Preisträger 2004

Preisträger Kategorie Lebenswelten – Begegnung in der Einheit

Gedenkstätte Point Alpha e.V. (Thüringen/ Hessen) vertreten durch Berthold Dücker, Vorsitzender des Trägervereins:
Der ehemalige Stützpunkt der Amerikaner liegt zwischen dem hessischen Rasdorf und dem thüringischen Geisa und konnte dank der gemeinsamen Initiative von Bürgern aus Rasdorf und Geisa unter Denkmalschutz gestellt und als Mahn-, Gedenk- und Begegnungsstätte ausgebaut werden. Nach der aufwendigen Instandsetzung bietet die Gedenkstätte nun eine Dauerausstellung sowie Wanderausstellungen zu politischen, militärischen, sozialen und kulturellen Aspekten der deutschen Einheit. Regelmäßig ist die Gedenkstätte Ort von Großveranstaltungen, insbesondere an Gedenktagen wie dem 17. Juni und dem 13. August, aber auch Theaterprojekte und Jugendbegegnungen finden dort statt. Das Projekt “Point Alpha” macht das Zusammenwachsen zweier ehemaliger Grenzgemeinden durch das gemeinschaftliche Engagement für ein gemeinsames Anliegen erlebbar.

Elke, Andreas und Manuel Erhard (Bayern):
Seit 1989 Initiator und Praktiker zahlreicher Projekte zur aktiven Mitgestaltung der Deutschen Einheit.
Seit Dezember 1989 ist Familie Erhard Initiator und Praktiker zahlreicher Projekte aus fast allen Lebensbereichen. Die Zielsetzung dabei lautet immer: das Zusammenführen der Menschen und Regionen in den Alt- und Neubundesländern, die wertneutrale Vermittlung des historischen Erbes und die Sensibilisierung der Menschen für das Gemeinschaftswerk „Deutsche Einheit“. Die aktive Mitgestaltung dieser ist für Familie Erhard längst Lebensberufung geworden. Die zahlreichen Projekte in Auswahl seit 1989 sprechen dabei für sich: Initiierung von innerdeutschen Städtepartnerschaften (noch vor Mauerfall), das deutsch-deutsche Freilandmuseum im ehem. Grenzabschnitt 44 (seit 2001), Mahnmal deutsch-deutscher Geschichte bei Behrungen (seit 1999), Erlebnisstraße der deutschen Einheit/ Straße der Mahnung und des Gedenkens (seit 2001). Träger sämtlicher Projekte ist das deutsche Kuratorium e.V.

Preisträger Kategorie Medien – Beobachtungen zur Einheit

Öffentliche Gesprächsreihe „Geschichte im Ost-West-Dialog“:
Eine Serie des Deutschlandfunks Köln (vertreten durch Ulrike Bajohr), des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (vertreten durch Dr. Rainer Eckert), der Leipziger Volkszeitung (vertreten durch Arnim Görtz) und der Ostsee-Zeitung Rostock (vertreten durch Gerd Spilker).
Seit 2001 läuft diese Dialogreihe eines Radiosenders, der sich wie kein anderer und landesweit immer wieder mit den Auswirkungen des Vereinigungsprozesses in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens beschäftigt hat. Eine der Reaktionen auf die Erfahrung, dass auch im Jahre 11 nach der Wiedervereinigung ein dringendes Bedürfnis nach Dialog und gegenseitiger „Kenntlichkeit“ in beiden Teilen Deutschlands existiert, führte zur Gründung dieser öffentlichen Veranstaltungsreihe mit den Print-Partnern vor Ort. Diese Dialoge gehen auch und vor allem den Fragen nach den Mentalitätsunterschieden nach und wie diese für ein gemeinsames Wirken produktiv gemacht werden können. Beispielhaft nutzt hier ein Radiosender mögliche Synergien mit anderen Medien, geht damit in den öffentlichen Raum und versucht so, ein breites Publikum für ein nach wie vor zentrales Thema der innerdeutschen Auseinandersetzungen zu sensibilisieren.

Renate Oschlies (Berlin):
Sie gehört zur seltenen Spezies der Journalisten aus der ehemaligen DDR, die sich bereits vor der Wende aktiv unter dem Dach der Kirche in der Bürgerbewegung engagierte uns seit Mitte der 80er Jahre die sozialen Verhältnisse und Veränderungen kritisch begleitete. Dafür fand sie zuerst in der Tageszeitung „Neue Zeit“ ein Forum. Seit 1989 ist sie eine engagierte Kommentatorin und Beobachterin des Umbruchsprozesses. Aufmerksam verfolgt sie die politischen Veränderungen und den sozialen Wandel. Sie schreibt über den Aufarbeitungs-prozeß der SED-Diktatur ebenso wie über die ersten Ausfälle von Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus. Phänomenen, die die Kirche schon vor 1998 mit großer Besorgnis registrierte. Diese Themen verfolgt Renate Oschlies auch bei ihren weiteren beruflichen Stationen, sie arbeitet für Kontraste, den Stern und die Zeit. Seit sie 1996 arbeitet sie nun im Politikressort der „Berliner Zeitung“ und ist eine engagierte Verfechterin der anhaltenden Aufmerksamkeit für die Verwerfungen und Brüche, aber auch für die Hoffnungen und Visionen, die den Vereinigungsprozeß bis heute begleiten. Sie ist eine der Journalisten, die das beispielhafte und einmalige dieses Prozesses lebendig werden läßt.

Preisträger Kategorie Jugend – Zukunft der Einheit

Projekt Blickwinkel des FIPP e.V. (Berlin), vertreten durch Sylvia Mehrtens und Sophia Lewald
Stadtführungen in Hellersdorf/ Marzahn von und für Schüler von 14-18 Jahren:
Zielsetzung von „Blickwinkel“ ist es, Begegnungen zwischen Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft zu ermöglichen. Dazu richtete sich das Projekt zunächst an Jugendliche aus Marzahn und Hellersdorf. Sie entwickelten höchst individuelle und alltagsorientierte Stadtführungen jenseits von touristischen Attraktionen in ihrem jeweiligen Bezirk. Seit April 2004 existieren zwei ausgearbeitete Führungen – die „Marzahn-Tour“ und die „Helle-Tour“. Die Touren, die von den Jugendlichen selbst durchgeführt werden, wenden sich insbesondere an Schüler aus den Westbezirken Berlins – auch um die Klischees von Hellersdorf/ Marzahn als „soziale Endstation Ost“ abzubauen.

Rosa Maria Haschke (Thüringen)
Koordination deutsch-deutscher Schulpartnerschaften:

Auf Initiative der Robert Bosch Stiftung wurde 1992 der Förderwettbewerb “Gemeinsam Handeln – Voneinander Lernen – Zusammenwachsen” ausgelobt. Er sollte die Begegnung von jungen Menschen in Ost und west fördern und in den Schulen über die gemeinsame Arbeit an einem selbst gewählten Projekt die jeweiligen Partner und ihre Lebensumstände kennen lernen. Rosa Maria Haschke, Lehrerin aus Jena, hat sich in einzigartiger Weise des Wettbewerbsthemas angenommen und ist zu “Kopf” und “Herz” des Wettbewerbs geworden. Sie hat mit Unterstützung der Stiftung beim Thüringer Kultusministerium durchgesetzt, am Schulamt Jena eine Stelle einzurichten, die sich bis heute dem Thema “Innere Einheit” widmet. Seit 1993 hat die Stiftung die bundesweite Koordination von Schulpartnerschaften in die Hände von Frau Haschke gelegt, die so jährlich 100 Partnerschaften initiieren, beraten, fördern und begleiten konnte.

Preisträger Kategorie Kultur – Interpretation der Einheit

Förderverein Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen (Berlin),
vertreten durch Dr. Jörg Kürschner:

Der Förderverein Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen hat sich zur Aufgabe gemacht, die kritische Auseinandersetzung mit der kommunistischen Diktatur in Ostdeutschland auch in künftigen Generationen zu sichern. Dies bedeutet, sich für den langfristigen Erhalt des einst größten Gefängnisses der DDR-Staatssicherheit als historisch bedeutsamen Ort einzusetzen. Einige der Gebäudeteile sind stark sanierungsbedürftig und aus diesem Grunde derzeit nicht begehbar. Schulgruppen besuchen die Veranstaltungen und die Führungen von ehemaligen Insassen durch die Gedenkstätte in großer Anzahl. Darüber hinaus finden regelmäßig Lesungen, Filmvorführungen und Diskussionen statt. Der Verein wird nicht gefördert.

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