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11.08.11 14:34

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Schwangerschaft + illegale Drogen

Von Öffnet ein Fenster zum Versenden einer E-MailBeratungsstelle Bad Kissingen

1 Einleitung

In Deutschland leben ca. 30.000 - 60.000 Kinder drogenabhängiger Eltern.
Wenn drogenabhängige Frauen zum ersten Mal mit ihrer Schwangerschaft konfrontiert werden, haben sie meist ein schlechtes Gewissen ihrem ungeborenen Kind gegenüber. Sie machen sich Vorwürfe, was sie ihrem Kind schon alles mit ihrem Drogenkonsum angetan haben könnten. Deshalb ist es für viele überraschend zu hören, dass ihre Schwangerschaft problemlos verlaufen kann und dass sie ein gesundes Kind zur Welt bringen können, wenn sie sich an einige Regeln halten.

Empfehlung der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS):

  • Dringend erforderlich ist das Aufsuchen eines Gynäkologen, der sie während der gesamten Schwangerschaft begleitet.
  • Zudem sollte die Schwangere einen Arzt mit einer suchtmedizinischen Qualifikation aufsuchen, der mit dem Gynäkologen zusammenarbeitet, um eine bestmögliche Versorgung während der Schwangerschaft zu erreichen.
  • Der Konsum von Drogen sollte nach ärztlicher Rücksprache baldmöglichst eingestellt werden.
  • Zur psychosozialen Unterstützung ist außerdem das Aufsuchen einer Suchtberatungsstelle dringend angeraten.

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2 Schwangerschaft - besondere Risiken und Fragen

Wenn es nicht gerade ein Wunschkind ist, ruft die Nachricht schwanger zu sein bei vielen Frauen gemischte Gefühle hervor. Kommt noch ein Risikofaktor wie zum Beispiel der Konsum von Drogen hinzu, so ist die Schwangerschaft mit weiteren Fragen verbunden.
Warum besteht überhaupt ein Risiko?

  • Das ungeborene Kind ist über die Nabelschnur und die Placenta (Gebärmutter) mit dem Blutkreislauf der Mutter verbunden. Somit wirkt sich der Konsum von Drogen auch auf das Kind aus, wodurch erhebliche Schädigungen beim Kind hervorgerufen werden können.
  • Drogenabhängige Frauen bemerken die Schwangerschaft oft erst im vierten oder fünften Schwangerschaftsmonat. Dies lässt sich häufig auf einen durch den Drogenkonsum verursachten unregelmäßigen Zyklus zurückführen. In den ersten drei Monaten der Schwangerschaft entwickeln sich bereits die Organe und Extremitäten (Arme und Beine) beim Kind, so dass zu diesem Zeitpunkt ein besonders hohes Gefährdungsrisiko besteht.
  • Durch den Drogenkonsum kann die Entwicklung des Kindes nachhaltig gestört werden. Im schlimmsten Fall kann es zu Fehl- oder Todgeburten kommen.

Schwangere sind nicht nur für ihre eigene Gesundheit verantwortlich, sondern auch für die ihres Kindes. Da schon geringe Mengen Drogen eine Gefahr für Mutter und Kind darstellen, sollte auf jeden Fall der Versuch unternommen werden, den Konsum von Drogen ganz einzustellen oder auf Substitutionsmedikamente unter ärztlicher Begleitung zurück zu greifen.
Eine Schwangerschaft bzw. ein Kind kann aber auch als Chance angesehen werden, erste Schritte zum Ausstieg aus dem Drogenkonsum zu unternehmen und die Sucht endlich zu bekämpfen.
Auch für den Lebenspartner und Vater des Kindes kann die Schwangerschaft  ein positiver Einschnitt, eine Perspektive sein, die dem Leben Sinn verleiht,  und vielleicht auch ihn motiviert, einen Ausstieg aus der Drogenszene anzustreben.

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3 Einzelne Suchtstoffe

Drogen stellen bei Einnahme in jedem Fall eine Gefahr für das Ungeborene dar. Je nach Suchtmittel ergeben sich für das Kind unterschiedliche Risiken, diese werden im Folgenden aufgeführt. Ganz wichtig ist, dass der gleichzeitige Gebrauch unterschiedlicher Drogen die größte Gefährdung für das Kind darstellt.

Die Substanzen und ihre Risiken im Überblick

Cannabis, Haschisch, Marihuana 

Infos  

  • Überwiegend psychische Abhängigkeit

Risiken für das Kind  

  • Fehl-, Frühgeburten
  • höhere Sterblichkeit des Kindes kurz vor oder nach der Geburt
  • niedrigeres Geburtsgewicht
  • plötzlicher Kindstod
  • Sprach- und Gedächtnisstörungen
  • Lernstörungen

Was Frau tun sollte 

  • den Arzt aufsuchen
  • eine Suchtberatungsstelle aufsuchen


Heroin

Infos 

  • hoch wirksames sowohl körperliche als auch psychische Abhängigkeit erzeugendes Mittel
  • Entzugssymptome schon nach wenigen Stunden möglich
  • oft mit anderen unbekannten Substanzen verschnitten

Risiken für das Kind 

  • Gebrauch oder abrupter Entzug sind lebensbedrohlich für das Kind im Mutterleib
  • Wachstumsstörungen des Ungeborenen
  • durch Beimischungen Gefahr von Fehlbildungen
  • Frühgeburt
    Entzugssyndrom des Neugeborenen
  • Untergewicht des Neugeborenen
  • Entwicklungs- und Verhaltensstörungen, Lernprobleme

Was Frau tun sollte 

  • Bei einem Arzt für Substitution eine Substitutionsbehandlung beginnen und
  • evtl. Medikamentendosis nach Anleitung reduzieren
  • eine Suchtberatungsstelle aufsuchen


Kokain (Koks, Schnee, Coke, Crack, Rocks)

Infos  

  • gefährlichste harte Droge für das Ungeborene
  • oft gestreckt mit anderen Substanzen, Verunreinigungen
  • psychische Abhängigkeit

Risiken für das Kind 

  • Fehlbildungen des Herzens, Gehirns, der Harn- und Geschlechtsorgane
  • Fehl- bzw. Frühgeburt
  • Entwicklungsrückstände

Was Frau tun sollte 

  • einen in Suchtfragen erfahrenen Arzt aufsuchen
  • eine Suchtberatungsstelle aufsuchen


Benzodiazepine (Valium®/Diazepam, Rohypnol®)

Infos 

  • wird als Entspannungs- Beruhigungs- oder Schlafmittel verwendet
  • körperliche und psychische Abhängigkeit, auch bei regelmäßigen, niedrigen Dosen

Risiken für das Kind 

  • nach Geburt Gefahr von Atemstillstand und Entzugssymptomen
  • langwieriger Entzug beim Neugeborenen

Was Frau tun sollte 

  • Rücksprache mit einem Arzt halten
  • nur auf ärztlichen Rat einnehmen


Ecstasy, Speed, Amphetamine

Infos 

  • Reinheitsgehalt oft unklar
  • psychische Abhängigkeit

Risiken für das Kind 

  • problematische Effekte auf Nervensystem und Nervenentwicklung möglich

Was Frau tun sollte

  • einen Arzt aufsuchen
  • eine Suchtberatungsstelle aufsuchen


Substitutionsmittel: Methadon, L-Polamidon®, Buprenorphin (Subutex®)

Infos 

  • Ersatz für Heroin, gut einstellbar (längere Wirkdauer)
  • Deutlich geringeres Risiko für die Schwangere oder das Ungeborene
  • Substitution/Reduktion ambulant oder in der Klinik möglich

Risiken für das Kind 

  • Entzugssymptome beim Neugeborenen

Was Frau tun sollte 

  • Bei einem Arzt für Substitution eine Substitutionsbehandlung beginnen und
  • evtl. Medikamentendosis nach ärztlicher Anleitung reduzieren
  • eine Suchtberatungsstelle aufsuchen

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4 Entzug

Während der ersten drei Schwangerschaftsmonate vollziehen sich beim Embryo wesentliche Entwicklungsschritte. Aufgrund eines Drogenkonsums kann es zu einer Fehlentwicklung des Föten kommen, möglicherweise sogar zu einer Fehlgeburt. Die sofortige Beendigung des Drogenkonsums nach Kenntnis der Schwangerschaft ist bei einigen Drogen sicherlich möglich und sinnvoll. Für bestimmte Drogen, v.a. Heroin aber auch Benzodiazepine ist ein sofortiger Abbruch unter Umständen gefährlich für Schwangere und Kind und sollte deswegen nur unter Kontrolle eines Arztes erfolgen, der über eine suchtmedizinische Qualifikation verfügt, natürlich in enger Zusammenarbeit mit der Gynäkologin bzw. dem Gynäkologen. Die bisherigen medizinischen Erfahrungen zeigen auch, dass bei bestehender Schwangerschaft ein kompletter Entzug unter Umständen sehr gefährlich und mit schwereren Nebenwirkungen bis zu Frühgeburt oder Fehlgeburt verbunden sein kann, so dass eine Substitutionsbehandlung häufiger die bessere Alternative darstellt.

Nach der Geburt kommt es zu Entzugserscheinungen beim Neugeborenen, die in einer Kinderklinik behandelt werden müssen. Die Symptome reichen von leichter Unruhe, vermehrtem Schreien, erhöhtem Herzschlag bis zu gesteigerten Reflexen und Hautabschürfungen, häufiges Niesen, Erbrechen, Zittern, Fieber, Atemnot, Krampfanfällen. Diese Symptome erfordern auf jeden Fall eine ärztliche Betreuung in einer Klinik. Ein frühzeitiger Kontakt mit der Entbindungsklinik ist ratsam, damit diese vorbereitet ist und Mutter und Kind optimal betreuen kann. Hilfestellung finden Sie bei Ihrem Frauenarzt. Werden die Kinder medizinisch versorgt, dann ist ein Opiatentzug bei Neugeborenen nach ca. vier bis sechs Wochen abgeschlossen. Nimmt Sie an einer Substitutionsbehandlung teil, hat dies den Vorteil, dass Ihr Kind über die Muttermilch ebenfalls den Ersatzstoff erhält und dadurch mitbehandelt wird.

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5 Substitution

Unter einer Substitution versteht man eine medikamentöse Behandlung drogenabhängiger Menschen, bei der die illegale Substanz, z.B. Heroin, durch legale ähnliche Stoffe, wie beispielsweise Methadon oder Subutex® ersetzt wird. Die Substitution muss auf jeden Fall bei einem Arzt mit Qualifikation zur Substitution oder unter dessen Begleitung durchgeführt werden. Auch eine begleitende Betreuung durch eine Drogenberatungsstelle ist notwendig. Die Kosten für eine Substitutionsbehandlung werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen.
Eine Substitutionsbehandlung ermöglicht oft einen normalen Schwangerschaftsverlauf und hat noch andere Vorteile im Vergleich zum weiteren Konsum illegaler Substanzen; so entfällt der so genannte "Beschaffungsstress" und Sie erhalten durch das Angebundensein an Beratungsstelle und Ärzte eine Unterstützung, um Ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Für die Schwangerschaft oder das Ungeborene sind keine weiteren Risiken durch eine Substitution belegt.

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6 Psychosoziale Bedingungen

Nicht nur der Drogenkonsum ist eine Belastung für das Kind, sondern auch die meist chaotischen und gesundheitswidrigen Lebensumstände der Mutter. Oft ist das Leben von Schulden, Kriminalität, Prostitution, sexuell übertragenen Krankheiten, HIV oder Hepatitis geprägt.
Das Zusammenwirken von Drogenkonsum und chaotischer Lebensführung verstärkt die Wirkung der Droge auf das Kind. Daher sollte eine einigermaßen geregelte Lebensgestaltung angestrebt werden. Unterstützung und professionelle Hilfe kann man von Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterDrogenberatungsstellen (Verzeichnis der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) und  Öffnet einen internen Link im aktuellen FensterSchwangerenberatungsstellen erhalten, wobei unter anderem auch Fragen rund um Wohnungssuche oder finanzielle Hilfen besprochen werden können.
Liegt eine HIV- oder Hepatitis-Infektion vor, lässt sich das Risiko einer Übertragung auf das Kind minimieren, indem während der Schwangerschaft und die erste Zeit danach einige Maßnahmen beachtet werden. Nähere Informationen hierzu finden Sie in unserem Beitrag Öffnet einen internen Link im aktuellen FensterSchwangerschaft und HIV/Hepatitis.

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7 Beratung

Sowohl für die Mutter als auch für das Kind ist eine finanzielle und materielle Absicherung notwendig. Daher ist es sinnvoll, frühzeitig abzuklären, welche Leistungen bei welchen Stellen beantragt werden können. Die Schwangerenberatungsstellen beraten bei allen Fragen rund um Schwangerschaft und Geburt und vermitteln gesetzliche und freiwillige finanzielle Leistungen. So ist zum Beispiel auch eine Antragstellung bei der Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterLandesstiftung "Hilfe für Mutter und Kind" möglich.
Eine Auswahl von Themen, zu denen Sie Beratung aber auch praktische Hilfestellung erhalten können, finden Sie in unserem Öffnet einen internen Link im aktuellen FensterThemenkatalog.
Mit einer Beraterin können Sie Ihre persönliche Situation vertrauensvoll besprechen. Unser Bemühen ist es, alles dafür zu tun, dass Sie als Familie Ihren Alltag bewältigen können. Schließlich haben es drogenabhängige Mütter nicht immer leicht, sich und ihrem Umfeld zu beweisen, dass sie gute Mütter sein können.
Um einen Termin zu vereinbaren, wenden Sie sich bitte an eine Öffnet einen internen Link im aktuellen FensterBeratungsstelle vor Ort.

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8 Stillen / Nachbetreuung

In der Regel wird das Stillen bis sechs Monate nach der Geburt empfohlen. Bei Drogenkonsum jedoch herrscht ein geteiltes Meinungsbild. Auf der einen Seite hat das Stillen Vorteile (nachzulesen in unserem Beitrag zum Öffnet einen internen Link im aktuellen FensterStillen). Die Gegner jedoch argumentieren, dass Mütter nach der Geburt wieder Drogen konsumieren, die dann über die Muttermilch auf das Kind übergehen können. Auch wenn sich die Mutter in einem Substitutionsprogramm befindet, erhält das Kind über die Muttermilch ebenfalls das Substitutionsmittel. Erforderlich ist, dass die substituierte stillende Mutter zu regelmäßigen Kontrollen zu ihrem Arzt geht. Auch der Kinderarzt sollte über die Substitution unterrichtet werden.
Liegt eine HIV- oder eine Hepatitis-Infektion vor, bestehen weitere Empfehlungen. Näheres hierzu finden Sie in unserem Beitrag Öffnet einen internen Link im aktuellen FensterSchwangerschaft und HIV/Hepatitis.
Bei allen ernsthaften Infektionskrankheiten sollten Sie unbedingt fachkundige Ärzte, eine Stillberaterin oder Hebamme/Familienhebamme um Rat bitten! Adressen in Ihrer Nähe finden Sie über unsere Beiträge Öffnet einen internen Link im aktuellen FensterStillenÖffnet einen internen Link im aktuellen Fenster Hebammen sowie über Ihre Öffnet einen internen Link im aktuellen FensterBeratungsstelle vor Ort.

Eine Nachbetreuung ("Wochenbettbetreuung") durch eine Hebamme umfasst folgende Angebote:

  • Rückbildungskontrolle
  • Kreislaufkontrolle
  • Behandlung von Wundheilungsstörungen
  • Hilfe für das Baby bei Blähungen und Dreimonatskoliken
  • Stillberatung oder Säuglingsernährungsberatung
  • Hilfe bei Milchstau und Brustentzündung
  • Tipps und Anleitungen für die Säuglingspflege
  • Nabelpflege

Die Leistungen der häuslichen Nachsorge z.B. durch Hebammen werden in vollem Umfang von den Krankenkassen übernommen.

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9 Weitere Informationen

Zum Thema Schwangerschaft und Drogen

Allgemein zum Thema Drogen

Broschüren

Bücher

  • "Drogen, Schwangerschaft und Lebensentwicklung der Kinder: Das Leiden der Kinder in drogenkranken Familien", Prof. Dr. Ruthard Stachowske (Herausgeber), 2008, Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterInhaltsbeschreibung

Weiterführende Informationen zum Thema Drogen, eine ausführliche Beratung und ggf. unterstützende Begleitung erhalten Sie bei allen Suchtberatungsstellen, Ihrem Arzt oder Gesundheitsamt sowie  Ihrer  Öffnet einen internen Link im aktuellen FensterBeratungsstelle vor Ort.

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Kein Internetangebot kann eine individuelle Beratung ersetzen. Vermeiden Sie, aus Unkenntnis Sozialleistungen nicht zu beantragen oder Entscheidungen mit negativen Auswirkungen zu treffen. Lassen Sie sich beraten! Eine Beratungsstelle finden Sie in Ihrer Nähe.

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Letzte Aenderung: 22.11.2011