Paul Westheim

Biographie


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Der Kunstschriftsteller Paul Westheim wurde am 7.8.1886 in Eschwege geboren und verstarb am 21.12.1963 in Berlin.
Nachdem er eine kaufmännische Lehre absolvierte wurde er 1904 zunächst Feuilletonmitarbeiter der Frankfurter Zeitung, bis er 1906 das Studium der Kunstgeschichte in Berlin aufnahm.

Westheim wurde insbesondere für seine pointierten Kunstkritiken geschätzt. Außer in der Frankfurter Zeitung erschienen diese unter anderem in Sozialistischen Monatsheften, ab 1909 in Deutsche Kunst und Dekoration, und ab 1911 in Die Kunst. In dieser Zeit stand er besonders in Fragen der Gestaltung und Architektur dem Deutschen Werkbund nahe und war mit Theodor Heuß befreundet. Die Gründung einer der einflussreichsten Kunstzeitschriften der Weimarer Republik gelang ihm 1917 mit Das Kunstblatt, welches bis 1932 als eigenständige Zeitschrift und in ihrem letzten Jahr - 1933 - nur noch als Beilage der Zeitschrift Die Form Bestand hatte.



Im August 1933 emigrierte er nach Paris und wurde zum aktiven Antifaschisten. So arbeitete er ab 1936 im Kollektiv Deutscher Künstler und ab 1937 im Freien Deutschen Künstlerbund mit.
Als Förderer und publizistischer Sprecher des Expressionismus, und "Symbolfigur der entarteten Kunst" ist Paul Westheim den Nazis schon vor 1933 ein Dorn im Auge. 1935 wird Westheim aufgrund seiner Tätigkeit und seiner jüdischen Herkunft die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Von der Gestapo ausgeraubt verliert er seine umfassende Kunstsammlung und seine Bücher. Zwischen 1939 und 1941 war er in mehreren französischen Lagern interniert. Wie viele kommt er 1941 völlig mittellos in Mexiko an. Die Flucht gelingt ihm mit Hilfe des für das ERC (Emergency Rescue Committee) tätigen Max Diamant. In Mexiko bleibt er weiter politisch und kulturell aktiv. In der 1938 gegründeten Menorah (Vereinigung deutschsprachiger Juden) gilt er neben Paul Mayer und Charles Rooner als einer der aktivsten. In Mexiko entdeckt Westheim die Faszination der mexikanischen Kunst, insbesondere der mittelamerikanischen präkolumbischen Kulturen. Er schätzt den Sinnbildcharakter der mexikanischen Kunst, die er im Gegensatz zum Abbildcharakter europäischer Traditionen sieht. Sein besonderer Verdienst besteht in seiner Umdeutung dieser traditionellen Kunstformen von einer "archäologisch bedingten klassizistischen Deutung hin zu einer ästhetischen Neudefinition dieser Kunst als Ausdruck von Mythos und Naturerfahrung". Er bezeichnet diese Kunst auch als "eine andere Art von Expressionismus". Mit seinem Interesse findet er schnell Anschluss an die mexikanische Kunstszene und wird von Galerien, Museen und vom Erziehungsministerium für sein profundes Wissen geschätzt. Anfang 1942 hält er Vorträge zum Thema "entartete Kunst" für die Menorah und die Universidad Obrera. Ab 1943 übernimmt er die kunstkritische Berichterstattung in der DP. Außerdem verfasst er im Auftrag der Zeitschrift ARS den Aufsatz "El artistico moderno" ("Das moderne künstlerische Denken"). Insgesamt erschienen in seiner Zeit im Exil in Mexiko über 100 Aufsätze in unterschiedlichen Zeitschriften, von denen viele noch unerforscht und nicht übersetzt sind.


Zu Paul Westheims Hauptwerken gehören
Heil Kaddlatz (geschrieben im frz. Exil, erschienen 1977)
Rassenschande (1935)
Arte Antiguo de Mexiko (1950)
La Calavera - Der Tod in Mexiko (1953)
La Cerámica del México antiguo. Fenómeno artistico (1962)
La Escultura del Mexico antiguo (1956)
Ideas Fundamentales del arte prehispánico en México (1957) u.v.a.



Quellen:

  • dtv Lexikon der Kunst, Bd.7, München 1996.
  • Patka, Marcus G., Zu Nahe der Sonne: Deutsche Schriftsteller im Exil in Mexiko, Berlin 1999.

Djamila Leisner & Karolina May

letzte Bearbeitung: 22.10.01

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