Originaltitel
Eat Drink Man Woman
Produktionsland
Taiwan / USA
Produktionsjahr
1994
Genre
Drama, Komödie
Lauflaenge ca. 119 min.
FSK 12

Darsteller
Sihun Lung
Kuei-mei Yang
Chien-lien Wu
Winston Chao

Stab
Regie: Ang Lee
Drehbuch: Ang Lee, Hui-Ling Wang, James Schamus
Kamera: Jong Lin
Produktion: Li-Kong Hsu

Meisterkoch Chu lebt mit seinen drei erwachsenen Töchtern in Taipeh. Dem Witwer sind Traditionen heilig und so ist das gemeinsame Sonntagsmahl regelrecht zu einem Ritual geworden. Obwohl Chus Geschmacksnerven kaum noch vorhanden sind, versucht er sich jedes Mal selbst zu übertreffen. Seinen Töchtern fallen die ausgedehnten Mahlzeiten zunehmend zur Last. Sie wollen auf eigenen Füßen stehen und endlich das Nest verlassen. Daher herrscht meist eisige Stille an der Tafel. Doch als Chu während eines dieser Essen bekannt gibt, nicht wie erwartet die Witwe Liang, sondern deren Tochter Jin-Rong heiraten zu wollen, kommt plötzlich Bewegung in das stumme Mahl...

Als Einzeltitel/in einer Box erhältlich:

DVD Digipak 2er
TW / USA 1992 / 94
R: Ang Lee

Die Komödien „Eat Drink Man Woman und „Das Hochzeitsbankett vereint einer Box.

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Extras

  • Trailer

Technische Angaben

Bild: 1,85:1 (anamorph)
Sprachen/Ton: Deutsch, Mandarin (Surround Dolby Digital)
Untertitel: Deutsch

Rezensionen

film-dienst | | film-dienst.kim-info.de
Eat Drink Man Woman
von Horst Peter Koll

Es scheint ein Wesenszug im traditionellen chinesischen Verhalten zu sein, daß man versucht, sich aus höflicher Zurückhaltung vor dem Mitmenschen zu verbergen, damit dieser nicht merkt, was in einem vorgeht. Doch im Lauf der Zeit hat sich dieses Höflichkeitsritual gegen den Menschen gewandt, und er findet nun nicht mehr aus seinem selbstgesponnenen Kokon heraus: er verbirgt sich auch vor sich selbst, vermag nicht mehr, sich zu dem eigenen Leben zu bekennen. Die Tradition hat sich gegen ihn gerichtet und erscheint in der modernen, verwestlichten Welt als überlebt, nicht mehr sinnvoll. Ein Konflikt vor allem auch zwischen den Generationen ist damit programmiert. Davon handelte bereits Ang Lees "Das Hochzeitsbankett" (fd 30 467), und davon erzählt nun auch seine neueste Komödie, die der 1954 in Taiwan geborene Filmemacher als Abschluß seiner "Trilogie über die Väter" konzipierte. (Der erste Teil "Pushing Hands", 1991, kam nicht in hiesige Kinos.) Diesmal sind die Akzente freilich etwas verschoben, und letztlich sind es einmal nicht die Kinder, die ihren traditionsbewußteren Vater enttäuschen werden, sondern es wird umgekehrt sein. Denn das Nicht-Verstehen zwischen jung und alt ist keine einseitige Angelegenheit; auch die vorgeblich moderneren und aufgeschlosseneren Kinder machen sich ihre Bilder der Alten, die sich als trügerisch erweisen können.

Für Ang Lee sind solche Gedanken kein Anlaß für ballastschwere, verbissen-tiefsinnige Reflexionen; er verwebt sie spielerisch leicht in liebenswert-unterhaltsame, mal in Maßen traurige, dann wieder fröhliche Episoden, die sich allmählich, aber beharrlich zu einer tragfähigen Einheit verbinden. Im Mittelpunkt des Geschichtenreigens steht Meisterkoch Chu, der in Taipeh als einer der ganz Großen seines Fachs gilt und selbst abzusehende Katastrophen - etwa bei einem ausladenden Hochzeitsbankett des Gouverneurs, bei dem die als Delikatesse eingekauften Haifischflossen zerfallen - souverän abzuwenden versteht. In seinem privaten Leben sieht es da freilich anders aus. Chu, seit 16 Jahren verwitwet, lebt zusammen mit seinen drei hübschen Töchtern, denen er ein gutes Zuhause bieten will, sich aber bei aller Liebe innerlich zurückgezogen hat und vor den jungen Frauen verbirgt. Das zum Ritual gewordene sonntägliche Mittagessen, von Chu mit immensem Aufwand zubereitet, soll den Bestand der Familie dokumentieren, wird aber eher schweigend eingenommen und ist neuerdings zudem von einer bedrückenden Erkenntnis überschattet: Chu hat seinen Geschmacksinn verloren, er kocht mit der ganzen Routine seiner beruflichen Erfahrung, kann aber manchen geschmacklichen "Ausrutscher" nicht vermeiden. Etwas lastet auf seiner Seele, doch immer, wenn er sich den Töchtern zu offenbaren bereit ist, kommen sie ihm mit jeweils anderen Neuigkeiten zuvor. So gedenkt Jien Chien, die sich als erfolgreiche Geschäftsfrau in der Männerwelt einer Luftfahrtgesellschaft eine Spitzenposition erarbeitet hat, auszuziehen. Sie ist geschieden, fühlt sich nicht nur finanziell unabhängig, wird jedoch im Lauf der Ereignisse viele Enttäuschungen erleben und zum Schluß, für sie selbst überraschend, zum Vater (und damit zur traditionellen Rolle) zurückkehren. Jia Jen, mit 30 Jahren die älteste Tochter, arbeitet als Chemie-Lehrerin und droht nach einer (nur erdachten?) Liebesenttäuschung zum duckmäuserischen Mauerblümchen zu werden. Erst spät überwindet sie sich und ergreift die Initiative; und so kann sie eines Tages beim Sonntagsbankett ihre Hochzeit mit einem Kollegen kundtun. Die 20jährige Jia Ning schließlich geht noch zur Schule, jobbt in einem Fast-Food-Restaurant, wo sie den Freund einer Kollegin kennenlernt und sich verliebt. Als sie schwanger wird, ist das Nesthäkchen die erste, die das väterliche Haus verläßt.

Behutsam, feinsinnig und mit viel Zuneigung zu den Personen verflechtet Ang Lee die Episoden miteinander. Die Übergänge füllt er einerseits mit detailreichen Szenen der Essenszubereitung, die einen intensiven, sinnlichen Genuß fürs Auge bescheren und einen ganz eigenen kulturellen Kosmos scharfen; andererseits montiert er immer wieder kurze Alltagsszenen vom Verkehr draußen auf den Straßen ein, vom immer fließenden Strom der Autos und Fahrräder, die die Ereignisse um Chu und seine Töchter "zurückholen" in den Alltag und sie einordnen. Ebenso sind Einblicke in die Berufswelt der drei Töchter, aber auch ins schulische Leben des von Chu so geliebten Nachbarskindes äußerst pointierte und beredte Kommentare zum modernen Leben in Taipeh: Massenszenen mit der Tendenz zur Massenabfertigung, die individuelle Konturen und Bedürfnisse konterkarieren. Auch das Essen wird herabgewürdigt zur gedankenlos und beiläufig eingenommen Speise, die weder mit Bewußtsein und Sorgfalt zubereitet noch gegessen wird. Essen und Trinken, Männer und Frauen - das sind für Chu (und Ang Lee) aber große menschliche Triebe von lebenswichtiger Bedeutung, die verschüttet zu werden drohen. Für Chu spiegelt das Kochen das Leben - und umgekehrt -, und er leidet an der gestörten Harmonie beider Elemente. Doch er selbst ist ja ebenfalls Protagonist aus der Balance geratener Kräfte, die Störung seiner (geschmacklichen) Sinne Ausdruck einer seelisch bedingten Unruhe. Das Geheimnis, das er vor seinen Töchtern bis zum Ende des Films verbirgt und das diese in Verwirrung und Enttäuschung stürzen wird, klärt, endlich einmal offenbart, vieles und reinigt die Luft. Und am Ende erkennt Chu dann noch etwas und sagt es all "seinen" Frauen: Das Leben ist doch (noch) mehr als das Kochen, denn Kochen fängt man erst an, wenn man alle Zutaten zusammenhat.

Angaben zum Vertrieb

DVD im Handel seit 25.01.05
Bst.-Nr. 500451, EAN 4006680026640

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