Robbens Tag der Ehrenrettung

Endlich: Arjen Robben mit Pokal

Siegtorschütze rehabilitiert sich

Robbens Tag der Ehrenrettung

Von Jörg Strohschein

Er war der Sündenbock für die Pleiten der Vergangenheit. Mit seinem Siegtreffer gegen Borussia Dortmund machte Bayerns Arjen Robben einst verschossene Elfmter vergessen.

Es brauchte keinen professionellen Lippenleser, um zu erkennen, was er den Bayern-Fans hinter dem Tor von Borussia Dortmund zurief. Mit stolz geschwellter Brust, im ausgeprägten Macho-Gehabe, ging er entlang der Grundlinie des Spielfeldes und schrie permanent: "Was?" "Was?" "Was?"

Wenige Augenblicke zuvor hatte Arjen Robben das 2:1 gegen den BVB erzielt und den Champions-League-Triumph seines FC Bayern perfekt gemacht. Und wer sehen wollte, was aufrechte Genugtuung ist, der musste die Augen nur beim Holländer lassen. Dieser eine Moment genügte, um die Frustrationen eines ganzen Jahres wegzuwischen. Es war der Augenblick für den Niederländer, um mit sich und seiner Umwelt ins Reine zu kommen.

Eine Rekordsaison mit den Bayern schön und gut. Aber für Arjen Robben ging es in diesem Finale um viel mehr. Es ging für ihn schlicht um seine Ehrenrettung.

Verschossene Elfmeter hingen Robben nach

Arjen Robben bei einer seiner großen Chancen

Arjen Robben bei einer seiner großen Chancen

"Das vergisst man nicht, was letztes Jahr passiert ist. Das kommt alles hoch", sagte Robben nach dem Abpfiff sichtlich bewegt. Letztes Jahr, da war Arjen Robben das Sinnbild dafür, dass die Bayern keines ihrer Ziele erreicht haben.

Erst verschoss er in der Bundesliga einen Elfmeter beim vorentscheidenden Spiel gegen den BVB, dass die Dortmunder mit 1:0 gewannen und sich damit den Weg zur Meisterschaft ebneten.

Und dann war da noch das Champions-League-Finale "dahoam" gegen den FC Chelsea, als ihm in der regulären Spielzeit erneut die Nerven vom Elfmeterpunkt versagten und er und seine Mannschaft später unterlagen.

Er wurde von den eigenen Fans in München ausgepfiffen. Er war der Mann mit dem Spitznamen "Aleinikov", der sich so viel zutraute, dass seine Mitspieler schon mal über seinen ausgeprägten Egoismus verärgert waren, weil sie in den entscheidenden Momenten nicht von dem überbordenden Selbstvertrauen des 29-Jährigen profitierten.

Zuverlässig die falsche Lösung

Arjen Robben jubelt nach dem Schlusspfiff

Arjen Robben jubelt nach dem Schlusspfiff

Das ist die eine Geschichte des Arjen Robben. Die andere ist die des unerfüllten Versprechens, das er sich und den Fans an diesem Abend endlich einlöste. Er gehört dieser Generation der Schweinsteigers und Lahms an, die so viel Talent haben und immer kurz vor dem Ziel, einem Titel, scheiterte. Speziell Arjen Robben, der in Finalspielen stets die größten Torchancen hatte und zuverlässig die falsche Lösung wählte.

Beim WM-Finale 2010 etwa scheitert er kurz vor Schluss freistehend an Spaniens Torhüter Iker Casillas, die Niederlande verlieren 0:1. "Und auch gegen den BVB hatte er mehrere große Möglichkeiten, aber er konnte den fantastisch haltenden Roman Weidenfeller nicht überwinden.

Da war er wieder, der Unvollendete, der seine sehr spezielle Geschichte weiterzuschreiben begann. Vielleicht hatten seine Kritiker doch recht? Aber dieses mal nur bis zur 89. Minute in London, als er erst überlegte und dann schoss.

Robben: "Alles andere kann man vergessen"

"Das bedeutet mir so viel. Das sind die ganz großen Momente einer Karriere. Als ich getroffen habe, ist mir meine gesamte Laufbahn durch den Kopf gegangen", sagte Robben.

Der Ball trullerte beinahe in Zeitlupe über die Torlinie. Es war der Moment, in dem sämtliche Voruteile und Klischees weggewischt waren. "Jetzt hat es geklappt. Da kann man das andere vergessen", sagte Arjen Robben und mischte sich unter die feiernden Bayern-Spieler.

Stand: 26.05.2013, 11:56