Janet, dürfen wir als erstes fragen, warum Sie
auf diesem Foto einen Fisch auf Ihrem Kopf tragen?
Würden Sie mir glauben, dass ich da für eine Rolle im Film Atlantis
vorgesprochen habe? Nein, dieses Foto wurde bei einem Geburtstagdinner in einem
hiesigen Fischrestaurant aufgenommen. Da stehen die Kellner um Sie herum und
singen ein fischiges Lied und alle anderen Gäste ringsrum starren Sie mit
Glubschaugen an.
Wann und warum haben Sie mit dem Schreiben von Comicgeschichten
begonnen?
Ich schrieb meine ersten Comics 1990 für das Magazin
Disney Adventures hier in den Staaten. Ich wurde wollte immer
Geschichten für Kinder schreiben und zeichnen, aber
komischerweise kam mir nie in den Sinn, Comics zu machen.
(Und das, obwohl ich mit einem Cartoonisten verheiratet bin!)
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Bild 1 - Pure
Inspiration, gezeichnet von Vicar |
Und bevor Sie Ihr Talent entdeckt hatten, was machten
Sie da?
Ich plagte mich in verschiedenen Berufen ab,
einschließlich
Kunstlehrerin und Floristin, bis ich meine wahre Bestimmung
fand: Donald Duck zum Kreischen zu bringen!
Haben Sie in Ihrer Kindheit auch Comics gelesen?
Und wenn ja, welche?
Ich liebte die Archie Comics*,
Mädchen-Comics wie Katie
Keene und natürlich Disney. (* ein Comic-Verlag in den
USA)
Kannten Sie auch europäische Comics?
Ich
bin ein großer Fan der Mumins. Dem großartigen
Disney-Zeichner Kari Korhonen verdanke ich eine ganze Sammlung
von Mumin-Strips, die ich versuche auf finnisch zu „lesen“.
Ihr Ehemann Michael ist ebenfalls ein Comic-Autor
und Zeichner. Haben Sie je mit ihm zusammengearbeitet?
Und wie haben Sie sich gefunden?
Wir arbeiten nicht
wirklich zusammen. Aber wir tauschen unsere Gedanken und
Ideen aus und nerven uns gegenseitig mit Plots, z. B. während wir gemeinsam zum Supermarkt
gehen. Wir haben uns vor vielen Jahren kennengelernt, als
er in meiner Kunstklasse einen Vortrag über das Cartoon-Zeichnen
hielt.
Haben Kino, Kunst, Fernsehen oder Literatur Einfluss
auf Ihre Arbeit?
Ja natürlich. Aber meine größten Ideengeber
sind meine Freunde, die Familie und schrullige Nachbarn.
Ich wuchs in einer Kleinstadt in Ohio auf, da ging es zu
wie in Entenhausen – inklusive eines geizigen Millionärs,
der in einem Haus auf einem Hügel lebte.
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Bild 2 - Pure
Inspiration, gezeichnet von Vicar |
Welche Disney-Figur mögen Sie am liebsten und
warum?
Es ist so schwer, sich für nur eine zu entscheiden.
Aber ich denke, es ist doch Donald Duck. Wegen ihm dürfen
wir faul, schlecht gelaunt, egoistisch, albern oder dickköpfig
sein...und trotzdem vollkommen liebenswert.
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Bild 3 - Pure
Inspiration, gezeichnet von Vicar |
Haben Sie Pläne für die Zukunft? Gibt
es etwas, was Sie furchtbar gerne noch tun würden?
Ich
würde gerne weiterhin für Egmont Disney-Comics
schreiben und eines Tages irgendwann endlich meine Kinderbücher
schreiben und zeichnen.
Vor einigen Jahren schon haben wir eine ganz ungewöhnliche
Geschichte von Ihnen im Donald Duck Sonderheft (Nr. 197)
veröffentlicht: Reise in die Welt der Malerei (Pure
Inspiration, gezeichnet von Vicar). Tick, Trick und Track
werden dort in eine andere Dimension transponiert, eine
Parallelwelt, in die sich große, klassische Meisterwerke
der Kunst aus Frust vor den dumpfbackigen Museumsbesuchern
geflüchtet hatten. Das ist wirklich eine unglaubliche
Geschichte. Wie sind Sie auf diese wirklich grandiose Idee
gekommen?
Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wo diese Idee herkam.
Aber die meisten Geschichten beginnen mit einem einzigen
Bild, das vor meinem geistigen Auge auftaucht.
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Bild 4 - Pure
Inspiration, gezeichnet von Vicar |
(Anmerkung: Unsere Redaktion gab
der Autorin seinerzeit fünf Klassiker
vor, die in der Comic-Geschichte unterzubringen seien. Wolfgang
J. Fuchs geht in der Rubrik „Entenhausener Geschichten“ im
DDSH 197 ausführlich darauf ein. Aber Vicar,
der heutzutage nicht umsonst als einer der ganz „großen“ Disney-Zeichner
gilt, ließ es dabei nicht bewenden. Die ganze Geschichte
wimmelt nur so von Zitaten.)
Stand August 2007
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