Die Wiener Trompetentradition Zurück Zur Hauptseite

Der Klangstil eines Orchesters ist das Resultat von Tradition und den darauf folgenden Klangvorstellungen. Speziell im Trompetenregister der Wiener Philharmoniker hat sich eine weitreichende Tradition immer wieder weitervererbt. Die Trompeten verfügen hier über ein Drehventilsystem und eine teilweise engere Mensur, die eine bessere Gestaltung des Tones in Farbe und Dynamik erstattet. Die spezielle Farbe dieser Trompeter lässt sich aber dennoch nicht recht fassen und es gibt auch keine spezielle Formel dafür.

Die Verwendung der Drehventilinstrumente ist nicht speziell eine Wiener Eigenheit, sie werden im gesamten deutschen Sprachraum gespielt. Eine Ausnahme ist hier lediglich die Schweiz.

Zahlreiche Trompeter habe nachhaltig spieltechnische Eigenheiten in Ihrem Unterrichten weitergegeben. Der bedeutendste Lehrer für die heutige Trompetergeneration war Franz Dengler. Dieser wurde 1890 geboren und verstarb 1963. Er wurde in Karlsbad, Böhmen, geboren. Zuerst war er Solotrompeter an der Berliner Oper unter Richard Strauss (1908) und dann der große erste Trompeter der Wiener Philharmoniker von 1918 bis 1955. Er war bekannt für seinen runden, weichen Ton und seine Kantilenenkunst. Er war Lehrer von Helmut Wobisch und Adolf Scherbaum. Er bildete direkt oder indirekt alle späteren Trompeter der Wiener Philharmoniker aus. Seine bedeutendsten Schüler waren Adolf Holler, Josef Levora und Helmut Wobisch. Diese bildeten ihrerseits an der Akademie fast alle Wiener Trompeten späterer Zeit aus. Bedeutend war auch Friedrich Krammer, ein Schüler Denglers. Krammer war in keinem Wiener Orchester engagiert, hatte jedoch durch seine Lehrtätigkeit am Mozarteum Salbzburg wesentlichen Einfluss auf die heutige Trompetergeneration.

Helmut Wobisch (1912 - 1980) war erster Trompeter der Wiener Philharmoniker und Professor für Trompete an der Wiener Musikakademie, er machte 1952 die erste Langspielplattenaufnahme des Haydn-Konzert - ein Meilenstein auf dem Weg zur Wiederbelebung der solistischen Trompete in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bereits 1940 hatte Wobisch eine D-Fanfarentrompete mit vier nicht miteinander kombinierten Ventilen mitentwickel t, die über die zusätzlichen Naturtonstimmungen Es E, F und Fis verfügte, der aber kein bleibender Erfolg beschieden war. Wobisch war Gründer und bis zu seinem Tod Leiter des Kärntner Musikfestivals "Carinthischer Sommer".

Aus neuester Zeit und heute noch durchaus populär ist der Trompetenprofessor am Mozarteum Salzburg Hans Gansch. Er nahm beim seinem Vater und bei Franz Veigl am Bruckner-Konservatiorium in Linz Unterricht, war zuerst Militärmusiker, dann erster Trompeter im Bruckner-Orchester ( 1974 bis 1976), im ORF-Symphonieorchester in Wien (1976-1982) und wurde mit 29 Jahren erster Trompeter der Wiener Philharmoniker und des Orchesters der Wiener Staatsoper (1982-1996).

Hans Gansch ist heute noch prägend für die neue österreichische Trompetergeneration die Stellungen in vielen renomierten Orchestern innehaben. Betont wird seine durchaus menschliche und musikalische Art die unübertroffen erscheint. Für seine CD "Trompetenkonzerte" erhielt er den Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Der Klang dieser Musik ist einzigartig. Die Interpretation der Konzerte sehr hörenswert.

Von seinen Studenten wird die Tiefgründigkeit betont mir der er Orchesterstudien den Studenten nahebringt. Sein Klang und die Artikulation sind unübertroffen. Ein Beispiel der Wiener Schule schlechthin.

Von den Trompetern der Wiener Philharmoniker sagt man, dass alle aus dieser einen Richtung kommen. Tonlich, von der Artikulation und von der Spielart her sind sie sehr ähnlich. Sie würden sonst nicht dazu passen. Es würde kaum ein Trompeter mit einer amerikanischen oder englischen Ausbildung eine Chance beim Probespiel haben. Eine Anpassung vom Mundstück, Instrument, vom Stoß her ist notwendig.

Gespielt werden durchweg deutsche Trompeten, diese wiederum auf Wiener Art, noch sanfter im Ton, im Piano noch weicher. Die Mundstücke sind dem Flügelhornmundstück sehr ähnlich. Also ein besonders trichterförmiger Kessel, weit und eher in die Tiefe gehend, um einen möglichst weichen und warmen Ton erzeugen zu können. Vibrato wird nicht gespielt.

Eine "Wiener Trompete" schlechthin gibt es aber nicht, es wird die deutsche Trompete gespielt. Der Wiener Klang entsteht durch spezielle Mundstücke und durch die Tongebung. Der Gegensatz ist die "scharfe, harte" Spielweise der Amerikaner.

Es bleibt interessant zu beobachten wie es in der Wiener Trompetentradition - gerade unter dem Aspekt das sich die Orchester immer mehr annähern - weitergeht.

Nachwuchstrompeter aus dieser Richtung sind durchaus vorhanden.

Hoffen wir, dass sich der wunderbare Klang dieser Trompeter ab der Stufe des Franz Dengler fortsetzt.

Harald Schilling, 12.06.2007