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Im Moment ist dieser Bereich noch ziemlich leer. Das wird vielleicht auch noch eine Weile so bleiben. Das Studium bietet schon genug Gelegenheiten sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, da muss ich mich nicht auch noch auf meiner Homepage damit beschäftigen ...

Was ist Naturwissenschaft?

Die übliche Klassifikation der verschiedenen Wissenschaften ist historisch gewachsen, daher leider manchmal recht willkürlich und ohne deutlichen Bezug auf Gegenstand oder Methodik. Dieser Umstand ist sehr bedauerlich, hemmt er doch nicht nur die interdisziplinäre Zusammenarbeit, sondern auch den Weitblick der Vertreter der einzelnen Disziplinen selbst. Ein Beispiel? - Die Psychologie gilt noch immer als Geisteswissenschaft, dabei ist doch schon lange klar, dass biologische Vorgänge eine zentrale Rolle spielen. Leider machen viele Psychologen noch immer einer großen Bogen um neuronale Netze, komplexe Systeme, Emergenz, Selbstorganisation, etc.

Gleichzeitig steht die Naturwissenschaft in dem Ruf, viele Phänomene nicht untersuchen zu können, und das nur, weil in den Köpfen ein meiner Meinung nach viel zu enger Begriff von Naturwissenschaft vorherrscht. Deshalb beschäftige ich mich mit der Klassifikation von Wissenschaft. Hier ein Versuch, wobei ich "Natur" und "Realität" synonym verwende.

Formalwissenschaft

Bevor man sich an die Defintion von Naturwissenschaft machen kann, sollte man die Formalwissenschaften einführen. Nicht nur zur Abgrenzung, sondern auch, weil die Naturwissenschaft die Formalwissenschaft für ihre Begriffsbildungen braucht und um naturwissenschaftliche Modelle auf Konsistenz zu überprüfen. Letzteres spielt besonders in der Physik eine große Rolle.

Formalwissenschaft ist alles, das (beliebige) Strukturen unabhängig und losgelöst von der Realität untersucht. Dabei wird die Natur (=Realität) höchstens zur Motivation verwendet, die Motivation kann aber genausogut auch aus der Formalwissenschaft selbst kommen. Das typische Beispiel einer Formalwissenschaft ist die Mathematik, aber auch viele andere Disziplinen wie zum Beispiel die Germanistik haben formalwissenschaftliche Aspekte.

Naturwissenschaft

ist alles, was die Realität untersucht. Um den Bezug zur Realität herzustellen, braucht die Naturwissenschaft natürlich immer einen Input. Da dieser Input immer begrenzt sein muss (man kann ja nicht das gesamte Universum als Input verwenden), ist die Methodik der Naturwissenschaft zwangsläufig induktiv. Wegen der induktiven Methodik wiederum ist es notwendig, die Ergebnisse durch Falsifikationsversuche zu prüfen. Dieser Dreischritt (Input, Induktion, Falsifikationsversuch) ist für die Naturwissenschaft charakteristisch.

Bemerkungen

Man beachte, dass der naturwissenschaftliche Dreischritt alleine aus der Tatsache folgt, dass die Realtität (=Natur) untersucht werden soll. Daher: Wer auch immer eine (positive) Aussage über die Realität treffen will, sollte die naturwissenschaftliche Vorgehensweise wählen, wenn seine Aussagen irgendeinen Wert haben sollen. Bei negativen Aussagen sind daneben natürlich auch noch Konsistenzüberlegungen (Formalwissenschaft!) sinnvoll.

Neben den üblichen naturwissenschaftlichen Disziplinen (Physik, Chemie, ...) gibt es noch viele andere, die auch naturwissenschaftliche Aspekte besitzen: Etwa die Germanistik, wenn die Auswirkungen eines Textes auf den Leser untersucht werden. Ich glaube, für diese Disziplinen wäre es ein großer Gewinn, wenn man sich mehr bewusst wäre, wann man sich im Bereich der Formalwissenschaft und wann man sich im Bereich der Naturwissenschaft befindet.

Ich habe den Begriff Geisteswissenschaft nicht verwendet. Das heißt nicht, dass ich den Geisteswissenschaften die Wissenschaftlichkeit absprechen will, sondern, dass ich dazu einfach noch keine gute Idee hatte. (irgendwelche Anregungen?) Vieles, was oft als Geisteswissenschaft bezeichnet wird, findet als Formalwissenschaft Unterschlupf - manches zusätzlich auch als Naturwissenschaft. Zum Rest hab' ich selbst zu wenig Bezug, um etwas darüber sagen zu können.

Es gibt auch einige Bereiche, in denen zwar versucht wird, Aussagen über die Realität zu treffen, die sich aber zugleich klar von der naturwissenschaftlichen Methodik distanzieren (z. B. Religion). Ich denke, nach Obigem ist klar, was davon zu halten ist. Wer (positive) Aussagen über die Realität macht, ohne sich auf den naturwissenschaftlichen Dreischritt zu stützen, darf sich nicht wundern, wenn man ihn nicht ernst nimmt.