Forschung

Fischereimanagement und -ökologie, speziell in der Angelfischerei

Von Interesse sind insbesondere die sozialen, ökonomischen und biologischen Dimensionen der Angelfischerei ("Freizeitfischerei"), die in allen Industrienationen die dominierende Fischereiform in natürlichen Gewässern darstellt. Aus wissenschaftlicher Sicht eine Harmonie zwischen Fischerei und Naturschutz voranzutreiben, ist Ziel vieler meiner Studien. Zusätzlich zu den eher angewandten Fragen der Angelfischerei befasse ich mich grundlagenwissenschaftlich mit der Ökologie und Evolution von Fischbeständen in natürlichen und künstlichen Gewässerökosystemen unter besonderer Berücksichtigung anthropogener Stressoren. Eine streng interdisziplinäre, systemische Betrachtungsweise wird verfolgt, indem die Natur- mit den Sozialwissenschaften gekoppelt werden. Mein Forschungsprogramm zur Angelfischerei gliedert sich auf in eine

1. Naturwissenschaftliche Komponente

die den Einfluß der Fischerei auf die Populationsdynamik von beangelten Fischbeständen untersucht, sowie eine

2. Sozialwissenschaftliche Richtung

die das Verhalten des angelnden Menschen sowie Managementaspekte und damit verbundene Konflikte thematisiert. Diese Herangehensweise erachte ich zur Lösung von drängenden Problemen des nationalen und internationalen Fischressourcen-Managements für essentiell. Ich habe entsprechende interdisziplinäre Forschungsarbeiten bereits in meiner Promotion begonnen; sie werden im Rahmen der Juniorprofessur konsequent fortgeführt.

Eine Reihe von Drittmittelprojekten werden derzeit bearbeitet, über deren Inhalt und die nationalen und internationalen Kooperationspartner die Projektseite zum ADAPTFISH-Projekt detailliert informiert. ADAPTFISH steht dabei für "Adaptive Dynamik und Management gekoppelter sozial-ökologischer Systeme am Beispiel der Angelfischerei". In diesem Projekt wird die Angelfischerei auf verschiedenen Ebenen studiert (vgl. zu Teilprojekten "Core Projects" Link auf der ADAPTFISH-Seite)

1. Steuerungsstrukturen (Institutionen und Governance-Strukturen)

2. Anglerverhalten

3. Biologische Auswirkungen selektiver Befischung

Schlussendlich versuchen wir (5 Doktoranden und 1 Post Doc sowie nationale und internationale Kooperationspartner) integrative Modelle der Angelfischerei zu entwickeln und so Entscheidungshilfen für das praktische Fischerei-Management bereitzustellen. Es werden insgesamt 6 Teilprojekte bearbeitet (Adaptfish 1 bis 6). Die folgende Abbildung vermittelt einen kurzen Überblick, wie sich die Teilprojekt vernetzen und eingliedern.

 



Zusätzlich zum ADAPTFISH-Projekt bearbeite ich in Zusammenarbeit mit meinen Doktoranden/Innen, Kollegen/Innen und Studenten/Innen eine Reihe von begleitenden Fragestellungen:

[1] Naturwissenschaftliche Ansätze

Haushaltsfinanziert durch das IGB und mit Berufungsmitteln der Humboldt-Universität zu Berlin studieren wir die letalen und subletalen Auswirkungen von angelfischereilichen Praktiken wie die des Fangen-und-Zurücksetzen. Zusätzlich werden Modell-gestützte, populationsdynamische Analysen zu den selektiven Potentialen der Angelfischerei durchgeführt. Diese Arbeiten werden mit empirischen Studien an Modellarten verifiziert. Laufende Forschungsarbeiten umfassen z.B.:

[A] Einflüsse des Fangen-und-Zurücksetzens auf Verhalten und Wachstum verschiedener Raubfischarten (Hecht, Zander)

[B] Physiologische Determinanten der ethologischen Reaktion von Raubfischen auf Anglerstress am Beispiel von Forellenbarschen und Hechten

[C] Vergleich des Verhaltens und der Physiologie von gut und schlecht fangbaren Raubfischen

[D] Evolutionäre und populationsdynamische Auswirkugen einer selektiven Angelfischerei

 

[2] Sozialwissenschaftliche Ansätze

Zusätzlich laufen eine Reihe von drittmittelfinanzierten, sozio-ökonomischen Erhebungen zu Anglern in Deutschland und weltweit. Sämtlich dienen sie dazu, ein besseres Verständnis der Verhaltensweisen und der Einstellungen von verschiedenen Anglertypen zu erhalten. Daneben werden theoretische Arbeiten zum Angelfischerei-Management angefertigt und die ethische Aspekte der Angelfischerei analysiert. Laufende Forschungsarbeiten umfassen z.B.:

[A] Sozio-ökonomische und biologische Erhebung der Angelfischerei in Mecklenburg-Vorpommern unter besonderer Berücksichtigung des Aals

[B] Entwicklung des Angeltourismus in Naturschutzgebieten in verschiedenen Ländern Europas, speziell in Nord-West-Mecklenburg Vorpommern

[C] Soziale und ökonomische Bedeutung der Angelfischerei in Berlin und Brandenburg

[D] Ethik des Fangen-und-Zurücksetzens