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30/09/04

John F. Kennedy

Kennedy war der populärste Präsident in der US-Geschichte. Die wahren Umstände des Attentats, dem er 1963 in Dallas zum Opfer fiel, sind bis heute nicht eindeutig geklärt.

John Fitzgerald Kennedy wurde am 29. Mai 1917 in Brookline Massachusetts als zweites der neun Kinder des Multimillionärs und Diplomaten Joseph P. Kennedy und seiner Ehefrau Rose geboren. Kennedys katholische Vorfahren waren väterlicher- wie mütterlicherseits aus Irland in Massachusetts eingewandert. Bereits Kennedys Großväter waren in der US-Politik hervorgetreten.
Der junge Kennedy wuchs seit seinem neunten Lebensjahr in New York City auf, wo sein Vater an der Börse sein großes Vermögen noch vermehrte.

Kennedy studierte in London an der School of Economics and Political Science (1935-1936) und erwarb nach dem Studium der Staatswissenschaften in Harvard und einer kurzen Tätigkeit als Sekretär seines Vaters in der Londoner Botschaft 1940 den Grad eines Bachelor of Science.

1940 veröffentlichte er auch sein erstes Buch "While England Slept". Nach weiterem Studium der Betriebswissenschaften an der Stanford Universität und einer Studienreise durch Südamerika trat er 1941 freiwillig in die US-Marine ein, in der er den zweiten Weltkrieg, zuletzt als Kommandant eines Schnellbootes, mitmachte. Sein Schiff wurde 1943 in der Nähe der Salomonen-Inseln torpediert und Kennedy rettete nicht nur sich selbst sondern auch verwundete Matrosen an Land. Er wurde hoch ausgezeichnet.

Kennedy begann seine berufliche Laufbahn 1945 als Korrespondent bei der Konferenz von San Francisco, den britischen Wahlen und der Potsdamer Konferenz. 1946 erhielt er als Demokrat bei der Wahl für den Kongress im ärmsten Distrikt von Boston eine große Mehrheit.

Sein Hauptinteresse als Senator galt der Außenpolitik und der Arbeitsgesetzgebung. 1960 wurde Kennedy auf dem Nationalkonvent der Demokraten zum Präsidentschaftskandidaten gewählt. Kennedy führte einen in der amerikanischen Wahlgeschichte denkwürdigen Feldzug gegen den bisherigen Vizepräsidenten Nixon. Neu waren die aufsehenerregenden Fernsehduelle. Kennedy siegte ungewöhnlich knapp gegen seinen republikanischen Herausforderer Nixon.

Am 20. Januar 1961 wurde Kennedy - der erste Katholik in diesem Amt - als 35. Präsident der USA vereidigt. In seiner Kongressbotschaft steckte Kennedy die Ziele seiner Politik des "New Frontier" ab: Aufbruch zu neuen Grenzen, ehrenvoller Ausgleich mit der Sowjetunion, Festigkeit in der Verteidigung der Freiheit, Ermunterung der Demokratie in aller Welt durch großzügige Entwicklungshilfe. Mit seiner neuen politischen Mannschaft, in der er die geistige Elite der Nation zu sammeln suchte, wollte er den Zustand selbstgefälliger Stagnation überwinden, in dem Amerika während der Eisenhower-Aera gelebt hatte.

Gleich zu Anfang seiner Regierungszeit führte jedoch im April 1961 eine vom Wohlwollen Kennedys begleitete, aber unter Fehleinschätzung der Volksstimmung mit unzureichenden Mitteln durchgeführte Landung kubanischer Exilpolitiker auf Kuba zu einer schwersten politischen Niederlage.

Zwei Monate später traf er anläßlich seiner ersten Europareise erstmals mit seinem Gegenspieler Chruschtschow zusammen. Am 13. August 1961 führte die Errichtung der Berliner Mauer zu einer deutsch-amerikanischen Vertrauenskrise. Kennedy selbst wollte sich hier nicht engagieren, schickte aber dann doch Vizepräsident Johnson nach Berlin. Im Oktober 1962 erzwang er durch seine Politik der Entschlossenheit zum äußersten Risiko den Abzug sowjetischer Raketen aus Kuba.

In Südostasien, dessen Verlust an den Kommunismus zu verhindern auch Ziel der amerikanischen Politik unter Kennedy war, bahnte sich die missliche Entwicklung in Südvietnam an. Der große Entwicklungsplan fuer Lateinamerika "Allianz für den Fortschritt" blieb nach hoffnungsvollem Beginn später im Labyrinth lateinamerikanischer Interessenpolitik stecken.

Kennedys Vorstellungen einer "Atlantischen Partnerschaft" Gleichberechtigter, in seiner Rede vom 4. Juli 1962 in Philadelphia enthalten, ist durch das Wiedererwachen nationaler Eigenständigkeiten in Kontinentaleuropa unverwirklicht geblieben. Die westliche Allianz befand sich durch de Gaulles eigene Atompolitik, der vorläufigen Ausschließung Englands aus dem Gemeinsamen Markt und die Wandlung des Sonderverhältnisses, das seit dem Krieg zwischen Washington und London bestand, in einer Phase des Übergangs.

Innenpolitisch sah sich Kennedy vor einem Kongress, der zwar von den Demokraten beherrscht aber nicht bereit war, in den tiefgreifenden wirtschaftlichen und sozialen Fragen Amerikas so kühn zu denken und zu handeln wie er selbst. In der innenpolitischen Kernfrage gleicher Bürgerrechte für die schwarze Bevölkerungsminderheit hat Kennedy zwar unter dem Druck anschwellender Demonstrationen in den Südstaaten das umstrittene Integrationsgesetz für die Schwarzen eingebracht, doch der Rassenfanatismus des Südens zerstörte in diesem Punkt die Einheit der Nation.

Sein größter Sieg im Kongress blieb das Außenhandelsgesetz vom Herbst 1961. Im Kongress umstritten war auch seine Europareise im Sommer 1963, wobei sein Deutschlandbesuch zu einem überwältigenden persönlichen Erfolg, vor allem in Berlin, wurde.

Aus diesen ungelösten Problemen wurde Kennedy, der nach Meinungsumfragen 1964 vermutlich erneut Präsident geworden wäre, am 22. November 1963 völlig unerwartet durch Mord herausgerissen. In Dallas/Texas wurde Kennedy im Beisein seiner Frau und des Gouverneurs von Texas, Conally, Opfer eines mit einem Gewehr mit Zielfernrohr ausgeübten Attentats. Lee Oswald, der mutmaßliche, aber nicht geständige Täter, wurde tags darauf von dem Barbesitzer Jack Ruby ebenfalls erschossen.

Der Tod Kennedys löste in der ganzen westlichen Welt und sogar hinter dem eisernen Vorhang Zeichen einer ganz ungewöhnlichen Erschütterung aus. Er hinterließ seiner Witwe Jacqueline und seinen Kindern Caroline und John ein Millionenvermögen.

Im September 1964 legte die sogenannte "Warren-Kommission" ihren Abschlussbericht über das Attentat der Öffentlichkeit vor. Nach ausgiebigen Untersuchungen war die Kommission zu der Schlußfolgerung gekommen, dass Oswald allein der Täter gewesen sei. Gegen diese "offizielle Wahrheit" stehen heute mehr als 30 andere Thesen zum Mord von Dallas.
Quelle: Munzinger / ARTE

Erstellt: Thu Sep 30 17:10:23 CEST 2004
Letzte Änderung: Thu Sep 30 17:10:23 CEST 2004