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© Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Studnicka

Prim. Univ.-Prof. Dr. Studnicka

Facharzt für Lungenkrankheiten

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Health Center COPD

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Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD, "Raucherlunge")


Die Abkürzung COPD steht für die englische Bezeichnung "Chronic Obstructive Pulmonary Disease", der deutsche Begriff lautet "Chronisch obstruktive Lungenerkrankung". Da die Krankheit in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle durch Rauchen entsteht, findet sich umgangssprachlich sehr häufig die Bezeichnung "Raucherlunge".

Wie schon aus dem Namen hervorgeht, handelt es sich bei der COPD um eine chronische, nicht heilbare Erkrankung. Ein Fortschreiten kann jedoch durch eine frühe Therapie und eine Änderung des Lebensstils – insbesondere durch das Aufgeben des Rauchens – verhindert werden. "Obstruktion" bedeutet, dass eine Behinderung des Atemstromes vorliegt. Diese stellt für den Patienten das Hauptproblem der Erkrankung dar, weil sie - vor allem bei körperlicher Belastung - Atemnot nach sich zieht.

Die COPD entwickelt sich meist sehr langsam über einige Jahrzehnte hinweg. Husten, Auswurf und Atemnot über mehrere Jahre stellen die wichtigsten Symptome dar und sollten Anlass für einen Arztbesuch geben. Je früher die COPD diagnostiziert wird, desto eher kann erfolgreich auf den Verlust der Lungenfunktion eingewirkt werden.

Die COPD kann nach dem Ergebnis des Lungenfunktionstests in vier Stadien eingeteilt werden, von Stadium I (leicht) bis Stadium IV (sehr schwer).


Häufigkeit und Entstehung von COPD

Die Häufigkeit von COPD der Stadien II-IV wird in Österreich auf 10,6 Prozent geschätzt, wobei tatsächlich nur 5,6 Prozent diagnostiziert werden. Dies stellt ein Hauptproblem in der Behandlung von COPD dar, weil nachweislich eine frühe Diagnose bereits im (oft verkannten) Stadium I der Erkrankung eine wirksame therapeutische Beeinflussung des Krankheitsverlaufs ermöglicht. Schätzungen zufolge wird die COPD im Jahr 2020 an dritter Stelle der häufigsten Todesursachen weltweit stehen.

Wie bei vielen chronischen Erkrankungen sind auch im Fall der COPD einerseits genetische Vorraussetzungen, andererseits Umwelteinflüsse für die Entstehung verantwortlich zu machen.

Genetik

Nicht jeder Raucher erkrankt an einer COPD, die Widerstandsfähigkeit gegen die chronische Schädigung durch den Zigarettenkonsum ist individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Mit Ausnahme der Messung der bronchialen Empfindlichkeit gibt es derzeit keinen Test, anhand dessen sich voraussagen lässt, wer durch das Rauchen wie schwer geschädigt wird.

Der angeborene schwere Alpha-1-Antitrypsin-Mangel bildet dabei eine Ausnahme: Dieser seltene genetische Defekt erhöht das Risiko, früh im Leben eine COPD zu entwickeln; wer zusätzlich raucht, steigert sein Risiko weiter. Die Häufigkeit für diesen seltenen genetischen Defekt wird auf etwa einen Betroffenen pro 10.000 Personen geschätzt, was in Österreich auf 800 Betroffene schließen ließe. Aktuell sind 139 Fälle von Alpha-1-Antitrypsin-Mangel in Österreich bekannt.

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Umwelteinflüsse

  • Von den Umwelteinflüssen auf das System Bronchien und Lungengewebe spielt das Zigarettenrauchen heute die bei weitem bedeutendste Rolle. Über 90 Prozent aller COPD-Patienten rauchen oder haben lange Zeit geraucht. Grob geschätzt verliert ein sensibler Raucher mit jeder Zigarette zwischen fünf und zehn Minuten an Lebenszeit. Etwa 20 Prozent aller langjährigen Raucher erkranken an COPD.
  • Neben dem Aktivrauchen wird zunehmend auch die Rolle des Passivrauchens in der Entstehung der COPD erkannt. Dies spiegelt sich auch in der Gesundheitsgesetzgebung in den industrialisierten Staaten wider. Österreich spielt in diesem Erkenntnisprozess allerdings eine eher unrühmliche Rolle: Wenn es etwa um den Schutz der Nichtraucher geht, hinken wir anderen Ländern deutlich hinterher.
  • Ähnlich wie die Rolle des Passivrauchens wird in den letzten Jahren auch der schädliche Einfluss von Feinstaub vermehrt thematisiert. Diesbezügliche Grenzwerte wurden fixiert und spielen in der aktuellen Gesundheitspolitik eine immer größere Rolle. Oft kommt es berufsbedingt zu einer vermehrten Belastung durch Staub. So haben beispielsweise Arbeiter im Steinkohle-Bergbau eine sehr hohe Feinstaubbelastung. Aber auch Schweiß- und Feuerlöscharbeiten sowie das Hantieren mit Futtermitteln oder Rohbaumwolle können zur Entstehung einer COPD beitragen.
  • Häufige Atemwegsinfektionen in der Kindheit scheinen ebenfalls mit einem höheren Risiko für COPD verbunden zu sein.

Da die Umweltverschmutzung im Freien und die Belastung in Innenräumen von zahlreichen Faktoren geprägt werden, ist die Wissenschaft noch lange nicht am Ende ihrer diesbezüglichen Untersuchungen angelangt. So hat etwa die Asbest-Problematik in der Vergangenheit gezeigt, dass es Jahrzehnte dauern kann, bis Schädigungen durch bestimmte Verunreinigungen der Luft erkannt und in weiterer Folge auch bekämpft werden.

In Mitteleuropa hält sich der durchschnittliche Erwachsene etwa 90 bis 95 Prozent der Zeit in Innenräumen auf. Konsequenterweise sollte der Luftverschmutzung in diesem Bereich besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.


Welche Symptome treten auf?

Die COPD betrifft sowohl das verzweigte luftleitende Röhrensystem der Bronchien als auch das Lungengewebe:

  • Im Bereich der Bronchien spricht man von einer chronischen Bronchitis.

    Eine chronische Bronchitis liegt vor, wenn Husten und Auswurf (Sputum) mehr als drei Monate lang in zwei aufeinander folgenden Jahren bestehen. Dies wird umgangssprachlich oft als „Raucherhusten“ bezeichnet. Vor allem morgendliches Husten ist typisch für die COPD. Nach jahrelangem Husten sind Bronchien und Lungengewebe schließlich so weit geschädigt, dass die Atmung erschwert ist. Ebenso können ein Engegefühl im Bereich des Brustkorbs und pfeifende Atemgeräusche auftreten. Eine chronische Bronchitis muss jedoch nicht unbedingt in eine COPD übergehen!
  • Im Bereich des Lungengewebes befällt die Erkrankung die Lungenbläschen (Alveolen); man spricht von einem Lungenemphysem.

    Zugrundeliegend ist eine überschießende Entzündungsreaktion, die durch Zigarettenrauch oder andere Schadstoffe bedingt ist. Diese darf nicht mit der erhöhten Entzündungsbereitschaft bzw. Überempfindlichkeit der Atemwege bei Asthma verwechselt werden.

    Als Folge der Entzündung werden die Lungenbläschen größer, der Druck durch die vermehrte Luftmenge steigt, und es entsteht eine Überblähung. Durch die Überblähung lässt die Elastizität der Lunge nach, die Luftwege sind dauerhaft verengt, und letztlich wird das Lungengewebe zerstört – das Vollbild des Lungenemphysems.
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Abb.: Veränderungen der Lungenbläschen (Alveolen) bei Lungenerkrankungen

Bei einer COPD sind chronische Bronchitis und Lungenemphysem jeweils in individuell unterschiedlichem Ausmaß vorhanden. Beiden ist allerdings gemeinsam, dass sie zu Atemnot führen.
Die Atemnot zeigt sich anfangs nur bei starker körperlicher Belastung und wird oft fälschlich auf einen Trainingsmangel zurückgeführt. Erst wenn die Luft schon bei mäßiger bis mittelgradiger Belastung wegbleibt, wird medizinische Hilfe aufgesucht - meist zu spät, um die Leistungsfähigkeit der Atmung in vollem Umfang wiederherzustellen.

Im Spätstadium der COPD kommt es auch zu einer Beeinträchtigung der inneren Organe, insbesondere zu einer Rechtsherzbelastung durch die permanent erschwerte Atmung.

Typisch für die COPD ist, dass sich die Symptomatik kontinuierlich verschlechtert, wenn Risikofaktoren nicht vermieden werden und keine Therapie eingeleitet wird.

 

Autoren: Univ. Prof. Dr. Hartmut Zwick †, Facharzt für Lungenkrankheiten (Erstautor), Dr.med. Peter Mahlknecht

Medizinisches Review: Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Studnicka, Facharzt für Lungenkrankheiten

Stand der Information: September 2011