Nation & Europa - Deutsche Monatshefte
Die Ende November 2009 eingestellte Zeitschrift 'Nation & Europa - Deutsche Monatshefte' (NE) war ein wichtiges rechtsextremistisches Theorie- und Strategieorgan in der Bundesrepublik. NE erschien seit 1951 als Monatszeitschrift im 'Nation Europa Verlag' – teilweise mit Doppelausgaben –, nach eigenen Angaben mit einer Auflage bis zu 20.000 Exemplaren. Angeschlossen war ein Buchdienst, in dessen Sortiment sich neben einschlägigen Eigenpublikationen zahlreiche Bücher anderer rechtsextremistischer Verlagsgesellschaften befand.
NE war eine Publikation der sogenannten Neuen Rechten, die sich um eine Intellektualisierung des rechtsextremistischen Gedankengutes bemühte. Der seinerzeit angeschlossene Förderkreis 'Nation Europa - Freunde e.V.' unterstützte die Publikation in ihrer bislang erfolglosen Zielsetzung, die parteipolitisch und organisatorisch zersplitterte Rechte in Deutschland und auch in Europa in einer Sammlungsbewegung zu einigen. Die Zeitschrift bot gemäß ihrer Zielvorgabe ein Forum für das gesamte nichtnazistische rechtsextremistische Spektrum in Deutschland. Die bei Rechtsextremen populäre Anlehnung an diffuse Verschwörungstheorien unter Einbeziehung obskurer multinationaler Kreise und finanzpolitischer Geheimorganisationen ließ sich auch bei NE wiederfinden. So verbarg sich hinter der Kritik an möglichen Folgen der Globalisierung lediglich ein kaum getarnter Antiamerikanismus in Form der Furcht vor "amerikanischen Verhältnissen", wie sie unter anderem in multiethnischen Strukturen ihren Ausdruck finden. In Abkehr vor den gesellschaftspolitischen Folgen von Sozialismus und Kapitalismus favorisierte auch dieses Organ der Neuen Rechten einen sogenannten europäischen Sonderweg.
Publikumswirksame tagespolitische Einzelaspekte wie die Frage der Wiedergutmachungsleistungen an ausländische Zwangsarbeiter oder den Staat Israel wurden zur Verstärkung bestehender Ressentiments mit verallgemeinernden Schlussfolgerungen kommentiert, die im Zusammenhang mit einem erkennbaren Antisemitismus vorgefasste Meinungen bestärken sollten. Als deren weitere Folge sollte beim Leser die gewollte Wechselwirkung einer von den tatsächlichen Hintergründen losgelösten unspezifischen Unzufriedenheit sowie ein fehlendes Identifikationsvermögen mit dem bestehenden Gesellschaftsmodell eintreten.
Mit gleicher Stoßrichtung wurden in einer regelmäßigen Kurzdokumentation unter der Überschrift "Aktuelles aus Multikultopia" neben der im Tenor tendenziösen Schilderung angeblich unabänderlicher gesellschaftspolitischer Problematiken bei der Behandlung der Integration bzw. Zuwanderung in Europa unter anderem diverse Meldungen über Delikte mit ausländischer Täterbeteiligungen aufgegriffen. Im Gefolge wurde so mittels unreflektierter Dokumentation bzw. fehlender notwendiger Differenzierung der tatsächlichen Geschehnisse die entstellende Fiktion einer in Anbetracht des Gesamtkontextes angeblichen unlösbaren akuten Gefährdungslage durch sowohl fehlenden Integrationswillen als auch eine natürliche mangelnde Integrationsfähigkeit gezeichnet.
Die Aufnahme und Einbindung nichteuropäischer, also "nichtweißer", Bevölkerungsgruppen und damit fremder kultureller Aspekte in die deutsche und europäische Gesellschaftsordnung wurde unter der Propagierung der Theorie eines vermeintlich vorzuziehenden - tatsächlich jedoch die eigentliche Intention der grundsätzlichen Xenophobie (Fremdenangst) lediglich verklausulierenden - Ethnopluralismus abgelehnt.
NE - ehemaliger Untertitel 'Monatszeitschrift im Dienste der europäischen Neuordnung' - veröffentlichte häufig Artikel aus der Feder bekannter internationaler Rechtsextremisten. Regelmäßig erschienen Meldungen und Hinweise über Aktivitäten rechtsextremistischer Organisationen im Ausland.