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Vom Pré Wendt in den Parc des Sports

old timeDer Football Club de la Servette wurde am 20. März 1890 gegründet, als ein junger Brite einen ovalen Ball bekam und eine Mannschaft gründen wollte. Gespielt wurde nun Fussball-Rugby auf dem Terrain Pré Wendt.

Die Spieler mussten nachher zuerst auf das Terrain Prairie und später auf den Plainplais zügeln. Trotzdem mussten sie dort wegen der Nationalen Ausstellung zwei Jahre aussetzen. Bei der Wiederaufnahme des Klubs im Jahre 1898 wurde es als wie schwieriger, Rugby-Gegner in der Schweiz zu finden. Bevor sie im 1899 die Sektion Fussball gründeten, konnten sie noch vor 3‘000 Zuschauer gegen das grosse Lyon spielen. Der Fussball hatte sofort einen grossen Erfolg und wurde im 1900 Mitglied des SFV. In der kommenden Saison mussten sie ins Pré Cayla zügeln. Der Parc des Sports wurde im 1902 eingeweiht – mit einer Tribüne für die Damen und Mitglieder des Komitees. Dieses Stadion befand sich am Ort des späteren Stade des Charmilles. Servette konnte nun grosse Erfolge feiern mit 5 Schweizermeister Titel (davon drei unter dem Englischen Trainer Teddy Duckworth). 9 mal in Folge wurden sie auch Meister in der Romandie und jedes Wochenende pilgerten tausende Zuschauer ins Stadion.

Der Zauber der Charmilles

charmillesIm 1930 kam Teddy Duckworth nach Genf zurück und Servette wurde erneut Schweizer Meister. Bei der Eröffnung des Stade des Charmilles fand ein internationales Turnier statt mit zehn Meistern – Servette beendete dieses Turnier auf dem dritten Platz. Der Präsident Paul Addor und der Banker Gustave Hentsch haben das Projekt ins Leben gerufen. Die Tribüne A ist der ganze Stolz der Mitglieder des Klubs. Der Zauber dieser Stätte wirkte schnell, denn Servette konnte in den Jahren 1933, 1934 und 1940 die weiteren Meistertitel gewinnen. Der Klub wurde bei allen Schichten als wie populärer.




Der «Wirbelwind» verzaubert die Schweiz

Im 1946 konnte Servette den zehnten Meistertitel feiern. Es war dies die Epoche des Wirbelwinds „das Quintett Belli-Facchinetti-Tamini-Pasteur-Fatton, angetrieben durch ihren schillernden, inspirierenden, subtilen, schlauen und verschmitzten Chef Lulu Pasteur“ (JJ Tillmann). Der offensive und verzaubernde Fussball, welchen die Spieler von Jaccard seit fünf Saisons zeigten, wurde endlich durch eine Trophäe belohnt: im 1949 wurde der Cup gewonnen und im 1950 folgte zum 60. Geburtstag der Meistertitel. Servette ging es also gut. Trainiert wurde nun im Centre de Balexert und im Charmilles wurden zusätzliche Tribünen gebaut, um aus dem bestehenden Stadion eins im britischen Stil zu machen.

Drei Ungaren im Team

1961Im 1954 sind sechs junge Ungaren (u.a. Pazmandy, Makey und Nemeth) in die Schweiz geflüchtet, nachdem sie mit dem Juniorennationalteam einen Stage absolviert haben. Der Trainer Karl Rappan empfängt sie bei Servette, aber es war sein Nachfolger Jean Snella, welcher im 1961 den Meistertitel feiern konnte mit ihnen und auch Fatton, Barlie, Bosson, Meylan und Heuri. Die Bilanz war mit 46 Punkten in 26 Matchen und 77 geschossenen Toren gegen nur 29 erhaltene Tore grandios. In der kommenden Saison wollten sie auch auf der europäischen Ebene auftrumpfen. In einem verrückten Spiel und dank einem Hattrick von Fatton und einem Tor von Robbiani konnte Servette ein 1:3 in ein 4:3 umwandeln und so vor 26‘000 Zuschauern im Charmilles Dukla Prag bezwingen. Doch, diese Achtelfinals waren Endstation, denn aus politischen Gründen fehlten im Rückspiel die Ungaren und Servette unterlag 2:0 in Tschechien. Der Meistertitel konnte trotzdem gewonnen werden, vor allem aufgrund der 25 Tore von Jacky Fatton – Torschützenkönig zum dritten Mal in Folge.

Die Saison aller Superlativen

1979Nachdem zweimal in Folge der Meistertitel knapp verpasst wurde, gelang in der Saison 1978/79 das bisher in der Schweiz Unerreichbare: Servette gewann mit ihrem Trainer Pazmandy und ihrem Präsidenten Cohannier vier (!) Trophäen. Das Publikum hat sich nicht getäuscht und unterstützte sein Team in Massen. 22‘500 Zuschauer waren im Charmilles anwesend, als der FC Zürich vom Tchaikowski 1:0 (Tor durch Schnyder nach Pass von Barberis) bezwungen werden konnte. Es war dies einen der zehn Siege in dieser Finalrunde von 10 Runden! Im Cupfinal konnten die Young Boys im Berner Wankdorf vor 35‘000 Zuschauern mit 3:2 (Tore durch Weber, Hamberg und Barberis) bezwungen werden. Die zwei weiteren Trophäen konnten im Ligacup und im Alpencup gewonnen werden.

 

Einzig der halbe Ausfall auf europäischer Ebene machte diese super Saison nicht zu einer noch besseren. Nachdem ihnen der Exploit gelang, zuerst PAOK Saloniki und nachher auch Michel Platinis AS Nancy zu eliminieren, mussten sie gegen Fortuna Düsseldorf ran. Ohne verloren zu haben (0:0 im Hinspiel und 1:1 im Charmilles, Tor durch Hamberg) war der Viertelfinal Endstation. Schade, denn dieses Servette wäre fähig gewesen, bis ans Ende der Träume zu gehen.

Die Rückkehr von Barberis

1979Zwischen 1977 und 1983 wurden die Charmilles unter den Präsidenten Roger Cohannier und Carlo Lavizarri modernisiert: Scheinwerfer, elektronische Anzeigetafel und Dächer über den Tribünen hinter den Toren. Die Grenats zeigten auch auf dem Platz ihre Ambitionen. Im 1984 und nach drei grossartigen Jahren in Monaco kehrte Bertine Barberis an die alte Wirkungsstätte zurück. Unter dem Trainer Guy Mathez wurde das Ziel, der Meistertitel, aufgrund eines umstrittenen Penaltyentscheides vom Schiedsrichter Daina in der 109. Minute des entscheidenden Matches in Bern gegen die Young Boys, verfehlt. Immerhin konnte nur vier Tage vorher am gleichen Ort der Cupfinal gegen Lausanne mit 1:0 (Tor durch Geiger vor 38‘000 Zuschauer) gewonnen werden. Ein Jahr später (1985) konnte der Titel dank 19 Siegen, gegenüber nur 3 Niederlagen, wieder gewonnen werden.

Das verrückte letzte Jahrzehnt der Charmilles

championsMan musste die Übernahme – und finanzielle Rettung des Klubs – durch den beliebten Paul-Annick Weiller abwarten, um im 1994 den 16. Titel feiern zu können. Spieler wie Anderson (11 Tore in 6 Monate), Neuville (16 Tore), Sinval (7 Tore und 11 Assists), Djurovski haben neben den Genfern Aeby und Barea eine schöne Seite der Klubgeschichte mitgeschrieben. Der Titel konnte erst mit dem letzten Spiel sichergestellt werden: die Young Boys konnten im Wankdorf mit 1:4 (Toren von Neuville 3x und Sinval) bezwungen werden, während die Konkurrenten, die Grasshoppers, nur 1:1 in Aarau spielten. Das war für den Trainer Petkovic verdient, welcher für die Rückrunde ohne Anderson auskommen musste und sich für eine offensive Spielweise mit drei Stürmern entschied.

Im Dezember 1996 wurde Servette durch die französische Gruppe Canal+ übernommen, nachdem der Präsident aufgrund einer schweren Krankheit das Zepter abgeben musste – ohne allerdings vorher alle Schulden auszugleichen. Bis zum 17. Titel im Jahre 1999 ging es stetig aufwärts. Der Genfer Gérard Castella führte das Team um Eric Pédat und Sébastien Fournier in einem verrückten (Regen-)Spiel in Lausanne zu einem 2:5 (Tore durch Vurens 3x und Petrov 2x). Im 2001 wurde diese Gruppe Cupsieger. Das Team von Lucien Favre konnte im Final in Basel vor 15‘000 Zuschauer Yverdon mit 3:0 (Tore durch Frei, Lonfat und Petrov) bezwingen.

Der letzte grosse Erfolg im Stade des Charmilles konnte in der Saison 2001/02 auf europäischer Ebene gefeiert werden: zuerst konnten Slavia Prag, Real Saragossa und Hertha Berlin bezwungen werde – bevor dann in den Achtelfinals gegen Valencia Endstation war. Die kollektive Freude nach dem Tor von Oruma in der 87. Minute bei SFC-Saragossa und der klare 0:3 Sieg in Berlin bleiben die unvergessenen Momente dieser Kampagne. Das Stade des Charmilles wurde dann am 8. Dezember 2002 endgültig geschlossen mit dem Abschiedsspiel gegen die Young Boys. Nach drei Toren in der letzten Viertelstunde konnte Servette ein 4:4 erreichen und so das Publikum ein letztes Mal an diesem magischen Ort begeistern.

Wiedergeburt zwischen der Praille und Balexert
estebanDer Umzug von Servette ans andere Ufer ins neue Stadion de La Praille hätte Servette finanziell retten können. Servette - mit finanziellen Problemen sein mehreren Jahren - aber dies hat nicht gereicht. Es kamen zwar mehr Zuschauer ins Stadion trotz durchzogenen Resultaten (einem dritten Platz als bester Platz, aber mehr als 10‘000 Zuschauer im Durchschnitt), aber der Rekurs war aufgrund der zu grossen Ausgaben nicht zu vermeiden n (Februar 2005). Genf hatte nun kein Team mehr in der obersten Schweizer Liga und musste sich in der Praille und in der 1. Liga neu konstruieren. Der Klub kann weiterhin auf grosse Unterstützung zählen mit mehr als tausend Abonnenten und auch die Klubleitung ist ambitioniert und möchte so schnell wie möglich aufsteigen. Zu den Werten des Präsidenten Francisco Vinas zählten finanzielle Strenge, Arbeit, Ehrlichkeit und Transparenz. Der Klub hat sein Quartier im Centre sportif de Balexert bezogen, wo in der Vergangenheit alle Mannschaften von Servette trainiert hatten. Servette stieg bereits nach der ersten Saison in die Challenge League auf. Dies war vor allem dem grossen Talent Julian Esteban und den ehemaligen Pizzinat, Londono, Barea und Bratic zu verdanken. Der letzte Schritt ist sicherlich der grösste, aber die aufgrund der gesunden Struktur ist die Zukunft mit Optimismus zu sehen.
Tous unis dans la légende – alle vereint in der Legende

bouzianeLa In der Saison 2008/09 übernahm mit Majid Pishyar ein ambitionierter Präsident den Klub. Er möchte den Klub auf allen Ebenen professionalisieren und er möchte die Grenats so schnell wie möglich in die Super League führen. Er möchte, dass der Servette FC seine glorreiche Vergangenheit erneuert. „Tous unis dans la légende“ wurde der Slogan des Klubs.

Der Präsident Majid Pishyar und die Vereinsleitung entschieden einstimmig, im Dezember 2008 die AG „Servette Football Club 1890 AG“ zu gründen.

Ausserhalb des Sports entschied der Servette FC, sich auch sozial zu engagieren. Eine Partnerschaft mit der Association „Courir… Ensemble“ wurde im Januar 2009 unterzeichnet.

Hinter den Kulissen wird kräftig gearbeitet, aber auch die Genfer Fans bewegen sich. So wurden beim Meisterschaftsspiel zwischen dem Servette FC und Lausanne-Sport rund 10’00 Zuschauer im Stade de Genève gezählt, was der Rekord von Servette in der Challenge League ist.

Vereinsleitung, Spieler und Fans, alle wünschen sich nur eins: das Image des Servette FC wieder zu vergolden und alles zu unternehmen, um den Klub an die Spitze des Schweizer Fussballs zurück zu bringen.

Bibliographie

- « Chronique du football Genevois », Jacques Ducret, 2002, éd Slatkine
- « Des Charmilles au Stade de Genève : une aventure épique », Jacques Ducret, Jean-François Develey, 2003, éd. Slatkine
- « Servette Football Club », Jacques Ducret, 1976, éd. L'Age d’Homme
- Divers coupures de presse de « La Tribune de Genève » et « La Suisse »
- Plaquette du 100ème anniversaire du Servette FC
- Livres annuels du Football Suisse, Daniel Masnari
- site internet http://www.rsssf.com

Remerciements à Marc Ramer.