Friedrich Kittler: AphroditeMay 2

Soirée in der Rotunde des Alten Museums Berlin am Lustgarten, 16. Mai 2006: Vorstellung des Buches “Musik und Mathematik. Band 1: Hellas, Teil 1: Aphrodite.” Wilhelm Fink Verlag, Paderborn 2006.

Friedrich Kittler“Die beiden Worte, die den Titel einer Tetralogie aus Hellas, Roma Aeterna, Hesperien und Turing-Galaxis bilden, stehen für die Wurzeln von Kunst und Wissen: musike, die Lust des Singens, Tanzens, Spielens heißt nach der Muse, die im Herzen alles aufbewahrt und daher davon sagen kann. Musik macht also nach, was Musen tun, seit sie auf ihrem Götterberg mit allem Singen angehoben haben. Aus fast dem selben Ursprung stammt mathesis, das Lehren im allgemeinen, und Mathematik, das Denken über Zahlen im besonderen. Bei Homer heißt mathein nämlich noch nicht zählen oder rechnen, wie Aristoteles gelehrt hat, mathon nennt vielmehr ein dunkles Wissen, das Helden erst nach Jahrzehnten des Erfahrens in Fleisch und Blut gegangen ist. Unter den wenigen Reimen, die in Griechenohren widerhallten, blieb der alte Spruch von pathein/mathein, leiden und lernen unverloren.”

[Vortrag]
(61 min, 60 MB)

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Zeit-Online-Kritik
des Buches

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Plauderei mit Stefan Münker auf dem Weg vom Alten Museum zur Humbold Universität, über einen Kommentar von Sophia Nabokov zu Münkers Artikel Information, über die Jugend des Denkens, vom Nutzen der ungebrochenen und naiven Kraft, die Münker auch Kittler zuschreibt, welcher auch noch vorbei kommt und einer Hölderlin-Zitation nicht entgehen kann.

[Plauderei]
(3 min, 3 MB)

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  1. […] Friedrich Adolf Kittler (* 1943 in Rochlitz, Sachsen) ist Literaturwissenschaftler und Medientheoretiker. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Kulturtechniken und seit etwa 2001 die Antike. Folgende Begriffe spielen für ihn eine wichtige Rolle: Aufschreibesysteme, Technik und Militär.Inhaltsverzeichnis1 Leben2 Werk und Bedeutung3 Kritik4 Literatur4.1 Schriften4.2 Sekundärliteratur5 Siehe auch6 Weblinks zu zu 7 Einzelnachweise// LebenFriedrich Kittler wurde 1943 im sächsischen Rochlitz geboren (sein Bruder Wolf 19 Monate später); seine Familie floh mit ihm 1958 in die Bundesrepublik Deutschland, wo er von 1958 bis 1963 ein naturwissenschaftlich-neusprachliches Gymnasium in Lahr im Schwarzwald besuchte und anschließend von 1963 bis 1972 Germanistik, Romanistik und Philosophie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau studierte. Während des Studiums wurde er beeinflusst durch Texte der französischen Poststrukturalisten, vor allem von Jacques Lacan und Michel Foucault, die damals in Deutschland noch weitgehend unbekannt waren.1976 wurde Kittler mit einer Arbeit über den Dichter Conrad Ferdinand Meyer zum Dr. phil. promoviert. Von 1976 bis 1986 arbeitete er als Wissenschaftlicher Assistent am Deutschen Seminar der Universität Freiburg.1980 gab er den Sammelband „Austreibung des Geistes aus den Geisteswissenschaften“ heraus, für den er auch Derridas Aufsatz „Titel (noch zu bestimmen)“, Titre (à préciser) ins Deutsche übersetzte. Kittler hat Derrida damals zu dessen ersten Vortrag in Deutschland eingeladen.1984 wurde er im Bereich der neueren deutschen Literaturgeschichte habilitiert. Seine Habilitation “Aufschreibesysteme 1800 – 1900″ hatte insgesamt 13 Gutachter, und zwei Jahre lang herrschte über den Ausgang des Verfahrens Unsicherheit.Mehrere Aufenthalte als Visiting Assistant Professor und Visiting Professor an amerikanischen Universitäten wie der University of California, Berkeley, der University of California, Santa Barbara, oder der Stanford University.Von 1986 bis 1990 war er Leiter des DFG-Projekts Literatur und Medienanalyse in Kassel und wurde 1987 als Professor für Neugermanistik an die Ruhr-Universität Bochum sowie 1993 an den Lehrstuhl für Ästhetik & Geschichte der Medien der Humboldt-Universität zu Berlin berufen.Kittler wurde 1993 mit dem Siemens-Medienkunstpreis des ZKM Karlsruhe (Zentrum für Kunst und Medientechnologie) für seine Forschungen auf dem Gebiet der Medientheorie ausgezeichnet.[1]1996 Distinguished Scholar an der Yale University und 1997 Distinguished Visiting Professor an der Columbia University in New York.Seit 2001 ist Friedrich Kittler stellvertretender Direktor des Hermann von Helmholtz Zentrums für Kulturtechnik und Mitglied der Forschergruppe „Bild Schrift Zahl“ (DFG). Werk und BedeutungFriedrich Kittler ist einer der einflussreichsten und bedeutendsten deutschen Medientheoretiker und Begründer der “Berliner Schule” (der Medienwissenschaft). Er steht für einen neuen Ansatz der Medientheorie, der ab den 1980er Jahren zunehmend populär wurde und von den technischen Medien ausgeht.Der Begriff “Aufschreibesysteme” entlehnt Kittler Daniel Paul Schreber. Er bezeichnet bei Kittler “das Netzwerk von Techniken und Institutionen (…), die einer gegebenen Kultur die Adressierung, Speicherung und Verarbeitung relevanter Daten erlauben.”[2] Dies ist auch als Sympathieerklärung (in der Tradition Foucaults) für den Wahnsinn verstehen. Laut Kittler hat alle Wissenschaft ein paranoides Element.Kittlers zentrales Projekt ist es, „den Menschenwissenschaften […] ihr medientechnisches Apriori nachzuweisen“ (Hartmut Winkler), oder mit seinen eigenen Worten: die „Austreibung des Geistes aus den Geisteswissenschaften“, so der gleichnamige Titel einer Veröffentlichung aus dem Jahr 1980.Kittler lehnt Marshall McLuhans Lesart der Medien als extensions of man ab: „Medien sind keine Pseudopodien, die der Menschenkörper ausfahren würde. Sie folgen der Logik der Eskalation, die uns und die Schrift-Geschichte hinter sich läßt“ (Kittler in Geschichte der Kommunikationsmedien. In: Jörg Huber, Alois Martin Müller (Hrsg.): Raum und Verfahren). Medien aber sind nie Autonom, sondern ihre Nutzung ist immer historisch.Vereinfachend könnte man Kittlers Thesen dahingehend zusammenfassen, dass unser Wissen (und das was wir für wahr halten) in entscheidender Weise von den von uns benutzten Kulturtechniken abhängen.Konsequenterweise sieht er im Schreiben von Literatur, dem Schreiben von Programmen und dem Einbrennen von Strukturen in Silizium-Chips ein Kontinuum:Wie wir wissen und nur nicht sagen, schreibt kein Mensch mehr. […] Heute läuft menschliches Schreiben durch Inschriften, die […] mittels Elektronenlithographie in Silizium eingebrannt ist […]. Letzter historischer Schreibakt mag es folglich gewesen sein, als in den späten Siebzigern ein Team von Intel-Ingenieuren […] die Hardware-Architektur ihres ersten integrierten Mikroprozessors [aufzeichneten] (Kittler, Es gibt keine Software. In: ders.: Draculas Vermächtnis. Technische Schriften).Die Medientheoretiker Norbert Bolz, Stefan Heidenreich, Stefan Römer, Claus Pias und Wolfgang Ernst sind Schüler Kittlers. KritikKritiker weisen auf Kittlers Neigung hin, apodiktisch und dunkel zu formulieren. In der Zeit wurde sein jüngstes Buch verrissen, weil es den „geneigten Leser in ungelichteter Düsternis zurücklassen“ würde.[3] Der Psychoanalytiker Harald Weilnböck zitiert in der Zeitschrift Mittelweg 36 Kittlers Diktum:Im Vergessen des Wortes Vergessen fallen Geäußertes und Äußerung zusammen. Der Taumel dieses Zusammenfalls ist die Wahrheit,und fügt mit leisem Spott hinzu, dass die Lektüre dieses Satzes ihn intellektuell in einen ebensolchen „Taumel“ versetzt habe.[4]Ein weit verbreiteter Kritikpunkt – vorgebracht beispielsweise von Sybille Krämer [5] – bezieht sich auf das medientechnische Apriori. Durch den großen Stellenwert, dem Kittler ihm beimesse, komme ihm die Funktion einer Letztbegründung zu. Der Apriori-Begriff Kittlers bezieht sich allerdings nicht auf Kants Transzendentalphilosophie, sondern auf den Begriff des historischen Aprioris bei Foucault, wie dieser ihn in der Archäologie des Wissens entwickelt. Foucaults historischer Wissensbegriff knüpft jedoch gerade nicht an vermeintlich ewige Wahrheiten an, sondern stellt das Kontingente und Historische allen Wissens heraus. Während Kants transzendentale Logik, auf Kategorien aus ist, die vor aller Erfahrung liegen und diese erst ermöglichen, soll die Rede vom historischen Apriori herausstellen, dass die Logik des Diskures (einschließlich der Kulturtechniken) uns historisch und nicht transzendental bestimmt. Literatur Schriften1977: Der Traum und die Rede. Eine Analyse der Kommunikationssituation Conrad Ferdinand Meyers. Bern-München1979: Dichtung als Sozialisationsspiel. Studien zu Goethe und Gottfried Keller (mit Gerhard Kaiser). Göttingen1980 (Hrsg.): Austreibung des Geistes aus dem Geisteswissenschaften. Programme des Poststrukturalismus, Schöningh, Paderborn, Wie, Zürich 1980 online1985: Aufschreibesysteme 1800/1900. Wilhelm Fink Verlag, München. ISBN 3-7705-2881-6 (engl. Ausgabe: Discourse Networks 1800 / 1900, with a foreword by David E. Wellbery. Stanford 1990)1985: Diskursanalyse – Ein Erdbeben in Chili und Preußen. In: David Wellbery (Hrsg.), Positionen der Literaturwissenschaft, München. ISBN: 978-3-406-37731-0.1986: Grammophon Film Typewriter. Berlin: Brinkmann & Bose. ISBN 3-922660-17-7 (engl. Ausgabe: Gramophone Film Typewriter, Stanford 1999)1990: Die Nacht der Substanz. Bern1991: Dichter – Mutter – Kind. Wilhelm Fink Verlag, München. ISBN 978-3-7705-2594-2.1993: Draculas Vermächtnis: Technische Schriften. Leipzig: Reclam. ISBN 3-379-01476-1 – Essays zu den „Effekten der Sprengung des Schriftmonopols“, zu den Analogmedien Schallplatte, Film und Radio sowie „technische Schriften, die numerisch oder algebraisch verfasst sind“.1997: Literature, Media, Information Systems: Essays (Hrsg. von John Johnston). Amsterdam1998: Hardware – Das unbekannte Wesen1998: Zur Theoriegeschichte von Information Warfare1999: Hebbels Einbildungskraft – die dunkle Natur. Frankfurt, New York, Wien2000: Eine Kulturgeschichte der Kulturwissenschaft. Wilhelm Fink Verlag, München. ISBN 978-3-7705-3418-0.2000: Nietzsche – Politik des Eigennamens: wie man abschafft, wovon man spricht (mit Jacques Derrida). Berlin.2001: Vom Griechenland (mit Cornelia Vismann; Internationaler Merve Diskurs Bd.240). Merve: Berlin. ISBN 38839617362002: Optische Medien. Merve: Berlin. ISBN 3-88396-183-3.2002: Zwischen Rauschen und Offenbarung. Zur Kultur- und Mediengeschichte der Stimme (als Hrsg.). Akademie Verlag, Berlin2004: Unsterbliche. Nachrufe, Erinnerungen, Geistergespräche. Wilhelm Fink Verlag, Paderborn.2005: Musen, Nymphen und Sirenen. Audio-CD. supposé, Köln. ISBN 978-3-932513-64-0.2006: Musik und Mathematik I. Hellas 1: Aphrodite. Wilhelm Fink Verlag, Paderborn. ISBN 978-3-7705-3782-2.2009: Musik und Mathematik I. Hellas 2: Eros. Wilhelm Fink Verlag, Paderborn. ISBN 978-3-7705-4778-4. SekundärliteraturFrank Hartmann: Friedrich Kittler. In: Information Philosophie 25 (1997) 4, S. 40-44Josef Wallmannsverger: Friedrich Kittler. In: Helmut Schanze (Hg.): Metzler Lexikon Medientheorie/Medienwissenschaft, S. 162 f. Stuttgart 2002Geoffrey Winthrop-Young: Friedrich Kittler zur Einführung, Hamburg: Junius Verlag 2005, ISBN 3-88506-607-6 Siehe auchAlphabetisches MonopolGutenberg-Galaxis Weblinks zu zu Literatur von und über Friedrich Kittler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (Datensatz zu Friedrich Kittler • PICA-Datensatz)Friedrich A. Kittler: Bibliographie (Englisch)Lehrstuhl für Ästhetik und Geschichte der Medien Humboldt-Universität zu BerlinVorträge und LesungenGespräch zum Buch Aphrodite mit Stefan MünkerVortrag (Text/Audio): Farben und/oder Maschinen denkenVortrag (Video/Audio): Vom Gott der Diebe zum gerechneten RaumVorlesung (Audio): Kulturgeschichte der Kulturwissenschaften IILesung (Video): Kittler liest Gedichte von Sappho und spricht über die LiebeVortrag (Video/Audio) Blitz und Serie, Ereignis und DonnerVortrag (Video/Audio) Ontologie der MedienWeblinks zu zu von und über Kittler in TelepolisTelepolis: Vom Sündenfall der Software – Medientheorie mit Entlarvungsgestus: Friedrich Kittler – von Frank Hartmann, 22. Dezember 1998Auf dem Weg in den Maschinenpark – Rezension Friedrich Kittler: Eine Kulturgeschichte der Kulturwissenschaft – von Frank Hartmann, 28. November 2000Telepolis: Friedrich Kittler meets Stephan Schambach von Stefan Krempl, 26. Mai 2000Telepolis: Nicht Cyborg, sondern Affe 17. April 2005„Rock me, Aphrodite!“ – Interview mit Kittler auf Telepolis, 24. Mai 2006. Einzelnachweise↑ [1]↑ Aufschreibesysteme, S. 501↑ http://www.zeit.de/2006/12/ST-Kittler-neu↑ Harald Weilnböck: „Das Trauma muss dem Gedächtnis unverfügbar bleiben“. Trauma-Ontologie und anderer Miss-/Brauch von Traumakonzepten in geisteswissenschaftlichen Diskursen, in: Mittelweg 36, Heft 2, 16. Jahrgang, April/Mai 2007, S. 7.↑ Auf der Tagung “Was ist ein Medium?”, 17. Dezember 2005, http://www.formatlabor.net/Mediendiskurs/ Sybille Krämer, GesprächPersonendatenNAMEKittler, FriedrichKURZBESCHREIBUNGdeutscher Literaturwissenschaftler und MedientheoretikerGEBURTSDATUM1943GEBURTSORTRochlitz, Sachsen Kategorien: Literaturwissenschaftler | Medienwissenschaftler | Hochschullehrer (Bochum) | Hochschullehrer (Humboldt-Universität zu Berlin) | Kulturwissenschaftler | Deutscher | Geboren 1943 | MannWartungskategorie: Wikipedia:Quellen fehlen © Diese Definition / dieser Artikel zu Friedrich_Kittler stammt von Wikipedia und ist lizensiert unter GFDL. Hier können Sie den Original-Artikel zu Friedrich_Kittler , die Versionsgeschichte und die Liste der Autoren einsehen. © Diese Definition / dieser Artikel zu stammt von Wikipedia und ist lizensiert unter GFDL. Hier können Sie den Original-Artikel zu , die Versionsgeschichte und die Liste der Autoren einsehen. […]

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