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Antworten auf Halbwahrheiten über Öko-Landbau und Bio-Lebensmittel

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"Freilandhaltung von Hühnern ist Tierquälerei"

 „Veterinäre der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover fanden heraus, dass Freilandhaltung nicht nur ökologisch schädlich ist, sondern auch für die Tiere weniger angenehm, als man früher dachte. Hennen, die unter freiem Himmel leben, werden häufiger krank und sterben im Durchschnitt jünger. (..) Freilandhühner leiden verstärkt unter Salmonellen und Wurmbefall, auch das Risiko einer Infektion mit Geflügelgrippe ist höher. Außerdem kommt es weitaus häufiger als im Käfig zu dem von Hühnerhaltern gefürchteten Federpicken und Kannibalismus.“ (Miersch in Cicero 7/2008)

Miersch bezieht sich auf die so genannte EpiLeg-Studie, die die Tierärztliche Hochschule (TiHo) von 2002 bis 2004 mit dem Landesverband der niedersächsischen Geflügelwirtschaft und dem Bundesverband Deutsches Ei als Kooperationspartner erstellte. Mit den Ergebnissen der Studie argumentierte die an der Erstellung beteiligte Käfigeier-Lobby gegen das Verbot der Käfighaltung. Die damalige Landwirtschaftsministerin Renate Künast bezeichnete die Studie zutreffend als „eine Fragebogenaktion unter Hennenhaltern“. Die Internationale Gesellschaft zur Nutztierhaltung (IGN) schrieb: „Erfahrungen aus anderen Ländern mit früher begonnenem Umstellungsprozess zeigen, dass Krankheitshäufigkeit und Mortalität in Legehennenhaltungen nicht vom Haltungssystem abhängen, sondern von der Auswahl der geeigneten Zuchtlinie, der tiergerechten, an das spätere Haltungssystem angepassten Aufzucht und dem richtigen, tierbezogenen Management im Legebetrieb.“

Die TiHo setzt sich seit Jahren vehement für die von ihr mit entwickelten so genannten ausgestalteten Käfige ein und verteidigt diese gegen die in anderen Ländern praktizierte artgerecht Volierenhaltung. Die IGN stellte dazu fest, die Ergebnisse der TiHo „widersprechen zahlreichen internationalen Untersuchungen.“

Richtig ist, dass Hühner in der Freilandhaltung vielfältigeren Einflüssen ausgesetzt sind, vom Wetter bis zu möglichen Parasiten. Das Problem dabei: Die einschlägigen Hühnerrassen wurden über Jahrzehnte auf Käfighaltung bzw. schnelle Mast hin gezüchtet, sind dadurch wenig robust und freilandtauglich und daher für eine ökologische Haltung nur bedingt geeignet. Auch ist die ökologische Haltung anspruchsvoller und schwieriger als die konventionelle. Es fehlte in den Anfangsjahren an begleitender Unterstützung und Forschung. Daher stellte die erste große Bestandsaufnahme der Öko-Hühnerhaltung in Deutschland reichlich Verbesserungsbedarf fest. Daran wird seither intensiv gearbeitet und geforscht.

Zum Thema Salmonellen:

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat 2005 563 Legehennenherden auf Salmonellen untersuchen lassen und konnte den Erreger in 29 Prozent der Herden nachweisen. Von den Käfighaltungen wurden 33,5 Prozent positiv getestet, von den Öko-Freilandherden nur 26,2 Prozent, die konventionelle Freilandhaltung schnitt noch etwas besser ab. Kleine Erzeuger mit weniger als 3.000 Hennen hatten nur zu 15,8 Prozent Salmonellen im Bestand. Dagegen wurden die Labore bei zwei Dritteln aller Großbetriebe mit mehr als 30.000 Legehennen fündig. Auch bei ähnlichen Studien des BfR mit Masthühnern und Mastputen schnitten die Kleinbetriebe wesentlich besser ab. Allerdings wurde dabei nicht nach Haltungsformen differenziert.

Dass sich die niedrigere Salmonellenrate bei Freilandhühnern auch auf die mikrobielle Qualität ihrer Eier positiv auswirkt, kann man bisher nur vermuten. FiBL-Direktor Urs Niggli schreibt dazu: "Untersuchungen zum Vorkommen von Salmonellen auf der Eischale und in Eiern in Abhängigkeit vom Produktionsverfahren sind bisher nicht bekannt."

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