Über die Laienhomöopathie

„Homöopathie in der häuslichen Selbstanwendung ist so alt und so traditionell, wie die Homöopathie selbst!“

Jeder Mensch, der je ein homöopathisches Kügelchen gegen irgendeine Beschwerde nahm, ist im Grunde ein Laienhomöopath. Und Laienhomöopathie ist alles andere als neu, im Gegenteil!

Laienhomöopathie hat hierzulande eine lange Tradition, die schon über 150 Jahre währt. Tatsächlich haben seit Anbeginn der Homöopathie homöopathische Ärzte die schwerwiegenden Erkrankungen behandelt und Laien - im Hausgebrauch - die leichteren Beschwerden. Im Laufe der Zeit entstand so die „Homöopathische Hausapotheke“. Hiermit ist eine übersichtliche Auswahl sehr bewährter homöopathischer Arzneimittel gemeint, die sich hervorragend für den Hausgebrauch eignen. Jede dieser Arzneien ist also über all die Zeit erprobt und hat sich immer wieder bewährt.

Unterstützt wurde die Laienhomöopathie von zahlreichen Büchern und Nachschlagewerken zur Selbstanwendung im familiären Rahmen. Wenn Sie das nächste Mal einen Flohmarkt besuchen, dann halten sie doch gerne einmal Ausschau nach einem dieser alten Schätze. Sie haben gute Chancen eines zu finden, denn diese Bücher wurden stets in sehr hoher Auflage gedruckt. Im Prinzip fand sich in jedem Haushalt ein solches Buch, denn seit etwa 1860 erhielten die jungen Bräute zur Hochzeit neben Kochbüchern, Büchern zur Haushalts- und Lebensführung immer auch einen „homöopathischen Hausarzt“, der Sie mit ausreichend Wissen ausstatten sollte, um ihre Familie erfolgreich naturheilkundlich und homöopathisch zu versorgen.

Besonders bei unseren älteren Mitmenschen kann man noch vieles von diesem Wissen wiederfinden.

So erlebte ich einst die Großmutter eines meiner kleinsten Patienten, die ihren Enkel zu mir in die Praxis  begleitet hatte. Sie stand schließlich begeistert vor meinem Arzneimittelschrank und schwelgte in Kindheitserinnerungen: „Bei Fieber gibt man Belladonna und bei Ohrenschmerzen Pulsatilla!“, sagte sie. Dabei schwang ihr Zeigefinger im Rhythmus ihrer Worte, fast so, als zitiere sie einen Reim. Ihr kleiner Enkelsohn hatte von ihr auch schon einige homöopathische Arzneien bekommen. Nun aber war er zur Anamnese bei mir und somit eingebettet in ein Netzwerk wie einst und ebenso vernünftig: Die kleineren Infekte wurden von Mutter und Oma behandelt, zur Behandlung seiner chronischen Erkrankung brachte man ihn zur Homöopathin.

Bis zum Kriegsende gab es in Deutschland homöopathische Laienvereine, die landesweit flächendeckend Büros und Läden für ihre Mitglieder bereitstellten. Für einen Groschen monatlich erhielten ihre Mitglieder die homöopathischen Monatsschriften der Vereine, in denen sie sich belesen konnten. So kurierte man gewöhnliche Beschwerden wie Fieber oder Infekte selbst und wenn man mit seinem Latein am Ende war, konnte man einen der vielen Vereinsläden aufsuchen und sich dort von einem Homöopathen beraten lassen. Das war also ein richtiges Netzwerk.

Nicht zuletzt haben einige der ganz großen historischen Homöopathen selbst einmal als Laienhomöopathen angefangen und andere berühmte zeitgenössische Homöopathen schrieben und schreiben ihre Werke, die sie ganz klar an die Laienhomöopathen richten.

In den letzten Jahren setzte nun mancherorts ein Trend ein, der die Laienhomöopathen zu verunsichern schien. Eine Mutter, die vielleicht beim Schnupfen ihres Kindes eine homöopathische Arznei anwendete hörte dann womöglich von einer Nachbarin, dies sei aber „gefährlich“, oder ein anderer Selbstanwender bekam die eigene Mittelanwendung von einem all zu gestrengen Homöopathen schlichtweg verboten. Ihnen allen sei gesagt, dass insbesondere die Homöopathen mit langjähriger Berufserfahrung jegliches Interesse der Menschen an der Homöopathie gutheißen, und die Laienhomöopathie unterstützen.

Ich selbst bin eine von ihnen. Ich weiß, dass meine Patienten eines Tages versuchen werden, sich bei kleineren, akuten Beschwerden ein passendes Mittel heraus zu suchen. Ich bin dann immer froh, wenn sie dann auch den Mut haben, mir das zu erzählen. So weiß ich immer, woran ich bin. Und es ist dann auch überhaupt nicht schlimm, wenn eine dieser Patientinnen sich vielleicht ein Mittel ausgewählt hat, welches nicht ganz so gut passt. Das ist mir hundertmal lieber, und von jedem Homöopathen besser zu betreuen, als wenn sie statt dessen mit einigen chemischen Arzneimitteln vorbehandelt wäre. Je langjähriger meine Patienten sind, desto mehr Erfahrung haben sie auch ganz selbstständig in den homöopathischen Arzneien gesammelt, und es ist eine Freude, zu sehen, wie sie darin immer besser und sicherer werden.

Ihnen und allen, die ihre ersten Schritte in der „kleinen“ Homöopathie gehen, möchten wir Mut machen, sich weiterhin mit der Laienhomöopathie zu befassen.

Wir werden Ihnen gerne dabei zur Seite stehen!


Tremmen, den 20.6.2007

Birgit Zart