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20.06.2012

Behindertensport

Ein Überblick über die Qualifikationsregeln

Der komplexe Weg zu den Paralympics

Dabei sein ist alles - aber auch das muss man erst einmal schaffen. Die Qualifikation zu den Paralympischen Spielen 2012 in London ist teilweise kompliziert, die Statuten des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) füllen unzählige Seiten. Ein kleiner Überblick.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich zu qualifizieren: Durch ein gutes Ergebnis bei den Weltmeisterschaften, bei regionalen Meisterschaften, bei anderen Qualifikationsturnieren, über eine Rangliste, über feste Plätze für die gastgebende Nation oder durch eine Wildcard.

Wie das genau aussehen kann, erklärt sportschau.de im Folgenden an zwei Beispielen. Beim Rollstuhlbasketball und anderen Mannschaftssportarten sind die Regeln recht überschaubar. Komplizierter wird es bei Individualsportarten wie dem Radsport, wo die Sportler bei verschiedenen Rennen Punkte für Ranglisten sammeln können. Allerdings bestimmen diese Ranglisten nur, wie viele Sportler eine Nation nominieren darf. Welche Sportler letztlich nach London fahren, entscheidet zum Beispiel in Deutschland der Ausschuss Leistungssport des Deutschen Behinderten-Sportbundes (DBS) auf Vorschlag des Bundestrainers.

Allgemeines

Rollstuhlbasketball: Bei den Männern treten in London zwölf Teams gegeneinander an, bei den Frauen zehn. Die nationalen Komitees dürfen pro Mannschaft zwölf Spieler nominieren. Jede Nation darf, selbstverständlich, höchstens ein Frauen- und ein Männerteam melden.

Radsport: Bei den Paralympics sind im Radsport 50 Goldmedaillen zu vergeben, 27 bei den Männern, 19 bei den Frauen und vier in Mixed-Wettbewerben. Es werden 155 Fahrer und 70 Fahrerinnen an den Start gehen. Jede Nation darf bis zu 14 Männer und sieben Frauen nominieren, wobei Tandems wie ein Athlet oder eine Athletin gewertet werden. Pro Einzelwettbewerb darf jedes Land maximal drei Athleten stellen, pro Teamwettbewerb ein Team.

Weltmeisterschaften

Rollstuhlbasketball: Die Ergebnisse der WM 2010 haben bestimmt, wie viele Mannschaften aus den vier Regionen Europa, Amerika, Asien-Ozeanien und Afrika an den Spielen teilnehmen dürfen. Relevant waren bei den Männern die ersten sieben Plätze, bei den Frauen die ersten fünf. Bei den Frauen haben die USA (erster Platz) und Kanada (Dritter) zwei Startplätze für die Region Amerika gesichert. Deutschland (Zweiter) und die Niederlande (Fünfter) holten zwei Startplätze für Europa und Australien (Vierter) einen für Asien-Ozeanien. Welche Länder letztlich an den Spielen teilnehmen, entscheidet sich bei den regionalen Meisterschaften.

Radsport: Die Ergebnisse der Straßen-Weltmeisterschaften 2010 und 2011 sowie den Bahn-Weltmeisterschaften 2011 und 2012 fließen in die "Kombinierte Straßen- und Bahn-Nationen-Rangliste" (s.u.) ein.

Regionale Meisterschaften

Rollstuhlbasketball: Es gibt regionale Meisterschaften für Europa, Amerika, Afrika und Asien-Ozeanien. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen erhalten die Gewinner einen Platz bei den Paralympics. Weil zum Beispiel bei den Frauen Deutschland und die Niederlande bei den Weltmeisterschaften zusätzliche Startplätze für Europa gesichert haben (s.o.), qualifizieren sich auch der EM-Zweite und -Dritte für London. Landet Gastgeber Großbritannien, der einen Startplatz sicher hat, bei der EM auf einem der ersten drei Plätze, qualifiziert sich auch der Viertplatzierte für die Paralympics.

Sonstige Qualifikationswettbewerbe

Radsport: Für die "Kombinierte Straßen- und Bahn-Nationen-Rangliste" (s.u.) zählen außer den Ergebnissen der oben genannten Weltmeisterschaften noch die Resultate des Straßen-Weltcups in Spanien im Juni 2010. Von den drei Straßen-Weltcups im Jahr 2011 fließen die besten beiden Ergebnisse in die Rangliste ein.

Zudem werden noch die drei besten Ergebnisse bei den Straßen-Continental-Cups (auch P1-Rennen genannt) des Jahres 2011 gewertet. Gleiches gilt für die Bahn-Continental-Cups. In welcher Region diese Ergebnisse erzielt werden, ist unerheblich.

Ranglisten

Radsport: Es gibt zwei Ranglisten, die für die Paralympics relevant sind: Die Nationen-Rangliste und die Kombinierte Straßen- und Bahn-Nationen-Rangliste.

Nationen-Rangliste: Bei den Männern erhalten die ersten 40 Länder dieser Wertung einen Startplatz für London, bei den Frauen die ersten 25. Der Wertungszeitraum ist bereits abgeschlossen, er war auf das Jahr 2010 beschränkt. Deutschland sicherte sich sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen einen Platz für London.

Kombinierte Straßen- und Bahn-Nationen-Rangliste: Über diese Wertung werden 105 Startplätze bei den Männern und 40 bei den Frauen an die Nationalen Paralympischen Komitees (NPC) vergeben. Gewertet werden die Ergebnisse der Bahn- und Straßenweltmeisterschaften sowie einiger weiterer Rennen aus dem Zeitraum 1. Januar 2010 bis 13. Februar 2012. Die Nationen erhalten bei jedem Rennen die Punkte ihres jeweils besten Fahrers und ihrer jeweils besten Fahrerin aus jeder Handicap-Klasse. Am Ende der Qualifikationsphase berechnet das IPC einen Faktor, indem es die aufsummierte Gesamtpunktzahl aller Nationen durch 105 (Startplätze) bei den Männern und 40 bei den Frauen teilt. Anschließend teilt es die Gesamtpunktzahlen der einzelnen Nationen durch diesen Faktor - und berechnet so die Zahl der Startplätze, die eine Nation über die Kombinierte Rangliste erhält. Allerdings kann ein Land über diese Liste maximal 13 Startplätze erhalten.

Plätze für die gastgebende Nation

Rollstuhlbasketball: Großbritannien hat bei den Frauen und bei den Männern jeweils einen Startplatz sicher.

Radsport: Es gibt keine Sonderregelung für Radsportler aus Großbritannien.

Wildcards

Basketball: Es sind keine Wildcards vorgesehen.

Radsport: Das IPC und der Internationale Radsport-Verband (UCI) vergeben zehn Wildcards an männliche und fünf an weibliche Athleten. Jeder nationale Verband kann bis zu zwei Kandidaten und zwei Kandidatinnen aus den eigenen Reihen für eine Wildcard vorschlagen. Diese zusätzlichen Startplätze gibt es, um sicherzugehen, dass alle Wettbewerbe durchgeführt werden können, dass Medaillenkandidaten teilnehmen können und dass jede Region auf seine Mindest-Teilnehmerzahl kommt: Ozeanien auf zwei Starter, Afrika auf vier, Asien auf fünf, Amerika auf neun und Europa auf 20.

vs | Stand: 22.08.2011, 08:00

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