Behandlungsfehler in Wuppertaler Klinik Baby droht zu erblinden

In dem Wuppertaler Krankenhaus "St. Anna“ sind drei Frühgeborene mit zu hoch dosierten Augentropfen behandelt worden. Dies führte nach Angaben der Klinik zu Verätzungen der Augen. Eines der Kinder wird bleibende Schäden davon tragen, es könnte dauerhaft erblinden.


Eingang des St. Anna-Krankenhauses in Wuppertal
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St.-Anna-Klinik in Wuppertal

Für den kleinen Linus und zwei andere Neugeborene sollte es am 7. Februar 2012 eine Routineuntersuchung werden, bei der auch die Entwicklung der Augen unter die Lupe genommen werden sollte. Wie die Klinik selbst einräumt, kam es dabei aber zu einem schweren Zwischenfall. Die Augentropfen, mit deren Hilfe die Pupillen geweitet werden sollten, waren 1.000-fach zu hoch dosiert. Weil die Kinder offenbar mit starkem Schreien reagierten, wurde die Untersuchungen abgebrochen und mit dem Spülen der Augen begonnen. Für das Augenlicht des kleinen Linus war das offenbar zu spät. Der Großvater des Jungen sagte WDR.de, für die Familie seiner Tochter sei dies eine Katastrophe. "Wenn so etwas passiert muss man sofort an allen Rädern drehen."

Derzeit wird der kleine Linus in einer anderen Wuppertaler Klinik behandelt, die mit der St.-Anna-Klinik bei der Behandlung von Frühgeborenen kooperiert. Dort versuchen Ärzte, das Augenlicht zu retten. Während für zwei der Kinder die Prognose positiv ausfällt, haben die Mediziner für den kleinen Jungen keine große Hoffnung. Auch eine spezielle Operation mit Amnion, einer feinen Hautschicht, brachte keine Besserung. Nun soll der kleine Junge ein weiteres Mal operiert werden. Ob er etwa durch eine Hornhauttransplantation später wieder uneingeschränkt sehen kann, ist ungewiss.

Ermittlungen laufen


Brutkasten in einer Frühchenstation
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Inkubator (Symbolbild)

Die Staatsanwaltschaft Wuppertal ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung, bestätigte Oberstaatsanwalt Wolf-Tilmann Baumert. Ihr lagen am Dienstag (21.02.2012) zwei Strafanzeigen wegen Körperverletzung vor. Ermittelt werde noch nicht gegen konkrete Personen. Zunächst soll erstmal aufgeklärt werden, wer die Tropfen zubereitet hat und wer die Vorgaben dafür gemacht hat. "Wir stehen ganz am Anfang." Neben den Eltern eines der Kinder hat auch das St. Anna-Krankenhaus selbst Anzeige erstattet. Der Sprecher des Krankenhauses erklärte dem WDR Fernsehen, nach ersten Erkenntnissen sei die Dosierung der Augentropfen falsch übermittelt worden und von der Krankenhausapotheke nicht mehr überprüft worden. So sei das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid in viel zu hoher Dosis den Augentropfen beigemischt worden, was zur Verätzungen der Augen geführt habe. Über dienstrechtliche Maßnahmen gegenüber den behandelnden Medizinern wurde bislang nichts bekannt.

Der offenbar besonders schwer betroffene Junge war am 1. Januar dieses Jahres in der Klinik als Frühgeborenes in der 28. Schwangerschaftswoche geboren worden. Der Sprecher der Klinik bedauerte den tragischen Zwischenfall. Er schloss aus, dass sich dieser Fehler noch einmal wiederholen könne. Bei dem kleinen Linus wäre sofort gehandelt worden, nachdem der Fehler aufgefallen sei.


Stand: 21.02.2012, 17.08 Uhr


Kommentare zum Thema (31)

letzter Kommentar: 24.02.2012, 13:01 Uhr

Angela schrieb am 24.02.2012, 13:01 Uhr:
ich bete für den kleinen Linus. Gott möge ihm helfen.
anna schrieb am 24.02.2012, 08:37 Uhr:
Es ist endlich Zeit für die Einführung von Höchststandards in unseren Krankenhäusern. Dazu gehört pro Krankenhaus ein Hygienearzt, Schulung, Sensibilisierung und Aufstockung des Personals, Ärzte die nicht zum Umfallen müde sind, zwingend vorgeschriebene Kontrollmechanismen und ausreichend Reinigungspersonal. Dass das Geld kostet ist mir klar. Nur wollen wir wirklich mit Geld gegen Gesundheit argumentieren? Sind Dinge bei uns nicht finanzierbar, die in den Niederlanden funktionieren?
Nina schrieb am 24.02.2012, 08:20 Uhr:
Es ist schrecklich, was in diesem Krankenhaus passiert ist. Aber - sieht es nicht in fast jedem Krankenhaus so aus, dass das Personal so knapp oder überfordert ist, dass solche Fehler passieren können ? Hygiene und Unachtsamkeit des Personals sind die größten Probleme in den Krankenhäusern. Einer Bekannten wurden im Krankenhaus Medikamente einer anderen Patientin hingestellt. Zum Glück wußte sie wie ihre Tabletten aussehen und hat sie gleich reklamiert. Besonders tragisch ist es , wenn es bei Neugeborenen ein solch gravierender Fehler passiert. Die Eltern sorgen sich schon genug um Frühchen - und dann noch sowas. Man kann nur hoffen, dass dem Baby noch geholfen werden kann....
@Norbert schrieb am 24.02.2012, 08:06 Uhr:
Die Höchststrafe beträgt 10 Jahre....soviel zu DEM Thema
Barbara schrieb am 23.02.2012, 18:53 Uhr:
Lieber Gott, mach' das Baby wieder sehen kann. Bitte, bitte

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