HINTERGRUND
holzstamm_web.jpg  
Die Region Südosteuropa mit Fokus auf die Länder Kroatien, Slowenien, Bosnien-Herzegowina und Serbien durchläuft seit den 1990-er Jahren einen dynamischen Transitionsprozess, dessen Wirtschaftswachstum auch Auswirkungen auf eine intensivere Energienutzung hat. Vor dem Hintergrund der tendenziell hohen Erdölpreise und der hohen Importabhängigkeit im Energiesektor, gewinnen Erneuerbare Energien in der Region immer mehr an Bedeutung.

Die Länder Kroatien, Slowenien, Bosnien-Herzegowina und Serbien verfügen über große und ungenutzte Potenziale zur Nutzung Erneuerbarer Energien. Dennoch ist der Anteil Erneuerbarer Energien an der Energieversorgung der Länder mit Ausnahme von Wasserkraft immer noch sehr gering. Verantwortlich für diesen Rückstand waren und sind noch teilweise ein lückenhafter Rechtsrahmen, fehlende Einspeiseverordnungen und administrative Hindernisse. Die in Kroatien und Slowenien bereits in Kraft getretenen Vorschriften und Einspeisetarife sowie die für die zweite Jahreshälfte 2009 erwarteten gesetzlichen Regelungen in Serbien stellen eine gute Ausgangslage für die stärkere Nutzung von Erneuerbaren Energien im allgemeinen und Biomasse im besonderen in der Region dar. Denn eine der Energiequellen mit den höchsten Wachstumsaussichten ist mittelfristig Bionenergie, wobei hier die Schwerpunkte auf Biomasse und Biogas liegen. Die Länder Kroatien, Slowenien, Bosnien-Herzegowina und Serbien verfügen über große Waldaufkommen und eine teilweise stark ausgeprägte Landwirtschaft, deren Erzeugnisse und organischen Abfälle sich optimal für die Energiegewinnung nutzen lassen und weiter ließen.

Kroatien
Mit Blick auf den EU-Beitritt, die stark schwankenden Mineralöl- und Erdgaspreise sowie der signifikanten Energieimportabhängigkeit nimmt die Energieerzeugung aus Erneuerbaren Energien mittlerweile eine immer bedeutender werdende Position im Land ein.
Im Zuge des Beitrittsprozesses hat Kroatien das Konzept der Reformen im Energiesektor auf rechtlicher und institutioneller Ebene den Anforderungen der EU angepasst.
Der Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromversorgung des Landes liegt (ohne große Wasserkraftwerke) derzeit unter 1%. Zielsetzung ist es, bis zum Jahr 2010 den Anteil erneuerbarer Energien (ohne große Wasserkraftwerke) am Gesamtverbrauch auf 5,8% und bis zum Jahr 2030 auf 23% zu steigern. Mit dem Inkrafttreten der Durchführungsvorschriften und der Einspeiseregelung im Juli 2007 hat Kroatien auch den administrativen Rahmen zur kommerziellen Nutzung Erneuerbarer Energiequellen geschaffen.
Bioenergie hat in Kroatien dank großer Holzvorkommen, einer gebietsweise ausgeprägten Landwirtschaft und holzverarbeitenden Industrie ein hohes und zum Großteil noch ungenutztes Potenzial und wird im Vergleich zu anderen Erneuerbaren Energiequellen langfristig den größten Anteil an der Energiebilanz des Landes einnehmen.
Etwa 48% der Landesfläche, bzw. rund 2,7 Mio. Hektar, sind bewaldet. Die Waldflächen verzeichnen einen jährlichen Zuwachs von ca. 10,5 Mio. m³. Expertenschätzungen zufolge könnten bis zum Jahr 2030 bis zu 4.000 GWh Strom aus Biomasse erzeugt werden. Dennoch beschränkte sich die Nutzung von Biomasse lange Zeit auf die ineffiziente Beheizung von Haushalten und einigen holzverarbeitenden Betrieben. Obwohl Biomasse bereits die wichtigste erneuerbare Wärmeenergiequelle ist, sind erst 512 MW Wärmeleistung in industriellen Biomasse-Anlagen installiert. Hinzu kommen kleine Heizöfen und –anlagen in Privathaushalten.
Die Nutzung von Biomasse zur Kraft-Wärme-Kopplung wurde entgegen dem allgemeinen Trend in der EU bisher stark vernachlässigt. Eine Bestätigung des steigenden Interesses für die Nutzung von Biomasse stellen die etwa 30 identifizierten Großprojekte (Elektrizitätswerke und Biomasse-Blockheizkraftwerke), die sich in unterschiedlichen Vorbereitungsphasen befinden. Die im November 2008 veröffentlichte Energiestrategie des Landes sieht vor, dass mithilfe bestehender Fördermaßnahmen und der Beseitigung administrativer Hindernisse bis zum Jahr 2020 Biomasse-Kraftwerke mit eine Gesamtleistung von 140 MW installiert werden.
Die Nutzung von Biogas befindet sich in Kroatien erst im Anfangsstadium und beschränkt sich auf drei in Betrieb genommene Anlagen. In der letzten Zeit ist das Interesse für den Bau von Biogasanlagen jedoch stark gestiegen. Experten zufolge verfügt Kroatien über Potenzial für den Bau von 360 Biogasanlagen. Durch die Zersetzung von Düngemitteln und organischen Abfällen könnten in Kroatien 245.000 Tonnen Biogas hergestellt werden. In der kroatischen Agrarwirtschaft spielt neben dem Anbau von landwirtschaftlichen Nutzpflanzen die Viehzucht, insbesondere die Rinder-, Schweine- und Geflügelzucht eine große Rolle. Zudem ist die Lebensmittel- und Getränkeindustrie mit einem Anteil von 19,8 Prozent an der Industrieproduktion und rund 2.600 Unternehmen in der Lebensmittelherstellung und -verarbeitung ein bedeutender Zweig der kroatischen Wirtschaft.
Einen Anreiz für Projekte zur Nutzung von Bioenergie stellen neben den im europäischen Vergleich guten Einspeisetarifen auch Förderprogramme des Fonds für Umweltschutz und Energieeffizienz (FZOEU) dar. Westeuropäische und insbesondere deutsche Technologien für die Nutzung von Bioenergie genießen in Kroatien ein hohes Ansehen und sind verbreitet.

Slowenien
Slowenien verfügt über ein hohes Potenzial zur Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien. Laut Agentur zur Umstrukturierung der Energiewirtschaft (ApE) könnten gegenüber dem Referenzjahr 2005 bis zu 1.570 MW an zusätzlicher Kapazität mit einem Gesamtwert in Höhe von rund 3,8 Mrd. Euro installiert werden. Durch Biomasse-Anlagen im Wert von 125 Mio. Euro ließen sich zusammen 50 MW ausmachen und durch Stromerzeugung aus Biogasanlagen im Wert von 60 Mio. Euro insgesamt 20 MW.
54% des slowenischen Territoriums ist mit Wald bedeckt, aber nur 4% der Primärenergie besteht aus der Nutzung von Biomasse. Dieses Ungleichgewicht soll in nächster Zukunft ausbalanciert werden. Biomasse wird als ein Weg verstanden, die Schadstoffemissionen zu senken, Synergien in anderen Branchen zu erhöhen sowie die größtenteils ländlichen Gebiete wirtschaftlich zu fördern. Das Hauptpotenzial des 260 Mio. m³ Holzvorrates liegt geografisch gesehen im Osten des Landes und in Zentralslowenien. Holz und Holzabfälle sollen insbesondere für die Fernwärme genutzt werden und den Anteil der Erneuerbaren Energien in der Energiebilanz um 1,8% erhöhen sowie CO2-Emissionen abbauen. Geplant sind Maßnahmen wie etwa die Umstellung und Errichtung größerer Industriekessel und 220 individueller Kessel.
Energienutzung aus Biogas von Abwassergasen, Dünger oder landwirtschaftlichen Abfällen und Deponiegasen ist in Slowenien präsent, hat im Moment aber einen unbedeutenden Einfluss auf die Energiebilanz, ganz im Gegenteil zu ihrem bedeutenden Potenzial zur Reduktion von Treibhausgasemissionen.
Jedoch ist das Interesse für die Produktion und energetische Nutzung von Biogas in den letzten Jahren in Slowenien sehr gestiegen. Das Land erlebt gerade die erste Phase der Investitionen in Biogasanlagen. In den kommenden Jahren wird der Bau von einigen Biogasanlagen mit 7-10 MW Kapazität erwartet.
Die wichtigste Quelle für die Gasproduktion werden Abfälle der Nahrungsmittelindustrie sein und organische Abfälle aus Haushalten. Große Potenziale haben ebenso landwirtschaftliche Betriebe, die Dünger, Korn, Silagen, Gras und anderes organisches Material für die Biogasproduktion nutzen können. Biogasproduktion wird derzeit in fünf mittelgroßen und großen landwirtschaftlichen Betrieben durchgeführt.
Es wird ebenso eine gute Möglichkeit bieten kleine und mittelgroße landwirtschaftliche Familienbetriebe dazu zu motivieren Biogas in gemeinsamen Ortschaftsanlagen zu produzieren.
Kleine Familienbetriebe begegnen jedoch immer noch großen Risiken, wenn sie in kleine Biogasanlagen investieren (finanzielle Risiken, Probleme mit Genehmigungen von lokalen Behörden und Einwohnern). Begrenztes Wissen über und Erfahrung mit günstigen Biogasanlagen behindert ebenso solche Initiativen von kleinen Familienbetrieben. Es existieren acht zentrale Abwasseraufbereitungsanlagen für die Produktion von Biogas, aber nur vier von diesen nutzen Biogas zur Produktion von Wärme und Elektrizität. Die gesamte installierte elektrische Leistung durch Abwassergase ist geringer als 1 MW.
Die Nutzung von Deponiegas wird nur in drei Mülldeponien durchgeführt: in Ljubljana, Maribor and Celje. Das Deponiegas wird für die Elektrizitätserzeugung in Gas-KWK Systemen eingesetzt. Die Leistungskapazität aller installierten Anlagen beträgt 3,5 MW. Die Produktion von Biogas in Abwasser- und landwirtschaftlichen Anlagen umfasste 2003 etwa 240 TJ (Deponiegas - 221 TJ, Biogas - 19 TJ).

Bosnien und Herzegowina
Die primären Energiequellen in Bosnien-Herzegowina (BuH) sind Kohle und Wasser. Die Kohlereserven im Land belaufen sich auf rund 4 Mrd. t und das gesamte Hydropotenzial wird auf 6.800 MW geschätzt, wovon bislang jedoch nur 35% ausgeschöpft werden. Im Jahr 2006 betrug die Stromgewinnung aus diesen beiden Energieträgern 13.750 GWh, der Energieverbrauch belief sich auf 11.520 GWh. Große Potenziale sind v.a. bei kleinen Wasserkraftwerken zu finden, deren Kapazität nur zu 4,4% (ca. 30 MW) genutzt wird.
Die Politik der Entwicklung der Erneuerbaren Energien in BuH ist noch nicht definiert. Anfang April 2008 hat das Ministerium für Außenhandel und Wirtschaftsbeziehungen Bosnien und Herzegowina eine Studie über den Energiesektor in veröffentlicht. Die Studie definiert erstmalig u.a. die Nutzung Erneuerbarer Energiequellen als eine der strategischen Zielstellungen für BuH. Die gesetzlichen Regelungen über Erneuerbare Energien und Einspeiseverordnungen werden erst bis Ende des Jahres erwartet. In beiden Entitäten (Föderation BuH; Republik Srpska) sind Regierungsbeschlüsse über die Einspeisetarife (Wasserkraftwerke bis 5 MW, Biomasse, Biogas, Windkraft und Sonnenenergie) in Kraft. Die geplanten Investitionen im Energiesektor bis 2020 belaufen sich auf 3,9 Mrd. Euro. Dabei ist das Thema Erneuerbare Energien Schwerpunkt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Gemäß dem im April 2009 unterschriebenen Abkommen sind 17 Mio. Euro Entwicklungshilfe für den Energiesektor vorgesehen. Etwa 50% der gesamten Landesfläche ist mit Wald bedeckt. Das bestehende Holzvolumen wird insgesamt auf ca. 300 Mio. m³ beziffert. Das gesamte Potenzial der Biomasse wird auf 33 PJ (0,79 Mtoe) geschätzt. Expertenschätzungen zufolge könnten 9.200 GWh aus Biomasse erzeugt werden. Die Nutzung der Biomasse beträgt 4,2% und beschränkt sich ausschließlich auf die Beheizung von Haushalten. In einigen Gebieten von BuH, wo ein Fernwärmenetz nicht vorhanden ist, beläuft sich der Verbrauch von Biomasse (Holz und Holzkohle) bis zu 60% des gesamten Energieverbrauchs.
Biomasse wird immer häufiger zur Produktion von Pellets und Holzbriketts genutzt, wodurch die Nachfrage steigt. Die Produktion wird auf 150 Mio. Tonnen geschätzt, wovon 30% für den Export bestimmt ist. Jedoch ist die Nutzung der Biomasse in der Industrie und Landwirtschaft zurzeit immer noch niedrig. Nur in der Landwirtschaft liegt ein Potenzial von ca. 200 Mio. Tonnen Biomasse jährlich. Allgemein wird Biomasse selten zur Stromerzeugung genutzt.
In der nordbosnischen Stadt Orašje plant ein deutscher Investor den Bau einer Anlage zur Produktion von Biogas und von Biobriketts.

Serbien
Das technisch ausnutzbare Energiepotenzial der Erneuerbaren Energien in der Republik Serbien ist sehr bedeutsam und wird auf über 3,83 Mio. toe jährlich geschätzt, wobei Biomasse die bedeutendste alternative Energiequelle in Serbien ist. Das große Biomassepotenzial ergibt sich aus 24.000 km² bewaldeter Fläche sowie 45.000 km² landwirtschaftlich genutzter Fläche, die sich auf das Gesamtterritorium Serbiens (77.474 km²) verteilen. 60% der Biomasse entstehen in der landwirtschaftlichen Produktion und 40% des Potenzials liegt in der Waldmasse. Serbien verbraucht ca. 14 Mtoe, wobei sich das Biomassenpotential auf 2,6 Mtoe beläuft. Nach Einschätzungen könnte man durch Biomassennutzung ca. 1/5 des Energiebedarfs Serbiens befriedigen.
Das Energiepotenzial der Biomasse in der Landwirtschaft wird im Ackerbau auf ca. 3 Mio. t und im Obst- und Weinbau auf ca. 1,1 Mio. t geschätzt. Das Biomassenpotenzial aus der Forstwirtschaft ist ebenso enorm: der national Forstwirschaftsplan sieht eine Bewaldung Serbiens bis 31,5% vor. Es wird geschätzt, dass eine Möglichkeit für den Anbau von sogenannten „Energiewäldern“ mit schnellwachsenden Bäumen (z.B. Pappeln) auf einer Fläche von 200.000 ha besteht. Forschungen haben ergeben, daß es möglich wäre jährliche Erträge von 15 bis 20 t Holzbiomasse pro Hektar zu erzielen.
Die Nutzung der Biomasse in Serbien hat ihre häufigste Anwendung in der Beheizung von privaten Haushalten (weniger in der Industrie) in Form von Brikett- und Pelletsnutzung. In den nächsten Jahren wird die Anwendung von Biomasse in Wärmekraftwerken und bei der Stromerzeugung, einschließlich im industriellen Bereich, stark zunehmen.
Ein wichtiger Aspekt in der Positionierung deutscher Technologien ist der Prozess der EU-Annäherung Serbiens. Neue Investitionen im Bereich der Abfallverwertung werden mit den neuen Vorgaben der Novelle der EU-Abfallrichtlinie von 2007 in Einklang gebracht werden, so dass Müllverbrennung, oft in Kombination mit der Nutzung von Biomasse, ein großes Potenzial in Serbien darstellen. Das Potenzial zur Herstellung von Biogas aus Mülldeponien wird entsprechend geringer ausfallen.
Der bestehende Umfang ausländischer Investitionen zur Nutzung von Erneuerbaren Energien ist immer noch klein, trotz eigentlich großem Interesse ausländischer Investoren. Dies ist eine Folge der bisher nicht bestehenden Fördermechanismen für Erneuerbare Energien, vor allem der fehlenden Einspeisetarife bzw. begünstigten Preise. Die serbische Regierung und ihre zuständigen Behörden haben sich jedoch noch in diesem Jahr zum Ziel gesetzt, viele der bisherigen Hindernisse und Mängel zu beseitigen und die Förderung alternativer Energiequellen zu beschleunigen.

Fazit
Obwohl der Markt für Bioenergie in der Region Südosteuropa noch unterentwickelt ist, steigt nicht nur das Interesse an Technologien, Ausrüstungen und dem Know-how, sondern auch der Bedarf spürbar. Damit entwickelt sich ein interessanter, aussichtsreicher und naheliegender Markt mit zahlreichen Kooperations- und Lieferchancen, auf dem deutsche Unternehmen und deutsche Produkte bereits ein hohes Ansehen genießen.

 





VERANSTALTER

     
  ahkkroatien_ohne.jpg  
  akhslowenien_ohne.jpg

 
  ahkbosnien_ohne.jpg
 
  ahkserbien_ohne.jpg  
   logo_de_mini2.jpg  
  logo_eclareon.gif  
     

TRÄGER

       
  gti_logo.jpg  

   renewables.jpg