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Muslimbruderschaft
Die 1928 vom ägyptischen Volksschullehrer Hassan al-Banna gegründete 'Muslimbruderschaft' will das "wahre Wesen" des Islam wieder zum Leben erwecken. Dies beinhaltet eine Rückkehr zu den Lehren der ersten islamischen Gemeinde zu Lebzeiten des Propheten. Das Prinzip der sozialen Gerechtigkeit stellt einen weiteren Kernpunkt der Überzeugungen der 'Muslimbruderschaft' dar. Ihre Utopie einer "wahren islamischen Gemeinde" stellt einen Gegenentwurf zum Westen dar, mit all seinen als negativ gebrandmarkten Eigenschaften und Errungenschaften wie Säkularisierung, "Verfall" sittlicher Werte und ungebremstem Kapitalstreben. Technische und naturwissenschaftliche Erkenntnisse der westlichen Welt können hingegen bedenkenlos übernommen werden, solange sie nicht gegen islamische Grundprinzipien verstoßen. Alle Bereiche des Lebens sollen nach dem Willen der Muslimbruderschaft "islamisiert" werden. So vertreten sie auch Konzepte einer islamischen Wirtschaftsordnung, die zum Beispiel das im Koran verankerte Zinsverbot respektieren würde.

Bereits in den späten 30er Jahren bildeten sich Ableger der 'Muslimbruderschaft' auch in anderen Staaten, geordnet nach dem zentralistischen Prinzip der Mutterorganisation. 1946 wurden eigene Zweige in Palästina und in Transjordanien gegründet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der kolonialen Epoche bildeten sich in der arabischen Welt überall Ableger der Organisation. Die Bildung und Ausbildung der kommenden Generationen steht im Mittelpunkt der Strategie der Bewegung. Mittels des Erziehungs- und Bildungssystems soll die vollständige Islamisierung der Gesellschaft erreicht werden. Bereits 1942 aber gründete die 'Muslimbruderschaft' auch einen geheimen militärischen Arm. Während die sie 1952 zunächst den Staatstreich der "Freien Offiziere" in Ägypten unterstützte, geriet sie jedoch schon bald in Konflikt mit der neuen Herrschaft unter Jamal Abd al-Nasser. Durch die nun einsetzende Verhaftungswelle wurden zahllose Anhänger der Organisation in die ägyptischen Gefängnisse gebracht, darunter auch Sayyid Qutb, der zum wichtigsten Vordenker des militanten Islamismus wurde.

Zu den Regierungen der islamischen Welt unterhält die 'Muslimbruderschaft' ein gespanntes oder ambivalentes Verhältnis. Zeitweise in manchen Ländern geduldetoder politisch einbezogen, wurde und wird sie anderenorts verfolgt oder drangsaliert. Trotz oft scharfer Kritik an der nationalen Führung eines Landes ging sie nicht so weit, diese oder ganze Gesellschaften für ungläubig zu erklären, wie dies später durch radikalere Abspaltungen geschah. Sie verschrieb sich eher der Reform und versuchte, durch Überzeugungsarbeit neue Anhänger zu gewinnen. Dabei spielte auch ihr karitatives Engagement eine wichtige Rolle. Durch die Übernahme von Fürsorgeaufgaben gerade in ärmeren Regionen und Stadtteilen der Großstädte konnten sie ihre Idealvorstellungen von sozialer Gerechtigkeit und islamischer Brüderlichkeit unter Beweis stellen. Dieses soziale Engagement ist heute einer der wichtigsten Pfeiler ihrer Arbeit.

Auch wenn die 'Muslimbruderschaft' und ihre radikalen Abspaltungen von einer "Rückkehr zu den Wurzeln des Islam" sprechen, wäre es ein Trugschluss zu glauben, dass es sich hier um rein rückwärtsgewandte, anti-modernistische Kräfte handelt. Im Gegenteil stellen diese Bewegungen radikale Neuinterpretationen islamischer Quellen auf, die von den traditionellen Gelehrten zum Teil ebenso wenig geteilt werden wie von vielen Muslimen.

In NRW werden der 'Muslimbruderschaft' etwa 320 Personen zugerechnet. Bundesweit gelten verschiedene Islamische Zentren sowie einige islamische Organisationen als Einflusssphäre der 'Muslimbruderschaft'.

 

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