265 Arbeitsplätze fallen weg

Steelcase Werndl AG verlegt Produktion des Werkes Durlangen 2014 nach Tschechien

Die Hiobsbotschaft versetzte Durlangen und die ganze Raumschaft Schwäbischer Wald am Donnerstag in Schockstarre: Die Steelcase Werndl AG schließt ihre Produktionsstätte in Durlangen, 265 Arbeitsplätze fallen weg.

Winfried Hofele

Durlangen. Die Meldung, die am Donnerstag um 14.40 Uhr über den Ticker lief, kam für die entsetzte Belegschaft, den Betriebsrat und auch Bürgermeister Dieter Gerstlauer völlig überraschend. Nach dem erst vor zwei Jahren Steelcase zehn Millionen Euro in die Ertüchtigung des Durlanger Werkes sowie vor allem in eine innovative Lasertechnologie zum Kanten von Korpusteilen investiert hatte und dafür in den Monaten zuvor 50 neue Mitarbeiter eingestellt worden waren, rechnete niemand in Durlangen mit der jetzt eingetretenen Katastrophe – zumal die Beschäftigten seit knapp vier Jahren statt 35 Stunden ohne zusätzliche Vergütung 38,5 Stunden arbeiten und eine Standortsicherungsvereinbarung abgeschlossen wurde. Die Fertigungskapazitäten waren dem Vernehmen nach ausgelastet, Werkleiter Jürgen Krix sprach vor 16 Monaten noch von einer „glorreichen Zukunft für Durlangen.“
Bezeichnend für den „Informationsstil“ der Konzernleitung sind auch die ersten Sätze der Pressemitteilung: „Im Rahmen seiner globalen Strategie unternimmt Steelcase, weltweit der Marktführer in der Herstellung von Büroeinrichtungen und innovativen Raumlösungen, zukunftsweisende Schritte zur Sicherung seiner Wettbewerbsfähigkeit in Europa, Mittlerer Osten und Afrika. Die interne Kostenstruktur soll deshalb verschlankt werden!“
Erst dann folgt der fatale Satz, dass das Werk in Durlangen geschlossen werden soll. Steelcase-Personalleiterin Martina Endress, Vorstandsvorsitzender Stefan Derr und Finanzchef Stefan Ziehmann informierten am Donnerstag um 13 Uhr den Betriebsrat und die Belegschaft über die beschlossene Schließung. In Stribro nahe Pilsen in Tschechien soll eine neue und moderne Fertigungsstätte erstellt werden, die schrittweise die Produktion aus Durlangen übernehmen soll. Die Verlagerung soll im Frühjahr 2014 beginnen und innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein. Die zweite deutsche Produktionsstätte in Rosenheim sei davon nicht betroffen und bleibe bestehen.
Steelcase begründet die Schließung mit dem allgemein Preisdruck in der Büromöbelbranche; davon sei das Kernprodukt aus Durlangen, sogenannte Stahlraum-Melamin-Möbel, besonders stark betroffen. Außerdem würde der Büromöbelmarkt weiter schrumpfen, eine Trendumkehr sei nicht in Sicht.
Die Steelcase Werndl AG hat nach eigenen Angaben in den letzten drei Jahren zunehmend hohe Verluste verkraften müssen. Allein in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2013 sei das Ergebnis mit 18,9 Millionen Euro „tief rot“ gewesen, sagte Pressesprecherin Monika Steilen im Gespräch mit dieser Zeitung. Diese Situation sei „nicht mehr hinnehmbar“. Die Konzernleitung verspreche sich durch die Verlagerung eine Kostenersparnis von rund zehn Millionen Euro pro Jahr, in erster Linie durch die niedrigeren Löhne und Gehälter in Tschechien. James Keane, der Vertriebschef von Steelcase Inc., ließ mitteilen, „dass es uns ein großes Anliegen ist, alle betroffenen Mitarbeiter in Durlangen fair zu behandeln, vor allem im Hinblick auf ihre lange Betriebszugehörigkeit, in der sie sich für unser Unternehmen und unsere Kunden eingebracht haben.“
Der Durlanger Betriebsrat will in Zusammenarbeit mit der IG Metall umgehend die Verhandlungen über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan aufnehmen.

Von Waiko bis Steelcase Werndl

Steelcase Inc. ist ein multinationaler Hersteller von Büroeinrichtungen, der 1912 in Grand Rapids in Michigan/USA gegründet wurde.
Steelcase Werndl AG ist Teil von Steelcase Inc. und für die Länder Deutschland, Österreich und die Schweiz zuständig. Der zweite Produktionsstandort ist Durlangen. Das Unternehmen setzte im Jahr 2012 knapp 191 Millionen Euro um.
Waiko hieß bis 1997 die Büromöbelfabrik in Durlangen. Sie beschäftigte in Glanzeiten Mitte der 1990-er-Jahre über 700 Mitarbeiter. Waiko ging 1996 in Konkurs und wurde ein Jahr später von Werndl und dann von der Steelcase Werndl AG übernommen. -wh-
© Schwäbische Post 17.10.2013 zurück
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