ab 1991 Lehrauftrag an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
1993-2005 Leiter der Werkstatt für Plastisches Gestalten an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig

 

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

 

  VI.-X. Kunstausstellung der DDR, Albertinum Dresden
1969            Architektur und Bildende Kunst, Altes Museum Berlin
1973 II. Internationale Biennale der Kleinplastik, Budapest
1974 Der Torso in der Kunst der DDR, Nationalgalerie Berlin
1975 Kunstpreisträger, Kunsthalle Weimar
1976 Plastik und Grafik aus der DDR, Bagdad
1977 14. Biennale, Middelheim
1979 Junge Bildhauer der DDR, Albertinum Dresden
1983 10. Biennale der Ostseeländer, Kunsthalle Rostock
1987 Bildhauerkunst aus der DDR, Bonn, München, Hamburg
1988 Mensch-Figur-Raum, Nationalgalerie Berlin
  Ideenplastik, Nationalgalerie Berlin
1989 4.Triennale der Kleinplastik, Fellbach
1990/91 Große Kunstausstellung, Haus der Kunst, München
1991 Künstler aus Jena und Thüringen, Kunsthalle Tübingen
1992 Wertwechsel - Archäologie der Gegenwart, Galerie am Fischmarkt, Erfurt
  Zeitbruch, Galerie unterm Turm, Stuttgart
1993 Tangenten, Kunststation, Kleinsassen
1994 D 206, Galerie Hebecker, Weimar
  Dialoge, Galerie am Fischmarkt, Erfurt
1999 Innensichten, Orangerie, Gera
2000 Kulturbahnhof Erfurt-Kassel - Kassel-Erfurt
2001 Connecting Worlds, Kennedy-Center, Washington
2002 Kunststoff, Landeskunstausstellung Erfurt
2010 7 Bildhauer, Galerie am Ratswall, Bitterfeld
  Die Dinge des Lebens. Objekte in der Leipziger Kunst, Kunsthalle der Sparkasse Leipzig
2011 Sichten (mit D 206), Neues Museum Weimar
  Arkhaiologia (u.a. mit Ai Weiwei, Daniel Spoerri, Richard Long, Jonathan Meese), CentrePasquArt, Biel

 

Einzelausstellungen (Auswahl)

Jena, Görlitz, Gera, Frankfurt / Main, München, Erfurt, Weimar, Dresden

 

Preise (Auswahl)

Preis der II. Biennale der Kleinplastik Budapest (1973)

Kunstpreis der DDR (1978)

 

Arbeiten im öffentlichen Besitz (Auswahl)

Nationalgalerie Berlin

Moritzburg Halle

Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Kunstgalerie Cottbus

Nationale Sammlung Kleinplastik Magdeburg

Akademie der Wissenschaften Berlin

Museum der Bildenden Künste Leipzig

Kunstsammlungen Weimar

Galerie Junge Kunst Frankfurt / Oder

Spanische Botschaft Berlin

Marion-Ermer-Stiftung

 

Karl-Heinz Appelt wurde 1940 in Radebeul geboren. Trotz Schulabschluss mit „Auszeichnung“ erhielt er keine Zulassung zur Abiturstufe. So ging er zunächst in die Lehre als Steinmetz und Steinbildhauer im VEB Elbenaturstein Dresden. Die Zeit des Wiederaufbaus und der Rekonstruktion historischer Gebäude, Fassaden und Plastiken. Die Restaurierung des Zwingers als riesiges Projekt, an dem er intensiv beteiligt war, das Spuren hinterließ und die künstlerische Haltung, den Stil Karl-Heinz Appelts bis heute prägte: die Beschäftigung mit barocker Architektur, barocken Formen, barocken Faltenwürfen. Das Erkennen des Goldenen Schnitts, das Erkennen von Relationen, von Proportionen, von Verhältnissen zwischen großer und kleiner Form, zwischen ausladender Bewegung und ihrer formalen Auflösung im Detail, zwischen Linie und Fläche. Die Auseinandersetzung mit Oberflächen, Volumen und Massen. Der Eindruck von Raum und Perspektive, von Innen- und Außenraum. Das Wandeln im unterirdischen Raum der Katakomben. Der Wandel von zerstörtem zu wiedererrichteten Raum. Die Möglichkeit der Veränderung.
Mit handwerklichen Fähigkeiten bestens ausgestattet wurde er 1960 zum Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden in der Fachrichtung Plastik bei Prof. Walter Arnold, Prof. Gerd Jaeger, Prof. Hans Steger und Prof. Herbert Naumann angenommen. Nach dem Diplom 1965 folgte die Zeit als freiberuflicher Künstler in der DDR: eine kreative, aber problematische Zeit: trotz regelmäßiger Teilnahme an den Kunstaustellungen der DDR im Albertinum Dresden, trotz zahlreicher Ausstellungen im In- und Ausland, trotz Ankäufen von Arbeiten für namhafte Sammlungen wie z.B. die Nationalgalerie Berlin, Moritzburg Halle, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Akademie der Wissenschaften Berlin, das Museum der Bildenden Künste Leipzig oder die Kunstsammlungen Weimar, trotz Preis der II. Biennale der Kleinplastik Budapest 1973, trotz Kunstpreis der DDR 1978. Nach eigener Aussage zu fast allem bereit, „was der Bildhauerei und den Bildhauern dient“, stieß Karl-Heinz Appelt mit seiner politisch kritischen Einstellung schnell an Grenzen, so dass einzelne Reisegenehmigungen nicht erteilt, Ausstellungsbeteiligungen oder Aufträge abgelehnt wurden und eine Lehrstelle in Berlin bzw. Dresden für ihn nicht in Frage kam.
Mit reinem Gewissen und einer „sauberen“ Stasi-Akte – in der zu lesen ist: „Basis operativ nicht nutzbar“ – erhielt er dann 1991 einen Lehrauftrag an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, von 1993 bis 2005 als Leiter der Werkstatt für plastisches Gestalten.
Bis heute lebt Karl-Heinz Appelt fast ausschließlich für die Kunst: erschafft Plastiken, aber immer wieder auch Grafiken, um – wie er meint – „schneller auf die Zeit und auf wechselnde Stimmungen reagieren zu können“; er rettet alte Kirchenmalerei vor der Vernichtung und kombiniert sie mit Leiterplatten zum „Englischen Gruß“; fügt Teebeutel oder Kunststoffverschlüsse von Brotverpackungen zu Assemblagen; er prägt Büttenpapier mit Bier- oder Coladosen, weil er Blechbüchsen als die „Leitfossilien der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts“ erkennt. Er erfindet nichts, sondern setzt Gesehenes, Beobachtetes, Erlebtes oder Gelesenes um. In unbeschreiblicher Vielfalt und in unterschiedlichem Material – wenn es nur dem jeweiligen Thema dient, den Ansprüchen des Künstlers genügt oder ihn technisch herausfordert.
Er entwickelt dabei keinen sogenannten Personalstil, keine „Marke“, so dass seine Arbeiten nicht immer auf den ersten Blick zu identifizieren sind auf Ausstellungen im Haus der Kunst München, in der Tübinger Kunsthalle, im Neuen Museum Weimar, im Kennedy-Center Washington… Dass es ihm grundsätzlich um die Kunst und nicht um den Kunstmarkt geht, wird deutlich, wenn er nur beiläufig seine letzte Ausstellung Arkhaiologia 2011 in der Schweiz erwähnt: in äußerst prominenter Gesellschaft mit Ai Weiwei, Daniel Spoerri oder Richard Long (um nur einige Größen zu nennen).
„Form. Maß. Sinnlichkeit.“ Drei Begriffe als Titel der Ausstellung. Es sind die Grundpfeiler der Werke Karl-Heinz Appelts. Basis, Wesensmerkmal oder auch gestaltbestimmende Prinzipien seiner Kunst. Sie bedingen einander: ohne Maß keine Form, ohne Form keine Sinnlichkeit.
In Variationen und losgelöst voneinander begegnen uns diese Worte ständig im Alltag:
Während wir mit Sinnlichkeit weibliche Rundungen assoziieren, rote Lippen, eine sonore Stimme, verführerischen Duft oder Tango, ergreifen wir „Maßnahmen“, wenn „das Maß voll ist“, um unsere durch „maßlosen“ Konsum „unförmig“ gewordenen Körper „in Form“ zu bringen.
Die Form, lat. forma, als äußere Gestalt, in der griechischen Philosophie als Gegenbegriff zur Materie: die Form erst verhilft der Materie zu ihrem Dasein, verleiht ihr eine Identität. Existenz bedeutet Geformtsein. Alles Werden ist Formempfangen, alles Vergehen Formverlieren.
In der Kunst transportiert die Form den Ausdruck eines Werkes. In der Kunst besteht die Spannung zwischen unserer Formwahrnehmung der Wirklichkeit und der Formdarstellung durch den Künstler. In der Kunst bilden Form und Inhalt ein Paar, im Idealfall entsprechen sie einander. Manchmal erhebt sich die Form über den Inhalt oder der Inhalt über die Form. Und immer öfter erkennen wir weder Form noch Inhalt …
In verschiedenster Form stehen die Figuren Karl-Heinz Appelts im Raum:
In unterschiedlichem Format.
In unterschiedlichem Material wie Bronze, Aluminium, Plexiglas, Terrakotta, Zement oder Porzellan.
Meist rundumplastisch gearbeitet, mal mehr, mal weniger raumgreifend, aber immer von mindestens zwei Seiten zu betrachten.
In unterschiedlicher Gestaltung: überwiegend figurativ, aber hin und wieder mit Ausbrüchen in die Abstraktion, die Gegenständliches andeutet und gleichzeitig auflöst – z.B. bei den sich überlagernden Formen der Begegnungen oder beim Urteil des Paris.
Mit unterschiedlichem Thema: in welcher Form auch immer – ob Minotaurus oder andere Figuren der griechischen Mythologie, ob Balinesische Tänzerin, Rifftaucher oder allernächste Zeitgenossen – es geht um den Menschen, um den menschlichen Körper, um Körperformen, um Körpervolumen, um Körperrundungen, um Körperdrehungen und Körperwendungen, um den Sich umwendenden Torso – mehrfach variiert, um Beziehungen zwischen Körpern, um Körperverschränkungen, um das Ineinandergreifen und Rhythmisieren von Körpermassen im Faunischen Spiel.
Dabei hält er Maß, bestimmt die Dimension, fügt alles zu einer Ordnung.
In der Auffassung Karl-Heinz Appelts haben Flächen und Volumen ein Anfang und ein Ende. Sie sind begrenzt und werden miteinander ins Verhältnis gesetzt. Große und kleine Maße werden kombiniert, erzeugen Spannungen, verdichten sich zu Höhepunkten und schaffen eine hochdifferenzierte Oberfläche, die unmittelbar auf unsere Sinne wirkt.
In der Erkenntnistheorie bezeichnet der Begriff Sinnlichkeit das menschliche Vermögen, Eindrücke über die Sinne wahrzunehmen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen lohnenden Gang durch die Ausstellung!
Susanne Ulbrich
 

GALERIE KONTRAPOST
Stallbaumstr. 14a
04155 Leipzig
Tel: (0341) 5503290
E-Mail


Achtung: Ferien!

(geöffnet nur nach 

Vereinbarung)

 

Nächste Ausstellung:

HANS SCHEIB

"AMAZONEN U. A."

27.11.-24.01.2014

Vernissage:

27.11.2013, 20 Uhr

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

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