Breites Leistungsspektrum: Die Bundeswehr in Afghanistan
Berlin, 09.09.2008, Bundesregierung.
Sicherheit und Wiederaufbau sind zwei Seiten derselben Medaille. Ohne Sicherheit kann es keinen Wiederaufbau, ohne Wiederaufbau keine Sicherheit geben. Herstellung und Erhalt von Sicherheit – auch mit militärischen Mitteln – und der zivile Wiederaufbau gehen Hand in Hand.
Forscher der Freien Universität Berlin haben ermittelt: Die Menschen im Nordosten Afghanistans, dem Kerngebiet des deutschen ISAF-Engagements, erkennen dies an. Sie sind der Meinung, dass sich die Grundversorgung durch die Hilfe der internationalen Gemeinschaft deutlich gebessert hat. Und sie meinen, dass sie viel sicherer leben, seitdem ausländische Truppen sie schützen.
Überblick
Im Auftrag der Vereinten Nationen greift die Internationale Sicherheitsunterstützungstruppe (ISAF) gemeinsam mit den afghanischen Sicherheitskräften gegen militante oppositionelle Kräfte durch, die den Wiederaufbau durch afghanische und internationale Helfer mit Gewalt verhindern wollen.
Die Operation dient dem Ziel, die staatlichen Strukturen und den zivilen Wiederaufbau des Landes zu stärken und gleichzeitig zu verhindern, dass Afghanistan wieder zum Rückzugsraum für den internationalen Terrorismus wird.
Von Beginn an hat sich Deutschland maßgeblich an der internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan beteiligt und sich im Land hohes Ansehen erworben. Bis zu 4.500 deutsche Soldatinnen und Soldaten können jeweils im Rahmen von ISAF eingesetzt werden.
Deutschland hat seit Mitte 2006 die Verantwortung für die Operation in der Nordregion. In seinem Verantwortungsbereich stellt Deutschland in Kundus und Faisabad zwei der fünf regionalen Wiederaufbauteams (Provincial Reconstruction Team – PRT). Diese haben die Aufgabe, die Autorität der Zentralregierung in der Fläche zu stärken und dazu beizutragen, ein stabiles Umfeld für den zivilen Wiederaufbau zu schaffen.
Seit April 2007 sind sechs Tornado-Aufklärungsflugzeuge der Bundeswehr landesweit im Einsatz. Sie tragen dazu bei, der militärischen Führung ein besseres Bild über die Sicherheitslage zu vermitteln, und dienen damit dem Schutz der in Afghanistan eingesetzten Soldaten, Wiederaufbaukräfte und der afghanischen Bevölkerung.
Seit Juli 2008 stellt Deutschland zudem die schnellen Eingreifkräfte (Quick Reaction Force – QRF) für die Nordregion. Diese Einheiten, die dem Regionalkommandeur als Reserve dienen, haben zum Beispiel die Aufgabe, Evakuierungs-, Zugriffs- und Durchsuchungs- oder offensive Operationen gegen regierungsfeindliche Kräfte durchzuführen. Dabei handeln sie im Zusammenwirken mit den afghanischen Sicherheitskräften.
Im Detail
Deutschland hat als Führungsnation die Verantwortung für die Nordregion. Es stellt dort die einzigen Aufklärungskapazitäten, betreibt als logistische Drehscheibe den Flughafen von Masar-i Scharif und hat dort die taktische Reserve für die Nordregion stationiert.
Die Bundeswehr ist verantwortlich für den taktischen Lufttransport und die medizinische Evakuierung von verletzten oder erkrankten Soldaten aller in der Region eingesetzten 18 Nationen. Außerdem gewährleistet Deutschland die logistische Versorgung dieser Truppen.
Eine besondere Bedeutung für die Vertrauensbildung in der Bevölkerung haben Projekte zur schnellen Verbesserung ihrer Lebensbedingungen. In zivil-militärischer Zusammenarbeit hat die Bundeswehr bislang (Stand 2007) mehr als 700 Projekte im Wert von mehr als 4,3 Millionen Euro umgesetzt. Hinzu kommt medizinisches Gerät für rund 1,8 Millionen Euro.
Schließlich leitet die Bundeswehr in der Nordregion die Aufstellung von Ausbildungsteams für die afghanische Armee. Diese Operational Mentoring and Liason Teams (OMLT) unterstützen so den Aufbau der afghanischen Streitkräfte. Außerdem hilft die Bundeswehr mit Feldjägern bei der Ausbildung der afghanischen Polizei.
Über das Engagement im Norden hinaus unterstützt die Bundeswehr die ISAF landesweit mit Kräften für Lufttransport, medizinische Evakuierung und Führungsunterstützung. Überdies sind nach wie vor Bundeswehrsoldaten in Kabul und Fernmeldespezialisten im südafghanischen Kandahar stationiert.
Zwischenbilanz des ISAF-Einsatzes
- Afghanistan hat eine Verfassung.
- Ein Präsident und ein Parlament wurden gewählt.
- Der Aufbau des Gesundheits- und des Bildungswesens macht deutliche Fortschritte.
- Es gibt mehr als sechs Millionen Schulkinder, davon sind ein Drittel Mädchen. Sie hatten unter den Taliban keinen Zugang zu Bildung.
- Das afghanische Pro-Kopf-Einkommen hat sich seit 2001 verdoppelt.